Voskuil | Das A.P. Beerta-Institut | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 4, 1000 Seiten

Reihe: Das Büro

Voskuil Das A.P. Beerta-Institut

Das Büro 4

E-Book, Deutsch, Band 4, 1000 Seiten

Reihe: Das Büro

ISBN: 978-3-95732-140-4
Verlag: Verbrecher Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Der vierte Band von Voskuils Kult-Roman 'Das Büro': Wir schreiben die Jahre 1975 bis 1979 im Amsterdamer Büro für Volkskunde, die gekennzeichnet sind durch Krankheit und Katastrophen. Der alte Direktor Anton Beerta lebt nach seinem Schlaganfall im Pflegeheim und ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Auch der Mutter von Nicolien geht es nicht gut: Sie wird zunehmend dement und muss ebenfalls in ein Pflegeheim. Nicht ganz so schlimm ist es um Ad Muller bestellt, doch seine vielen, mittlerweile chronischen Beschwerden - 'müde Augen', 'Rachenpusteln' und Fieberschübe bis an die 37-Grad- Grenze - zwingen ihn zu langen Pausen vom harten Büroalltag. Bart Asjes, die zweite Stütze in Maarten Konings Abteilung, beginnt ebenfalls zu schwächeln und muss sogar ins Krankenhaus - was glücklicherweise aber auch in seinem Fall keinen dramatischen Produktivitätsabfall für das Büro zur Folge hat. Überhaupt wird es für die Mannen im Büro zunehmend schwieriger, ihre Tage mit süßem Müßiggang zu füllen, denn plötzlich wird ihnen Leistung abverlangt, und zwar in Form vorzeigbarer Produkte. In der Not veranstaltet man ein Symposium, das allerdings völlig aus dem Ruder läuft, sowie eine kleine Ausstellung für den frisch bestallten Evaluator vom Ministerium. Und kaum hat man geglaubt, alle Angriffe erfolgreich abgewehrt zu haben, schlägt das Imperium erneut zurück: Der Fördermittelgeber verlangt Auskunft darüber, wann endlich mit dem Abschluss der 'Bibliografie des geistlichen Lieds in den Niederlanden' zu rechnen ist, eines Projekts, an dem seit zehn Jahren still und leise herumgewerkelt worden ist, ohne dass jemals ein Hahn danach gekräht hätte. Was tun, zumal sich herausstellt, dass die Forschungsfrage seinerzeit falsch gestellt worden ist und es nun vermutlich niemals eine Antwort darauf geben wird?

