Muttersbach | Schöninger Baptisten | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Muttersbach Schöninger Baptisten

Eine Freikirche mit Geschichter
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7534-4772-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Freikirche mit Geschichter

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

ISBN: 978-3-7534-4772-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Geschichte der Baptistengemeinde in Schöningen lässt sich bis 1850 zurückverfolgen. Damals galt allein das Staatskirchentum als erlaubt. Eine Freikirche im Herzogtum Braunschweig erschien als Ungeheuerlichkeit. Deshalb sollten diese "Wiedertäufer" bestraft werden. Sie gehörten ins Gefängnis Ihren Kindern drohten Zwangstaufen. Trotzdem etablierte sich die Baptistengemeinde. Ihre Entwicklung führte über viele interessante Stationen. Sie wurde zu einem unübersehbaren Teil der Kirchengeschichte Schöningens und des Landkreises Helmstedt bis in die Gegenwart. Dabei zeigt sich die Gemeinde als eine moderne Kirchenvariante. Sie ist geprägt vom gelebten Glauben, freiwilliger Mitgliedschaft, motivierender Mitgestaltung durch ihre Mitglieder und einer Finanzierung ohne Kirchensteuern. Der Baptismus ist nicht nur weltweit, sondern auch in Schöningen eine selbstbewusste Stimme im ökumenischen Miteinander der Kirchen. Der Autor zeichnet nicht nur die Chronologie der örtlichen Gemeinde nach. Ihm geht es um den Blick für die Zusammenhänge, in denen eine solche Geschichte überhaupt nur verständlich sein kann. So bezieht er gesellschaftspolitische, wirtschaftliche und natürlich kirchenpolitische Entwicklungen mit ein. Er geht mit wissenschaftlicher Gründlichkeit vor, nimmt dem Leser dadurch aber nicht die Lesefreude. Schließlich hat eine Gemeinde immer auch ihr menschliches und manchmal auch ihr allzu menschliches Gepräge. Sein Buch bietet eine informative und unterhaltsame Lektüre. Es ist eine Einladung, einen interessanten Aspekt Schöningens aus einem ungewohnten Blickwinkel kennenzulernen.

Der Autor (Jahrgang 1939) studierte Theologie in Hamburg und war seit 1965 Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden in Wuppertal-Elberfeld, Braunschweig und Schöningen. Durch ein zusätzliches Lehramtsstudium in Braunschweig war es ihm möglich, die Schöninger Gemeinde neben dem Schuldienst als Pastor zwanzig Jahre lang ohne Gehalt zu betreuen. Aus dieser ungewöhnlichen Kombination ergaben sich ganz neue Möglichkeiten, ein zeitgemäßes Gemeindeleben zu gestalten.

