Probst | Biologischer Pflanzenschutz | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 374 Seiten

Probst Biologischer Pflanzenschutz


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7116-0502-3
Verlag: novum Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 374 Seiten

ISBN: 978-3-7116-0502-3
Verlag: novum Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Forderung nach weniger Pestiziden auf Ackerflächen stellt sich immer dringender, aber wie soll das gelingen? Für jede wichtige Ackerkultur werden altbekannte und neue Unkräuter, Schädlinge, Pilzkrankheiten und Virosen erläutert, nachdem Nebenwirkungen von Pestiziden diskutiert wurden. Den umfassend perfekten Pflanzenschutz gibt es nicht! Die Schwächen biologischer Verfahren werden nicht verschwiegen. Auf wichtige Nützlinge und die Feldflur bez. der Artenvielfalt wird eingegangen. Ein Ratgeber für alle, die Verantwortung für unsere Lebensgrundlage 'Boden' tragen. Dahinter steht die Vision von einer enkel-tauglichen Landwirtschaft!

Dr. Gabriele Probst kommt aus Dresden und wurde im Jahr 1948 in Gelsenkirchen geboren. Bereits als Kind entdeckte sie die Landwirtschaft für sich und konnte so die Wurzeln zu ihrem Traumberuf entdecken, den sie später auch verwirklichte. Ihr Abitur und Weiterbildungen zu den Thema Land- und Agrarwissenschaften prägen nicht nur ihre akademische Laufbahn, sondern auch ihren Ratgeber 'Biologischer Pflanzenschutz'. Die Liebe zur Landwirtschaft betrifft aber nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere, ganz besonders Bienen. Erste Texte zu diesem Thema veröffentlichte Probst bereits 1982 mit 'Praktische Gründüngung', gefolgt von Ratgebern, Texten über Bienenkultur und -weiden, Wildfrüchte und Acker- und Pflanzenbau. Die Rückkehr zur natürlichen Lebensgrundlage steht bei allen von Probsts Texten jedenfalls im Vordergrund und ist besonders in der heutigen Zivilisation wichtig.
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1 Einleitung


Geht es ohne Pflanzenschutz?

Diese Frage erscheint auf den ersten Blick derart unsinnig, dass man sie gar nicht stellen sollte. Dennoch, die einfache Antwort: „Natürlich nicht“ besagt nicht allzu viel und geht nicht darauf ein, was denn „Pflanzenschutz“ eigentlich bedeutet, wo er anfängt, wo er aufhört, und ob er überhaupt etwas Eigenes, etwas vom Anbau der Pflanzen Getrenntes darstellt. Weil wir den Begriff Pflanzenschutz häufig in Zusammenhang mit dem Anbau von Kulturpflanzen auf Äckern, in Gärten, Weinbergen und Obstanlagen benutzen und dabei fast immer einzelne Maßnahmen zum Schutz der Pflanzen meinen, hat sich das Verständnis eingebürgert, Pflanzenschutz sei eine Art Spezialwissenschaft. Man sieht das sehr leicht daran, dass beispielsweise Forschungsstätten und Universitäten, die sich mit Land- und Gartenbau befassen, stets für den Pflanzenschutz eigene Institute oder Abteilungen haben. Als beispielsweise im 19. Jahrhundert landwirtschaftliche Hochschulen, Lehr- und Versuchsanstalten gegründet wurden, gab es nie besondere Einrichtungen für den Pflanzenschutz. Ein Hochschullehrer oder Professor betreute ein weites Gebiet, z. B. von Ackerbau über Pflanzenschutz bis hin zur Züchtung. Woran lag das? Man kannte nur wenige Mittel, die wir als Pflanzenschutzmittel bezeichnen können. Die sogenannten Pflegemaßnahmen bewirkten gleichzeitig eine Art Pflanzenschutz, die ohnehin durchgeführt wurden. Kleine Verbesserungen und neue Erfahrungen liefen wie nebenbei in die Anbauverfahren hinein. Das änderte sich erst, als die stürmische Entwicklung der Chemie dafür sorgte, dass beinahe für bzw. gegen jeden Schädling, Unkräuter und Schadpilze unserer Kulturpflanzen ein oder mehrere „Spezialpflanzenschutzmittel“ zur Verfügung standen. Diese plötzliche Macht über die Ursachen vieler Missernten, die – das dürfen wir nicht verschweigen – jahrtausendelang zu den großen Problemen der Menschheit gehörten, ermöglichte einen großflächigen, modernen, technisierten Anbau der meisten Kulturpflanzen. Da diese Pflanzenschutzmittel aufgrund ihrer gezielten, durchschlagenden Wirkung nicht mehr die Nachteile der alten, unvollkommenen Verfahren zeigten, müssen wir die Begeisterung verstehen, mit der sich die Forschung, Beratung und die breite Masse der Landwirte der Einführung der chemischen Pflanzenschutzmittel widmete. Inzwischen schauen wir auf 80 Jahre Erfahrung mit Pflanzenschutzmitteln zurück. Umfangreiche Forschungen und Beobachtungen über Wirkungen und Nebenwirkungen erlauben heute eine bessere Wertung dieser chemischen Pflanzenschutzmittel als während der Euphorie ihrer Entdeckung und ersten Einführung. Gewiss, völlig objektiv können solche Wertungen nie sein – stets übt die Grundhaltung des Fragenden oder Wertenden auf das Urteil einen bedeutenden Einfluss aus. Wer z. B. der Meinung anhängt, dass zum Wohl einer florierenden Volkswirtschaft nur hochertragreiche Pflanzenbestände ohne Verunkrautung, ohne Krankheiten und Schädlinge beitragen, wird stets bei der Anlage und Auswertung von Versuchen finden, solch eine intensive Anbauweise sei die beste. Wer dagegen der Überzeugung anhängt, ohne Spitzenerträge und mit schonenden Anbauweisen sei auch zu leben, wird aufgrund seiner Beobachtungen und Auswertungen einen „naturgemäßeren“ Pflanzenschutz mit entsprechend geringeren Nebenwirkungen befürworten.

