Samt | Sehnsuchtsschimmern | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Samt Sehnsuchtsschimmern


13001. Auflage 2013
ISBN: 978-3-522-62091-8
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-522-62091-8
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wenn Schwäne lieben, binden sie sich für ihr ganzes Leben. Das ist Avas Ideal, sie will keine Flirts, keine Affären, sie wartet auf den Richtigen. Den Einen. Die große Liebe. Und dann trifft sie ihn, völlig unerwartet, auf der einsamen Schwaneninsel mitten im See, an dem sie mit ihrer Freundin Saskia die Semesterferien verbringt. David. Saskias Bruder. Und leider in festen Händen. Nie, nie, niemals wird sich Ava in eine glückliche Beziehung drängen! Doch Gefühle lassen sich nicht einfach ausschalten, und auch David scheint wie magisch von ihr angezogen zu sein ...

Johanna Samt erblickte das Licht der Welt vor 30 Jahren. Es wird erzählt, dass sie damals schon einen Stift in der kleinen Faust hielt, den sie niemals losgelassen hat. Schreiben war schon immer ihre große Leidenschaft. Um auch genügend Stoff für Geschichten zu finden, reiste sie um die ganze Welt, um schließlich in einem kleinen Bauernhaus in Schleswig-Holstein zu landen. Hier lebt sie mit Hühnern, zwei Eseln, Katzen, Hund und Mann. Ihr Schreibtisch steht direkt am Fenster. Vor dem Fenster ein See. Darauf Schwäne ...
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2 Im Rixx war bereits die Hölle los, als Ava eintraf. Die Kneipe war im Moment ziemlich angesagt. Die dunkle Höhle, in die man durch schwere, rote Samtvorhänge eintauchte, zog die Leute magisch an und es störte sie auch nicht, wenn sie keinen Platz an einem der massiven, schwarz lasierten Holztische fanden. Tranken sie eben im Stehen und lauschten der meist etwas finsteren mystischen Musik.

»Endlich, die Chefin!«, wurde Ava von Steff begrüßt. Ihm standen die Schweißperlen auf der Stirn und er war froh über den Schichtwechsel.

»Lass das!«, grinste Ava ihn an und warf ihm dabei einen gespielt mahnenden Blick durch ihre Brille mit dem dunklen Rahmen zu. »Wenn ich die Chefin wäre, würde ich mir jetzt nicht gleich die Hacken ablaufen, sondern hinten sitzen und Geld zählen. Ist die Neue schon da?«

Steff zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. »Schaffst du das, ich hab nämlich gleich noch einen Termin!«

Ava ließ ihren Blick durch die volle Kneipe schweifen und seufzte. »Wird schon gehen!« Sie nickte Tom hinter der Theke zu, tippte ihren Kassencode ein und stürzte sich in die Menge, um neue Bestellungen aufzunehmen. Vom hintersten Ecktisch aus winkte Conelly, ein amerikanischer Student und mit seiner Clique Stammgast im Rixx. Eigentlich hieß er Justin, aber alle riefen ihn nur bei seinem klingenden Nachnamen. Ava kämpfte sich zu ihm durch.

»Hey, Ava, ich warte schon die ganze Zeit auf dich!«, begrüßte er sie strahlend mit amerikanischem Akzent.

»Conelly, was wollt ihr trinken?«

Ava wusste, dass Conelly ein Auge auf sie geworfen hatte, und traf ihn gelegentlich in der Uni, wo er wie sie Germanistik und Anglistik studierte. Wie oft schon hatte er sie zum Kaffee in die Mensa einladen wollen, aber Ava lehnte standhaft ab, wollte ihm keine Hoffnungen machen. Wie ein Magier sah er nun wirklich nicht aus, obwohl seine wasserblauen Augen sehr eindringlich aus dem hellen Gesicht schauen konnten. So auch jetzt, als er die Bestellung für sich und seine Freunde aufgab.

»Setzt du dich ein bisschen zu uns?«

Ava zog die Augenbrauen hoch und grinste leicht. »Wenn du dafür den Leuten ihr Bier bringst!«

Conelly seufzte theatralisch und ließ sie ziehen.

Endlich zurück an der Theke, rief Ava Tom die Wünsche der Gäste zu und schaute genervt auf die Uhr. Das fing ja gut an mit der Neuen. Schon zwanzig Minuten zu spät! Und wenn sie einfach gar nicht kam? Na, das konnte ja ein Abend werden!

