Ahern | Perfect – Willst du die perfekte Welt? | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Ahern Perfect – Willst du die perfekte Welt?


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-10-403543-7
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

ISBN: 978-3-10-403543-7
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Perfect - Willst du die perfekte Welt? Der furiose zweite Band des dystopischen All-Age-Romans von Bestsellerautorin Cecelia Ahern Celestine wurde als »fehlerhaft« gebrandmarkt und gehört nun zu den Menschen zweiter Klasse. Doch statt sich den strikten Regeln des Systems zu unterwerfen, flieht sie und wird zum Symbol der Hoffnung für alle anderen Fehlerhaften. Wird es ihr gelingen, den grausamen Richter Crevan zu überführen und so einen Neuanfang für die Ausgestoßenen zu ermöglichen? Und gibt es auch für ihre große Liebe Carrick eine zweite Chance? In Perfect erzählt Cecelia Ahern mitreißend und leidenschaftlich, wie die 17-jährige Celestine um die Freiheit kämpft, Fehler machen zu dürfen und aus ihnen zu lernen. Es geht um alles - um Gerechtigkeit für sich selbst und die anderen Fehlerhaften, und um eine lebenswerte Zukunft. Ein einzigartiger revolutionärer Jugendroman voller Romantik, Gefühl und einer starken Botschaft, der Fans von Tribute, Throne und Harry Potter begeistern wird.

Cecelia Ahern erzählt Geschichten, die unvergleichlich inspirieren und berühren. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt und vielseitig wie wenige andere, schreibt zeitgenössische Romane, Novellen, Storys, Jugendbücher, TV-Konzepte und Theaterstücke. Für ihre Werke wurde sie vielfach ausgezeichnet. Ihre Romane wurden fürs Kino oder fürs Fernsehen verfilmt, zum Beispiel »P.S. Ich liebe Dich« mit Hilary Swank und »Für immer vielleicht« mit Lily Collins. Cecelia Ahern ist Jahrgang 1981, hat Journalistik und Medienkommunikation studiert und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Norden von Dublin.
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Das Zubereiten von Speisen in der Kochgrube ist meinem Großvater zufolge die einfachste und älteste Garmethode der Welt. Man bezeichnet die Grube auch als Erdherd oder Erdofen, und es handelt sich, wie der Name schon sagt, um eine mit flachen Steinen ausgelegte Vertiefung im Boden, in der man die Hitze einschließen und alle Arten von Nahrungsmitteln kochen, backen, räuchern oder dämpfen kann.

Die Lebensmittel – Kartoffeln, Kürbis, Fleisch, was man eben essen möchte – werden direkt auf die Glut in die Grube gelegt und abgedeckt. Dann werden wieder Erde und Steine darübergeschichtet, und alles wird den ganzen Tag gegart. Einmal im Jahr lässt Granddad diese Tradition zusammen mit allen Farmarbeitern aufleben, für gewöhnlich allerdings erst um die Erntezeit und nicht schon – wie jetzt – im Juli. Dieses Jahr macht er es vor allem im Zeichen der Teambildung, wie er es ausdrückt, das heißt, er möchte mit einem gemeinschaftlichen Event unseren Gruppenzusammenhalt stärken. Granddad beschäftigt ausnahmslos Fehlerhafte, und nachdem sie in den letzten Tagen alle die gnadenlosen Suchaktionen der Whistleblower über sich ergehen lassen mussten und die Gilde zurzeit meinetwegen ein ganz besonders wachsames Auge auf Granddads Farm hat, können alle ein bisschen moralischen Auftrieb gut gebrauchen.

Bis vor zwei Wochen wusste ich nicht, dass Granddad Fehlerhafte beschäftigt. Ich erinnere mich nicht, überhaupt je seine Farmarbeiter gesehen zu haben, wenn wir ihn hier besucht haben, und Mum und Dad haben sie nie erwähnt. Vielleicht hatten sie auch die Anweisung, sich nicht blicken zu lassen. Oder vielleicht waren sie immer da, ich habe sie nur genauso wenig wahrgenommen wie die meisten anderen Fehlerhaften – bevor ich selbst eine von ihnen geworden bin.

Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, wie die Kluft zwischen Mum und Granddad dadurch noch tiefer geworden ist. Mum missbilligte Granddads Meinung über die Gilde, das von der Regierung unterstützte Tribunal, das Menschen wegen unethischen, unmoralischen Verhaltens verurteilt. Wir dachten lange, Granddads Tiraden seien weiter nichts als phantastische Verschwörungstheorien, aber wie sich herausstellte, hatte er absolut recht. Und mittlerweile verstehe ich auch, warum Granddad für Mum immer so eine Art schmutziges Geheimnis war. Als prominentes Model war Mum – zumindest äußerlich – die Verkörperung der Perfektion, und obwohl sie überall auf der Welt erfolgreich war, musste sie dafür sorgen, dass ihr guter Ruf auch in Humming erhalten blieb. Dass ihr Vater sich so freimütig für die Fehlerhaften einsetzte, war eine Bedrohung für ihr Image. Das alles habe ich erst in letzter Zeit begriffen.

Manche Arbeitgeber behandeln Fehlerhafte wie Sklaven. Lange Arbeitszeiten, Bezahlung bestenfalls nach den Mindestlohnbestimmungen. Viele Fehlerhafte sind schon froh, wenn sie für Kost und Logis arbeiten dürfen. Dabei sind die meisten von ihnen gebildete, aufrechte Bürger. Sie sind auch keine Kriminellen, sie haben nichts Illegales getan. Sie haben Entscheidungen getroffen, die nach moralisch-ethischen Gesichtspunkten von der Gesellschaft nicht gutgeheißen werden. Und dafür sind sie gebrandmarkt worden. Ich denke, man könnte das mit einer Art öffentlicher Bloßstellung gleichsetzen. Das erklärte Motto der Gilde-Richter lautet: .

Dahy beispielsweise war früher Lehrer und ist von den Sicherheitskameras in der Schule dabei gefilmt worden, wie er ein Kind etwas grob angefasst hat.

Außerdem habe ich durch all die Geschehnisse der letzten Zeit erfahren, dass die Leute manchmal jemanden bewusst bei der Gilde als »Fehlerhaft« denunzieren. Zum Beispiel, um einen Konkurrenten auszuschalten oder um an jemandem Rache zu nehmen. Menschen missbrauchen das System. Die Gilde ist für Mitläufer und Glücksritter ein wahres Schlaraffenland.

Ich habe eine fundamentale Gilde-Regel missachtet – ich habe einem Fehlerhaften geholfen. Eigentlich steht darauf lediglich eine Gefängnisstrafe, aber ich wurde stattdessen selbst als fehlerhaft verurteilt. Richter Crevan hatte mir noch ein Schlupfloch angeboten; ich sollte lügen und behaupten, ich hätte dem alten Mann gar nicht helfen wollen. Aber ich konnte nicht lügen und erklärte während des Prozesses, dass der fehlerhafte alte Mann Hilfe brauchte und dass sie ihm zustand wie jedem anderen auch. Damit hatte ich nicht nur Crevan selbst gedemütigt, er fand auch, dass ich mit meinem Geständnis sein ganzes Gericht zum Gespött gemacht hatte.

Also musste an mir ein Exempel statuiert werden. Inzwischen ist mir klar, dass ich meine Brandmale nicht nur deshalb bekommen habe, weil ich die Gilde getäuscht und in Misskredit gebracht habe, sondern vor allem, weil ich viel Aufmerksamkeit auf mich gezogen und die Menschen dazu gebracht habe, das ganze Gilde-System in Frage zu stellen.

Zu den Stärken der Gilde gehört es, die Medien nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, sie arbeiten beide Hand in Hand. Die Medien füttern die Bürger mit gildegenehmen Informationen. Man erzählt uns, dass die Richter stets im Recht und die Fehlerhaften stets im Unrecht sind. Geschehnisse werden falsch beziehungsweise tendenziös dargestellt, nie vollständig gehört, und die Stimme der Vernunft geht im Lärm der Whistleblower-Pfeifen unter.

