Tworuschka | Eifel-Grauen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 254 Seiten

Tworuschka Eifel-Grauen


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7693-9359-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 254 Seiten

ISBN: 978-3-7693-9359-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In der Nähe des Matronentempels in Pesch entdeckt ein Jogger die Leiche eines Mannes. Bald wird ein weiteres Opfer in der Kakushöhle gefunden. Bei den Toten handelt es sich um Opfer einer internationalen Friedenskonferenz auf der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang. Wegen der Prominenz der Opfer übernimmt bald eine SOKO die brisante Mordermittlung, während das Eifeler Ermittlerduo Sarah Berger-Roth und Johannes Nöthen eigenständig weiter recherchiert. Die Spur führt in eine düstere Vergangenheit, und das Spiel des Täters ist noch lange nicht vorbei.... Ein tiefgründiger Krimi mit psychologisch vielschichtigen Charakteren, der die raue Natur und Wildnis der Eifel, atemberaubende Spannungsmomente und liebevolle Beschreibung von Gaumenfreuden in sich vereint.

Monika Tworuschka geb. 1951 in Herford ist freue Autorin zahlreicher Sach- und Jugendbücher, Hörspiele und Abenteuergeschichten und promovierte Islam-, Religions- und Politikwissenschaftlerin. Sie lebt seit 43 in der Eifel und ist mit dem Religionswissenschaftler Udo Tworuschka verheiratet und hat vier Kinder und vier Enkel. Für ihren 2024 in Neuauflage erschienenen Longseller "Weltreligionen Kindern erklärt" erhielt das Paar 2002 den italienischen Friedenspreis "Premio Satyagraha."

