Wember | Ein welthistorischer Kampf | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 4, 240 Seiten

Reihe: Philosophische Bücherei

Wember Ein welthistorischer Kampf

Polyperspektivische Anmerkungen zu einem langen Krieg
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-943731-67-5
Verlag: Stratosverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Polyperspektivische Anmerkungen zu einem langen Krieg

E-Book, Deutsch, Band 4, 240 Seiten

Reihe: Philosophische Bücherei

ISBN: 978-3-943731-67-5
Verlag: Stratosverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Aus dem Inhalt: «Zur Hölle, wir haben gewonnen; Das große Schachbrett; Die entscheidende Weiche; Russland und Wladimir Putin; Frühe Prägungen; Aufstieg zur Macht; «Ausradieren auf dem Plumpsklo; «Wozu eine Welt, wenn es kein Russland gibt»; Unversöhnliche Sichtweisen; Vong ganze langer Hand ; Perspktiven

Dr. Valentin Wember, Publizist, Aktivist. Mehrere Buch-Veröffentlchungen zum Zeitgeschehen: «Zeitenwende. Erfahrungen eines COVID-19-Patienten»; «Tragödie und Befreiung. Der 100-jährige Krieg in Palästina»; «Verblendung und Aufbruch. Wie wir das Ruder in die Handbekommen.»

