Buch, Deutsch, 218 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm
22 Lebensgeschichten der DDR-Nachkriegsgeneration 60 JAHRE 1959-2019
Buch, Deutsch, 218 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm
ISBN: 978-3-96698-591-8
Verlag: Nova MD
50 Jahre nach dem Abitur und 10 Jahre nach der Wiedervereinigung schreiben 22 KlassenkameradInnen der Weimarer Schilleroberschule noch einmal einen Klassenaufsatz: Mein Leben. Vor und nach der »Wende«. Aufsätze nicht für den Deutschlehrer zum Benoten,
sondern um den MitschülerInnen der Klasse 12B3 Wichtiges aus ihrem Leben mitzuteilen.
Der Entschluss, diese Aufsätze im Jahre 2019, zum 60-jährigen Abiturjubiläum »öffentlich zu machen«, ist der nicht zu erdichtenden Vielfalt der Aufsätze zuzuschreiben: Das Leben der DDR-
Nachkriegsgeneration mit all ihren Träumen, Chancen, Nöten wird nachvollziehbar.
Die friedliche Revolution, die zur »Vereinigung« führte, haben »die im Osten« Gebliebenen der 12B3, die Mehrzahl, und die Ausgewanderten, Flüchtigen unterschiedlich erlebt, mitgestaltet und im Hernach bewertet. Übereinstimmend ist das Gefühl, dass die angestammten Bundesrepublikdeutschen, die Gewinner des »Kalten Kriegs« nicht verständnis- oder gar liebevoll-»brüderlich« mit ihnen umgegangen sind. Viel Seelenleid hätte verhindert werden können. Aber zum Trost, und das belegen die Aufsätze: ein gutes Leben, ein erfülltes Leben ist, mit Hilfe der Götter, der kosmischen Energie, des Glücks überall möglich gewesen, egal ob im »Osten« oder im »Westen«, egal ob »Oben« oder »Unten«. Doch immer: »Jenseits von Gut und Böse«.
Autoren/Hrsg.
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Als ich in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Schiller-Oberschule in Weimar besuchte, erzählte ich irgendwann einem Freund auf dem gemeinsamen täglichen Schulweg, man könne in einer alten weimarischen Urkunde nachlesen, dass es im ehemaligen Residenzstädtchen einstmals verboten gewesen sei, einen unverhüllten Spiegel durch die Gassen zu tragen, weil sonst die dort frei umherlaufenden Schweine den Kampf mit ihrem eigenen Bild aufnehmen könnten.
Aber das ist ein Geschichtchen aus der Jugendzeit des um Ironie bemühten Oberschülers, der diese historische Quelle weder gesucht noch gefunden hat.
Tatsache ist hingegen, dass sich das abseits jeder bedeutenden Handelsstraße liegende Weimar im Chor der kleinformatigen thüringischen Landesherrschaften anfangs weder durch herausragende Pracht noch durch besonderen Reichtum hervortat. Die Heidecksburg in Rudolstadt, Schloss Friedenstein in Gotha, das Obere Schloss in Greiz und all die anderen hielten im Kampf um den eindrucksvollsten Herrschaftssitz durchaus mit. Aber dann kam die Zeit der Klassiker, und Goethe, Schiller, Herder und Wieland in Weimar wurden vielleicht doch zu den bedeutendsten Neubürgern in Thüringen.
Des Dichters Worte hallten für den, der sie hören konnte und wollte, wie Donnerschläge durch die deutschen Lande:
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
mit Wolkendunst
und übe, dem Knaben gleich,
der Disteln köpft,
an Eichen dich und Bergeshöhn;
musst mir meine Erde
doch lassen stehn
und meine Hütte, die du nicht gebaut
und meinen Herd,
um dessen Glut
du mich beneidest.




