Müller | Wirtschaftsmacht Indien | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 318 Seiten

Müller Wirtschaftsmacht Indien

E-Book, Deutsch, 318 Seiten

ISBN: 978-3-446-41076-3
Verlag: Carl Hanser Fachbuchverlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Nach China ist in Asien ein zweiter Riese erwacht, dessen unaufhaltsamer Aufstieg zum Global Player die Welt spürbar verändert: Indien. Was bedeutet das für uns und unsere Arbeitsplätze? Indien, die größte Demokratie der Welt, hat den Weg zu einer liberalen Marktwirtschaft gefunden und wächst dauerhaft mit sieben bis acht Prozent. Der Wirtschaftsboom schafft einen neuen Schlüsselmarkt der Zukunft und fördert einen rasanten Imagewandel.

Indien ist nicht länger das Land der Slums und der Schlangenbeschwörer. Es ist auf dem besten Weg zu einer High-Tech-Nation, die dem Westen hochwertige Arbeitsplätze streitig macht. Nachdem sich China zur "Fabrik der Welt" aufgeschwungen hat, wird Indien zum "Büro der Welt", zu ihrem "verlängerten Labor": Immer mehr Dienstleistungen, ganze Forschungsbereiche werden nach dort ausgelagert. Bei SAP ist bereits jeder vierte in der Entwicklung tätige Mitarbeiter Inder. Indiens Aufstieg vollzieht sich leiser und kooperativer als der Chinas, er ist weniger bedrohlich.

Aber in seiner Tragweite wird er dem Chinas kaum nachstehen. Indien ist dabei, ein echter Freund des Westens zu werden, sein politischer, wirtschaftlicher, möglicherweise sogar militärischer Partner. Was müssen wir wissen, um Indien als Markt, vor allem aber auch als Wettbewerber richtig einzuschätzen? Wie können Unternehmen in Deutschland die Chancen nutzen, die Indien bietet? Welchen Herausforderungen müssen sie sich stellen? Dieses Buch gibt die Antwort.

