Willingham | Irische Hochzeit | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 253, 256 Seiten

Reihe: Historical

Willingham Irische Hochzeit


1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-86295-156-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 253, 256 Seiten

Reihe: Historical

ISBN: 978-3-86295-156-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Irland im Jahre 1170: Niemals darf sich irisches Blut mit dem der normannischen Feinde vermischen! Und so schwört der unterlegene König Patrick, dass er die Ehe mit Isabel de Godred, Tochter seines Gegners, nicht vollziehen wird - ein Schwur, der dem stolzen Kelten zum Verhängnis wird. Denn mit ihrer Schönheit, ihrem weichem Herzen und scharfen Verstand entfacht seine junge Gattin in ihm das Feuer des Verlangens. Unter dem irischen Mond will Patrick sie wahrhaftig zu seiner Frau und der Königin seines Herzens machen! Aber kaum hat er diesen Entschluss gefasst, gerät Isabel durch eine Intrige aus Patricks eigenen Reihen in Lebensgefahr ...



Michelle schrieb ihren ersten historischen Liebesroman im Alter von zwölf Jahren und war stolz, acht Seiten füllen zu können. Und je mehr sie schrieb, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, dass eines Tages ihr Traum von einer Autorenkarriere in Erfüllung gehen würde. Sie besuchte die Universität von Notre Dame im Bundesstaat Indiana, da sie mit dem Gedanken spielte, Medizin zu studieren. Jedoch musste sie diesen Gedanken bald wieder verwerfen, da sie kein Blut sehen konnte. Stattdessen studierte sie Englisch und schloss mit summa cum laude, der besten Benotung, ab. Daraufhin kam sie auf die Idee Lektorin zu werden. Ihr erster Teilzeitjob bestand darin, Hypothekenhandbücher zu bearbeiten, was sie umgehend zurück zur Uni fliehen ließ, um Lehrerin zu werden. Michelle unterrichtete 11 Jahre lang, bevor sie aufhörte, um zu Hause bei ihren Kindern zu sein und sich voll und ganz dem Schreiben widmen zu können. Zahlreiche ihrer Romane erschienen in der Reihe Harlequin Historical. Michelle ist mit einem Raketenwissenschaftler verheiratet und lebt zusammen mit ihm in Virginia. Neben dem Schreiben kocht und liest sie gerne und vermeidet sportliche Aktivitäten um jeden Preis.

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1. KAPITEL

England, 1170

Jede Frau denkt doch an ihrem Hochzeitstag daran, ein Pferd zu stehlen und auf und davon zu gehen, oder nicht?

Isabel de Godred kämpfte gegen die aufsteigende Unruhe an. Es war ihre Pflicht, ihrem Vater zu gehorchen. Das begriff sie, obwohl sie ihre rote seidene Tunika umklammerte und zu den Ställen hinübersah.

Im Herzen wusste sie, dass eine Flucht zwecklos war. Selbst wenn es ihr gelänge, das Anwesen zu verlassen, würde ihr Vater ihr doch eine ganze Armee hinterherschicken. Edwin de Godred war nicht gerade für seinen Großmut bekannt. Alles hatte zu geschehen wie er es befahl, und wehe jedem, der seine Anordnungen nicht befolgte.

Vielleicht ist diese Heirat gar nicht so schlecht, meldete sich in Isabel die Stimme der Vernunft. Vielleicht war ihr Verlobter ein liebenswürdiger, gut aussehender Mann, der ihr die Freiheit ließe, seinen Haushalt nach ihrem Gutdünken zu führen.

Isabel schloss die Augen. Nein, das war höchst unwahrscheinlich. Wenn dem so wäre, hätte ihr Vater diesen Freier vor ihr aufmarschieren lassen und mit dieser Heirat geprahlt. Sie wusste vom irischen Erbe ihres Bräutigams und kannte seinen Rang. Sonst wusste sie kaum etwas über ihn.

„Seid Ihr fertig, Mylady?“, fragte ihre Zofe Clair. Mit verschwörerischem Lächeln fügte sie hinzu: „Glaubt Ihr, dass er hübsch ist?“

„Nein, hübsch wird er bestimmt nicht sein.“ Alt und zahnlos, so würde der Mann aussehen. Furcht stieg in Isabel auf. Ihre Schritte wurden bleischwer. Ihr überstürzter Fluchtplan erschien immer verlockender.

