E-Book, Deutsch, Band 3, 300 Seiten
Reihe: Greene Family
Rayne My Secret Vegas Wedding
23001. Auflage 2023
ISBN: 978-3-95818-768-9
Verlag: Forever
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman | Die neue romantische Smalltown-Familienserie in Alaska
E-Book, Deutsch, Band 3, 300 Seiten
Reihe: Greene Family
ISBN: 978-3-95818-768-9
Verlag: Forever
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
PIPER RAYNE ist das Pseudonym zweier USA Today-Bestsellerautorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Protagonistinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
»Sorry, aber … wer sind Sie noch gleich?«Nikki Greene
Nikki
Ich wälze mich auf der mit Laken aus ägyptischer Baumwolle bezogenen luxuriösen Matratze. Meine Blase ist kurz vor dem Platzen, weil ich gestern Abend zu viel Alkohol getrunken habe. Jedenfalls vermute ich, dass es so war – meine Zunge klebt mir am Gaumen, als hätte ich einen überdimensionalen Wattebausch gegessen.
Aus dem Bad höre ich das Rauschen der Dusche. Nicht zu fassen, dass Molly vor mir wach ist. Normalerweise muss ich sie immer mit Gewalt aus dem Bett zerren.
Ich schiebe die Decke zurück und gehe auf Zehenspitzen durchs dunkle Zimmer. Dabei stolpere ich über ein paar am Boden liegende Klamotten und kann mich gerade noch fangen. Mal im Ernst: Was haben wir letzte Nacht getrieben?
Ich schlurfe ins Bad. Zum Glück hat Molly kein Licht gemacht, das würde mein Hirn nicht verkraften. Außerdem will ich lieber nicht wissen, wie ich gerade aussehe.
Molly ist seit Kindheitstagen meine beste Freundin, und ich habe schon häufiger in ihrem Beisein gepinkelt, deshalb ziehe ich mir kurzerhand die Boxershorts runter und lasse mich stöhnend auf die Klobrille sinken. Mein Kopf pocht mörderisch.
Molly hat den Vorschlag gemacht, für ein Mädelswochenende spontan nach Las Vegas zu fliegen, und ich fand die Idee großartig. Ich musste dringend mal raus aus unserem Kaff, vor allem, da zwei meiner Stiefbrüder vor Kurzem die Liebe gefunden haben. Na ja, Adam hat sie wohl eher wiedergefunden, wenn man es genau nimmt. Aber wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der ewige Skeptiker Cade einmal sein Herz an eine Frau verlieren würde? Ich jedenfalls nicht, auch wenn ich weiß, dass er eine softe Seite hat. Jetzt sind alle Augen auf mich gerichtet, weil ich die älteste Tochter der Familie bin und deswegen alle der Ansicht sind, ich müsse mir einen Mann und Kinder und den ganzen Kram wünschen. Aber tue ich das? Keine Ahnung. Wenn man Jeff Greene als Vater hat, ist man beziehungstechnisch vorbelastet und glaubt nicht mehr an die traute Familienidylle.
Molly und ich haben uns königlich amüsiert – bis sie mich gestern Abend gezwungen hat, zu diesem schrecklichen MMA-Kampf zu gehen. Dort musste ich zusehen, wie sich zwei Männer gegenseitig zu Brei schlagen. Ich habe mich wirklich bemüht, meiner Freundin zuliebe aufgeschlossen zu sein, aber in meinen Augen ist so was einfach nur barbarisch.
Endlich lässt der Druck auf meiner Blase nach, ein herrliches Gefühl. »Wie kommt’s, dass du schon so früh wach bist?«, frage ich Molly.
Diese antwortet nicht gleich, ich höre nur, wie in der Dusche das Wasser abgedreht wird.
»Ich habe so einen schlimmen Kater«, fahre ich fort. »Versprich mir, dass wir gleich nach unten gehen und uns ein richtig fettiges Frühstück genehmigen.«
»Was immer du möchtest«, antwortet eine tiefe Stimme – die definitiv nicht die helle, vergnügte Stimme meiner besten Freundin ist.
Ich habe keine Zeit, diese Information zu verarbeiten, ehe die Tür zur Dusche aufgeht und ein nackter Mann mit jeder Menge Muskeln und Tattoos am ganzen Körper heraustritt. Im Schein des Nachtlichts neben dem Waschtisch kommt er mir vage vertraut vor, aber ich kann ihn nicht einordnen. Hat den Molly gestern Abend abgeschleppt? Ach du Scheiße, dann sollte ich ihn wohl lieber nicht so anstarren, während er splitternackt ist.
»Hoffentlich habe ich dich nicht aufgeweckt. Ich wollte mir nur den Schweiß von gestern Nacht abwaschen. Nach einer Dusche geht’s mir immer besser.«
»Sorry, aber … wer sind Sie noch gleich?«
Er lacht leise. »Dein Ehemann, wer sonst?«
Dann angelt er sich ein Handtuch vom Ständer neben der Dusche und wickelt es sich um die Taille, während ich auf der Toilette hocke und ihn mit offenem Mund anglotze.
Dann wandert mein Blick zu meiner linken Hand, an der ein Klunker von beachtlicher Größe steckt. Er sagt also die Wahrheit. Ich bin seine Frau. Eine weitere Zahl in der peinlichen Vegas-Statistik.
Und ich habe gerade nichts Besseres zu tun, als vor den Augen meines frischangetrauten – und wildfremden – Ehemanns meine Blase zu entleeren. Er scheint mein Entsetzen im selben Moment wie ich zu registrieren, denn er lacht noch einmal und rückt das Handtuch zurecht, während ihm das Wasser von den stählernen Bauchmuskeln perlt. Erst jetzt fallen mir die Blutergüsse an seinem Brustkorb und Kiefer auf.
