Tingler | Leute von Welt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 335 Seiten, eBook

Tingler Leute von Welt


1. Auflage, neue Ausgabe 2012
ISBN: 978-3-0369-9162-7
Verlag: Kein & Aber
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 335 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-0369-9162-7
Verlag: Kein & Aber
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Einsichten dieser Qualität haben einen Namen: Philipp Tingler. In seiner neuesten Sammlung essayistischer und satirischer Kurzprosa wird neben Problemen der Globalisierung unter anderem die Frage behandelt, ob Seelenfrieden überschätzt wird, wie man am geschicktesten mit seinen besten Feinden umgeht, und was man anziehen soll, wenn man von Louis Vuitton zum America's Cup eingeladen wird. Mit der ihm eigenen (selbst-)ironischen Prägnanz widmet sich der Autor nicht nur Phänomenen der sogenannten besseren Gesellschaft, sondern auch Charakterstudien und Lokalkoloriten. Er ist ein Virtuose, der das psychologische Porträt und die literarische Kritik genauso beherrscht wie den Reisebericht. Sorgen mit dem Personal? Probleme in der Beziehung? Nicht sicher, ob Sie sich tätowieren lassen sollen? Lesen Sie Philipp Tingler.

Philipp Tingler studierte Wirtschaftswissenschaften und Philosophie an der Hochschule St. Gallen, der London School of Economics sowie der Universität Zürich und ist mehrfach ausgezeichneter Schriftsteller. Zuletzt erschien von ihm bei Kein & Aber der Roman 'Rate, wer zum Essen bleibt' (2019). Er ist Kritiker im SRF-Literaturclub und im Literarischen Quartett des ZDF sowie Juror beim ORF-Bachmannpreis und der SRF-Bestenliste. Neben Belletristik und Sachbüchern ist er ausserdem bekannt durch das SRF-Format Steiner&Tingler und seine Essays u.a. in der Neuen Zürcher Zeitung und im Autokulturmagazin ramp.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Guten Tag! Ich freue mich, dass Sie dieses Buch gekauft haben. (Oder es auf sonst irgendeine legale Weise in Ihren Besitz gelangte. Oder Sie sich die Anschaffung wenigstens gerade überlegen.) Leider weiß ich nicht, wie das bei Ihnen aussieht, aber was mich betrifft, so verhält es sich folgendermaßen: Da ich keiner geregelten Erwerbstätigkeit nachgehe, kann ich nicht wirklich zwischen Alltag und Sonntag unterscheiden (von den geschlossenen Geschäften und dem katastrophalen Fernsehprogramm, die in Kontinentaleuropa einen Sonntag immer noch auszeichnen, mal abgesehen). Diese Unfähigkeit habe ich übrigens mit einigen Charakteren gemein, die in diesem Buch auftreten, zum Beispiel Suzanne Saperstein, Goldie Hawn, Thomas Mann oder Tante Gretel (jedenfalls zu ihren besten Zeiten). Und Martha Stewart, solange sie im Kittchen saß. Die Vermischung von Alltag und Sonntag, die sich eigentlich nach christlicher Überlieferung nicht gehört, bildet auch den atmosphärischen Hintergrund für einige der in diesem Büchlein versammelten Beiträge, etwa Das Beverly Hills Experiment oder Nerz und Schotbruch oder Haute Volee und Pulverschnee. All diese Geschichten befassen sich, absichtlich oder zwangsläufig, mit einer Abteilung der Gesellschaft, die man früher, als es noch kein Privatfernsehen gab, die Bessere zu nennen pflegte. Die Bessere Gesellschaft ist allerdings, man mag das beklagenswert finden oder nicht, heutzutage vom Aussterben bedroht, und mit ihr ihre Chronisten. (Louis Auchincloss, dessen Porträt Sie ebenfalls in diesem Buche finden, ist einer der letzten.)

