E-Book, Deutsch, 268 Seiten
Steffens Ein Hund für zwei
23001. Auflage 2023
ISBN: 978-3-492-98989-3
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman | Romantisch-witzige Liebesgeschichte mit Hund
E-Book, Deutsch, 268 Seiten
ISBN: 978-3-492-98989-3
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Thorsten Steffens, geboren 1974, studierte Germanistik und Anglistik an der Universität zu Köln. Im Sommer 2009 schrieb er seinen ersten Roman »Klugscheißer Royale«, der mit etwas Verzögerung nach neun Jahren (im August 2018) im Piper Verlag erschien. Inzwischen dauern Veröffentlichungen zum Glück nicht mehr ganz so lange: Mittlerweile sind mit »Klugscheißer Deluxe« und »Klugscheißer Supreme« zwei Fortsetzungsromane erschienen. Im Herbst 2023 folgt die romantische Liebeskomödie »Ein Hund für zwei«. Neuen Lesestoff gibt es Ende 2025 mit dem lustigen Familienroman »Plötzlich Enkel«. Mehr Informationen gibt es unter: www.ThorstenSteffens.com
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. Blind Dates
Zwanzig Jahre später
»Also, wenn ich meinen Freundinnen erzähle, dass ich ein Date mit einem waschechten Italiener habe«, begeisterte sich Sunny, während sie nach dem Brot griff, »und dann noch so lecker.«
Tony war sich nicht sicher, ob sie damit das Brot oder ihn meinte. Deswegen vermied er ein Danke, stellte jedoch klar: »Ähm, ich bin kein Italiener. Ich bin Grieche. Tony ist die Abkürzung für Antonios.«
»Macht ja nichts!«, wedelte sie mit einer Handbewegung alle geografischen Folgefragen vom Tisch. »Hauptsache heiß und exotisch!« Sunny ließ zweimal beide Augenbrauen hochschnellen.
Gut, offensichtlich hatte sie eben doch ihn und nicht das kostenlose Pizzabrot gemeint.
»Ähm, danke«, reichte er daher nach.
»Wow, das Brot ist wirklich lecker.« Sie schob ihm den Brotkorb hin. Tony war verwirrt. »Hier, probier mal!«
»Danke, aber ich esse kein Brot.«
»Wie? Kein Brot? Nie?«
Tony schüttelte den Kopf.
»Und was isst du dann zum Frühstück?«
»Haferflocken.«
»Na ja«, Sunnys Augen wanderten zu seinen Oberarmen. »Was immer du tust, es scheint ja zu funktionieren.« Wieder hob sie zweimal kurz hintereinander die Augenbrauen, begleitet durch ein weiteres »Lecker!«.
Mannomann, dieses Wort schien sie wirklich universell zu benutzen. Er verstand, dass es als Kompliment gemeint war, brachte aber kein weiteres Danke zustande.
»Sunny«, versuchte er stattdessen das Thema zu wechseln, »das ist ein interessanter Name.«
»Ja, eigentlich heiße ich Susanne, aber Sunny klingt irgendwie viel süßer, findest du nicht?«
Tony fand es ein bisschen albern, sich selbst einen willkürlichen Spitznamen – und ausgerechnet den eines Boney-M.-Songs – zu geben, deshalb sagte er nur »Absolut!« und schob den Brotkorb wieder auf ihre Seite des Tisches. »Und? Was machst du beruflich?«
Normalerweise ließ er sich nur selten auf solche Blind Dates ein, bei denen man im Grunde nichts über den anderen wusste, aber Sunny war gestern online so charmant und freimütig gewesen, dass er sich spontan zu einem Essen an seinem freien Abend hatte hinreißen lassen.
»Ich studiere noch. Nichts Besonderes!«
Richtig, in ihrem Profil hatte er gesehen, dass sie vier Jahre jünger war als er.
»Oh, wow, dann bist du bestimmt ziemlich intelligent. Was studierst du denn?«
»Och, nur BWL. Wie gesagt, nichts Erwähnenswertes.«
Tony sah das anders. Er fand durchaus, dass ein Studium erwähnenswert war, weil nicht jeder die Begabung dazu hatte.
»Und was machst du beruflich? Bestimmt irgendwas mit Sport oder so.« Sie warf ihm einen Blick zu, der vermutlich lasziv sein sollte, der auf Tony aber mehr wie aus einem Comedy-Sketch wirkte.
»Nein, nichts mit Sport. Ich leite eine Tankstelle.« Das klang immer okay und stimmte sogar. Dass er dort allerdings auch nach zehn Jahren nur den Mindestlohn bekam, musste er ja nicht erwähnen.
Sunnys Handy piepste. Sie griff danach, völlig automatisiert, und begann eine Nachricht zu lesen. Tony fand so etwas recht unhöflich.
»Moment! Da muss ich kurz zurückschreiben. Das ist meine beste Freundin Karo. Ich will ihr nur schreiben, wie es läuft.« Während sie die Nachricht verfasste, las sie laut vor, was sie gerade tippte. »Sitze … hier … mit … Tony … was … für … ein … Geilomat … Ausrufezeichen … Sieht … aus … wie … Magic … Mike … in … Adria … Bindestrich … Optik … Komma … sehr … lecker … Ausrufezeichen.«
Dann legte sie ihr Handy wieder auf den Tisch und sah ihn unbekümmert an.
