Roslund / Hellström | Drei Stunden | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 544 Seiten

Reihe: Piet Hoffmann

Roslund / Hellström Drei Stunden

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 3, 544 Seiten

Reihe: Piet Hoffmann

ISBN: 978-3-641-23170-5
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Piet-Hoffmann-Trilogie: Schwedischer Bestsellerstoff mit Explosionsgefahr!
In einem Stockholmer Krankenhaus wurde eine Leiche in die Obduktion eingeschleust - niemand weiß, wer der Tote ist. Als plötzlich weitere Leichen am selben Ort gefunden werden, ahnt Kommissar Ewert Grens: Jemand versucht elegant seine Spuren zu verwischen. Die Fährte führt zu einem Massengrab, wo außerdem ein Handy auftaucht, auf dem Fingerabdrücke gesichert werden: die des Doppelagenten Piet Hoffmann. Ewert Grens muss erneut gegen seinen Freund ermitteln - doch wo steckt dieser? Alle Bände der Reihe:
Drei Sekunden
Drei Minuten
Drei Stunden

Anders Roslund, der für seinen investigativen Journalismus mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde, ist einer der erfolgreichsten und anerkanntesten skandinavischen Krimiautoren unserer Zeit. Roslund ist Teil des Autorenduos Roslund & Hellström, das viele wichtige Preise erhielt, u.a. den CWA International Dagger, den Skandinavischen Krimipreis und den Preis der schwedischen Krimiautoren. Die Romane von Roslund & Hellström werden gerade sowohl in Europa als auch in Hollywood verfilmt. 'Made in Sweden' ist Anders Roslunds siebter Roman und der erste, den er gemeinsam mit Stefan Thunberg verfasst hat.
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ZWEITER TEIL DIE STRASSE WAR eigentlich keine Straße. Aber das ausgetrocknete Flussbett verwandelte sich während der Hungersaison in eine Fahrbahn für Autokonvois, die die Sahara durchquerten. Eine unebene, kurvige Transportstrecke östlich von Filingué, auf den letzten Kilometern zu dem Flüchtlingslager und den Tausenden von provisorischen Zelten, die zum Schutz gegen die unerbittliche Sonne errichtet worden waren, die Stunde für Stunde die nackte Haut mit ihrer Hitze peitschte. Ein Fluss, der früher Wasser geführt hatte und Begleiter und Wegweiser für eine ganz andere Art von Karawane gewesen war, für jene Menschen, die auf ihren Kamelen von Westafrika bis zum Mittelmeer gewandert sind. Piet Hoffmann richtete den Blick suchend durch die Windschutzscheibe und sah Sand und noch mehr Sand, während er versuchte, nicht in der flimmernden Schicht zu ertrinken, die scheinbar unablässig über der Erde schwebte, als hätte die Hitze ein eigenes Leben. Er hatte Sehnsucht. Nach Zuhause. Nach Zofia und Hugo und Rasmus und dem Haus im südlichen Stockholm. Morgen Abend würden sie sich wiedersehen. Dann würde er das rostige Gartentor öffnen und ihre Stimmen schon auf den letzten Schritten bis zur Haustür hören, er würde sie an sich drücken und sie umarmen, bis sie ihn anflehten, damit aufzuhören. Die Sehnsucht war immer stärker, wenn er nicht mehr so lange warten musste, wenn er sich erlaubte, dem Gefühl nachzugeben. Aber in fünf Minuten würden sie schon einmal miteinander telefonieren, wenigstens. Der wichtigste Augenblick des Tages und fast so gut wie ein gemeinsames lautes, plapperndes, krümeliges Frühstück in der Küche der Familie Hoffmann. Die Sonne hatte den halben Weg an dem knallblauen und wolkenfreien Himmel geschafft. Sie waren jetzt knapp einen Tag unterwegs, nachdem sie gestern Vormittag Burkina Faso verlassen hatten, wo die Ware immer auf die Lastwagen geladen wurde. Irgendwann am Nachmittag hatten sie die Grenze nach Niger passiert, und im Laufe des Abends und der Nacht hatten sie sich in Richtung Nordosten vorgearbeitet, mit dem Ziel Wüste und Hunger. Dreiunddreißig Grad. Fast windstill. Eine schwache Brise aus westlicher Richtung, das war alles. Nur die Reifen der Lastwagen wirbelten den Sand auf. Immer die Umgebung checken – egal, wie groß der Raum oder