Für beide Meinungen wurde davon ausgegangen, dass es ohne Pflanzenschutz nicht geht. Bedenken wir dazu Folgendes: Wer mit offenen Augen einen weitgehend natürlichen Pflanzenbestand an einem Waldrand oder einem Bachufer betrachtet, entdeckt an den meisten Einzelpflanzen Fraßspuren von Insekten. Manche Eiche steht im Frühsommer fast kahl – die massenhaft auftretenden Raupen des Eichenwicklers, eines Kleinschmetterlings, können das Laub eines großen Baumes vernichten. Die Eiche kann sich zwar durch einen zweiten Austrieb, dem Johannistrieb, mehr oder weniger erholen, aber dieses Beispiel soll zeigen, wie in der Natur die Massenvermehrung eines Schädlings durchaus ernsten Schaden verursachen kann. Manchmal können ganze Schlehen- und Weißdorngebüsche von den weißlichen Gespinsten der Apfelbaumgespinstmotte überzogen sein. Sind die Massen der Raupen geschlüpft, bleiben kahle Zweige zurück. Wer kennt nicht die Schilderung der Heuschreckenplage im alten Ägypten, wie sie durch die Bibel und auch die Chroniken der Ägypter überliefert wurde? Denken wir nur an die Berichte von Hungersnöten und Teuerungen, die vom frühen Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert als Folge von meist örtlich begrenztem Schädlingsbefall der Felder auftraten. In alten Klosterchroniken lesen wir oft genug, dass „Würmer und Raupen und anderes Ungeziefer“ als Abgesandte des Teufels mit dem Kirchenbann belegt und verflucht wurden. Prozessionen, Wallfahrten und Opfer sollten das Unheil abwenden, Schuldige wurden gesucht und oft genug zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert als Hexen verfolgt. Uns steht es heute nicht zu, diese „Pflanzenschutzmaßnahmen“ zu belächeln, denn wir können uns nicht anmaßen, die Menschen damals wegen ihrer Verzweiflung und Unkenntnis zu verurteilen.

Es gibt Beispiele dafür, wie Ausbrüche von Pflanzenkrankheiten die Geschichte beeinflussten: Bekannt sind die Hungersnöte von 1845 bis 1849 in Irland, als beinahe die Hälfte der rund fünf Millionen Einwohner nach Amerika auswanderte, um dem Hunger zu entgehen. Wie viele Menschen starben, weiß man nicht so genau, aber die Einwohnerzahl von 1840 weist Irland heute noch nicht wieder auf. Der Pilz Phytophthora infestans, die Kraut- und Knollenfäule, verdarb das Grundnahrungsmittel der Iren, nämlich die Kartoffel, und hinterließ ein wüstes, entvölkertes Land.