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1. Freikirchen – Baptisten – Ökumene
Es mag etwas ungewöhnlich sein, dieser örtlich angesiedelten Gemeindegeschichte allgemeine Informationen voranzustellen. Das bietet aber den Vorteil, die kleine Welt einer Ortsgemeinde in einem größeren Zusammenhang zu sehen. So lassen sich – gerade für den „Nicht-Insider“ – manche Gedankengänge und Verhaltensweisen in ihrem Bezugsrahmen wahrnehmen und verstehen. Eine örtliche Baptistengemeinde ist keine Insel im Nirgendwo. Sie ist eingebunden in ein Geschehen, das die Gesamtgesellschaft mitgeprägt hat und weiterhin prägt. Die Kirchen sind von diesen Prozessen betroffen und umgekehrt auch an ihnen beteiligt. So ist es berechtigt, in diesem Zusammenhang nach der Rolle und dem Selbstverständnis einer kirchlichen Gruppierung zu fragen, erst recht, wenn sie sich nicht nahtlos einpasst in das, was „man“ macht und denkt. So wird immer wieder die Frage gestellt, was eigentlich Baptisten seien, was eine Freikirchen ist und wie sich das alles einordnen ließe in das heutige Spektrum der Kirchen usw. Um die nachfolgende Geschichte der Baptisten in Schöningen aus einer erweiterten Perspektive sehen zu können, soll deshalb auf die eben genannten Fragen eingegangen werden. 1.1 Freikirchen
1.1.1 Die Frage nach einem erneuerten Christsein
Schon ab dem Mittelalter gab es verschiedene christliche Bewegungen, die recht unabhängig von kirchlichen Vorgaben eigene Ideen zur Verwirklichung christlichen Lebens ins Spiel brachten. Das war die Zeit vieler Ordensgründungen. Trotz aller Eigenständigkeiten ermöglichten die Orden einen Verbleib innerhalb der damaligen Kirche. Andere unkonventionelle Geister gerieten mit ihren Ansichten schnell in den Geruch, Ketzer zu sein. Es war nicht zu vermeiden, dass die Frage nach einem erneuerten Christsein stets auch die Strukturen der Kirche berührte. Das führte natürlich zu Auseinandersetzungen mit den Mächtigen in der Kirche. Die Reformation Luthers und Zwinglis im 16. Jahrhundert kann man als Entladung einer lange aufgestauten Spannung verstehen. Titel der „Schleitheimer Artikel“, dem ersten
Glaubensbekenntnis der Täufer von 1527 Gerade die Frage nach einem erneuerten Christsein und den dazu angemessenen Kirchenstrukturen führte in der Zürcher Reformation zur Entstehung der Täuferbewegung. Leider ist über sie allgemein zu wenig bekannt. Oder die Kenntnisse sind verkürzt auf die Geschehnisse um das „Täuferreich zu Münster“ mit seinem Terror und dessen ebenso schrecklicher Niederschlagung. Luther polemisierte gegen alles, was er unter „Wiedertäufer“ und „Schwärmer“ miteinander vermengte und verdammte. Die schweizerisch-süddeutsche Täuferbewegung nahm ihren Anfang im Zusammenhang mit der Reformation Zwinglis in Zürich ab 1522 und der Gründung der ersten Täufergemeinde am 21. Januar 1525. Sie wollte nichts anderes sein als eine dem Neuen Testament entsprechende Gemeindebewegung. Sie nannten sich „Gemeinde Gottes“ oder „Brüder in Christo“. In der Konsequenz strebten die Täufer eine Trennung von staatlich-kirchlichen Vorgaben an, wollten nur mündige Menschen taufen und mit ihnen Gemeinden bilden. So entstand der „linke Flügel der Reformation“.2 Nach Meinung der Initiatoren der Täuferbewegung blieben die Reformatoren Luther und Zwingli mit ihren Bemühungen auf halbem Wege stecken. [Die Täufer] suchten nach Alternativen zur reformbedürftigen Kirche Roms und, mehr noch, nach Alternativen zu den reformatorischen Kirchen, die nicht bereit waren, mit der Kritik an der alten Kirche auch die engen Bindungen zwischen Kirche und Obrigkeit, zwischen christlicher Gemeinde und bürgerlicher Kommune zu lösen.3 Der Konflikt drehte sich also weniger um das Taufverständnis als um „zwei sich gegenseitig ausschließende Auffassungen von der Kirche.“4 Das vertrat der Hauptstrom der Täufer friedlich, ja sie entsagten ausdrücklich jeglicher Gewalt. Die aus ihnen hervorgegangenen Mennoniten gelten als klassische Friedenskirche. Die schnelle Ausbreitung der Bewegung wurde als Gefährdung von Kirche und staatlicher Ordnung eingeschätzt, was zu regelrechten und z. T. unglaublich brutalen Ausrottungsbemühungen gegen sie führte.5 So wurde z. B. Felix Mantz (geb. 1498) am 5. Januar 1527 als erster Märtyrer unter evangelischer (!) Herrschaft durch jämmerliches Ertränken in der eiskalten Zürcher Limmat hingerichtet. Eine grausame Verfolgungszeit begann für die Täufer. Durch das 1529 auf dem Reichstag zu Speyer verabschiedete „Wiedertäufermandat“ waren katholische Kirche, Lutheraner und Reformierte – nun in ökumenischer Eintracht (!) – gehalten, jegliche Täufer und deren Sympathisanten ohne Gerichtsurteil hinzurichten. Täufer waren damit schlimmer dran als Mörder und Ketzer. 1.1.2 Trennung von Kirche und Staat
