E-Book, Deutsch, Band 2223, 144 Seiten
Reihe: Baccara
Simone Unser sinnliches Geheimnis
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-0888-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2223, 144 Seiten
Reihe: Baccara
ISBN: 978-3-7515-0888-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nie hätte Mycah gedacht, dass sie dem attraktiven Fremden nach der leidenschaftlichen gemeinsamen Nacht jemals wieder begegnen würde. Doch jetzt steht Achilles vor ihr - als ihr neuer Boss! Die Erinnerung an seine wundervollen, aufregenden Küsse ist noch lebendig, und es dauert nicht lange, bis die Versuchung zu groß wird. Mycah stürzt sich in eine heimliche Affäre mit Achilles und genießt die sinnlichen Nächte mit ihm. Bis etwas geschieht, das es ihnen unmöglich macht, die Beziehung noch länger geheim zu halten ...
Bestsellerautorin Naima Simone entdeckte ihre Liebe zu romantischen Geschichten beim Schmökern von Harlequin-Büchern, die sie ihrer Großmutter stibitzte. Inzwischen verbringt sie ihre Tage mit dem Schreiben humorvoller Liebesromane. Im wirklichen Leben ist sie mit ihrem persönlichen Superhelden verheiratet und Mutter zweier Kinder. Die Familie lebt - trotz aller Herausforderungen des Alltags - glücklich im Süden der Vereinigten Staaten.
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1. KAPITEL
Achilles Farrell war in seinen dreißig Lebensjahren schon allerhand genannt worden.
Wichser.
Knacki.
Bastard.
Letzteres nur hinter seinem Rücken, weil die meisten Menschen zögerten, sich mit einem eins dreiundneunzig großen Hundert-Kilo-Mann anzulegen.
Aber noch nie war er Erbe genannt worden.
Oder Bruder.
Im Laufe eines Nachmittags war er zu beidem geworden.
Nach einem derartigen Schock brauchte er erst einmal Alkohol. Viel Alkohol.
Achilles starrte auf die Tafel, auf der in leuchtend roten Buchstaben die verschiedenen Biersorten vom Fass angezeigt wurden. Daneben hing ein Poster, das stolz verkündete: Dieser Pub ist das Beste und das Schrecklichste, was Beacon Hill, Massachusetts, zu bieten hat. Blieb nur zu hoffen, dass das nicht auch für die Qualität der Getränke galt.
Es war schon ein paar Stunden her, aber er konnte immer noch fühlen, wie die herabsetzenden Blicke der feinen Bostoner Gesellschaft auf seiner Haut brannten wie ein Heer von Ameisen. Das Gefühl verstärkte seine Gier nach einem perfekt gezapften Guinness, gefolgt von einem hochprozentigen Whiskey. Fast hätte er die Barfrau gleich um eine zweite Runde gebeten, obwohl er noch nicht einmal den ersten Drink bestellt hatte.
„Was kann ich Ihnen bringen?“ Die junge Frau lehnte sich gegen die verschrammte Bar. Trotz der bunten Tattoos auf ihren Armen schien sie nicht alt genug, um selbst den Alkohol trinken zu dürfen, den sie ausschenkte.
„Einen Jameson und ein Guinness.“
Sie nickte. „Kommt sofort.“
Erst als sie mit seinen Drinks zurückkam, atmete er tief durch und spürte, wie etwas von der Anspannung in seinen Schultern nachließ. Wenn er diesen irischen Whiskey intus hatte, verschwand vielleicht auch die Kälte in seinen Knochen nach dieser Farce von einer Beerdigung.
Es war gerade einmal drei Tage her, dass er in seinem kleinen Blockhaus gesessen hatte, ganz allein mit seinen Computern. So, wie er es mochte. Dann kam dieser eingeschriebene Brief, der ihn vom Tod des Mannes in Kenntnis setzte, über den seine Mutter nie hatte sprechen wollen, obwohl sie Achilles seinen Familiennamen gegeben hatte. Achilles pfiff auf Testament und Erbe, aber die Neugier auf den Mann, der seine Mutter geschwängert hatte, bewegte ihn, das bereits bezahlte Flugticket anzunehmen und Tausende von Meilen von einer Küste des Landes zur anderen zu reisen.