Zur langen Liste der Fehlerhaften-Regeln gehört, dass Fehlerhafte am Arbeitsplatz keine Machtpositionen einnehmen dürfen, also keine Managerposten, von wo aus sie womöglich auf die Meinung und das Denken ihrer Untergebenen Einfluss nehmen könnten.Theoretisch sind alle anderen Jobs für Fehlerhafte zugänglich, aber trotzdem werden die meisten am Arbeitsplatz diskriminiert. Granddad ist einer der wenigen Arbeitgeber, die das nicht tun. Er scheut keine Mühe, fehlerhafte Arbeiter zu finden, um sie dann genauso zu behandeln, wie er alle anderen Menschen auch behandeln würde.

Dahy arbeitet am längsten bei ihm, schon dreißig Jahre. Dafür, dass er das Kind zu hart angefasst hat, ist er damals mit einer hässlichen Narbe an der Schläfe bestraft worden – seine Entscheidung wurde als fehlerhaft angesehen. Damals ging die Gilde in der Markierungskammer noch mit recht groben Instrumenten zu Werke, wenn sie die Fehlerhaften mit einem »F« brandmarkten, doch Dahys Brandmal ist harmlos gegen mein geheimes sechstes an der Wirbelsäule, das Richter Crevan mir eigenhändig verpasst hat. Mein sechstes Brandmal ist eine persönliche Botschaft, er hat es mir rein aus Wut zugefügt, ungeübt, ohne Betäubung. Eine grobe, schockierende Narbe.

Jetzt und hier trifft Dahy zusammen mit Granddad eine weitere im Sinne der Gilde fehlerhafte Entscheidung, nämlich die, mich zu verstecken. Granddad könnte dafür eine Strafe von mindestens sechs Monaten Haft bekommen, aber da Dahy selbst fehlerhaft ist, möchte ich mir gar nicht vorstellen, welche Strafe droht. Ist man erst mal ein Fehlerhafter, denkt man, es könne nicht mehr schlimmer kommen, aber perfiderweise geht die Gilde auch gegen die Familien der Gebrandmarkten vor, um einen noch schlimmer unter Druck zu setzen.

Jetzt stehen wir hier und starren alle drei in die rechteckige Grube hinunter. Ich höre mehrmals Autotüren schlagen und stelle mir sofort vor, wie eine ganze Whistleblower-Armee in roter Kampfausrüstung und schwarzen Stiefeln aussteigt. In wenigen Minuten werden sie hier sein. Entschlossen springe ich in die Grube und lege mich platt auf den Boden.

»Deckt mich zu«, sage ich.

Granddad zögert, mich mit dem Holz zu bedecken, aber Dahy wird sofort aktiv – Abwarten könnte mich teuer zu stehen kommen. Meine dunkle Haut erweist sich in diesem Versteck jedoch als echter Vorteil. Ich liege in der Grube und fühle, wie sie haufenweise Äste und Moos auf mich werfen, das ich heute früh im Wald gesammelt habe. Ich habe mir also nicht nur mein eigenes Grab geschaufelt, sondern sogar gleich noch den Sarg mitgebracht.

Die Decke aus Holz und Erde wird immer schwerer.

Und die Stiefelschritte kommen unaufhaltsam näher.

»Wir müssen Carrick unbedingt erreichen«, sagt Granddad leise, und ich pflichte ihm in Gedanken bei.

Knirschend kommen die Stiefel ganz in meiner Nähe zum Stehen.

»Cornelius«, sagt plötzlich Mary Mays Stimme, und mein Herz beginnt wild zu pochen. Ich habe Angst vor dieser herzlosen Frau, einer Whistleblowerin, die für mich zuständig ist und ihre ganze Familie wegen unmoralischer Machenschaften an die Gilde verpfiffen hat. Angeblich, weil auf ihrem kleinen Biobauernhof unsolide gearbeitet wurde, in Wahrheit aber aus Rache, weil ihre Schwester ihr den Freund ausgespannt hat.

