E-Book, Deutsch, Band 61, 352 Seiten
Reihe: Horror Taschenbuch
White Der Totenerwecker
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-86552-222-1
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Thriller
E-Book, Deutsch, Band 61, 352 Seiten
Reihe: Horror Taschenbuch
ISBN: 978-3-86552-222-1
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wrath James White ist ein ehemaliger Kickboxer (World Class Heavyweight) und Trainer für unterschiedliche Kampftechniken. Er lebt in Austin, Texas. Wrath hat drei Kinder: Isis, Nala und Sultan. Wrath (Zorn) schrieb mehrere Romane, die zu den brutalsten und erschütterndsten zählen, die jemals in Amerika erschienen. Zusammen mit dem »Meister des Extreme Horror« Edward Lee schrieb er Der Teratologe.
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Kapitel 1
Dale tapste langsam den Flur entlang. Er gähnte und rieb sich die Augen. Die Schreie, die aus dem Schlafzimmer seiner Eltern drangen, wurden immer lauter, immer schriller und qualvoller. Trotz seines Flanellpyjamas zitterte er. Er umklammerte sein Comicheft wie eine Schmusedecke, rollte es zusammen und quetschte es, bis die Seiten ganz zerknittert waren und das Titelblatt einriss. Er hatte noch nicht geschlafen, sondern im Bett gelegen und Superman gelesen; versucht, nicht einzuschlafen, bis der Kampf gegen das Böse gewonnen war.
Wie jede Nacht hatte er wach gelegen und dem feuchten Klatschen der Fäuste gelauscht, dem wütenden Poltern seines Vaters und der schrillen Antwort seiner Mutter, die trotzig Kontra gab, bis die Schläge unerträglich wurden. Dann, als seine Mutter still geprügelt war, kam dieses furchtbare Geräusch. Dieses matschige, rhythmische Klatschen von Fleisch auf Fleisch vermischt mit Grunzen, Stöhnen und dem gedämpften Schluchzen seiner Mutter. Im Stillen hatte Dale immer befürchtet, dass sein Vater eines Tages zu weit ging und er als Waise endete. Eigentlich hielt er es für unvermeidlich.
Als Dale dieses neue Geräusch vernahm – feuchter, brutaler, weniger rhythmisch, ein Schreien und Stöhnen, das sich in ein gurgelndes Schnaufen verwandelte –, da wusste er, noch bevor er das Schlafzimmer betrat, dass seine Mutter tot war.
Sie schwamm in einem Meer aus Blut. Es tropfte vom Bett, während Dales Vater weiter auf sie einstach. Er steckte noch in ihr, vergewaltigte sie wie jede Nacht, seine Augen glitzerten im Crystal-Meth-Rausch. Immer wieder raste das Steakmesser in seiner Hand hinab, stach im Rhythmus seiner eigenen Stöße zu. Dales Mutter schrie nicht mehr. Noch strampelte sie unter ihm, versuchte zu entkommen. Aber ihre Bewegungen wurden immer fahriger. In Zeitlupe ruderten ihre Arme und Beine, die Fingernägel krallten sich in das blutige Laken, während Dales Vater sie von hinten nahm und das Messer wieder und wieder in ihren Rücken stieß, es aus ihrer Schulter riss und dabei Blut an die weißen Wände bis hinauf zur Decke spritzte, bevor er es mit beiden Händen packte und erneut mit aller Kraft nach unten rammte.
Als sie sich schließlich nicht mehr bewegte, rollte sein Vater sie auf den blutigen Rücken. Ihr Kopf wabbelte locker am Hals, der so zerhackt und aufgeschlitzt war, dass die Halswirbel durch die Haut stachen. Dale hoffte, dass es jetzt vorbei war und seine Mutter endlich ihren Frieden fand, aber sein Vater führte seinen erigierten Penis ein weiteres Mal in ihre blutfeuchte Vagina ein und stach mit dem Messer auf Busen, Kehle und Gesicht ein, bis sie kaum noch zu erkennen war.