Johannes Jacobus Voskuil??, geboren 1926 in Den Haag, war ein niederländischer Volkskundler. Bereits 1963 veröffentlichte er seinen ersten Roman, doch zur Berühmtheit der niederländischen Literatur wurde er erst mit dem Romanwerk 'Das Büro', dessen erster Teil 1996 und dessen letzter 2000 erschien. 2008 starb Voskuil in Amsterdam.
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Er ging schräg über den Nieuwmarkt, die Tasche in der Hand, in sich gekehrt, ohne auf die Umgebung zu achten. Erst als er sich der Tür des Hauptbüros bis auf etwa zehn Metern genähert hatte, sah er Manda von der anderen Seite kommen. Er wartete auf dem Bürgersteig, bis sie bei ihm war. »Du bist früh«, sagte er. Er drückte auf die Klingel. »Du aber auch.« »Ja«, sagte er abwesend. Das Türschloss klickte. Er stieß die Tür auf und ließ sie vorangehen. »Bist du eigentlich nervös?«, fragte sie, während sie sich zu ihm umdrehte. »Nervös nicht, eher geistesabwesend.« Er hörte sich selbst reden. Dekker stand neben der Pförtnerloge. »Tag, Herr Dekker«, sagte er. »Das ist lange her«, sagte Dekker in dem familiären, jovialen Ton, den er Maarten gegenüber anzuschlagen pflegte. »Ja, das war früher anders.« Der Mann flößte ihm Widerwillen ein. Sie betraten die Garderobe. »Sien ist auch schon da«, stellte Manda fest. An einem der Garderobenständer hingen ihre Jacke und die Wollmütze, die übrigen Ständer waren noch leer. »Sieh mal.« Er zog einen hölzernen Nussknacker aus seiner Manteltasche. »Was ist denn das?«, rief sie fröhlich. »Willst du Nüsse knacken?« »Das ist der Sitzungshammer für Kaatje Kater«, sagte er lächelnd. »Sie hat darum gebeten.« »Ich weiß nicht, wie es kommt«, sagte er, während sie die Treppe hinaufstiegen, »aber auf dieser Treppe verirre ich mich immer. Sie laufen aufeinander zu, und ich nehme immer die falsche.« »Ich bin hier noch nie gewesen«, sagte sie neugierig. »Ich auch nicht so oft. Ich glaube, nur, als Beerta verabschiedet wurde.« »Na, dann kann ich mir vorstellen, dass du dich verirrst.« Diesmal ergab sich der Weg von selbst, da am Ende des Flurs eine Tür offen stand. Sie betraten einen Saal mit hohen Fenstern, durch die die Nachmittagssonne hereinfiel. An den Wänden hingen Gemälde, es standen dort ein Katheder, ein Vorstandstisch und etwa fünfzehn lange, schmale, mit grünen Laken bedeckte Tische sowie Stühle. In der Ecke neben dem Vorstandstisch war Klaas Sparreboom mit einem großen Tonbandgerät beschäftigt, auf der anderen Seite des Saals, in der letzten Reihe am Fenster, saß Sien. Sie stand auf, als Manda und Maarten eintraten. Sparreboom hatte sie ebenfalls bemerkt. Er richtete sich auf und kam lächelnd auf sie zu. »Tag, Herr Koning.« Er blieb vor ihm stehen und sah freundlich schmunzelnd auf ihn herunter, so wie man jemanden ansieht, der nicht mehr ganz zurechnungsfähig ist. »Ich dachte, ich baue schon mal das Tonbandgerät auf, falls Sie die Vorträge auch aufnehmen wollen.« »Nein, das ist nicht nötig.« Er hatte es am Tag zuvor schon gesagt. »Die Diskussion genügt vollkommen.« »Oh, es ist nicht nötig.« Er sah Maarten nachsichtig lächelnd an. »Weil Frau Haan das schon immer möchte.« »Ja, aber bei uns ist es nicht nötig.« »Na, dann machen wir es eben nicht.« Sien hatte sich dazugestellt. »Du bist sicher ziemlich nervös?« »Na ja, nervös nicht«, sagte Maarten, »eher verträumt.« »Ja?«, fragte sie ungläubig. »Here we are«, sagte Joop laut und betrat den Saal. Sie trug einen kurzen, roten Kittel mit Uniformknöpfen und lachte ausgelassen, als ginge sie zu einer Party. »Also nur die Diskussion soll aufgenommen werden?«, fasste Sparre­boom zusammen. »Ja, nur die Diskussion«, wiederholte Maarten. »Kann ich noch etwas tun?«, fragte Sien. »Ich wollte Joop und Manda bitten, sich an die Tür zu setzen«, sagte Maarten, »und die Leute zu empfangen.« Ein kleiner Mann mit einem grauen, gewellten Haarschopf schaute in den Saal. »Ich habe eine Einladung für ein Symposium bekommen«, sagte er zu Sparreboom. »Ist das hier?« Sparreboom streckte die Hand aus. »Sparreboom!