Gerade als sie mit dem vollen Tablett durch die Menge balancierte, betrat ein sehr blondes Mädchen das Rixx. Ihre Augen strahlten, ihr riesiger Mund grinste von einem Ohr zum anderen und sie steuerte ihren durchtrainierten Körper direkt auf Ava zu. »Hi, ich bin Saskia.«

Ava stellte vier Bier auf einem Stehtisch ab. »Ava. Du kommst zu spät!«

Saskia riss erschrocken die Augen auf und warf ihre blonde, stangengerade Mähne nach hinten. »Echt, oh, tut mir leid. Dann werde ich wohl gleich mal loslegen. Ist ja ganz schön was los hier!«

Ava zeigte mit dem Kopf Richtung Theke und Tom. »Warte da auf mich, dann erklär ich dir alles!«

Saskia strahlte. Unwiderstehlich. »Supi!«

Ava wandte sich Richtung Conellys Tisch und bemerkte missmutig, dass er sie anschaute. Immer wenn sie zufällig zu ihm sah, sah er auch zu ihr. Ava fühlte sich beobachtet, drehte sich kurz entschlossen wieder um und überreichte Saskia das volle Tablett. »Bringst du das bitte zu dem Tisch da hinten?«

»Klar!«

Saskia schwebte los, als wäre das Tablett ohne Gewicht, und die Leute machten ihr ganz von selbst Platz. Diese Frau war eine Erscheinung, Ausstrahlung pur, gute Laune in Person und Ava wusste jetzt schon, dass sie immer zu spät kommen und sie ihr nie böse sein würde. Sie wartete an der Theke auf sie, gab ihr ihren Kassencode und wies ihr den Bereich zu, den sie übernehmen sollte. Den Conellybereich. Saskia war nicht nur gut gelaunt, sondern auch schnell von Begriff und die Ruhe selbst. Nur einmal fiel ihr ein Glas vom Tablett und ergoss sich über einen Gast. Aber weil sie sich strahlend entschuldigte, strahlte der nasse Typ zurück und meinte, dass er schon immer mal in Bier baden wollte.

Später am Abend wurde es ruhiger. Nur Conelly und seine Jungs waren noch da und ein weiterer Tisch füllte sich mit Freunden von Saskia, die ihren Einstand als Kellnerin mit ihr feiern wollten. Laute, schöne Menschen, die Saskia immer wieder zuprosteten.

»Hey Ava, trink einen mit!«

Es war eine von Avas Regeln, während der Arbeit keinen Alkohol zu trinken. Und heute galt sie ganz besonders. Sie hatte am nächsten Morgen einen wichtigen Termin bei ihrem Professor. Sie wollte ihn von ihrem Thema für die Semesterarbeit überzeugen und dafür brauchte sie dringend einen klaren Kopf. Aber Saskia strahlte, legte ihr einen Arm um und zog sie an sich. »Komm, sei nicht so. Wenn du nicht mittrinkst, bringt es Unglück. Es ist doch eh fast nichts mehr los!« Sie nahm Ava einfach mit zu dem Tisch, an dem ihre Freunde saßen, und stellte sie vor. »Das ist die schöne Ava!«

Die Freunde prosteten ihr zu und Ava konnte sich nicht erinnern, wann Saskia ihr das Bierglas in die Hand gegeben hatte. Jedenfalls brach sie die Regel und stieß mit allen an.

»Nach Feierabend ziehen wir noch ein bisschen um die Häuser«, plauderte Saskia, als sie die letzte Runde für den Conellytisch an der Theke holte und Ava die Kasse machte.

»Ich …« Ava wollte widersprechen, aber Saskia ließ sie nicht aussprechen.

»Du kommst mit!«

In den dunklen Straßen war nicht mehr viel los. Halb zwei. Die feierlustigen Menschen, die noch wach waren, hatten sich in die einschlägigen Klubs oder Bars verzogen. Die Luft war lau, der Sommer kündigte sich mit Macht an und Ava genoss die leichte Brise nach dem hitzigen Abend. Saskia hängte sich bei ihr ein und wollte alles wissen. Sie mochte dieses stille Mädchen und hatte sich anscheinend vorgenommen, sie aus der Reserve zu locken. Und Ava konnte ihr kaum widerstehen. Schon immer hatten sie diese schönen, lebenslustigen, lauten Menschen fasziniert, die kein Blatt vor den Mund nahmen und denen es nicht im Geringsten peinlich zu sein schien, wenn sie alle Blicke auf sich zogen. Zu gerne hätte Ava mal einen Tag in ihrer Haut verbracht.

»Was machst du denn sonst so außer Kellnern?«

Ava erzählte von ihrem Studium.