Nun könnte man ja denken: »Na, das ist ja fein, wenns keinen Unterschied zwischen Alltag und Sonntag gibt – dann ist ja sozusagen immer Sonntag! Jupieh!« – aber so ist der Mensch nun auch wieder nicht. Der Mensch ist nicht happy, wenn immer Sonntag ist. Viele Leute halten das gar nicht aus und drehen dann durch oder sonst was, und auch davon ist in diesem Buch die Rede, zum Beispiel unter der Überschrift Langeweile und das Böse (aber auch an vielen anderen Stellen). Jedenfalls braucht man viel Disziplin für so ein Sonntagsleben. Mein eigenes Dasein beispielsweise ist furchtbar streng. Der Außenstehende versteht das vielleicht nicht immer und denkt gar, ich lebte in Saus und Braus und ließe ansonsten den lieben Gott einen guten Mann sein, bloß weil ich in der Kundenkartei bei Maxfield’s stehe (und unerklärlicherweise auch bei Chanel – lesen Sie dazu Clueless) oder mit einem riesigen Mercedes Hollywood Convertible von A nach B fahre (falls ich nicht die falsche Ausfahrt nehme und nie in B ankomme – lesen Sie dazu Fluchen Sie beim Autofahren?) oder regelmäßig meinen Personal Trainer treffe (lesen Sie dazu Das sind ja schöne Freunde! und Ist der gut geformte Bizeps ein Statussymbol? sowie Das Unbehagen in der Kultur, was allerdings gar nicht von mir verfasst wurde und daher auch nicht in diesem Band zu finden ist).

Und es ist ja auch vernünftigen Menschen kaum begreiflich zu machen, worin der zehrende Kasernendrill besteht, wenn einer gemütlich ausschläft und stundenlang mit der Konsulin im Heugümper beim Lunch sitzt (Tisch 10), wonach er noch Zeit findet, sich mit seiner sizilianischen Änderungsschneiderin (Bomber) oder unvollkommen arbeitendem Luftverkehrsgesellschaftspersonal auseinander zu setzen (Die Reklamation), von dem aus Costa Guetemexicarica stammenden Personal zuhause mal ganz abgesehen (Immaculadas schwerste Stunde). Oder sich da rumzutreiben, wo die Häppchen small sind und der Talk auch (Großer Bahnhof, kleine Koffer). Doch ich muss derlei oberflächliche Zerstreuungen ernst nehmen, weil sie ein inspirierendes Gleichgewicht bilden in der Balance mit meinen Zeiten zu Hause, vor dem Schreibtisch.

Übrigens haben auch meine Stunden daheim den Anschein ruhelosen Nichtstuns und könnten dem wenig unterwiesenen Betrachter nur schwerlich als mühsam errungene Arbeitszeit vorkommen. Es sieht einfach nicht sehr nach Arbeit aus, wenn man von einem übermöblierten Raum in den nächsten tappt, sich ab und zu auf entsetzliche Krankheiten überprüft (Wie hypochondrisch sind Sie wirklich?), zwischendurch bei Scotch und Maalox das Supersmile Accelerator Kit bei HQhair.com bestellt und anschließend, das Hochzeitsfoto seines Bruders betrachtend, Anything You Can Do, I Can Do Better in das schnurlose Telefon singt (habe ich wirklich aufgelegt?), um sich dann nach zwei, drei weiteren Stunden, die man pflichtschuldig mit Sortieren, Rumrascheln, Widerstreben, dem Sichten seiner T-Shirt-Sammlung (Geschlagen von Naomi) und dem Betrachten von 101 Incredible Celebrity Slimdowns sowie dem Verzehr von Proteinshakes verbracht hat, erneut zum Schreibtisch zu begeben (Süße Saumsal). Inzwischen ist es nachmittags um sechs oder vier Uhr früh, man könnte schon beinahe wieder irgendwohin gehen oder die Anrufe nach Palm Springs erledigen oder zum soundsovielten Mal eine seiner Lieblingsfolgen von Veronica’s Closet schauen (Veronica’s Office: Bigger, Longer and Cuter) – aber stattdessen gelingt es einem, unter weiterem erheblichen Proteinverbrauch und mit einem kleinen Schläfchen zwischendurch, erfolgreich ein paar Seiten zu füllen. Selig, einer toten Materie Form verliehen zu haben, zieht man sich anschließend um (wozu hat man die T-Shirt-Sammlung) und stürmt davon, befriedigt und gelöst, als ob man eine Kerkerstrafe verbüßt und nun für die nächsten Stunden Ausgang bekommen und für kurze Zeit ein Leben hätte wie alle anderen.