Sein Vater sagte kein einziges Wort, während er seine Mutter so brutal umbrachte. Gelegentlich grunzte er unter der Anstrengung, sie gleichzeitig zu ficken und zu massakrieren. Schließlich kam er zuckend und zitternd zum Höhepunkt. Er verdrehte die Augen in Ekstase. Ein Grinsen schlich sich auf sein blutbespritztes Gesicht. Er sah seinen Sohn an und grinste noch breiter. Einen Moment lang erwartete Dale, Dad würde die Hand heben, um sich von ihm abklatschen zu lassen. Sein Vater atmete schwer und keuchend. Er lächelte, als sein Blick wieder auf das Gemetzel fiel, das er im Bett angerichtet hatte. Blut und Schweiß liefen ihm übers Gesicht. Er wischte sich mit dem Unterarm über die Augen und ersetzte die salzigen Tropfen durch Blut, dabei wirkte er so zufrieden mit sich selbst, als hätte er gerade ein Bild gemalt oder ein schwieriges Musikstück gespielt. Er starrte das Messer in seiner Hand an und das Blut, das seine Fäuste und Arme bedeckte, dann fiel sein Blick auf Dales Mutter, und er stach abermals auf sie ein.
Dale beobachtete alles, ohne ein Wort zu sagen. Er wusste, dass dies viel schlimmer war als die Schläge, und er wusste, dass seine Mutter tot war und niemals ins Leben zurückkehren würde, aber noch kam es ihm unwirklich vor. Als sähe er einen Film und nicht den sadistischen Mord an der Frau, die ihn zur Welt gebracht, ihm noch vor wenigen Stunden Makkaroni mit Käse gekocht und ihn dann ins Bett gesteckt hatte.
Er ging ins Wohnzimmer und nahm den Telefonhörer ab. Aus dem elterlichen Schlafzimmer drangen reißende und klatschende Geräusche. Er biss die Zähne zusammen und zuckte jedes Mal, wenn er hörte, wie Haut vom Muskel abgerissen wurde. Als er den Notruf wählte, fing Dale schließlich doch an zu schluchzen.
»Notruf der Polizei. Was können wir für Sie tun?«
»Mein ... mein Daddy hat gerade meine Mom umgebracht, und ... und er ... er schneidet sie klein.«
Er schloss die Augen und versuchte, die Geräusche aus dem Schlafzimmer auszublenden. Er wollte dort nicht noch mal hineingehen, wollte nicht sehen, wie seine Mutter abgeschlachtet und auf eine blutige Fleischmasse reduziert wurde. Was er gesehen hatte und was sein Kopf sich ausmalte, war schlimm genug. Dale wollte gar nicht genau wissen, was sein Vater in den letzten 20 Minuten mit diesem Messer angestellt hatte. Die Hände über die Ohren gelegt, wartete er auf dem Sofa, bis die Beamten eintrafen.
»Polizei! Machen Sie die Tür auf!«
Dale öffnete und wurde nach draußen in die Arme einer Polizistin gezerrt, die ihn auf den Beifahrersitz eines Streifenwagens setzte. Sie nannte ihren Namen. Linda? Lydia? Lila? Er vergaß ihn sofort wieder, war viel zu sehr damit beschäftigt, an seine Mom zu denken.
Alles passierte so schnell. Sein Kopf musste sich anstrengen, um mitzukommen. Gerade noch hatte er Nudeln mit Käse gegessen, Afro Samurai im Fernsehen geschaut und Mom und Dad einen Gutenachtkuss gegeben. Jetzt saß er in einem Streifenwagen, während die Polizei das Haus stürmte, um seinen Dad festzunehmen, der gerade seine Mutter umgebracht hatte. Dales Verstand tat sich schwer, das alles zu verarbeiten. Noch war die Realität nicht bei ihm angekommen.
Er beobachtete, wie die Beamten ins Haus eindrangen, hörte das Rufen und Schreien, dann die Schüsse. Er fing von Neuem an zu weinen und brüllte nach seiner Mommy, als er die Polizisten aus dem Haus stolpern sah, kreidebleich. Einige übergaben sich auf den Rasen, andere starrten stumm vor sich hin. Zwei Cops klammerten sich aneinander und weinten. Als er sah, wie diese Polizisten um seine Mutter trauerten, zerbrach etwas in ihm. Die Realität des brutalen Mordes an seiner Mom drängte sich in sein Bewusstsein.
