Was wir von erfolgreichen Sportlen lernen können!
E-Book, Deutsch, 255 Seiten
Reihe: Wenn Sie wüssten, was Sie können
ISBN: 978-3-9822553-4-7
Verlag: Amade Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
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1.2.2 Spitzensportler übernehmen die volle Verantwortung
Freiheit bedeutet Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet. George Bernard Shaw Der Chef schnauzt seinen Angestellten an. Der fährt frustriert nach Hause und schimpft grundlos als Erstes mit seiner Frau, die sich daraufhin in die Küche zurückzieht. Als das Kind der Mutter eine Frage stellt, wird es ebenfalls beschimpft, weil es sein Zimmer noch immer nicht aufgeräumt hat (dieser Grund ist natürlich nur vorgeschoben, weil die Mutter dadurch ihrem Ärger Luft macht). Auf dem Weg ins Kinderzimmer kreuzt der Hund den Weg des Kindes. Vor lauter Wut über den soeben eingefangenen Rüffel tritt das Kind dem armen Hund in den Allerwertesten. Als Hund und Herrchen später Gassi gehen, kommen sie auch am Haus des Chefs vorbei. Direkt vor dem Gartenzaun bleibt der Hund stehen und verrichtet seine Notdurft auf dem Gehweg. Als der Chef am nächsten Morgen seine Morgenzeitung aus dem Briefkasten holt, tritt er mit seinen Hausschuhen in den Haufen. Ich denke, Sie erkennen den tieferen Sinn dieser Geschichte. Sie verdeutlicht, dass wir nie etwas aussenden können, ohne dafür die Quittung zu bekommen. Mit anderen Worten: Wenn Sie böse, missmutig und pessimistisch durch die Welt gehen, dann wird alles, was auf Sie zukommt, genauso sein. Sie werden auf Menschen treffen, die genauso böse, missmutig und pessimistisch sind wie Sie. Wenn Sie Ihre Einstellung ändern und positiv durchs Leben gehen und mit der Sonne um die Wette strahlen, dann werden das Leben und die Menschen zurückstrahlen. Der Chef schnauzt seinen Mitarbeiter an. Das ist bitter, denn der „kleine“ Angestellte kann sich gegen den „großen“ Chef nicht durchsetzen, weil er Angst um seinen Arbeitsplatz hat. Also frisst er den Frust in sich hinein. Aber am Ende bekommt der Chef die Quittung in Form eines dicken Haufens. Ich möchte nicht weiter auf die Symbolik eingehen, weil jeder versteht, was damit gemeint ist. Für den neuen Trainer Jürgen Klinsmann hat der FC Bayern München tief in die Tasche gegriffen, nicht nur was das Gehalt dieses Ausnahmesportlers angeht. Das Management ließ zudem ein feudales Leistungszentrum für seine Spieler bauen. In dieser Anlage fehlt es an nichts. Dachterrasse, Wellness-Bereich, Kantine, Videoraum etc. pp., alles ist vorhanden, damit sich Spieler und Trainer „sauwohl“ fühlen. Dadurch, so die simple Rechnung der verantwortlichen Manager, werden sie bessere Leistungen erbringen und die ehrgeizigen Vereinsziele erreichen. Jürgen Klinsmann weiß um die Bedeutung des Wortes VerANTWORTung. Alles, was Menschen ausstrahlen, bekommen sie hundertfach zurück. Wer sich im Rahmen seiner Möglichkeiten um andere Menschen kümmert, egal ob um Ehepartner, Arbeitsoder Vereinskollegen, wird sehr schnell merken, dass sich diese Menschen auch um andere kümmern. Wer dagegen nur Druck verteilt, erzeugt Gegendruck. Dafür steht jeder Krieg. Kein Krieg führt zu mehr Frieden. Letztendlich tritt das Gegenteil ein. Wer Gewalt sät, wird Hass ernten. Diese biblischen Weisheiten gelten noch heute. Entscheidend ist dabei nicht, was man sagt, sondern wie man es sagt. Achten Sie einmal auf die Sprache erfolgreicher Sportler. Sie sprechen selten negativ, selbst dann, wenn sie verloren haben. Verschiedene Worte drücken dasselbe aus, doch die Wirkung ist höchst unterschiedlich: Anordnungen kennen wir von den Eltern, aus der Schulzeit, von Behörden und natürlich vom Chef. Kein Wunder also, dass wir auf dieses Wort allergisch reagieren. Niemand lässt sich gern etwas verordnen. Dennoch braucht ein Team klare Vorgaben und Aufgaben, um die Unternehmensziele zu erreichen. Doch die Art und Weise, wie diese vermittelt werden, hat einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens. Bekanntlich stinkt der Fisch zuerst am Kopf. Wer als überhebliche Führungskraft von oben herab befiehlt und austeilt, darf sich nicht wundern, wenn die Motivation der Belegschaft gegen null tendiert. In einem Zeitungsinterview11 sagte der Benediktinermönch, Bestseller-Autor (über 14 Millionen verkaufte Exemplare) und Manager einer Benediktinerabtei Anselm Grün: Zu einer guten Führung gehört erst einmal, dass der, der führt, an sich selber gearbeitet hat. Alle ethischen Forderungen nutzen überhaupt nichts, wenn der Mensch nicht im Einklang ist mit sich selber. Dann moralisiert er nur und drängt dem anderen die Werte auf, und selber lebt er sie nicht. Der erste Aspekt der Ethik ist, dass der Mensch im Einklang ist mit sich selber und mit seinen Ursprüngen. Ethik heißt ja, dem Wesen des Menschen gerecht zu werden. Es gibt Führungskräfte, die sehen ihre Mitarbeiter nur als Kostenstelle. Also