»Germanistik? Ist das nicht total trocken?«

»Trocken? Im Gegenteil!« Es kam Ava ganz fremd vor, dass jemand so etwas auch nur vermuten konnte. »Ich liebe Bücher und ich liebe es, die deutsche Sprache zu zerpflücken, genau zu analysieren, wie Worte gesetzt sind, wo sie herkommen und was mit ihnen gemeint ist. Jedes Wort hat einen Stamm und unendlich viele Bedeutungen, je nachdem, in welchem Zusammenhang man es verwendet.«

Saskia legte den Kopf schief. »Hört sich ganz gut an. Schreibst du auch selber?«

Ava nickte. Sie sprach nicht gerne darüber, weil die Leute dann immer eine Kostprobe haben wollten, und das ging für Ava gar nicht. Ihre Texte waren ihre Schätze und sollten ein Geheimnis bleiben. Aber Saskia ging nicht näher darauf ein, sondern wechselte das Thema. »Hast du eine eigene Bude?«

»Nein. Ich wohne bei meiner Tante ein bisschen außerhalb. Sie hat ein kleines Häuschen mit Garten, sehr gemütlich. Außerdem könnte ich mir die Miete gar nicht leisten! Und du?«

Saskia zuckte mit den Schultern. »Meine Eltern zahlen mir eine kleine Wohnung. Die haben so viel Geld, dass sie das gar nicht merken. Und deine? Wo sind die?«

»Meine Mutter leitet einen kleinen Buchladen in Lübeck.« Ava grinste. »Aber da wollte ich auf keinen Fall hin. Deswegen Tante Katja!«

Saskia schaute sie mit ihren strahlenden Augen an. »Und dein Vater? Ach, lass mich raten. Hat sich verpisst!«

»Jepp. Als ich ganz klein war. Ich kann mich nicht an ihn erinnern und deswegen fehlt er mir auch nicht!«

Saskia seufzte theatralisch. »So sind sie, die Typen. Nehmen sich eben immer nur das Angenehme!«

Ava zog die Augenbrauen hoch. »Was soll denn das heißen? Ich bin angenehm!«

Saskia lachte laut. »Wo du recht hast, hast du recht. Hast du einen Freund?«

Ava schüttelte den Kopf. »Du?«

Saskia schaute verträumt in die Ferne. »Mal hier, mal da. Irgendeiner ist immer am Start. Ich hab’s nicht so mit dauerhaften Beziehungen. Im Gegensatz zu Sophia!« Sie drehte sich zu einem der anderen Mädchen um. Eine große Schönheit, sehr klassisch und streng gekleidet, die Haare zu einem Zopf geordnet. Unauffällig auffällig. »Stimmt’s, Sophia?«

»Was?« Sophia holte zu ihnen auf.

»Na, du bist doch in festen Händen und das wird sich auch nie mehr ändern!«

»Stimmt. Aber ab und zu ist es auch mal ganz nett, ohne Dave die Sause zu machen!« Sie zwinkerte Ava zu.

»Stell dir vor, dieses schöne Mädchen ist Single. Ganz alleine. Da müssen wir dringend was dran ändern«, schwatzte Saskia weiter.

Sophia lächelte Ava freundlich an. »Ich glaube, das sollten wir ihr selbst überlassen, oder, Ava?«

Ava nickte und lächelte zurück. »Ich warte auf den Richtigen!«

Saskia blieb abrupt stehen, hielt Ava am Arm fest und starrte sie vollkommen fassungslos an. »Nicht dein Ernst. Welcher ist das denn?«

Ava zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Das werde ich dann schon merken.«

»Woran?«

Ava wusste es nicht. »Ich sag dir Bescheid!« Sie wollte den anderen in den Irish Pub folgen, der ihre nächste Anlaufstation war, aber Saskia hielt sie weiter fest und auch Sophia lauschte interessiert.

»Soll das heißen, du hast noch...


Samt, Johanna
Johanna Samt erblickte das Licht der Welt vor 30 Jahren. Es wird erzählt, dass sie damals schon einen Stift in der kleinen Faust hielt, den sie niemals losgelassen hat. Schreiben war schon immer ihre große Leidenschaft. Um auch genügend Stoff für Geschichten zu finden, reiste sie um die ganze Welt, um schließlich in einem kleinen Bauernhaus in Schleswig-Holstein zu landen. Hier lebt sie mit Hühnern, zwei Eseln, Katzen, Hund und Mann. Ihr Schreibtisch steht direkt am Fenster. Vor dem Fenster ein See. Darauf Schwäne ...



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