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


UNGEFÄHR 10 WOCHEN FRÜHER
KAPITEL 5
Hanna Meyer hat gerade ihre Schmökerecke aufgeschlossen und sortiert die Tageszeitungen. Ihr Buchladen ist wie eine kleine Oase inmitten der Hektik der Stadt. Wenn man reinkommt, hört man das leise Knarren des Holzbodens. Die Luft ist erfüllt vom Duft nach Papier und Leder, gemischt mit einem Hauch frisch gebrühten Kaffees. Den gönnt sie sich mehrmals am Tag, genauso wie ihr Kollege Peter Heimbach. Hanna ist ein wissbegieriger Mensch. Zwar nervt sie manche durch ihre neugierigen Fragen, doch ihre kreativen Ideen verblüffen immer wieder. Sie liebt es, Rätsel zu lösen, vor allem Sudokus. Doch ihre besondere Leidenschaft sind Krimis. Gern geht sie Hinweisen nach. Ihre Begeisterung für ungelöste Fälle ist einfach ansteckend. Oft bleibt sie bis spät in die Nacht auf, um ein spannendes Buch zu Ende zu lesen. Leidenschaftlich gern schmökert sie in alten Kriminalromanen, versucht, sich in die Gedankenwelt der Ermittler hineinzuversetzen. Es gibt kaum Krimiautoren, deren Bücher sie nicht verschlungen hat. Außerdem ist Hanna eine leidenschaftliche Köchin. Gerade überlegt sie, welches typische Eifel-Rezept sie beim nächsten Mal im Kochclub vorstellen soll. Einmal in der Woche treffen sich die Freundinnen, um traditionelle Gerichte aus der Eifeler Landfrauenküche vorzustellen. Sie tauschen Rezepte aus, kochen und backen gemeinsam. Dann fotografieren sie ihre Gerichte und stellen sie in die sozialen Medien. Hanna kann sich nicht zwischen Döppekuchen und Eifeler Krautpfanne entscheiden. Der Döppekuchen wäre eine echte Herausforderung! Nur zu gerne würde sie Annegrets großmütterliches Rezept übertreffen, von dem diese vor einigen Wochen so geprahlt hatte. Annegret hatte, in eine traditionelle Schürze gehüllt, mit dem handgeschriebenen Kochbuch gewedelt und mit angeberischer Stimme erklärt, dass der Schlüssel zum perfekten Döppekuchen in der richtigen Mischung aus Kartoffeln, Zwiebeln und Speck liege – das war nun wirklich nichts Neues! Und dann, als ob sie ein Staatsgeheimnis verriete, hauchte sie: „Natürlich darf die Prise Muskatnuss nicht fehlen.“ Ihre allzu detaillierten Beschreibungen, wie man die Kartoffeln richtig raspelt, die Zwiebeln besonders fein schneidet und wie der Speck garantiert knusprig wird, hatten alle genervt. Ihre eigenen Familienrezepte konnten da durchaus mithalten! Hannas Großmutter bestand auf durchwachsenem Speck und viel Mettwurst. Für Tante Hilde waren Äpfel ein Muss. Oma hatte den Teig noch geklopft. Die Masse wurde in einem Bräter auf der Herdplatte unter ständigem Rühren erhitzt, bis sie gut durchgebacken war. In die Mitte stach Oma mit einem Kochlöffel ein Loch und füllte es mit Öl. Sollte sich Hanna der Döppekuchen-Challenge stellen? Vielleicht doch besser Krautpfanne? Da noch keine Kunden im Laden sind, überfliegt Hanna den Lokalteil des Eifeler Beobachters vom 9. März 2024. An einer Überschrift bleibt sie hängen: Internationale Friedenskonferenz findet vom 20. Mai bis zum 4. Juni in der Eifel statt
Von Greta Reiser Die Mitglieder des interna- tionalen Planungsausschusses haben lange diskutiert und sich schließlich für „Vogelsang IP“, den Internationalen Platz im Nationalpark Eifel, als Ta- gungsort entschieden. Unsere Region blickt mit Spannung auf diese Friedenskonferenz, die im Mai und Juni auf der ehemaligen Ordensburg statt- finden soll. Es ist nicht das erste Mal, dass diese ge- schichtsträchtige Anlage Ort für Seminare und Veranstal- tungen ist. Ziel der Konferenz ist es, Lösungsmodelle für Konfliktregionen zu entwickelt. Das Zusammentreffen der einzelnen Konferenzteilnehmer, die alle großen Religionen und viele politische Richtungen vertreten, stellt zweifellos eine kulturelle Bereicherung und Herausforderung zugleich dar. Unsere Region und die ehemalige“ Ordensburg“ Vogelsang werden im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit stehen. Die zu erwartenden Gäste sind hochrangige Experten und haben sich in der Vergangenheit um Frieden, Versöhnung und Bewältigung von Krisen verdient gemacht. In den kommenden Wochen werden wir ihnen die Konferenzteilnehmenden mit ihren Familien vorstellen. Frau Meyer blickt von ihrem Artikel auf und begrüßt die ersten Kunden. Eine Gruppe Schüler stürmt gerade die Buchhandlung, um vor Schulbeginn noch ein paar Hefte zu kaufen. Sie erkennt Lotte, die schlanke, blonde Tochter von Hauptkommissar Nöthen mit den grauen Augen, die wie immer eine Jeans und ein modisches