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8 Wurzeln der US-Dominanz
Die Anfänge Wie kommen US-Geostrategen seit mehr als einem Jahrhundert dazu, es für ganz selbstverständlich zu halten, dass die USA ihren Einfluss überall auf der Welt sicherstellen müssen, unter anderem in Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok? Wie kommen sie dazu, in der Wolfowitz-Doktrin ungeschminkt zu deklarieren, dass sie keine andere Weltmacht neben sich gelten lassen werden? Um diese Frage zu beantworten, muss man etwas ausholen. Die Geschichte der USA ist in ihren Ursprüngen bekanntlich eine Geschichte der Kolonisierung. Die »First People« Amerikas wurden rigoros verdrängt. Die weißen Siedler besaßen gegenüber der indigenen Bevölkerung ein grundsätzliches Überlegenheitsgefühl. Die Folge: Der Besiedlung Amerikas durch den »weißen Mann« fielen schätzungsweise 5 bis 7 Millionen der »First People« zum Opfer. Manche Historiker hat das zu der These geführt, dass die Weltmacht USA auf den Knochen eines Genozids aufgetürmt sei. Dem wird von anderen Historikern entgegengehalten, dass keine einzige US-amerikanische Regierung je eine Politik betrieben habe, die die physische Vernichtung der »First People« angeordnet hätte. Es waren die Siedler an der Front, die eigenmächtig mit einer oft brutalen Skrupellosigkeit gegen die Indigenen vorgingen. Aber eine Mentalität der Rücksichtslosigkeit, wenn es um die eigenen Interessen geht, gehört zweifellos zu den kulturellen Genen der USA.[37] Die rücksichtslose Vernichtung der »First People« wandelte sich im 20. Jahrhundert in die rücksichtslose Vernichtung von Bevölkerungen anderer Länder, weit weg von den USA. Dazu zählt die Tötung von 3,8 Millionen Vietnamesen oder die nicht weniger rücksichtslose Vernichtung von mindestens 1 Million Irakern im Irak-Krieg. Ein zweiter Faktor beim Aufbau der USA war die Sklaverei. In den fast 400 Jahren der atlantischen Sklaverei kamen etwa zehn bis zwölf Millionen verschleppte Schwarzafrikaner lebend in Amerika an. Davon wurden vier bis fünf Millionen auf die Inseln der Karibik gebracht, 3,5 bis 5 Millionen gelangten nach Brasilien und eine halbe Million Sklaven wurden in die USA verkauft. Doch die Dunkelziffer der systematischen Deportation ist erheblich höher. Schätzungen gehen von etwa 40 Millionen Afrikanern aus, die verschleppt und versklavt wurden. Das würde bedeuten, dass nicht 500 000, sondern ca. 1,5 bis 2 Millionen Afrikaner in die britischen Kolonien und später in die Vereinigten Staaten verbracht wurden, um dort beim Aufbau des Landes als extrem billige Arbeitskräfte eingesetzt zu werden. Die Plantagen in den USA waren de facto Sklavenarbeitslager und als solche eine Hauptquelle für den Reichtum und die Privilegien der amerikanischen und der britischen Gesellschaft. Die industrielle Revolution in England basierte auf der Baumwolle, die vor allem in den Sklavenarbeitslagern der Vereinigten Staaten produziert wurde. Thomas Jefferson, dritter Präsident der USA von 1801 – 1809 und selbst massiv an der Sklaverei beteiligt [38], sagte rückblickend, dass die Sklaverei »die unerbittlichste Willkür auf der einen Seite und die entwürdigendste Unterwerfung auf der anderen Seite« gewesen sei. Auf dem Jefferson-Memorial in Washington sind seine Worte zu lesen. »Ich zittere um mein Land, wenn ich daran denke, dass Gott gerecht ist und dass seine Gerechtigkeit nicht ewig schlafen kann.« Mit anderen Worten: Jefferson machte sich Sorgen darüber, dass es irgendwann zu einem schicksalsmäßigen Ausgleich für die Sklaverei und die Vernichtung der First People kommen werde und dass dieser »karmische« Ausgleich sehr heftig ausfallen könnte. Die Sklaverei wurde zwar im Zuge des amerikanischen Bürgerkrieges von 1861 – 1865 abgeschafft und durch die »Segregation« (die Rassen-Trennung) ersetzt, die dann fast ein Jahrhundert, nämlich bis in die 1960er Jahre dauerte[39], aber bis heute haben die USA ihr Rassismus-Problem nicht wirklich in den Griff bekommen, geschweige denn aufgelöst. Es hätte sonst keiner Black-Lives-Matter-Bewegung bedurft. Das zeigte sich unter anderem im bereits erwähnten Vietnam-Krieg. Das damalige US-Narrativ behauptete, dass es sich bei den 3,8 Millionen getöteten Vietnamesen ja um Asiaten handele, die ein anderes Verhältnis zum Leben hätten und dieses nicht so wertschätzen würden wie ein westlicher Mensch. Im schonungslosen Klartext: 3,8 Millionen getötete Vietnamesen waren in den Augen der meisten Verantwortlichen bei Weitem nicht so tragisch als wenn es Amerikaner gewesen wären.[40] Noam Chomsky hat darauf hingewiesen, dass sogar der amerikanische Unabhängigkeitskrieg (1772-76), durch den sich die Kolonien vom Mutterland England loslösten, zu einem erheblichen Teil ein Krieg für die Sklaverei gewesen sei.[41] Einige amerikanische Sklavenhalter hatten sich in England vor Gericht darüber beklagt, dass amerikanische Sklaven weggelaufen und nach England geflohen seien. Sie seien zu bestrafen und ihren Besitzern zurückzugeben, forderte man. Das britische Gericht verurteilte dann aber die Sklaverei als menschenunwürdig. Auf »britischem Boden« dürfe sie auf keinen Fall stattfinden. Die Sklaven seien deshalb nicht zurückzugeben. Dieses Urteil löste in den Kolonien die Sorge aus, dass auch in den Kolonien, falls diese als »britischer Boden« aufgefasst würden, die Sklaverei von den Briten verboten werden könnte. Eine Loslösung vom Mutterland England - und das drohende Szenario eines Verbots der Sklaverei durch die britische Krone wäre abgewendet. Der Unabhängigkeitskrieg war - neben allen anderen Motiven - auch ein Krieg für die Aufrechterhaltung der Sklaverei auf dem amerikanischen Kontinent. Vom Nest zum Weltraum Die Vereinigten Staaten von Amerika sind meines Wissens der einzige Staat in der Geschichte der Menschheit, der von Anfang an – bei seiner Gründung 1776 – darauf angelegt wurde, sich auszudehnen, um ein beherrschendes Groß-Reich zu werden, ein sogenanntes »Imperium«. Die berühmten Gründungsväter waren bereits Imperialisten. Für George Washington waren die Vereinigten Staaten ein »entstehendes Imperium« (»a nascent empire«).[42] Thomas Jefferson sagte zu James Madison (beide Gründungsväter), er sei »überzeugt, dass keine Verfassung jemals zuvor so gut für die Ausdehnung eines großen Reiches (…) berechnet war wie die unsere.« Die anfängliche Konföderation der Dreizehn würde »das Nest sein, von dem aus ganz Amerika, der Norden und der Süden, bevölkert werden würde.« Auch Alexander Hamilton bezeichnete die Vereinigten Staaten im ersten Absatz der Federalist Papers als »in vielerlei Hinsicht das interessanteste ... Reich ... der Welt«. Er erwartete sehnsüchtig die Entstehung eines »großen amerikanischen Systems, das der Kontrolle aller transatlantischen Einflusskräfte überlegen und in der Lage ist, die Bedingungen der Verbindung zwischen der Alten und der Neuen Welt zu diktieren.« In diesem »Nascent Empire« entwickelte sich von Anfang an die Auffassung, dass es ein offensichtliches Schicksal (»Manifest Destiny«) der USA sei, die Kultur der Amerikaner zu verbreiten – anfangs nur im Land der »First People«, später auf dem gesamten Kontinent, dann auf dem gesamten Planeten und schließlich auch im Weltraum. Wenn in den Jahren nach 1991 zahlreiche US-Berater nach Russland kamen, so kamen sie auch in dem historisch veranlagten, missionarischen Glauben, dass es das Beste für Russland sei, sich nach dem Vorbild der USA zu richten. Die entscheidende Weiche Das Erstaunliche ist, dass es einen historisch markanten Punkt gibt, an dem die Weiche für die imperialistische Entwicklung der USA im 20. Jahrhundert gestellt wurde. Die Entscheidung zum Imperialismus wurde in den USA sehr bewusst getroffen. Die Vereinigten Staaten sind nicht in den Imperialismus hineingeschlittert, sondern sie haben sich demokratisch für ihn entschieden. Ich empfehle an dieser Stelle das Buch »Overthrow« von Stephen Kinzer.[43] Kinzer war 20 Jahre lang Auslandskorrespondent der New York Times und als solcher unter anderem in Guatemala, Nicaragua, Berlin und der Türkei stationiert. In seinem Buch »Overthrow« zeichnet Kinzer nicht nur die lange Geschichte von 14 Umstürzen nach, die die USA in den verschiedenen Ländern durchgeführt haben, sondern er hat auch die bewusste Entscheidung zum Imperialismus durch gründliches Quellen-Studium rekonstruiert. Es ist Kinzers Verdienst, diese Geschichte aus den archivierten Dokumenten rekonstruiert zu haben. Sie ist wenig bekannt, aber schnell erzählt. Die USA hatten im Amerikanisch-Spanischen Krieg von 1898 Kuba geholfen, die Spanier zu vertreiben, aber ehe sich die Kubaner versahen, befanden sie sich statt unter spanischer, jetzt unter amerikanischer Vorherrschaft. Die USA aber hatten die Spanier weiterhin als Gegner und sie taten...



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