Mary May war bisher an sämtlichen Durchsuchungen auf Granddads Farm beteiligt, aber diesmal ist sie anscheinend mit einer ganzen Armee angerückt. Jedenfalls mit mindestens elf Kollegen.

»Mary May«, sagt Granddad barsch. »Haben die Sirenen keinen Saft mehr?«

Noch ein Schwung Holz landet auf mir, absichtlich grob, damit die Whistleblowerin keinen Verdacht schöpft. Ich muss mich beherrschen, um nicht zu stöhnen oder wegzurollen.

Mary May kennt kein Geplänkel, keinen Humor, keine Konversation. Sie kommt gleich zur Sache. »Was ist das denn, Cornelius?«

»Eine Kochgrube«, antwortet Granddad ebenso kurz angebunden.

Die beiden stehen direkt über mir, am linken Rand der Grube. Da die Bündel mit den Ästen jetzt von beiden Seiten auf mir landen, ist Dahy wohl auch noch da.

»Und was bitte schön ist eine Kochgrube?«

»Haben Sie noch nie von einer Kochgrube gehört? Ich dachte, wüsste das bestimmt.«

»Nein, tu ich nicht.« Ihre Worte klingen abgehackt. Es gefällt ihr ganz und gar nicht, dass...


Ahern, Cecelia
Cecelia Ahern erzählt Geschichten, die unvergleichlich inspirieren und berühren. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt und vielseitig wie wenige andere, schreibt zeitgenössische Romane, Novellen, Storys, Jugendbücher, TV-Konzepte und Theaterstücke. Für ihre Werke wurde sie vielfach ausgezeichnet. Ihre Romane wurden fürs Kino oder fürs Fernsehen verfilmt, zum Beispiel 'P.S. Ich liebe Dich' mit Hilary Swank und 'Für immer vielleicht' mit Lily Collins. Cecelia Ahern ist Jahrgang 1981, hat Journalistik und Medienkommunikation studiert und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Norden von Dublin.

Strüh, Christine
Christine Strüh, geboren 1954, lebt in Berlin. Sie ist Übersetzerin von Gillian Flynn, Cecelia Ahern, Judy Blume, Pete Hamill, Laini Taylor und anderen.

Cecelia AhernCecelia Ahern erzählt Geschichten, die unvergleichlich inspirieren und berühren. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt und vielseitig wie wenige andere, schreibt zeitgenössische Romane, Novellen, Storys, Jugendbücher, TV-Konzepte und Theaterstücke. Für ihre Werke wurde sie vielfach ausgezeichnet. Ihre Romane wurden fürs Kino oder fürs Fernsehen verfilmt, zum Beispiel 'P.S. Ich liebe Dich' mit Hilary Swank und 'Für immer vielleicht' mit Lily Collins. Cecelia Ahern ist Jahrgang 1981, hat Journalistik und Medienkommunikation studiert und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Norden von Dublin.
Christine StrühChristine Strüh, geboren 1954, lebt in Berlin. Sie ist Übersetzerin von Gillian Flynn, Cecelia Ahern, Judy Blume, Pete Hamill, Laini Taylor und anderen.

Cecelia Ahern erzählt Geschichten, die unvergleichlich inspirieren und berühren. Sie ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt und vielseitig wie wenige andere, schreibt zeitgenössische Romane, Novellen, Storys, Jugendbücher, TV-Konzepte und Theaterstücke. Für ihre Werke wurde sie vielfach ausgezeichnet. Ihre Romane wurden fürs Kino oder fürs Fernsehen verfilmt, zum Beispiel »P.S. Ich liebe Dich« mit Hilary Swank und »Für immer vielleicht« mit Lily Collins. Cecelia Ahern ist Jahrgang 1981, hat Journalistik und Medienkommunikation studiert und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Norden von Dublin.  Christine Strüh, geboren 1954, lebt in Halle an der Saale. Sie ist Übersetzerin von Gillian Flynn, Cecelia Ahern, Judy Blume, Pete Hamill, Laini Taylor und anderen.



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