Die Entwicklung des Acker- und Gartenbaus seit der Jungsteinzeit in Mitteleuropa bedeutete für die Menschen eine dauernde Auseinandersetzung mit den Feinden ihrer Pflanzenbestände. Die scharfe Naturbeobachtung, die dem Jäger und Sammler in Wäldern und Steppen lebensnotwendig war, blieb diesen frühen Bauern weiterhin eine entscheidende Hilfe, ihren Anbau zu verbessern. Denken wir nur an die Züchtung der Kulturpflanzen! Die Verwendung der schönsten und ertragreichsten Ähren aus einem Feld zum Saatgut für das nächste Jahr, das Herausfinden von Pflanzenarten, die sich für den Anbau überhaupt eigneten, sich züchterisch verbessern ließen und für die Ernährung wertvoll waren – das stellt Leistungen dar, die unseren technischen Errungenschaften nicht nachstehen. Nicht nur die gewünschten nützlichen Pflanzenbestände wurden beobachtet und gepflegt, sondern auch die Feinde dieser Pflanzen waren den Menschen bestens bekannt. Tiere, besonders Insekten, die den Kulturpflanzen nicht schadeten, unterschied man sehr wohl von solchen,die den lebensnotwendigen Pflanzen nicht schadeten.

In einem hübschen Gedicht preist ein unbekannter griechischer Dichter die Zikade:

„… Was du auf den Fluren siehst,

was die Wälder ringsum tragen,

das ist alles, alles dein.

Da du keinem Landmann schadest,

ist dir jeder wohlgesonnen;

seines Sommers holde Botin

ehrt der Sterbliche in dir …“

(„Die Zikade“, Anakreontische Verse, etwa 6. bis 5. Jahrhundert v. Chr.)

In den Nützlingen sah man gerne das Wirken göttlicher guter Mächte, während man das Auftreten von Schädlingen häufig als Strafe der Götter verstand. Ohne sich hier in Einzelheiten, die kulturgeschichtlich sicher interessant sein mögen, verlieren zu wollen, können wir aus den verschiedenen Überlieferungen schließen, dass die Probleme von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen von Beginn des Acker- und Gartenbaus an bestanden. „… Verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen …“ (Erstes Buch Mose: 3,18). Als das Erbe Adams wurden folglich mit Ergebenheit und Gottvertrauen Mühen und Missernten im jüdischen wie später im christlichen Kulturkreis ertragen. Ob sich damit erklären lässt, dass die Suche nach Ursachen für Missernten und nach verbesserten Anbaumethoden zur Zeit der Aufklärung und besonders im 19. Jahrhundert erst richtig einsetzte?

Mit dem allgemeinen Fortschritt in der naturwissenschaftlichen Forschung wurde natürlich die Landnutzung auch vorangebracht. Wie nun die Menschen vieler Kulturkreise Pflanzenkrankheiten und Schädlinge ansahen, ist in unserem Zusammenhang weniger wichtig als die Feststellung, dass mit Beginn der Kultivierung von Nutzpflanzen die Schäden an ihnen stärker und folgenschwerer auftraten als an den Wildpflanzen. Beim Sammeln von essbaren Teilen der Wildpflanzen in Wäldern und Steppen suchte man sich ohnehin nur offensichtlich gesunde Pflanzen aus und kümmerte sich nicht um kränkelnde, von Schädlingen befallene Pflanzen. Wenn nun auf einem Acker oder Beet zahlreiche Pflanzen von einer Art ausgesät wurden und unnatürlich dicht beieinanderstehen, breiten sich Schädlinge und Krankheitserreger leichter aus als in den gemischten Pflanzengesellschaften in Wald und Steppe. Dort finden sie ihre „Leibspeise“ nur vereinzelt und weit voneinander entfernt. So erscheint es uns als eine zwangsläufige Folge des Acker- und Gartenbaus, dass pflanzenschützerische Maßnahmen den Anbau von Kulturpflanzen begleiten mussten. Die Überlieferungen, die wir heute besitzen, bestätigen dies. Fortschritte im Pflanzenschutz und damit...



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