Alonso / Pelegrin / Pelegrín | Emotion | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 464 Seiten

Reihe: Vision ? Illusion ? Emotion

Alonso / Pelegrin / Pelegrín Emotion

Das Zeichen der Auserwählten:
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-401-80201-5
Verlag: Arena
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Zeichen der Auserwählten:

E-Book, Deutsch, Band 3, 464 Seiten

Reihe: Vision ? Illusion ? Emotion

ISBN: 978-3-401-80201-5
Verlag: Arena
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nachdem Jana und Alex das Buch der Schöpfung gelesen haben, sind die Grenzen des Totenreichs verschoben und die Zahl derjenigen, die versuchen, den Lebenden die Magie zu entreißen, steigt. Einzig Jana und Alex könnten die entfesselten Kräfte jetzt noch aufhalten. Doch dafür müssen sie sich erneut trennen - ohne zu wissen, ob sie sich je wiedersehen werden.
Alonso / Pelegrin / Pelegrín Emotion jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Kapitel 1

»Wieso sind die Bäume eigentlich schon so gelb?«, sagte Jana, den Blick versonnen auf das Buchenwäldchen hinter dem Rugbyplatz der Schule gerichtet. »Es ist doch erst Mitte September, der Herbst hat noch nicht mal angefangen.«

»Die Zeit vergeht eben immer schneller«, erwiderte Alex lächelnd. »Oder zumindest kommt es mir so vor.«

Sie durchquerten den hinteren Teil der Grünanlage von Los Olmos und waren gerade am Lehrerparkplatz vorbeigekommen. Dort standen nur drei Autos. Alex erinnerte sich, dass er früher immer überfüllt gewesen war; teilweise hatten die Lehrer ihre Fahrzeuge außerhalb des Schulgeländes abgestellt, weil sie keinen freien Platz gefunden hatten. Aber auch das hatte sich offensichtlich geändert.

Die Schulleitung hatte ein halbes Dutzend Lehrer entlassen. Da es zu Beginn des neuen Schuljahrs nur wenige Anmeldungen gegeben hatte, konnte man nicht mehr das gesamte Kollegium bezahlen. So lautete zumindest die offizielle Erklärung.

»Was meinst du, was die neue Rektorin von uns will?«, fragte Jana. »David hatte sie letztes Jahr in Geschichte. Als Lehrerin ist sie anscheinend nicht schlecht, aber sie soll ziemlich streng sein.«

»Bestimmt will sie uns gratulieren«, antwortete Alex spöttisch. »Wie jeder weiß, sind wir ein super Team.«

Jana blieb auf dem weißen Kiesweg stehen und sah ihren Freund an. »Bitte fang du jetzt nicht auch noch an. Mir reichen schon die blöden Sprüche meines Bruders. Was wir in Venedig geschafft haben, war ein echtes Wunder. Wie hätten wir damals ahnen sollen, was das für Folgen hat? Außerdem hat Argo uns keine Wahl gelassen.«

»Man hat immer eine Wahl.« Alex, der kurz neben Jana stehen geblieben war, setzte sich wieder in Bewegung. Er ging mit gesenktem Kopf und starrte so aufmerksam auf den Boden, als hoffte er, zwischen den Kieselsteinen eine Goldmünze zu finden. »Aber egal, jetzt kann man sowieso nichts mehr ändern. Weißt du, was ich am liebsten gemacht hätte?« Er sah Jana in die Augen. »Am liebsten wäre ich in dem Haus am Strand geblieben, mit dir, meiner Mutter und Laura. Ich wollte überhaupt nicht zurück. Ich hasse diesen Ort. Hätte ich meine Mutter doch nur überreden können, mich auf eine andere Schule zu schicken.«

»Rektorin Lynn hätte sich sicher gefreut«, erwiderte Jana ironisch. »David meint, man gibt uns die Schuld daran, dass so viele Schüler wegbleiben.«

»Dir und mir?« Alex verzog ungläubig den Mund.