Seine spontane Entscheidung hatte er in dem Moment bereut, als er die Maschine verließ und die eisige Miene des Chauffeurs sah, den man ihm geschickt hatte. Er hatte geglaubt, die Zeit im Knast hätte ihm impulsive Reaktionen ausgetrieben. Offensichtlich nicht. Und nun zahlte er den Preis für seine spontane Entscheidung, an der Beisetzung seines sogenannten Vaters und an der Verlesung des Testaments teilzunehmen.
Ein Jahr.
Er musste ein ganzes Jahr seines Lebens opfern. Musste in Boston bleiben, mit seinen Halbbrüdern, die er nicht kannte. Ein Unternehmen leiten, von dem er keine Ahnung hatte. Ein Unternehmen, mit dem er nichts zu tun haben wollte.
Das war der Preis, den sein Vater verlangte. Einigten die Brüder sich nicht, sollte das Unternehmen zerschlagen und verkauft werden.
Sogar noch im Grab war Barron Farrell ein Egoist, wie er im Buche stand.
Als Junge hatte Achilles seine Mutter oft gebeten, ihm von seinem Vater zu erzählen und ihn kennenlernen zu dürfen. Sie hatte beides abgelehnt. Damals hatte er ihr Vorwürfe gemacht. Wäre sie noch am Leben, würde er ihr jetzt danken.
Er stützte die Ellenbogen auf die Bar und drückte sich Daumen und Zeigefinger gegen die Augen. Was gäbe er nicht dafür, wieder in Tacoma zu sein, in seinem Blockhaus am Fuß des Kaskadengebirges, das zur pazifischen Küste abfiel. Weit weg vom versnobten Beacon Hill an der Ostküste. Die beiden Orte waren Welten voneinander entfernt, nicht nur geografisch.
Natürlich hatte auch die Hafenstadt Tacoma ihre reiche Oberschicht, aber als Sohn einer Kellnerin hatte er nichts mit diesen Leuten zu tun. Seiner Erfahrung nach war aus dieser Richtung nichts Gutes zu erwarten.
Er musste an die Villa seines Vaters denken: an die Bibliothek mit der absurd hohen Decke, dem Holzfußboden, den Ledermöbeln und dem Kamin, in dem Achilles hätte aufrecht stehen können. An der Seite eine Wendeltreppe und alle Wände bis unter die Decke voller Bücherregale. Nicht nur sein schwarzes Flanellhemd, die verblichenen Jeans und die abgetragenen braunen Stiefel hatten ihn von den anderen Männern im Raum getrennt.
Cain Farrell war sein älterer Bruder. Der Erbe. Der Sohn, den Barron Farrell bei sich behalten und anerkannt hatte. Kenan Rhodes war der jüngste und der zweite uneheliche Sohn neben Achilles. Cain und Kenan gehörten der Bostoner Oberschicht an. Es zeigte sich in allem: im eleganten Schnitt ihrer Anzüge. In der kultivierten Sprache. In ihrem arroganten Auftreten.
Achilles kannte Menschen wie sie. Und er verachtete jeden Einzelnen von ihnen.
Nun waren sie seine Brüder.
Das Leben hatte wirklich eine merkwürdige Art, sich über ihn lustig zu machen.
Wieder einmal.
„Deckel oder zahlen Sie gleich?“ Die Barfrau stellte das frisch gezapfte Bier vor ihn hin. Der Schaum lief perlend über den Rand. Daneben stand das Glas mit dem Whiskey.
Perfekt.
„Deckel.“ Ja, das war erst der Anfang. Der ganze Sinn dieses Barbesuchs bestand darin, Erinnerungen herunterzuspülen. Das würde einige Runden brauchen.
„Dann komme ich wieder vorbei.“
Sie musterte ihn ungeniert. Er war schon in der Highschool auf gut einen Meter fünfundachtzig aufgeschossen und später noch weiter gewachsen. An das unverhohlene Interesse in den Blicken der Frauen hatte er sich gewöhnt. Er ging gern darauf ein. Nur eines war noch besser, als sich im Alkohol zu verlieren: heißer, wilder Sex.