Oliver Müller arbeitet seit 2003 als Süd- und Südostasienkorrespondent des Handelsblatts und lebt in der indischen Hauptstadt Neu Delhi. Zuvor war er drei Jahre lang Korrespondent in Hongkong und berichtete für das Handelsblatt über Wirtschaft, Unternehmen und Finanzen in Ostasien.
Müller Wirtschaftsmacht Indien jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Inhalt;12
2;Software statt Schlangenbeschwörer;16
3;1. Die Geburt einer neuen Wirtschaftsmacht - Was Indien Kraft gibt;25
3.1;Warum der Boom kein Strohfeuer ist;27
3.2;Der Wettbewerb elektrisiert das Land;31
3.3;Eine neue Mittelschicht stürzt sich in den Konsum;37
3.4;Die Armut sinkt - und die sozialen Gräben wachsen;41
3.5;Die Waagschalen der Weltordnung justieren sich neu;43
3.6;China und Indien: Asiens Riesen laufen um die Wette;47
4;2. Die Wissensrevolution hebt an - Indien wird zum verlängerten Büro der Welt;53
4.1;Deutsche Firmen verlagern ihre Forschung;55
4.2;Unser Wissensmonopol bröckelt;59
4.3;Warum der weltweite Handel mit Dienstleistungen abhebt;63
4.4;Inder greifen nach den Pfründen des Westens;66
4.5;Der Abfluss von Denkarbeit beschleunigt sich;71
4.6;Wie Offshoring Indiens Wirtschaft beflügelt;78
5;Exkurs: Bildung - Indiens Erfolgsgeheimnis;83
6;3. Die Wissenswelle rollt weiter - Indiens verspätete industrielle Revolution;92
6.1;Ein Inder fordert ThyssenKrupp zum Duell;93
6.2;Moderne Industrien gebären globale Champions;98
6.3;Warum wissensintensive Fertigung " made in India" blüht;102
6.4;Ausländer küren das Land zum High- Tech- Fertigungsstandort;110
6.5;Der Exportweltmeister wird gefordert;115
7;4. Inder in Nadelstreifen erobern die Welt - Indiens Unternehmer;121
7.1;Ein Land im Gründerfieber;123
7.2;Was Inder auf den Weltmarkt treibt;127
7.3;Gestählt im Fegefeuer der Liberalisierung;131
7.4;Lakshmi Mittal und Europas Angst vor der Globalisierung;134
8;5. Schatten der Vergangenheit über der Zukunft - Ein wirtschaftsgeschichtlicher Rückblick;142
8.1;Die Geburt der Staatswirtschaft aus dem Geist der Industrialisierung;144
8.2;Das Plan- und Kontrollsystem nimmt Gestalt an;147
8.3;Nehrus Erben treiben das Land in den Ruin;150
8.4;1991 - Der Elefant wird entfesselt;155
8.5;Indiens "Herz der Finsternis" - Entwicklungsklüfte werden zur Zerrei probe;158
9;6. Was Indien zurückhält - Strukturschwächen und Ansätze zu ihrer Lösung;166
9.1;Die Dauerkrise im Ackerbau bremst das ganze Land;168
9.2;Wird Landwirtschaft zur nächsten Goldgrube?;171
9.3;Die Globalisierung erreicht die Dörfer;174
9.4;Unregulierte Kleinindustrie - Löchriges Auffangbecken für Landflüchtige;179
9.5;Massenarbeitslosigkeit - Die Zeitbombe tickt;181
9.6;Bürokratie, Infrastruktur und Arbeitsrecht - Indiens drei große Bremser;183
9.7;Hoffnung auf eine zweite industrielle Revolution;191
9.8;Der Markt führt weiter, wo der Staat versagt - Privatschulen für Arme verändern das Land;194
10;Exkurs: Die drohende Energie-, Wasser- und Umweltkrise;200
11;7. Megastädte zwischen Boom und Kollaps - Ein Streifzug durch die Metropolen;207
11.1;Aufstieg und Fall der kolonialen Stadt;209
11.2;Die Landflucht schlägt den Städten Narben;212
11.3;Bombay - Das Wirtschaftszentrum harrt seiner Wiedergeburt;215
11.4;Bangalore - Das Schaufenster der Globalisierung bekommt Kratzer;221
11.5;Kalkutta - Ein Moloch erwacht zu neuem Leben;227
12;8. Indiens demokratisches Abenteuer - Einblicke in Politik und Gesellschaft;232
12.1;Wie die Kraft einer Idee das Land verändert;233
12.2;Die Vorteile eines weichen Staats;238
12.3;Die Demokratie gerät an ihre Leistungsgrenze;240
12.4;Das politische Erwachen der Mittelschicht;245
12.5;Vorahnungen auf Europas Zukunft;247
12.6;Soft Power - Bollywood und Pop aus dem Punjab strahlen in die Welt;249
13;9. Der Aufstieg zum politischen "Global Player";251
13.1;Entsteht ein gutmütiger Hegemon?;252
13.2;Indiens neuer Umgang mit seinen Nachbarn;256
13.3;Ein weltpolitischer Test für Deutschland und Europa;260
14;10. Auslandsinvestoren auf dem Marsch nach Indien;263
14.1;Verschlafen wir einen Zukunftsmarkt?;268
14.2;Rezepte für den Erfolg auf dem indischen Markt;272
14.3;Mit Indien auf dem Weltmarkt siegen lernen;278
15;Die indische Herausforderung;283
16;Dank;298
17;Anmerkungen;299
18;Literatur und Informationsquellen;305
18.1;Bücher und Zeitschriftenartikel;305
18.2;Publikationen der indischen Regierung;307
18.3;Publikationen Internationaler Organisationen;307
18.4;Studien von Industrieverbänden und Unternehmensberatern;308
18.5;Bankstudien;309
18.6;Zeitungen und Zeitschriften;309
18.7;Online-Portale und Datenbanken;309
19;Register;310
20;Mehr eBooks bei www.ciando.com;0


4. Inder in Nadelstreifen erobern die Welt – Indiens Unternehmer (S.106)

Für Gurcharan Das hat der Boom in seinem Land einen einfachen Grund: „Nachts schläft die Regierung, dann wächst Indiens Wirtschaft", meint der frühere Asien-Chef von Procter &, Gamble. Er zählt zu den bekanntesten Wirtschaftsautoren seines Landes und ist ein scharfer Kommentator. Über Politiker bringt Das kein gutes Wort über die Lippen, aber das dämpft seinen Optimismus keinen Deut.