»Ja, uns beiden. Alle haben Angst vor uns. Überleg doch mal, wie es war, als wir aus Venedig zurückkamen. Wir sind ja praktisch auf einer Wolke aus Magie geschwebt. So was ist den Leuten unheimlich.«

»Sogar den Medu?«

»Ganz besonders den Medu. Für viele bist du noch immer ein Feind. Sie geben dir die Schuld daran, dass wir fast alle unsere magischen Fähigkeiten verloren haben. Und mir misstrauen sie genauso, weil ich mit dir zusammen bin.«

»Aber sie wissen doch überhaupt nicht, was passiert ist. Sie reimen sich irgendwas zusammen, dabei haben sie eigentlich keine Ahnung.«

»Da irrst du dich. Sie wissen genau, dass wir das Buch der Schöpfung gelesen haben und deswegen eine Zeit lang sehr mächtig waren. Sie wissen, dass danach nichts mehr so war wie vorher. Und dass vieles schlimmer geworden ist.«

Alex schüttelte den Kopf, ohne Jana anzusehen. »Das können sie uns nicht in die Schuhe schieben. Wir wissen ja selbst nicht mal sicher, ob es einen Zusammenhang gibt.«

»Ach komm, Alex. Natürlich gibt es einen Zusammenhang«, seufzte Jana matt, als hätte ihre Stimme den melodiösen und lebhaften Klang von früher verloren. »Wir sind schuld, dass alles schlimmer geworden ist. Die Leute haben Angst, was ehrlich gesagt kein Wunder ist. Sogar ich habe Angst vor den Geistern. Wer hätte gedacht, dass das, was wir getan haben, die Grenze zwischen Leben und Tod dermaßen verändern würde?«

»Dann sind aber nicht wir schuld, sondern eure bescheuerte Prophezeiung, das ganze Märchen von der Rückkehr des Königs – was war das, ein Witz oder eine Lüge? Und anscheinend ist der einzige Tote, der nicht wieder lebendig werden will, unser Freund Erik.«

Jana zuckte erschrocken zusammen. »Red nicht so über ihn. Wenn er gekonnt hätte, wäre er bestimmt zurückgekommen. Niemand kann sich erklären, warum das Tor zum Jenseits sich für manche geöffnet hat und für andere nicht. Und was die Prophezeiung angeht – wer weiß. Vielleicht haben wir sie falsch gedeutet.«

Alex wusste nicht, was er erwidern sollte. Eine ganze Weile gingen sie schweigend auf das Verwaltungsgebäude von Los Olmos zu. Das Geräusch ihrer Schritte auf dem Kies durchbrach mit seinem warmen, vertrauten Rhythmus die triste Stille in der Grünanlage.

Die Glastür war gut geölt und gab nicht ein Quietschen von sich, als Alex sie aufstieß. Im Inneren des Gebäudes herrschte ein staubiges und eiskaltes Dämmerlicht. Die Heizung lief noch nicht, denn eigentlich war ja noch Sommer.

Während sie die Treppe hinaufstiegen, fiel Alex auf, dass Jana einen nach dem anderen die silbernen Knöpfe an ihrer schwarzen Jacke zuknöpfte.

Sie rechneten nicht mit einem freundlichen Empfang und sollten ihn auch nicht bekommen. Die Tür zum Büro von Rektorin Lynn stand offen, und noch bevor sie überhaupt anklopfen konnten, erklang schon ihre müde, verdrießliche Stimme. »Kommt herein, ihr betretet diesen Raum ja sicher nicht zum ersten Mal. Ich habe natürlich einiges verändert, wie ihr seht. Manche Kollegen haben etwas gegen meine Fische, sie meinen, dass sie nicht zu den alten Möbeln passen. Aber Fische machen sich überall gut, findet ihr nicht?«

Jana nickte halbherzig. Im weißen Licht der Leuchtstoffröhre an der Decke wirkte das Aquarium in der Mitte des Raums düster und unheilvoll. Im nicht allzu klarem Wasser dümpelte ein halbes Dutzend tropischer Zierfische umher. Außerdem hatte Dr. Lynn zwei hässliche Aktenschränke aus Metall hinter ihren Schreibtisch stellen lassen. Darin bewahrte sie Hunderte von Mappen mit sämtlichen Unterlagen auf, die sie von ihren Vorgängern geerbt hatte. Ansonsten hatte die neue Rektorin von Los Olmos nicht viel an der Einrichtung des alten Büros geändert, in dem wuchtige englische Möbel aus dem 19. Jahrhundert, ein Chesterfield-Sofa mit rotem Lederbezug und eine stilechte Pendeluhr herumstanden.