»Du scheinst ja kein Blatt vor den Mund zu nehmen«, stellte er fest.
»Nö, wieso auch?«
Ihm wären da einige Gründe eingefallen. In dem Moment kam jedoch der Kellner und brachte ihnen die Getränke. »Prego! Einmal das Wasser für den Herrn und die Apfelschorle für die Dame. Darf ich denn auch schon eure Bestellung aufnehmen?«
»Gern doch!«, gab Sunny zurück. »Und mein Date bestellt sogar in seiner Muttersprache!«
Tony war klar, dass Sunny offensichtlich wieder vergessen hatte, dass er gar kein Italiener war, dennoch zuckte er nur kurz mit den Schultern und dachte sich: Was soll’s?
Zum Kellner gewandt sagte er dann: »Egó tha páro mía merída makarónia, me sáltsa kai manitária, allá chorís kaséri.«
Sunny freute sich wie ein Kleinkind, während Tony überlegte, wie irgendwer, der in Europa aufgewachsen war, den Unterschied zwischen Griechisch und Italienisch nicht hören konnte. Der Kellner schaute ihn verdutzt an.
»Sorry, nur ein kleiner Scherz«, entschuldigte sich Tony. Zu Sunny gewandt wiederholte er: »Grieche! Kein Italiener!«, und zeigte dabei auf sich.
»Ach, stimmt«, sagte sie und lachte leicht übertrieben.
»Also, ich nehme einmal die Spaghetti mit Tomatensoße und Pilzen, aber ohne Käse. Und meine Begleitung hätte gern …«
Mit einer Handgeste verwies er auf Sunny.
»Ich nehme einmal die Tagliatelle mit Lachs in Sahnesoße.«
Der Kellner notierte sich beides und ging wieder.
»Sorry, das mit dem Italiener«, entschuldigte sie sich nun. »Aber jetzt merke ich es mir! Grieche! Gyros! Gyros! Gyros!«
Tony fand es immer wieder erfrischend, wenn Menschen nicht in Schubladen dachten. Spätestens beim dritten Gyros hatte er beschlossen, nach dem Essen definitiv allein nach Hause zu gehen.
Sunny schien den Verlauf des bisherigen Dates jedoch völlig anders einzuschätzen, denn sie fragte auf einmal: »Also, fick mich, wenn ich mich irre, aber du spürst doch auch, dass das heute ein richtig guter Abend wird, oder?«
Tony verschluckte sich an seinem Sprudel. Er war ja durchaus für Emanzipation – Girl Power, die volle Dröhnung Spice Girls und so – und fand es auch gut, wenn eine Frau zur Abwechslung die Initiative ergriff, aber nicht auf solch plumpe Art. Wobei er nicht wusste, was er schlimmer fand: die ganzen sexualisierten Komplimente, den fehlenden Filter zwischen dem, was sie sagte und dachte, oder den offensichtlich vorherrschenden Italo-Fetisch?
»Ich freue mich schon darauf, wenn wir gleich bei dir noch einen Espresso genießen!« Wieder schnellten ihre Augenbrauen in die Höhe. Er sollte ihr wirklich sagen, dass diese Geste bei Weitem nicht so betörend aussah, wie sie sich das vermutlich vorstellte.
»Du, nimm es mir nicht übel, aber ich glaube, ich gehe heute lieber allein nach Hause«, versuchte er seine Abfuhr sanft vorzubereiten.
Sunny sah ihn amüsiert an. »Das war ein Missverständnis«, noch mehr Augenbrauen. »Wenn ich sage, dass wir bei dir noch einen Espresso nehmen, dann spreche ich nicht wirklich von Espresso. Wenn du verstehst?«
»Das habe ich schon verstanden. Sei mir nicht böse, aber ich denke, es passt nicht so ganz.«
Doch Sunny ließ sich nicht beirren. »Nein, du verstehst nicht! Mit Espresso meine ich Seeeex.« Das letzte Wort zog sie besonders lang.
»Wie gesagt, habe ich verstanden. Aber mir ist nicht danach.«
»Bist du dir sicher?«
Er nickte.
»Also, du möchtest keinen Sex mit mir?«
Tony konnte es nicht fassen, dass er hier derjenige ohne Schulabschluss war, während sie angeblich studierte.
»Nein, danke.«
»Nein, danke?«, schrillte ihre Stimme durchs Restaurant. »Was bist du denn für einer?«
Ja, was war Tony für einer? Er war jemand, der sich über mangelnde Angebote aus der Damenwelt nicht zu beschweren brauchte – und das, obwohl er von vornherein immer ehrlich kommunizierte, dass er nichts Festes suchte.
»Wer schlägt denn Sex mit einer Frau wie mir aus? Bist du schwul oder was?«, hakte Sunny empört nach.
Tony seufzte innerlich. Im Grunde hatte sie ja sogar recht. Sie war wirklich eine attraktive Frau. Als sie vorhin das Restaurant betreten hatte, war er tatsächlich noch Feuer und Flamme gewesen.
Das Pärchen am Nachbartisch unterbrach unterdessen seine Unterhaltung und verfolgte lieber die Sunny-und-Tony-Show.
»Wie gesagt, ist nicht böse gemeint. Es...