Und so ungefähr ist dieses Buch entstanden, das Sie jetzt in Händen halten und vielleicht sogar schon besitzen. Dieser Band enthält, neben manch schöner Stelle voll dichterischer Beredsamkeit, die sich jedem Leser von Empfindung selbst anpreisen wird, ein paar schüchterne Vorschläge zu Antworten auf allgemeine Daseinsfragen, wie wir alle sie schon manchmal gedreht und gewendet haben, in der Warteschlange beim Fleischer oder während wir darauf hofften, dass diese lärmende muselmanische Großfamilie endlich den Business-Class-Schalter freigibt, an dem sie hochwahrscheinlicherweise sowieso vollkommen unberechtigt verhandelt, Daseinsfragen wie: Wird Seelenfrieden überschätzt? oder Was ist Glück? oder Wo ist mein Messerbänkchen? (Beziehungsweise, in der allgemeineren Form: Sind wir alle Diebe? Und bevor dieses sozialpsychologische Rätsel geklärt ist, halten Sie lieber Ihre Wertsachen fest, wenn die Verwandtschaft zu Besuch kommt!)

Sie erfahren in vorliegendem Band außerdem, warum der Mensch zum Trödeln neigt und wie Sie es schaffen, endlich Ihren Schreibtisch aufzuräumen. Oder warum Sie sich davor hüten sollten, Ihren Gärtner zu Familienfeiern einzuladen oder mit Ihrer Aromatherapeutin in die Ferien zu fahren. Und falls dies nicht das erste Buch ist, das Sie von mir lesen, dann werden Sie einige Damen und Herren wieder treffen, die man einfach bei mir immer wieder trifft, entweder weil sie ganz hervorragende gesellschaftliche Referenzpunkte darstellen, wie der Duke und die Duchess of Windsor oder die einzigartige Joan Collins, oder weil sie ganz hervorragende persönliche Referenzpunkte verkörpern, und dies tut vor allen anderen Richie, mein treuer Lebenspartner. Sie treffen Richie zum Beispiel in Clueless, wo er mich für milde verrückt erklärt, als ich das dreiundzwanzigste Paar Cargo Pants kaufe, oder in Das Beverly Hills Experiment (beinahe wären wir im Beverly Wilshire Hotel über die Rapperin Eve gestolpert) oder in Das Gesetz der Party, wo er mich abführt mit dem Griff eines Eisenbahnbremsers, weil ich mal wieder was Furchtbares gesagt habe … mir fehlt es offenbar manchmal an Feingefühl … und schon geht alles kaputt, was ich nicht vorsichtig berühre … und schon tue oder sage ich etwas, das nie wieder gutzumachen ist … und schon geschieht es mir, dass ich anderer Leute Leben ruiniere. Passiert mir andauernd. Und schon gelte ich als schwierig. Dabei bin ich ein guter Mensch! Zum Beispiel zupfe ich nie an meinen Haaren im Kino! Und mit dem Kauf meines Supersmile-Accelarator-Dings unterstütze ich autistische Kinder, weil ein Teil des Verkaufserlöses an die Stiftung Autism Speaks geht, und ich nehme an, davon werden auch Kinder begünstigt (und nicht nur Leute wie Dustin Hoffman).

Im Vorwort zu meinem letzten Buch habe ich geschrieben, Rich und ich seien fated to be mated, und das ist natürlich immer noch wahrer als je zuvor. Meistens haben wir so viel Spaß wie die Taylor-Burtons zu ihren besten Zeiten (im Bungalow 5 im Beverly Hills Hotel), auch wenn Dick mich neulich vielmehr als Mischung aus Bud Spencer und Jocelyne Wildenstein charakterisiert hat, aber das geschah im Affekt, an einem unserer...


Tingler, Philipp
Philipp Tingler studierte Wirtschaftswissenschaften und Philosophie an der Hochschule St. Gallen, der London School of Economics sowie der Universität Zürich und ist mehrfach ausgezeichneter Schriftsteller. Zuletzt erschien von ihm bei Kein & Aber der Roman »Rate, wer zum Essen bleibt« (2019). Er ist Kritiker im SRF-Literaturclub und im Literarischen Quartett des ZDF sowie Juror beim ORF-Bachmannpreis und der SRF-Bestenliste. Neben Belletristik und Sachbüchern ist er ausserdem bekannt durch das SRF-Format Steiner&Tingler und seine Essays u.a. in der Neuen Zürcher Zeitung und im Autokulturmagazin ramp.

Philipp Tingler studierte Wirtschaftswissenschaften und Philosophie an der Hochschule St. Gallen, der London School of Economics sowie der Universität Zürich und ist mehrfach ausgezeichneter Schriftsteller. Zuletzt erschien von ihm bei Kein & Aber der Roman »Rate, wer zum Essen bleibt« (2019). Er ist Kritiker im und im Literarischen Quartett des sowie Juror beim und der . Neben Belletristik und Sachbüchern ist er außerdem bekannt durch das SRF-Format und seine Essays u.a. in der und im Autokulturmagazin .



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