„Aber sicher …“

Isabel schüttelte den Kopf. „Clair, noch nicht einmal bei der Verlobung ließ Vater mich den Mann sehen. Wahrscheinlich ist er ein halber Teufel.“

Ihre Zofe bekreuzigte sich stirnrunzelnd. „Ich hörte, er sei einer der irischen Könige. Da muss er unvorstellbar reich sein.“

„Er ist nicht der Hochkönig.“ Gott sei Dank. Vielleicht würde sie über einen Stamm zu herrschen haben. Aber es erwartete sie wenigstens nicht die Bürde, ein ganzes Land zu regieren. Während sie über die Holztreppe an der Außenmauer des Burgturms hinunterschritten, fragte sich Isabel, wie es ihrem Vater nur gelungen war, in so kurzer Zeit eine Verlobung zu arrangieren. Erst seit letztem Sommer unterstützte er den Feldzug des Earl of Pembroke.

„Wie gerne wäre ich an Eurer Stelle“, meinte Clair mit träumerischem Lächeln.

„Und wie gerne würde ich dir den Mann schenken.“ Leider war das nicht möglich.

In Isabels Vorstellung wurde ihr Bräutigam zu einem Monster. Der Mensch musste unerträglich sein, wenn er solch ein Geheimnis aus sich machte. Eigentlich wusste sie, dass es ungerecht war, ein Urteil zu fällen, bevor sie ihren Zukünftigen getroffen hatte. Doch sie konnte nicht anders, als sich das Schlimmste vorzustellen.

„Ihr werdet Herrin Eures eigenen Königreiches sein“, seufzte Clair. „Stellt Euch das nur vor! Ihr werdet Königin.“

„Vermutlich.“ Das vergrößerte nur noch ihre Angst vor der bevorstehenden Hochzeit. Was wusste sie schon darüber, wie sich eine Königin zu benehmen hatte? Sie wusste lediglich, wie man einen Besitz umsichtig verwaltete. Das war aber auch schon alles.

Vor der Kapelle erwartete ihr Vater Edwin de Godred, Lord Thornwyck, sie inmitten einer kleinen Schar von Gästen und Dienern. Er war groß und schlank mit sorgfältig gepflegtem, bereits ergrautem Bart und Schnurrbart. Prüfend musterte er sie, und Isabel kam sich vor wie eine Stute, die verkauft werden sollte. Sie widerstand dem Bedürfnis, die Zähne zu blecken, damit die auch geprüft werden konnten.

Nein, es fiel ihr nicht schwer, diesen Ort zu verlassen. Doch was konnte sie von einem irischen König erwarten? War er freundlich? Grausam? Sie wurde immer unruhiger.

„Ist er hier?“,fragte sie ihren Vater und betrachtete die Männer, welche vor der Kirche warteten.

Edwin nahm ihre kalten Finger und hielt sie mit festem Griff, während er sie in die Kirche geleitete. „Du wirst ihn früh genug treffen. Vor wenigen Stunden haben meine Männer seinen Tross erspäht.“

„Ich hätte ihn lieber bei unserer Verlobung kennengelernt“, murmelte Isabel. Statt einer Antwort brummte ihr Vater nur unwillig.

Isabel erschauerte. Bevor sie den Mann nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, würde sie ihre Fluchtpläne jedenfalls nicht aufgeben. Mit jedem Schritt fühlte sie sich verlorener. Ihre Schwestern waren nicht hier, um ihr eine Stütze zu sein. Edwin hatte es nicht erlaubt, und es schmerzte Isabel mehr, als sie geglaubt hatte.

Sie erreichten den Burghof, wo gerade der Priester mit einem gut gekleideten Mann sprach. Außer einem schmalen, schneeweißen Haarkranz besaß Letzterer kaum noch Haare.

„Ist er das?“, fragte Isabel. Ihr Vater gab keine Antwort. Geistesabwesend blickte er in die Ferne.

Der ältere Mann schluckte schwer und wischte sich die Hände am Saum seiner Tunika. Er blickte umher, als suchte er jemanden.

Mit glühenden Wangen schickte Isabel ein stummes Stoßgebet zum Himmel. Gott, bitte rette mich vor dieser Heirat, dachte sie, als ihr Vater ihr Handgelenk fester packte.

Einen Moment später vernahm sie den Hufschlag eines sich nähernden Pferdes. Erschrocken blickten sie zum Himmel empor. „Das ging aber schnell.“

„Was ist?“, fragte Edwin.

„Nichts.“ Isabel zwang sich, ein gleichgültiges Gesicht zu zeigen. Das Hämmern der Hufe kam näher. Ihr Vater lächelte genugtuend und bedeutete dem Priester zu warten. Der ältere Mann gesellte sich zu den Gästen. Er war also nicht der Bräutigam.