»Mommyyyyyyy! Mooooommyyyy!«
»Bleib hier!«
Die Polizistin stieg aus dem Streifenwagen und lief über den Rasen ins Haus. Keine Minute später kam sie herausgerannt, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. Sie hielt sich am Streifenwagen fest und übergab sich auf den Asphalt, dabei schluchzte sie hysterisch.
»Oh mein Gott! Oh mein Gott! Er hat sie in Stücke gerissen! Wie kann er seiner eigenen Frau so etwas antun? Der Mutter seines Kindes! Er hat ihr die ganze Haut abgezogen!«
Leise kletterte Dale aus dem Streifenwagen. Er ging über den Rasen und ins Haus zurück, während die Polizisten bei ihren Fahrzeugen standen und sich gegenseitig beruhigten, den Gerichtsmediziner und die Spurensicherung anforderten und sich mit allem Möglichen beschäftigten, um nur ja nicht ein weiteres Mal ins Haus gehen zu müssen.
Das ganze Schlafzimmer war rot, der Teppich mit dem Blut seiner Mutter durchtränkt. Zwischen Dales Zehen matschte es, als er sich barfuß langsam dem Bett näherte. Was er dort sah, empfand er als blanken Wahnsinn. Sein Vater hatte seine Mutter buchstäblich in Stücke gerissen. Ihr Nachthemd war bis zum Hals hochgeschoben, die vom Körper abgezogenen Hautfetzen lagen auf dem Boden. Er hatte ihr mehrere Stiche in Gesicht, Hals und Brust verpasst, die Pupillen durchbohrt – ebenso Wangen und Stirn – und ihr Mund und Nase gespalten. Die Ohren waren abgetrennt und der Kopf skalpiert. Der Schnitt in ihre Kehle hatte sie fast geköpft. Offenbar war Dales Vater gerade damit beschäftigt gewesen, ihre Beine zu häuten, als die Polizisten eintrafen und ihn erschossen. Seine Leiche lag zusammengekrümmt neben der seiner Mutter.
Dale kletterte aufs Bett und watete durch das Blut. Trockene Schluchzer brachten seine Brust zum Zucken. Er presste seine Lippen für eine Mund-zu-Mund-Beatmung auf die Lippen seiner Mutter und blies in ihre Lungen. Dann holte er tief Luft und tat es noch einmal. Gerade wollte er ihr einen dritten Atemzug einhauchen, als er spürte, dass Sauerstoff in seinen Mund zurückströmte. Sie atmete!
Ihre Atemzüge kamen erst langsam, dann immer schneller und schneller, als ob sie hyperventilierte. Dale schaute zu, wie sich ihr Körper langsam wieder zusammensetzte. Hektische kleine Bewegungen zuckten unter dem bisschen Haut, das ihr geblieben war. In ihren Muskeln schien es von winzigen Insekten zu wimmeln, die sich alle gleichzeitig bewegten und in ihrem Fleisch gegeneinander kämpften.
Durchtrennte Venen, Arterien, Sehnen und Muskelfasern krochen wie Ranken über freigelegte Knochen, schlängelten sich ähnlich einem Nest voller Würmer durch das aufgerissene Fleisch und verbanden Muskeln mit Knochen. Hautzellen regenerierten sich, reproduzierten sich in erstaunlicher Geschwindigkeit, wuchsen nach und bedeckten Fleisch und Muskeln da, wo die Haut abgezogen worden war.
Ihr Atem kam in schnellen, kurzen Stößen, als ihr Körper neu entstand. In schneller Folge hob und senkte sich ihre Brust. Lange Minuten vergingen, bis ihre Atmung sich schließlich beruhigte und zum normalen Rhythmus fand. Langsam öffnete seine Mom die Augen und setzte sich auf.
Dales Mutter sah sich um, entdeckte all das Blut und die Haut und die Fleischfetzen, dann die Leiche ihres Mannes. Sie schrie auf, und...