Seine Größe, seine Statur und seine blaugrauen Augen – das waren die einzigen Dinge, die sein Erzeuger ihm vermacht hatte, und die Frauen schienen darauf zu stehen. Er nahm das Glas mit dem Whiskey und leerte es in einem Zug. Die Mundwinkel der brünetten Kellnerin hoben sich leicht, und ihr Blick hätte einladender nicht sein können.
„Sagen Sie Bescheid, falls Sie etwas essen möchten. So als Grundlage für den Alkohol. Ich meine, falls Sie später noch was vorhaben …“ Sie lächelte vielsagend, bevor sie zum anderen Ende der Bar verschwand.
„Hmmm. Sehr diskret“, sagte eine Frauenstimme.
Und was für eine Stimme!
Wie ein knisterndes Feuer im Kamin.
Wie Fingernägel auf einer Tafel.
Seidig und sexy wie nackte Haut auf nackter Haut.
Schrill wie ein Becken, das direkt neben seinem Ohr angeschlagen wurde.
Achilles wollte sie und auch wieder nicht.
Etwas warnte ihn. Er sollte die Drinks bezahlen und so schnell wie möglich verschwinden.
Der impulsive, selbstzerstörerische Drang, der ihn nach Massachusetts gebracht hatte, schien noch wirksam zu sein, denn er schlug die innere Warnung in den Wind. Langsam drehte er sich um.
Großer Gott!
Der Impuls zur Selbsterhaltung war richtig gewesen.
Diese Frau war alles, was er für gewöhnlich mied.
Attraktiv. Verwöhnt. Reich. Er musste nicht das Preisschild an dem dunkelroten Hosenanzug sehen, der ihre üppigen Kurven betonte, um zu wissen, dass er mehr gekostet hatte als all sein Gepäck – einschließlich des Koffers.
Ein trojanisches Pferd.
Genau das war sie.
Rein äußerlich erschien sie vollkommen harmlos, aber er wusste, dass sich darunter ein Virus verbarg, der nur darauf wartete, zu infizieren und zu zerstören.
In seinem Job als Software-Entwickler hatte er mehr als genug mit Viren zu tun. Als er sich einmal mit einer Frau wie ihr eingelassen hatte, hatte er ihr Gift auch im übertragenen Sinne zu spüren bekommen.
Die Frau musterte ihn unverhohlen. Sein Puls ging schneller, und er spürte, wie seine Erregung wuchs. Virus oder nicht – es schien seinem Körper vollkommen egal.
Sie hob eine schlanke Hand und winkte die Bedienung herbei. Der Zauber wirkte wie immer bei Menschen ihrer Klasse: Die Barfrau wandte sich von dem Gast ab, mit dem sie gerade sprach, und kam prompt herüber.
Sie streifte Achilles mit einem Blick, bevor sie sich an die Frau neben ihm wandte: „Was kann ich Ihnen bringen?“
„Ich nehme …“ Sie kniff die Augen zusammen und tippte sich mit einem hellrosa lackierten Fingernagel an die etwas zu volle Unterlippe: „Ich nehme einen Bacon-Cheeseburger mit einer Extraportion Zwiebelringe. Auch den Burger bitte extragroß. Und ein Budweiser.“
Wow!
Als hätte sie sein stummes Staunen gehört, zog die Frau eine dunkle Augenbraue hoch.
„Hier gibt es die besten Burger und Zwiebelringe in ganz Boston.“ Sie deutete mit dem Kopf auf die Bedienung, die gerade Richtung Küche verschwand. „Die Frau hat recht. Sie sollten etwas essen. Ich empfehle Ihnen einen der Burger oder Fish and Chips. Wollen Sie nicht nüchtern genug bleiben für … später?“
Flirtete sie mit ihm? Ihn damit aufzuziehen, dass er sich für eine Nacht mit einer anderen wappnete, war ja wirklich eine merkwürdige Art, Interesse zu zeigen. Und gleichzeitig scharf. Vielleicht auch beides.
In seiner Hose regte sich etwas, als sie sich eine braune Locke aus dem Gesicht strich.
Definitiv beides.
...