»Der MMA-Profi«, wispere ich.
Er zwinkert mir zu.
Er ist einer der Kämpfer von gestern Abend. Der Typ, der seinen Gegner im Käfig geschlagen und getreten hat, dass das Blut nur so spritzte. Es war das Widerlichste, was ich je mit ansehen musste, und ich habe jede einzelne Sekunde davon gehasst. Aber Molly steht eben auf MMA, und ich wollte sie nicht enttäuschen.
Da wusste ich noch nicht, dass sie ganz kurzfristig Plätze in der ersten Reihe für uns ergattert hatte.
Während sie die ganze Zeit johlte und schrie, saß ich da und konnte nicht fassen, dass Leute es unterhaltsam finden, dabei zuzusehen, wie jemand krankenhausreif geprügelt wird.
»Ich habe dich gestern kotzen sehen, dagegen ist das hier gar nichts.« Er deutet auf die Kloschüssel.
Meine Wangen fangen an zu brennen. Bestimmt bin ich krebsrot im Gesicht. Ich habe mich vor ihm übergeben, und jetzt pinkle ich in seiner Gegenwart. Mein Gott, was habe ich sonst noch angestellt?
Er fährt ganz selbstverständlich mit der Unterhaltung fort.
»Also. Mein Manager hat eben angerufen.«
»Manager?« Ich weiß nicht, ob ich aufstehen und mir die Hose hochziehen oder lieber sitzen bleiben soll.
»Wie sich rausstellt, waren wir gestern mit unserer Trauung nicht gerade diskret.« Er schaltet das Badezimmerlicht ein.
Ich kneife die Augen zusammen, weil es sich anfühlt, als würde mir jemand ein Messer in die Augäpfel rammen. Hastig wische ich mich ab, spüle und ziehe dann meine …
Nein, ich ziehe Boxershorts hoch. Und das T-Shirt, das ich anhabe, ist auch von ihm. Na, super.
Das bedeutet, wir sind in seinem Hotelzimmer. Wie zum Teufel soll ich zurück in mein Zimmer gelangen und dieser Situation entkommen, ehe alles noch schlimmer wird?
Er lehnt sich mit der Hüfte gegen das Waschbecken, nimmt seine Zahnbürste in die Hand und drückt Zahnpasta darauf. »Ich habe den Concierge gebeten, ein paar Toilettenartikel für dich raufzubringen. Gestern Abend hast du nämlich meine Zahnbürste benutzt.«
»Ich habe deine Zahnbürste benutzt?« Das leichte Wimmern in meiner Stimme überrascht mich nicht. Jemand sollte mich in einen Schrank sperren und erst wieder rauslassen, wenn ich verspreche, mich so zu benehmen, wie meine Mutter es mir beigebracht hat.
»Alles gut, es muss dir nicht peinlich sein. So was macht mir nichts aus.«
»Das ist ja schön. Ich bin froh, dass du kein Problem mit meiner Verlegenheit hast. Aber ich habe ein Problem damit. Und nur, damit du Bescheid weißt …«
»Ja.« Er lacht. »Ich war auch ein bisschen verwirrt, als ich heute Morgen aufgewacht bin und mir alles wieder eingefallen ist, aber was soll’s?« Er zuckt mit den Achseln.
Wovon redet er? Er kann doch nicht ernsthaft erwägen, dass wir verheiratet bleiben? Unter Garantie war die Nikki Greene, die er gestern geehelicht hat, eine ganz andere als die, neben der er heute Morgen aufgewacht ist.
»Wir sollten das alles in Ruhe besprechen. Vielleicht wenn du dir was angezogen hast.« Ich wasche mir hastig die Hände. Im Bad ist es warm wie in einer Sauna, und ich kann nicht richtig atmen, solange er nichts als ein Handtuch am Leib hat.
»Alles gut, wir können uns auch so unterhalten.«
Klar, wenn mein Körperfettanteil bei null Prozent läge, hätte ich auch kein Problem damit.
»Ich finde, wir warten besser, weil ich … ja … ich brauche erst mal frische Luft.« Mit diesen Worten verlasse ich das Bad.
Er folgt mir. Er hat irgendeine Fernbedienung in der Hand, mit der er die Vorhänge vor den Fenstern öffnet. Draußen sieht man den Vegas Strip bei Tageslicht. Ich blinzle gegen den stechenden Schmerz an, bis ich mich langsam an den Sonnenschein gewöhnt habe. Dann wage ich einen Blick aus dem Fenster.
Die spektakuläre Aussicht ist ein weiterer Beweis dafür, dass dies nicht das Zimmer ist, das Molly und ich gebucht haben. Außerdem haben wir bloß ein Standard-Doppelzimmer, und das hier ist eine Suite mit Wohnzimmer, Sofas, Flachbildfernsehern und einer richtigen Bar. Apropos: Wo ist Molly überhaupt, und wie konnte sie mich in meinem offenbar geistesgestörten Zustand gestern allein lassen?
»Ich habe das Gefühl, dass du kurz davor bist durchzudrehen«, sagt er.
Ich entdecke ein Hochzeitsfoto von uns beiden. Zwischen uns steht ein Elvis-Imitator. Mom und Dad werden so stolz sein. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was mein Vater dazu sagen würde. Obwohl, eigentlich ist mir das egal. Ich kann das Arschloch sowieso nicht leiden.
Auf dem Foto trage ich ein weißes Kleid, das mir zu klein ist, und er trägt eine blaue Smoking-Jacke. Wir lächeln und sind...