die Fläche war. Immer bereit sein. Piet Hoffmann schielte zum Beifahrersitz und dem Mann, der dort saß. Den er noch nicht richtig kennengelernt hatte. Ein Neuer. Frank irgendwas. Aus Dänemark. Groß, muskulös, jung. So anders als der deutlich ältere Mann, der vorher dort gesessen hatte – Rick aus Nottingham, der jahrelang hart gearbeitet hatte, um nächstes Jahr nach Hause zurückzukehren und in Rente zu gehen. Er hatte, wie jeder hier in dieser modernen Form der Fremdenlegion, im Auftrag einer südafrikanischen Sicherheitsfirma für tausend Dollar am Tag die Transporte geschützt, die die UN-Soldaten weder schützen durften noch konnten – er hatte schlicht und ergreifend dafür gesorgt, dass die Lebensmittel ihr Ziel erreichten. Rick war schon in der vergangenen Woche nach Hause geflogen. Aber nicht, um in Rente zu gehen. Sondern weil seine Frau krank geworden war. Rick hatte jahrelang jeden Tag sein Leben riskiert – und dann bekam die Frau, die er liebte, Krebs. Viertel vor acht. Auf die Sekunde. Hoffmann zog das Satellitentelefon aus der Westentasche und gab eine der wenigen vorprogrammierten Nummern ein, dann wartete er, während das Gerät eine Verbindung herstellte. Er saß im Führungsfahrzeug, ganz vorn in einem Minikonvoi aus fünf Wagen. Das war die Position, die bei einem Angriff immer als Erstes attackiert wurde. Mit Rick an seiner Seite hatte er sich jeden Morgen während des Telefonats entspannen können, sich auf die Stimmen am anderen Ende der Leitung konzentrieren können, die ihm so viel bedeuteten. Rick hatte immer abends telefoniert, seine Frau und er hatten ihr eigenes Ritual, dann passte Hoffmann ein paar Minuten lang besonders auf und arbeitete für zwei. Er hatte sich blind auf Rick verlassen – ein unheimlich versierter Späher, der nicht auf dem Beifahrersitz saß, um die Umgebung zu beobachten, sondern um Abweichungen in der Umgebung zu entdecken. Mienen und Bomben, die in der Straße vergraben waren, oder die kleine Wolke aus Kies und Staub, die von Banditen erzeugt wurde und nicht etwa von Wind, oder der Fels am Horizont, der eine geeignete Stelle für einen Hinterhalt war. Abweichungen, die für einen Mitarbeiter wie Rick, der mit der Route und der Umgebung vertraut war, leicht zu erkennen waren, was auf den jungen Dänen namens Frank irgendwie aber nicht zutraf – da mochte er bei der härtesten Einheit in Afghanistan gewesen sein und morgens nach Alkohol riechen wie alle anderen, die hier waren, um die Tristesse, Sinnlosigkeit und Leere totzuschlagen, und deshalb bereit waren, alles zu riskieren. »Papa!« Rasmus. Sein Jüngster. Er war rangegangen, das tat er immer, er griff nach Zofias Handy und stellte es auf den Küchentisch zwischen das Joghurtglas und den Toast, Piet konnte es fast riechen, obwohl sie auf zwei verschiedenen Kontinenten waren. »Guten Morgen, mein Kleiner. Was isst du heute?« »Toast. Mit winzigwenig geschmolzener Butter drauf.« Hoffmann sah den Toast vor sich, wie er in Butter ertrank. »Winzigwenig Butter, Rasmus?« »Doch ganz schön viel.« Ein Löffel, der gegen einen Teller stieß, zumindest klang es so. Zofia, die – so vermutete er – Rasmus gegenübersaß, sie begann den Tag immer mit einem Teller Haferbrei. »Und was isst du, Papa?« »Ich … hab noch nicht so viel gefrühstückt. Wir sind schon seit einer Weile unterwegs, aber ich habe vorhin eine Tasse Kaffee getrunken.