Das Geräusch wurde lauter, und Isabels Vater machte eine Bewegung, als wollte er die Hand auf den Schwertknauf legen. Einige der Gäste sahen zu Edwin hinüber, und die Frauen blickten sich unsicher an. Der Priester drehte sich mit einem fragenden Ausdruck auf dem Gesicht zu Isabel.

Sie erstarrte. Ein Mann tauchte auf und ritt auf die Gäste zu. Seine Kleider waren bessere Lumpen, getrockneter Schlamm bedeckte den Saum seines Mantels. Und doch ritt er ein wendiges Pferd, einen Hengst, der eines Ritters würdig gewesen wäre.

Er hatte sein Schwert gezogen, als wollte er jeden niedermähen, der es wagte, sich ihm in den Weg zu stellen. Gäste drängelten zurück, um sich vor dem Pferd in Sicherheit zu bringen, Frauen schrien.

Isabel schlug das Herz bis zum Hals. Doch sie richtete sich kerzengerade auf und weigerte sich zu schreien. Stattdessen eilte sie hinter einen der Männer ihres Vaters. Es war ein mit Pfeil und Bogen bewaffneter Kämpfer.

Was war nur los mit den Männern? Weder hatte sich einer von ihnen gerührt, noch hatte einer einen einzigen Pfeil verschossen. Das hier war ein einzelner Reiter. Der Eindringling bot ein leichtes Ziel. Wollte ihn denn niemand aufhalten?

„Tu doch was!“, schrie sie. Doch der Kämpfer beachtete sie nicht.

Der Mann zügelte sein Pferd und steckte das Schwert ein. Isabel stockte der Atem. Eine seltsame Vorahnung überkam sie. Nein. Das konnte nicht er sein.

Schwarzes Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Seine harten Augen sahen Isabel durchdringend an. Er wirkte stolz, furchtlos – und wild. Seine Kleidung war seltsam. Er trug eine knielange, blaue Tunika und graubraune Beinlinge. Um seine Schultern hing ein zerlumpter roter Mantel, der von einer schmalen Eisenbrosche, so lang wie Isabels Unterarm, zusammengehalten wurde. Goldbänder umschlossen seine Oberarme und wiesen auf seine Königswürde hin.

Dass ihr Vater diese Unterbrechung schweigend duldete, konnte nur eines bedeuten. Dieser Barbar war ihr zukünftiger Gatte. Isabel biss sich auf die Lippen und bekämpfte die Furcht und das Verlangen, von hier zu fliehen.

Edward bestätigte ihre Vorahnung mit den Worten: „Isabel, das ist Patrick Mac Egan, König von Laochre.“

Sie wollte es nicht glauben. Während das Pferd und das Schwert dieses Wilden auf einen hohen Rang schließen ließen, sah der Mann eher aus, als käme er frisch vom Schlachtfeld und nicht von einem Thron. Und wo waren seine Eskorte und seine Diener? Könige reisten nicht allein. Ihr Misstrauen wuchs.

Der König stieg aus dem Sattel, und Isabel hatte ein wachsames Auge auf sein Pferd. Mehr denn je wollte sie fliehen. Vielleicht würde sie in der Abtei Zuflucht finden? Es gab eine winzige Chance, dass ihr Vorhaben gelingen könnte.

„Ihr seid Lady Isabel de Godred?“, fragte der Reiter. Sein singender Akzent verlieh der normannischen Sprache einen seltsamen Klang.

„Die bin ich.“ Sie starrte den Mann wütend an. „Ist das Eure übliche Art, bei einer Hochzeit zu erscheinen? Indem Ihr versucht, die Gäste umzubringen?“

„Isabel“, ermahnte ihr Vater sie. Isabel sagte nichts mehr und unterdrückte ihre Furcht. Die stahlharten Augen des Mannes musterten sie kühl. Isabels Blick fiel auf seine Hände. Zweifellos konnten sie sie in Stücke reißen.

Einen Moment lang blinzelte der barbarische König. Dann erschien wieder dieser wilde Ausdruck auf seinem Gesicht. „Bringen wir es hinter uns.“

Oh nein, nicht, wenn Isabel es verhindern konnte. Er war beileibe kein halber Teufel, eher ein ganzer. Wenn sie die Flucht ergreifen wollte, dann bot sich jetzt die einzige Gelegenheit dazu.

Isabel rannte zu Mac Egans Pferd. Sie griff an den Sattel und versuchte, sich hinaufzuziehen, als auch schon starke Arme sie packten. Kräftige Muskeln...



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