„Unser Land ist in den letzten 15 Jahren von einigen Clowns regiert worden", stellt er fest, „aber keiner von ihnen konnte verhindern, dass es im Schnitt mit sechs Prozent im Jahr gewachsen ist." Indiens wirtschaftlicher Aufstieg ist für ihn durch Politiker nicht aufzuhalten: „Der Marsch unseres Landes in den Wohlstand wird von einem Autopiloten gesteuert", glaubt Das. Dieser Autopilot sind seine Unternehmer.

Sie sind der Motor für jenen marktgetriebenen Wandel von unten, der Indiens Entwicklungsmodell am stärksten von dem Chinas unterscheidet. Ihr Erfolg hängt nicht von der Weisheit einer Führung ab, die niemandem Rechenschaft schuldig ist und ihre Gunst über Nacht entziehen kann. Politische Kontakte oder Vorzugskredite öffentlicher Banken sind für ihre Firmen nicht entscheidend.

Mischt sich der Staat widerrechtlich in ihre Geschäfte, klagen sie vor unabhängigen Gerichten dagegen. Genauso wie Indiens Bürger ungleich größere politische Freiheiten genießen als Chinesen, profitieren seine Unternehmer von einem viel größeren wirtschaftlichen Handlungsspielraum. Demokratie und Kapitalismus passen in Indien wie überall deshalb ideal zueinander, weil beide individuelle Initiative fördern. Ein erster Indikator für die breite, quirlige Unternehmerschicht des Landes sind die Kapitalmärkte: An Bombays Börsen sind 8000 Firmen notiert.

Davon haben rund 100 eine Marktkapitalisierung von über einer Milliarde Dollar. Nur an der größten Börse der Welt, der New York Stock Exchange, sind mehr Firmen gelistet. Zudem sind Indiens Firmen weitaus besser geführt als die in den meisten anderen Schwellenländern. In Corporate Governance-Studien erreicht das Land stets Spitzenplätze unter den „Emerging Markets".

Fondsgesellschaften aus dem Westen halten inzwischen einen großen Teil der Aktien an vielen Standardwerten. Das zwingt Führungskräften internationale Managementstandards auf, verpflichtet sie zu Effizienz und zur Einhaltung von Bilanzregeln. Der Unterschied zu China könnte nicht größer sein. An dessen Börsen sind fast ausschließlich undurchsichtige Staatsfirmen notiert, für die Gewinne nur eines unter vielen Zielen sind. Sie sind weit weniger profitabel als ihre indischen Konkurrenten. Dabei wächst ihr Land schneller.

Gurcharan Das hat Recht: Bis auf seinen Rückzug aus der Wirtschaft hat der Staat geringen Anteil an Indiens Aufschwung. Das Land blüht trotz einer Regierung, die sich in vielen Fällen als Bremser erweist. Doch das gleicht eine Heerschar pfiffiger Kapitalisten mit Ideen aus. Ihre Findigkeit und ihre Risikofreude schaffen ein Labor, in dem neue Firmen entstehen mit ungewöhnlichen Geschäftsmodellen, die international Beachtung finden. Anders als in China konnten Unternehmer in Indiens Mischwirtschaft mit gestutzten Flügeln überwintern und dann ein Comeback feiern.

In dem langen Winterschlaf haben sie Charakterzüge eingeübt, die ihnen heute zugute kommen: Flexibilität, Improvisationsgabe, Mut und Widerstandskraft. Indiens Unternehmer sind harte Zeiten gewohnt. Hungrig ernten sie daher heute die Früchte der Liberalisierung.

Früher mussten sie all ihre Energie aufwenden, um gegen ein sozialistisches Plan- und Kontrollsystem zu bestehen. Nun nutzen sie ihre Tatkraft zum Meistern der Infrastrukturprobleme und der Verwaltungsmaschinerie, mit denen sie der Staat noch immer peinigt.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.