« Rasmus’ Antwort ließ auf sich warten. Er kaute an einem großen Bissen, das war deutlich zu hören. Piet Hoffmann nutzte die Zeit, um das Seitenfenster herunterzukurbeln und die heiße Luft aus dem Wagen zu locken, hinaus in die genauso heiße Luft, die draußen lauerte. Seine Standardausrüstung – die schusssichere Weste, die Pistole in dem einen Schulterholster und das Messer in dem anderen – war seit der Zeit im Dschungel von Südamerika wie eine zweite Hautschicht mit seinem Oberkörper verwachsen, er lebte damit und vergaß sie oft, aber an solchen Tagen, wenn ihm der Schweiß über die Brust lief, bemerkte er sie. Ein schneller Blick in den Rückspiegel, drei UN-Lastwagen hinter ihm, schwer beladen mit Reis und Hirse in je Fünfzig-Kilo-Säcken und Maisöl in Zwei-Liter-Flaschen, dahinter das Begleitfahrzeug am Ende des Konvois. Alles schien ruhig. Es war ein kleinerer Transport als sonst, der denen was zu essen brachte, die gar nichts hatten – in der Regel arbeiteten sie in Gruppen von sechzehn oder acht Männern, heute waren sie aber nur zu viert. Er saß mit dem Dänen Frank im Führungsfahrzeug ganz vorn, und im Begleitfahrzeug ganz hinten saßen zwei Südafrikaner, beide mit langjähriger Erfahrung in der Sicherheitsbranche, schießfreudig und furchtlos. »Rasmus, bist du noch dran?« »Ich kaue, Papa.« »Dann unterhalte ich mich solange mit deinem großen Bruder. Okay?« »Okay.« »Bist du da, Hugo?« Hugo. Ihr älterer Sohn, der im Moment so schnell wuchs. Hoffmann war in Gedanken schon bei ihnen, zu Hause in der Küche, wenn er wie nach jeder Reise vor Hugo in die Hocke ging und fragte, ob etwas passiert sei, und Hugo ihm immer antwortete, wie Kinder das tun, dass nichts passiert sei. Daraufhin packte er seinen Sohn bei den schmalen Schultern und sagte Es ist wirklich nichts passiert, doch, es ist etwas passiert, du bist schon wieder gewachsen. Und dann ging er mit ihm zum Türrahmen und zeichnete einen neuen Strich über die anderen und sagte Siehst du, Hugo, zwei Zentimeter sind passiert. »Hugo? Sitzt du auch am Tisch? Du antwortest ja gar nicht.« Denn leider war es so. Es passierte so viel in drei Monaten, in denen man getrennt war, und manchmal überkam ihn, wenn auch nur ganz kurz, das Gefühl von Fremdheit. Dann sah er in Hugos Gesicht und erkannte es nicht richtig wieder. Als wäre sein Sohn ein anderer geworden. Was ja auch der Fall war. Das machte ihn verlegen. Er erkannte seine Kinder nicht wieder – oder vielleicht war es auch umgekehrt, und seine Kinder erkannten ihn nicht wieder. »Hugo?« »Ich bin da.« Ein Glas wurde auf den Tisch gestellt. Der Kühlschrank wurde geöffnet. Und aus dem Wasserhahn an der Spüle floss kaltes oder heißes Wasser. »Hallo Hugo – wie geht es meinem Großen?« »Gut.« Kurz angebunden. Hugo verhielt sich seit einiger Zeit so, Zofia hatte ihm davon erzählt, deswegen machte sie sich Sorgen. »Was ist gut? Erzähl es mir, Hugo.« »Die Schule.« »Okay. Und was genau läuft gut in der Schule?« Zögern. Piet konnte es nicht hören, aber er spürte es. Wie Hugo dasaß und die Worte abwog, die er nicht aussprechen wollte. Da räusperte Zofia sich und flüsterte absichtlich laut. »Willst du nicht erzählen, dass du bei der Englisch-Klassenarbeit null Fehler gehabt hast?« Mehr Zögern. Und dann sprach er wenigstens das aus. »Englisch.« »Englisch, Hugo? Aha? Was ist damit?« »Das läuft gut.« Die Straße, beziehungsweise das Flussbett, war an dieser Stelle sehr uneben, besonders steinig, und Hoffmann nahm den Fuß vom Gas. Schräg vor ihnen auf der linken...


Hellström, Börge
Börge Hellström (1957-2017), ein ehemaliger Strafgefangener, war freier Autor und Berater in mehreren schwedischen Fernsehsendungen zum Thema Drogenabhängige und Jugendliche im Strafvollzug. Zusammen mit Anders Roslund verfasste er die preisgekrönten Thriller über Ewert Grens.

Roslund, Anders
Anders Roslund, der für seinen investigativen Journalismus mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde, ist einer der erfolgreichsten und anerkanntesten skandinavischen Krimiautoren unserer Zeit. Roslund ist Teil des Autorenduos Roslund & Hellström, das viele wichtige Preise erhielt, u.a. den CWA International Dagger, den Skandinavischen Krimipreis und den Preis der schwedischen Krimiautoren. Die Romane von Roslund & Hellström werden gerade sowohl in Europa als auch in Hollywood verfilmt. "Made in Sweden" ist Anders Roslunds siebter Roman und der erste, den er gemeinsam mit Stefan Thunberg verfasst hat.


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