achten sie peinlich darauf, dass ihre Angestellten nur das tun, wofür sie bezahlt werden. Wehe ihnen, wenn sie sich während der Arbeitszeit fortbilden möchten, zu oft mit den Kollegen tratschen oder zu viel Kaffee trinken. Das alles ist Zeit, die für die Arbeit im Unternehmen verloren geht. So sehen es autoritäre Führungskräfte. Ihr wichtigstes Instrument ist deshalb die Kontrolle. Dadurch, so glauben sie, haben sie alles im Griff. Doch ihr Führungsverhalten löst bei den Mitarbeitern das Gefühl von Untergebenheit aus. Ein Klima, in dem Angst und Frust gedeihen, ist alles andere als förderlich. Das Gegenteil tritt ein. So machen sich die Mitarbeiter gegenüber dem Chef immer kleiner, weil er ihnen das Gefühl gibt, von seiner Gnade abhängig zu sein. Es verwundert nicht, dass in solchen Unternehmen die Fluktuationsrate deutlich über dem Durchschnitt liegt. Werteorientierte Führungskräfte glauben an den guten Kern der Menschen. Sie „verbuchen“ ihre Mitarbeiter auf der Ertragsseite ihrer Bilanz. Sie wissen, dass gutes Personal den Wert eines Unternehmens ausmacht. Das beste Produkt taugt nichts, wenn die Mitarbeiter nicht in der Lage sind, beste Qualität und herausragenden Service abzuliefern. Das erkennen immer mehr Unternehmen. So auch die Traditionsfirma Steiff. Aus Kostengründen verlagerte sie 2004 einen Teil ihrer Stofftierproduktion nach China. Der Stundenlohn eines chinesischen Arbeiters liegt deutlich unter dem eines deutschen Arbeiters. Nur vier Jahre später wurde das Unternehmen eines Besseren belehrt. Die Qualität der aus China angelieferten Stofftiere war so miserabel, dass sich die Führung des Hauses entschied, die Produktion nach Deutschland zurückzuholen. Immer mehr Führungskräfte wissen, dass jeder Mitarbeiter zum Erfolg des Unternehmens beiträgt und nicht nur ein Kostenfaktor ist. Werteorientierte Führungskräfte sorgen dafür, dass niemand eine Arbeit verrichten muss, die seinen Fähigkeiten nicht entspricht oder die ihn daran hindert, zum Erfolg des Unternehmens beizutragen. Es liegt doch klar auf der Hand: Je mehr Freude und Spaß ein Mitarbeiter in seiner Arbeit findet, desto schneller wird das Unternehmen Gewinne erwirtschaften. Wer dagegen seine Mitarbeiter nur als Mittel zum Zweck sieht und ihre Leistungsbereitschaft jeden Tag auf eine harte Probe stellt, darf sich nicht wundern, wenn diese immer öfter krank werden, ungenau arbeiten und keine Chance auslassen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Besonders dumm sind Chefs, die glauben, man könne jeden Mitarbeiter an jeder Stelle im Unternehmen platzieren. Man müsse ihn nur ausreichend motivieren. Doch wie will man einen Mitarbeiter dauerhaft motivieren, wenn dieser das Gefühl hat, nur als Lückenbüßer eingesetzt zu werden? Diese Rechnung mit vielen Unbekannten wird zu nichts führen. Mitarbeiter anzutreiben, sie hinund herzuschieben oder gar unter Druck zu setzen, hat nichts mit Führung zu tun. Das ist Ausbeutung und grenzt an moderne Sklaverei. Führungskräfte, die diesen Namen auch verdienen, schauen zuerst auf den Mitarbeiter und dann auf den Posten, den sie zu vergeben haben. Sie richten die Aufgaben nach den Menschen aus und nicht umgekehrt. Das mag auf den ersten Blick sehr schwer sein, weil der Eindruck entsteht, Mitarbeiter seien nur für einen Posten geschaffen. An anderer Stelle habe ich bereits mehrfach ausgeführt, dass Talent entscheidend zum Erfolg beiträgt. Talent ist eine Fähigkeit, und diese Fähigkeit kann man durchaus mehrfach einsetzen. Ein kreativer Kopf mit handwerklichem Geschick kann in der hauseigenen Tischlerei genauso eingesetzt werden wie am Computer, um Modelle zu kreieren. Heiner Brand, der Trainer, mit dem die deutsche Handballmannschaft Weltmeister wurde, arbeitet nach dem gleichen Prinzip. In einem Interview12 erklärte er seine Strategie: Gemeinsam erarbeiten wir mit dem Reiss-Profil die Persönlichkeitsmerkmale der einzelnen Spieler. Die Aussagen zur Persönlichkeit, die wir mit dem Reiss-Profil erhalten, geben mir wichtige Informationen, wie man mit den einzelnen Spielern umgehen muss. Mit sehr aufschlussreichen Ergebnissen! Es ist schon interessant, auf diese Weise zu erfahren, welche Spieler sich für Führungspositionen eignen, welche teamfähig sind oder welche Einzelgänger sind. Werteorientierte Führungskräfte leben zum einen das vor, was sie von anderen erwarten, und zum anderen kommunizieren sie mit ihnen. Der erfolgreiche US-Manager Lee Iacocca lehrte seine „Jünger“: Der einzige Weg, Menschen zu motivieren, ist, mit ihnen zu kommunizieren. Der Psychologie-Professor Albert Bandura von der Stanford University hat herausgefunden13, dass Mitarbeiter, die von ihren Vorgesetzten gelobt werden, motivierter sind, sich höhere Ziele stecken, sich stärker verpflichtet fühlen, teilweise sogar bessere Fähigkeiten entwickeln, was sich wiederum auf ihre Leistung positiv auswirkt. Werteorientierte Führungskräfte...