Sweatshirt trägt. Neben ihr steht Christoph, der große, schlaksige Sohn von Oberkommissarin Berger-Roth und betrachtet die Auslage der Comics. Sein braunäugiger, dunkelhaariger Freund Firas will noch schnell ein Heft bezahlen. Firas ist der Sohn einer syrischen Familie, die seit einiger Zeit in der Stadt wohnt. So schnell sie gekommen sind, so schnell verlassen die Schüler den Laden wieder, um noch rechtzeitig zur Schule zu kommen. Schon wieder ertönt das Ding-Dong der Ladentür. Hanna hat den glatzköpfigen, etwa vierzigjährigen Mann noch nie zuvor gesehen. Er trägt einen eher unauffälligen grauen Anzug mit weißem Hemd. Haare und Bart sehen gepflegt aus. Der Unbekannte schaut sich verstohlen um, nimmt das eine oder andere Buch zur Hand. Schließlich greift er zum Eifeler Beobachter. „Haben Sie noch einen Wunsch?“, fragt Hanna, als der Kunde zögernd die Zeitung bezahlt. Sie hat einfach ein super Gespür für Menschen. Sie ist sich sicher, dass ihn nicht das Interesse an Büchern in den Laden geführt hat. Hanna hat das Gefühl, dass der Mann noch etwas anderes im Sinn hat. „Könnte es sein, dass unter den Schülern, die gerade hier waren, der Sohn meines Freundes war?“ Hanna merkt sofort, wenn man sie aushorchen will. „Da waren mehrere Jungs. Wie heißt denn der Sohn Ihres Freundes?“ „Firas heißt er. So ein netter Junge. Wohnen die Husainis jetzt hier in der Nähe?“ Er lächelt gezwungen. Hanna Meyer kennt Firas` Adresse, will aber keine Informationen herausgeben, die den Husainis schaden könnten. Die Familie war ursprünglich in einer Flüchtlingsunterkunft untergebracht. Jetzt wohnt sie in einer Wohnung in der Stadt. Der Fremde macht sie misstrauisch. Sie ahnt, dass er in Wirklichkeit nur Informationen sammeln will. „Ich fürchte, da kann ich Ihnen nicht helfen.“ Das Problem ist damit leider nur vertagt. Hanna vermutet, dass der Fremde die Adresse trotzdem herausfinden wird. Und aus einem Grund, den sie nicht genau benennen kann, ist ihr das gar nicht recht. Firas weiß nicht mehr genau, wann er, seine Eltern und seine Schwester Samira Syrien verlassen haben und wie lange sie schon in Deutschland leben. Ein schönes Haus hatten sie gehabt und das Untergeschoss als Laden vermietet. Dann begannen in ihrer Stadt die Proteste gegen Präsident Assad. Rebellen und Regierungstruppen lieferten sich immer wieder Gefechte. Obwohl er damals erst fünf Jahre alt war, wird Firas nie den Tag vergessen, an dem sein Onkel Hasan auf offener Straße erschossen wurde. Es war im Ramadan. Eigentlich hatte der Anschlag Firas` Vater Khaled gegolten. Bis heute quält seinen Vater der Gedanke, dass sein Bruder seinetwegen ermordet wurde und er es nicht verhindern konnte. Firas erinnert sich an den letzten Ramadan, bevor sie ihre Heimat verließen. Schon am späten Nachmittag breitete sich in der ganzen Stadt eine festliche Stimmung aus. Vor den eleganten Geschäften und Restaurants waren Stände aufgebaut, an denen kostenlose Mahlzeiten an die Bedürftigen ausgegeben wurden. Der Besitzer eines größeren Geschäfts hatte auf offenem Feuer zwei Hammel braten lassen, die kurz vor dem Iftar, dem Fastenbrechen, zerlegt wurden. Üppige Reisplatten wurden auf Tische gestellt, um die sich große Menschenmengen versammelt hatten. Keiner rührte etwas an, bevor der Maghreb-Ruf zum Fastenbrechen ertönte. Auch Firas und seine Eltern stifteten immer mehrere Speisen für die Armen. Dabei sprachen sie sich mit den Nachbarn ab. Die Moscheen waren im Ramadan so wunderbar mit Lichterketten geschmückt. Sobald die Sonne unterging, schalteten alle Moscheen der Stadt diese hellen Lichter auf den Minaretten an. „Während des Ramadan waren wir nie allein“, erinnert sich Firas. Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen versammelten sich in unserem Haus. Schon kurz vor Sonnenuntergang schlichen die Kinder um den gedeckten Tisch und starrten hungrig auf die leckeren Speisen: Feigen, Datteln, Pistazien, mit Mandeln und Rosinen gefülltes, in Sirup getauchtes Gebäck, Kompott aus gedünsteten Aprikosen. Alle blieben stundenlang am Esstisch sitzen und erzählten Geschichten. Auch die Kinder durften selbstverständlich aufbleiben. Denn es war Ramadan. Damals war Firas sehr glücklich. Er ahnte nicht, dass schon wenige Monate später alles anders sein würde. Als der Krieg immer heftiger wurde, beschloss die Familie, Syrien zu verlassen. Auch hatte Vater Angst, jeden Tag verhaftet werden zu können. Sie überlegten, ob es nicht am besten wäre, über Ägypten...



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