Buch, Deutsch, 140 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 270 g
ISBN: 978-3-95511-118-2
Verlag: Ohetaler Verlag
Hermann Polo Schmidt Das Hexen-Nandl
In einer stürmischen Nacht wird im kleinen Weiler
Treven, am Rande der Stadt Grafenwald das Mädchen
Anna Maria Moser geboren. Die Eltern nennen es verliebt
das „Nandl“.
Es wächst behütet auf, lernt ihre Umgebung kennen,
streift durch Wiesen und Wälder, sammelt Beeren und
Kräuter. Ihr Vater wird misstrauisch. Er fürchtet, dass
sie wie ihre Mutter eine Heilerin und Kräuterfrau werden
könnte, eine Kräuterhexe. Tatsächlich trägt das
Kind diese Eigenschaft in sich. Bald gerät auch sie durch
üble Nachreden in den Verdacht, mit bösen Gestalten
in Verbindung zu stehen.
In einem Prozess wird dies widerlegt und die junge
Frau wird rehabilitiert. Mit den Worten, die der Richter
am Ende der Anklage zu den Bürgern sagt:
„Am liebsten würde ich euch alle an den Pranger stellen“,
war schließlich die Angelegenheit beendet.
Die junge Frau aber hat daraufhin ihre Heimat verlassen
und lernt in einem nahegelegenen Ort den Beruf
einer Hauswirtschafterin, der ihr zunächst viel Freude
bereitet.
Durch einen Schicksalsschlag wird sie gezwungen,
nach Hause zurückzukehren. Sie wird dort eine anerkannte
und geschätzte Heilerin.
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Einleitung
„Zur größten Hexerei gehört es, wenn man nicht an Hexen
glaubt“, sagt ein Spruch aus dem Mittelalter.
Entscheidend war zur damaligen Zeit, dass man Hexerei von
gewöhnlicher Zauberei meist nicht unterschied und so auch
als Ketzerei hinstellte. Weshalb Zauberer und Hexen also in die
Hände der Inquisition gerieten und wie Häretiker behandelt worden
sind.
„Hexe aber ist vor allem das Weib“, war die verbreitete Ansicht.
Der Fanatismus der Inquisition und die wahnhafte Verfolgung
der Frauen wirkten sich besonders auf die Hebammen aus.
Sie konnten kaum schlecht genug gemacht werden:
„Sie schlürfen das Blut getöteter Knaben, sie fressen Kinder auf,
sie kochen ihre eigenen und verschlingen sie, sie erzeugen Fehlgeburten
oder opfern gerade Geborene dem Fürsten der Dämonen
und allen Dämonen über dem Küchenfeuer.“
Und dafür brauchte es keine „Argumente“, denn ein Geständnis
lag vor.
Jedoch der Teufelspakt allein machte noch keine Hexe zur Ketzerin.
Es musste das Element des Verschwörerischen dazukommen.
Deshalb wurden die Diener und Dienerinnen der Dämonen zu
Soldaten des Teufels berufen, mit kriminellen Zusammenkünften
beim sogenannten „Hexensabbat“.
Bei diesen Treffen verehrten die Ruchlosen den Leibhaftigen. Sie
tanzten pervers, trafen sich um Mitternacht oder zur Vollmondnacht,
um Delikatessen etwa wie Kröten, Herzen und Fleisch
ungetaufter Kinder zu verspeisen. Bevor sie sich in wilder Orgie
den Teufeln, sowie einander hingaben.
Am Ende des Treibens feierte man beim „Hexensabbat“
die „schwarze Messe“. Eine Nachäffung des christlichen Gottesdienstes, bei dem Satan selbst anwesend war und zelebrierte,
das Kreuz bespuckte und mit Füßen trat.
Diese und viele weitere Ausgeburten des Irrsinns, den unglücklichen
Opfern in grausamen Torturen eingegeben und herausgefoltert,
predigte die Inquisition den damals noch naiven Menschen.
Nun konnte man, nach Beendigung der sogenannten „Fragstatt“,
gegen die Hexen vorgehen und sie einzeln oder gar haufenweise
verbrennen.
Im Grunde dreht sich das Ganze einzig und allein um den Nachweis,
dass die Hexen wirklich Hexen sind. Denn wären sie es
nicht, wären die Hexenjäger selbst die Mordbuben. Wer also einmal
in das Rad der Inquisition kommt, wird wohl nicht mehr
davon loskommen.
Aber wer sind die eigentlichen Übeltäter?
Immer wieder wird nach Schuldigen gesucht. Kirchenfürsten,
der Adel oder die Inquisitoren?
Sicher hatten sie eine große Macht in dieser Zeit. Aber waren sie
auch die Urheber der Beschuldigungen?
Nein. In Wirklichkeit ist es der Mensch selbst. Hass, Neid, Gier,
Eifersucht. Es gibt viele Motive, welche die Menschen zu Unmenschen
machen können. Dann sind sie es, die denunzieren. Die zur
Kirche rennen, um Nachbarn, Konkurrenten, ja sogar Freunde
beschuldigen. Auch mit dem Wissen, dass diese durch ihre Lüge
geopfert und hingerichtet werden. Erst dann folgt die Anklage.
Gesetz ist Gesetz.
Es wird so ausgelegt, wie es die „Fragstatt“ ergibt.
Heute ist dies anders. Heute gibt es Paragraphen im Strafgesetzbuch,
nach denen Beleidigungen, üble Nachreden oder Verleumdungen
gerichtlich verfolgt werden. Somit kann sich jeder Bürger
wehren und verteidigen.