Mit dem Wunsch nach Trennung von Kirche und Staat wird ein Grundanliegen von Freikirchen deutlich. Den Begriff „Freikirche“ benutzten die Täufer noch nicht. Er stammt erst später aus dem angelsächsischen Raum und wurde erstmalig in Schottland benutzt.6 Das geht zurück auf eine Entwicklung von Reformbewegungen in England und Schottland am Ende des 16. Jahrhunderts. Deren Vertreter bezeichnete man zunächst als „Dissenters“ und „Nonkonformisten“. Sie sprachen dem König das Recht ab, Oberhaupt aller Christen im Lande zu sein. Zu ihnen gehörten die Puritaner, aus denen sich eine Abspaltung von der „Church of Scotland“ durchaus sinnfällig „Free Church of Scotland“ nannte. Diese Begrifflichkeit „Frei-Kirche“ übertrug sich später auf die meisten neuen Kirchengemeinschaften, weil sie ein ähnliches Grundanliegen vertraten. Dass sich Freikirchen mit ihrer Forderung nach Trennung von Kirche und Staat bei denen unbeliebt machten, die bei dieser Trennung ihren Machtverlust befürchten mussten, dürfte klar sein. Wie Mächtige auf drohenden Machtverlust reagieren, ist aus der Geschichte hinlänglich bekannt. Bemerkenswert in dem Zusammenhang ist, dass z. B. in den USA – unter dem Gesichtspunkt der Trennung von Kirche und Staat – alle Kirchen als Freikirchen anzusehen wären, also auch Lutheraner und Katholiken. Wer – wie häufig geschehen – deshalb Freikirchen mit Sekten gleichsetzt, begibt sich auf sehr dünnes Eis. 1.1.3 Freiwillige Mitgliedschaft
Da wir in Deutschland heute keine Staatskirche mehr haben, stellt sich die Situation anders dar als früher.7 Ein Unterschied zu den aus dem Staatskirchen-Denken hervorgegangenen Landeskirchen ergibt sich schon von Anfang an in der Freiwilligkeit der Mitgliedschaft in den Freikirchen.8 Damit verbindet sich auch die Tauffrage. Die meisten Freikirchen taufen keine Säuglinge. Getauft wird, wer sich zu Christus als seinem Herrn bekennt und damit bewusst als Christ leben will. Das gilt auch für die Kinder der Mitglieder.9 Freikirchen sind deshalb immer auch Missionskirchen nach dem Prinzip: erst das Evangelium verkünden und zum Glauben einladen, dann den gläubig Gewordenen taufen10 und somit Glied der Gemeinde werden lassen. Das entspricht ganz schlicht dem, was im Neuen Testament erkennbar und nachvollziehbar wird. 1.1.4 Freikirchen als Vorreiter der modernen Demokratie
Aus der Abneigung gegen Kirchenhierarchien folgert ein anderes Merkmal: Freikirchen regeln ihre Angelegenheiten selbst. So ergibt sich aus der Freiwilligkeit der Mitgliedschaft auch die Freiheit – aber ebenso die Verantwortung – zur Mitsprache, Mitarbeit und Mitfinanzierung. Eine Kirchensteuer wäre ein Widerspruch zum freikirchlichen Prinzip. So finanzieren sich Freikirchen durch die freiwilligen Spenden ihrer Mitglieder. Die Ortsgemeinden haben in der Regel einen besonders hohen Stellenwert. In ihnen ist die Gemeindeversammlung das höchste Gremium. Fachleute nennen dieses Verständnis „Kongregationalismus“. Das zeigt schon eine völlig andere Struktur als sie in ein Obrigkeitsdenken früherer Jahrhunderte passen würde. So können sich die Freikirchen als die eigentlichen Förderer von demokratischen Gemeinwesen sehen in einer Zeit, in der dies als staatsgefährdend galt. Sehr viele ihrer Mitglieder mussten deshalb in früheren Jahrhunderten nach Amerika auswandern. Dort konnten sie die Geschichte der USA entscheidend beeinflussen. Der Gründer des Staates Rhode Island, der Baptist Roger Williams (16031683), entwarf zusammen mit John Clarke (1609-1676) 1643 eine Verfassung, in der zum ersten Mal in der Geschichte die völlige Trennung von Staat und Kirche und damit auch Religionsfreiheit verankert war. Das war zu einer Zeit, als in Deutschland noch der Dreißigjährige Krieg tobte und ein Mensch mit einem derartigen Anliegen hingerichtet worden wäre. Die Verfassung von Rhode Island wurde später zur Grundlage für die Verfassung der Vereinigten Staaten. Roger Williams Williams...



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