Eine Philosophie des Störenfrieds
Buch, Deutsch, 715 Seiten, Format (B × H): 146 mm x 219 mm, Gewicht: 799 g
ISBN: 978-3-518-58690-7
Verlag: Suhrkamp
Dieses Buch verhilft einem in Vergessenheit geratenen Störenfried – vielleicht dem Störenfried par excellence – zu einem großen Comeback: dem puer robustus, dem kräftigen Knaben, der auf eigene Faust handelt, sich nicht an die Regeln hält, der aneckt, aufbegehrt und auch mal zuschlägt. Als Unhold oder Held, Schreck- oder Leitbild hatte er über drei Jahrhunderte hinweg die Gemüter großer Dichter und Denker erhitzt. Hobbes und Rousseau, Schiller und Hugo, Diderot und Tocqueville, Marx, Freud, Carl Schmitt und viele andere sahen in ihm sogar eine Schlüsselfigur, an der sich ein Zentralproblem der politischen Philosophie entscheidet: das Verhältnis von Ordnung und Störung.
Auch heute steht die Zukunft der modernen Gesellschaft auf dem Spiel. Und nach wie vor entscheidet sie sich nicht im Zentrum der Macht, sondern an den Rändern, wo die Krisen ausgefochten werden. Dort – an der Schwelle zur Ordnung – tummeln sich Trittbrettfahrer und Quertreiber, Eigenbrötler und Rebellen, und hinter ihnen allen steckt der puer robustus. Höchste Zeit also, ihn mit Dieter Thomä wiederzuentdecken, der in seiner fabelhaften philosophischen Abenteuergeschichte zeigt, was von diesem Kerl zu halten ist.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Einleitung
I. Der puer robustus als böser Mensch: Thomas Hobbes
1. Das Schwellenwesen im Spannungsfeld von Macht, Moral und Geschichte
2. Eigeninteresse und Vernunft
3. Die egozentrischen Störenfriede nach Hobbes: Narren, Epileptiker, Tollwütige, Arme und Reiche
4. Die Author-actor-audience-Theorie: Der exzentrische Störenfried im Bauch des Leviathan
5. Der puer robustus bei Horaz – ein Vorbild für Hobbes?
II. Der puer robustus als guter Mensch: Jean-Jacques Rousseau
1. Macht und Moral des Wilden
2. Die Verwandlung des puer robustus in den Staatsbürger
3. Was macht Rousseaus puer robustus nach seinem Sieg? Demokratie und Ruhestörung
III. Rameaus Neffe als puer robustus: Denis Diderot
1. Hobbes’ erhabene Definition
2. Der puer robustus als soziales Problem oder als ambivalente Figur: Diderot jenseits von Helvétius, Hobbes und Rousseau
3. Leben auf der Schwelle: Rameaus Neffe
4. Hegels und Foucaults Neffe
IV. Unzärtliches Kind, böser Sohn, starker Retter: Friedrich Schiller
1. Der puer robustus als »Freigelassener der Schöpfung«
2. Franz und Karl Moor: Alle Macht für mich – oder eine andere Macht für alle?
3. Wilhelm Tells Weg vom Einzelgänger zum Stifter des Bundes
V. Der puer robustus als Opfer und Held: Victor Hugo
1. Quasimodo als verpfuschter Affe
2. Die Geburt der Bosheit aus Macht und die Halbstarken
VI. Der puer robustus in den USA: Henry David Thoreau
1. Der Transzendentalismus und der puer robustus
VII. Der puer robustus im 20. Jahrhundert: Max Horkheimer
1. Autorität und die kleinen Wilden
VIII. Guter Geist und giftiges Unkraut: Der puer robustus in Italien 1949 und in China 1957
1. Togliattis Neujahrsbotschaft an die Genossen
2. Mao Zedong und Tan Tianrong über duftende Blumen und giftiges Unkraut
IX. Der puer robustus heute
1. Kein Ende der Geschichte
2. Der egozentrische Störenfried und die Finanzkrise
3. Exzentrischer und nomozentrischer Störenfried – und das demokratische Paradox
4. Der massive Störenfried und der Fundamentalismus
5. Die Wahrheit liegt an der Schwelle