»Ihr kommt zu spät«, sprach die Direktorin weiter und bedeutete ihnen, sich zu setzen, während sie sich schwer in einen Drehstuhl aus braunem Leder fallen ließ. »Zehn Minuten zu spät, um genau zu sein. Ich hatte euch für halb fünf bestellt. Aber so ist das wohl, wenn man berühmt ist. Da lässt man andere gern warten.«

Alex ärgerte sich über den spöttischen Ton des letzten Satzes. Er wollte gerade widersprechen, als er Janas warnenden Blick bemerkte. Die Rektorin versuchte, sie zu provozieren, und sie sollten besser nicht darauf eingehen, war in ihren Augen zu lesen.

»Warum wollten Sie uns sprechen, Dr. Lynn?«, fragte Jana scheinbar gelassen. »Können wir Ihnen irgendwie helfen?«

»Mir helfen?« Barbara Lynn heftete ihre blauen Augen mit den dick und ungleichmäßig getuschten Wimpern auf das Mädchen. Die Augen waren das einzig hervorstechende Merkmal im Gesicht der Rektorin und Alex erinnerte sich, dass sie ihm schon früher aufgefallen waren: Sie waren ständig gerötet und tränend und sahen darum aus wie blaue Murmeln, die sich in einem Gespinst aus blutigen Fäden verfangen hatten. »Tja, so könnte man es wohl auch ausdrücken. Mir wäre schon sehr geholfen, wenn ihr aufhören würdet, dauernd Probleme zu verursachen. Ihr habt Los Olmos schon genug geschadet.«

Alex und Jana sahen sich an.

»Darf man erfahren, was wir getan haben sollen?«, fragte Jana, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Soweit ich weiß, haben wir nie im Unterricht gefehlt und es hat sich auch kein Lehrer über uns beschwert.«

»Darum geht es doch gar nicht. Ihr stört durch eure bloße Anwesenheit den gesamten Schulbetrieb.« Barbara Lynn strich sich nervös über das honigblonde Haar, dessen stumpfes, krauses Aussehen in überraschendem Gegensatz zu ihrem schicken schwarzen Kostüm stand. »Jetzt seht mich nicht so an. Ihr wisst genau, wovon ich rede. Wir haben es größtenteils euch zu verdanken, dass kaum noch normale Kinder zu uns in die Schule kommen. Und die Medu wissen alle Bescheid über eure – wie soll ich sagen – Heldentaten? Magische Bücher, verfluchte Gräber, Statuen, die lebendig werden …«

»Nicht alles, was man so hört, ist auch wahr, Frau Rektorin«, unterbrach Alex sie ungeduldig. »Außerdem haben wir seit Beginn des Schuljahres versucht, uns so unauffällig wie möglich zu verhalten. Damit die Leute diese ganzen Geschichten vergessen.«

»Schreib mir bitte nicht vor, was ich glauben soll und was nicht.« Der Ton der Rektorin Lynn wurde mit jedem Wort schneidender und ihr Blick anklagender. »Mein Exmann ist aktiver Zenkai-Agent. Ich habe also meine Quellen… Ihr zwei wärt vielleicht geeignete Kandidaten, wenn es darum ginge, einen Streit zwischen zwei Klanen zu schlichten. Aber wir sind hier in Los Olmos und wir wollen hier keine Grabenkämpfe, sondern Frieden. Alle Eltern haben von den Vorfällen in Venedig gehört. Sie wissen, dass ihr sehr mächtig seid, und machen sich deshalb große Sorgen. Ich will ganz ehrlich sein. Wenn es nach mir ginge, hätte man euch längst von der Schule verwiesen.«

»Aber dazu fehlt Ihnen der Grund«, begann Jana. »Und das wissen Sie auch –«

»Ich brauche keine...


Ana Alonso arbeitet als Schriftstellerin und Übersetzerin. Ihr Mann Javier Pelegrín ist Lehrer für spanische Sprache und Literatur. Gemeinsam haben sie bereits mehrere in Spanien hoch erfolgreiche Jugendbücher geschrieben.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.