« »Professor Wigman«, sagte der Mann. Während Sien sich des Mannes annahm und Joop und Manda einen kleinen Tisch an die Tür stellten, ging Maarten weiter zum Vorstandstisch. Er legte seinen Vortrag und den Nussknacker neben den Platz der Vorsitzenden, stellte die Tasche hinter sich an die Wand, zögerte, und blieb dann unsicher etwas seitlich stehen, unschlüssig, was er tun sollte. Er machte sich Vorwürfe, Wigman nicht selbst empfangen zu haben, doch es war zu spät, um das jetzt noch nachzuholen. Unglücklich beobachtete er drei etwas ältere Studenten, die aus dem Flur kamen und den Saal betraten. Sie sahen sich unbehaglich um, doch bevor sie wieder weglaufen konnten, was er an ihrer Stelle sicher getan hätte, wurden sie von Manda angesprochen. Joop hatte die Namensliste vor sich auf den Tisch gelegt und saß dort mit einem Stift, bereit, ihre Namen abzuhaken, Sien war bei ihnen stehen geblieben. Hinter den dreien erschien Huub Pastoors. Als er Maarten sah, kam er lächelnd auf ihn zu. »Hättest du dir nichts Besseres für deinen Samstagnachmittag einfallen lassen können?«, fragte Maarten. »Nein, wieso?« Man sah, dass ihn die Frage erstaunte. »Bei diesem schönen Wetter«, erläuterte Maarten. »Ja, es ist schönes Wetter«, gab Pastoors zu. An Pastoors vorbei sah Maarten Alblas eintreten. Der erkannte Maarten ebenfalls, hob die Hand und stiefelte mit einer unbeherrschten Bewegung geradewegs auf ihn zu. Er trug ein gestreiftes Bauernhemd ohne Kragen und kein Jackett und hatte ein zusammengerolltes Bündel Papiere in der Hand. »Hi!«, sagte er. Hinter ihm kamen weitere Leute in den Saal. »Ha!«, sagte Maarten. »Jacobo, nicht wahr?«, sagte Alblas und drückte ihm die Hand. »Maarten«, sagte Maarten mit ungewohnter Geistesgegenwart. Sie grinsten. »Das ist Jacobo Alblas«, sagte Maarten, sich plötzlich wieder der Anwesenheit Pastoors’ bewusst, der etwas verloren daneben stand. »Und das ist …?«, er zögerte, »Huub Pastoors.« Sie gaben sich die Hand. »Arbeitest du auch an diesem Institut?«, fragte Alblas. »Ja, aber bei Volkssprache«, antwortete Pastoors. Alblas und Maarten blieben am Vorstandstisch zurück. Maarten ­beobachtete die Leute, die hereingekommen waren, und stellte fest, dass Aad Ritsen und Rik Bracht ebenfalls da waren. Sie hatten Pastoors entdeckt und setzten sich zu ihm. Der Gedanke, dass sie für ihn ihren Samstagnachmittag hatten opfern müssen, verursachte ihm Scham. »Hast du deinen Vortrag noch fertig bekommen?«, fragte er, sich Alblas zuwendend. »Oh, Jesus, man«, sagte Alblas. »Got a hell of a time! Und das Beschissene ist, dass ich gestern erst erkannt habe, wie es gemusst hätte.« Maarten nickte. »Ist es das?« Er machte eine Kopfbewegung zur Rolle in Alblas’ Hand. »Sure! Gibt es hier keinen Papierkorb?« Er sah sich um. Maarten schüttelte geistesabwesend den Kopf. Er sah Bert de Vlaming in Gesellschaft von Mark Grosz in den Saal kommen. »Da ist auch Bert de Vlaming«, bemerkte er. Kaatje Kater kam geradewegs zum Vorstandstisch. Sie stellte ihre große Damenhandtasche mit einem Plumps ab und wandte sich lachend Maarten zu. »So! Wie spät ist es?« »Fünf vor zwei«, antwortete Maarten, während er auf seine Uhr sah. »Darf ich Ihnen Alblas und de Vlaming vorstellen?« Er machte eine Geste in ihre Richtung. Sie standen zu dritt neben dem Tisch. Kaatje Kater legte ihre Hände gegeneinander und machte eine leichte Verbeugung. »Und so weiter, und so fort«, sagte sie. »Wer von Ihnen spricht als Erster?« »Ich glaube, de Vlaming«, sagte Maarten, »danach Alblas, dann gibt es eine Pause, und dann bin ich dran.« »Ich dachte, dass Herr Alblas zuerst sprechen würde?« Sie öffnete die Tasche und holte ein Bündel Papiere heraus. »Wir haben das gerade besprochen«, sagte Maarten. »Sie möchten gerne tauschen.« Sie sah in die Papiere. »Ja, zuerst Alblas und dann de Vlaming. Siehst du!« »Tag, Frau Vorsitzende«, sagte van der Land hinter ihr. Sie drehte sich amüsiert um. »Na, so was! Ja, das war zu erwarten.« Sie machte lachend eine kleine Verbeugung, ohne ihm die Hand zu geben. Van der Land verbeugte sich lächelnd. »Tag, Kaatje«, sagte Buitenrust Hettema, der hinter van der Land eingetreten war. »Kennt ihr Alblas und de Vlaming?«, fragte Maarten. »Jacobo hat noch Vorlesungen bei mir besucht«, sagte Buitenrust Hettema, »also den werde ich wohl kennen.« »Van der Land«, sagte van der Land und streckte die Hand aus, mit einer höfischen Verbeugung. Auch Stelmaker kam nun an. Die vier vorderen Reihen im Saal waren inzwischen mehr oder weniger besetzt. Es war laut, ein Durcheinander von...


Johannes Jacobus Voskuil??, geboren 1926 in Den Haag, war ein niederländischer Volkskundler. Bereits 1963 veröffentlichte er seinen ersten Roman, doch zur Berühmtheit der niederländischen Literatur wurde er erst mit dem Romanwerk "Das Büro", dessen erster Teil 1996 und dessen letzter 2000 erschien. 2008 starb Voskuil in Amsterdam.


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