Bell-lloc, Maria de
Maria de Bell-lloc, bürgerlich Maria del Pilar Maspons i Labrós, wurde 1841 in Barcelona als Tochter einer katalanischen Intellektuellenfamilie geboren und prägte als Schriftstellerin und Übersetzerin die Renaixença, die kulturelle Wiedergeburt Kataloniens im 19. Jahrhundert. Unter ihrem Pseudonym, das sich auf den mittelalterlichen katalanischen Ritter Ramon de Bell-lloc bezog, veröffentlichte sie ab den 1860er-Jahren Gedichte und Prosa in Zeitschriften wie Lo Gay Saber oder La Veu de Montserrat und trat in den Jocs Florals, den traditionellen Dichterwettbewerben, hervor, wo sie 1875 für ihr Werk Narracions i llegendes ausgezeichnet wurde. Als Mitglied der literarisch aktiven Familie Maspons – ihr Bruder Manuel Maspons i Labrós war ebenfalls Autor – widmete sie sich der Bewahrung katalanischer Folklore und übersetzte Werke europäischer Autoren ins Katalanische. Trotz ihrer konservativ-monarchistischen Haltung engagierte sie sich für die Emanzipation der Frau. Sie starb 1907 in Barcelona.
Espina, Concha
Concha Espina, geboren am 15. April 1869 in Santander, etablierte sich als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen des spanischen Realismus im frühen 20. Jahrhundert. Nach ihrer Heirat mit Ramón de la Serna y Cueto 1892 lebte sie kurzzeitig in Chile, kehrte jedoch 1898 nach Spanien zurück, wo sie ihre literarische Karriere begann. Ihr Œuvre umfasst Romane wie La esfinge maragata (1914) und El metal de los muertos (1920). Espina erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Premio Nacional de Literatura, und wurde dreimal für den Nobelpreis (1926, 1927 und 1928) nominiert. Trotz ihrer Erblindung in späteren Jahren setzte sie ihr Schaffen mithilfe einer Sekretärin fort. Die Real Academia Española würdigte sie als erste Frau mit einer ehrenvollen Mitgliedschaft, obgleich sie nie formell aufgenommen wurde. Concha Espina starb am 19. Mai 1955 in Madrid, im Alter von 86 Jahren.
Koenig, Alma Johanna
Alma Johanna Koenig (geboren am 18. August 1887 in Prag, Österreich-Ungarn) war eine österreichische Schriftstellerin mit galizisch-jüdischen Wurzeln. Sie wuchs in Wien auf, erhielt aufgrund gesundheitsbedingter Unterbrechungen ihrer Schulbildung autodidaktisch und durch Josef Kainz’ Vorträge eine außerschulische literarische Orientierung. Unter dem Pseudonym Johannes Herdan publizierte sie erste Gedichte. 1921 heiratete sie den Konsul Bernhard Ehrenfels. Ihr Debütroman Der heilige Palast (1922), bekannt wegen seiner erotischen Thematik, begründete ihren literarischen Erfolg. Mit dem Wikingerroman Die Geschichte von Half, dem Weibe (1924) gewann sie 1925 den Preis der Stadt Wien. Ab 1925 lebte sie mit ihrem Mann in Algerien, wo sie den gesellschaftskritischen Roman Leidenschaft in Algier (1932) verfasste. Nach ihrer Trennung 1930 und späteren Scheidung 1936 kehrte sie nach Wien zurück, wo Oskar Jan Tauschinski ihr neuer Lebensgefährte wurde. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 wurde sie als Jüdin verfolgt, aus ihrer Wohnung in der Wiener Pfeilgasse vertrieben und zu mehreren Umzügen gezwungen. Am 22. Mai 1942 wurde sie von den Nationalsozialisten vom Quartier in der Rögergasse in ein Sammellager gebracht und am 27. Mai 1942 aus Wien deportiert. Am 1. Juni 1942 wurde sie im Vernichtungslager Maly Trostinez bei Minsk ermordet.
Swarth, Hélène
Hélène Swarth, geboren am 25. Oktober 1859 in Amsterdam als Stephanie Hélène Swarth, war eine niederländische Schriftstellerin. Ihr literarischer Werdegang begann mit der Förderung durch den Schriftsteller Pol de Mont, der sie zu ihrem Debüt ermutigte. 1894 heiratete sie in Mechelen den Schriftsteller Frits Lapidoth, von dem sie sich 1910 wieder trennte. Swarths Werk, darunter Diepe Wateren, fand allgemeine Anerkennung. Sie starb am 20. Juni 1941 in Velp.
Vivanti, Annie
Annie Vivanti, wurde am 7. April 1866 in Norwood bei London als Tochter des exilierten italienischen Patrioten Anselmo Vivanti und der deutschstämmigen Schriftstellerin Anna Lindau geboren. Ihr multikulturelles Umfeld – aufgewachsen in Italien, England, der Schweiz und den USA – prägte ihr Werk ebenso wie ihre exzentrische Lebensführung. Nach ersten Erfolgen als Dichterin mit der von Giosuè Carducci gelobten Sammlung Lirica (1890) heiratete sie 1892 den irischen Journalisten John Chartres, mit dem sie zwei Jahrzehnte in englischsprachigen Ländern lebte und Werke wie den Roman The Hunt for Happiness (1896) verfasste. Die internationale Karriere ihrer Tochter Vivien, ein Violinwunderkind, inspirierte sie zu I divoratori (1911), einem Roman über die zerstörerische Dynamik künstlerischer Genialität, der ihr in Italien zum Durchbruch verhalf. In Werken wie Vae victis! (1917), das deutsche Kriegsverbrechen in Belgien thematisierte, oder Naja tripudians (1920), einer Satire auf die moralische Dekadenz der Nachkriegsgesellschaft, verband sie politisches Engagement mit literarischer Innovation. Ihr Leben endete tragisch: Nach dem Suizid ihrer Tochter 1941 und einer kurz vor ihrem Tod erfolgten Konversion zum Katholizismus starb sie am 20. Februar 1942 in Turin.
Armengol i Altayó, Agnès
Agnès Armengol i Altayó, geboren 1852 in Sabadell als Tochter einer Textilfabrikantenfamilie, erhielt ihre frühe Bildung bei Les Escolàpies in Sabadell, später in Barcelona und in Castres, wo sie ihre musikalische und literarische Begabung weiterentwickelte. Unter dem Pseudonym Graziella – inspiriert von Alphonse de Lamartines Roman – gewann sie mit Kompositionen wie Suspirs 1893 einen Preis in Chicago und etablierte sich als Pianistin und Komponistin. Parallel veröffentlichte sie Gedichte in Zeitschriften wie Lo Catalanista oder La Llumanera de Nova York und setzte sich für die Verbreitung der katalanischen Kultur ein. Sie starb 1934 in Sabadell, wo ihr Tod öffentliche Trauer und Anteilnahme auslöste.
Pliekšane, Elza
Elza Pliekšane, bekannt unter dem Pseudonym Aspazija, war eine bedeutende Figur der lettischen Literatur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Bereits mit vierzehn Jahren verfasste sie deutschsprachige Gedichte und erhielt aufgrund ihrer intellektuellen Neugier den nach der antiken Aspasia benannten Künstlernamen. Nach einer gescheiterten ersten Ehe, die sie als Näherin, Bäckerin und Hauslehrerin finanziell überbrücken musste, begann sie Theaterstücke zu schreiben, darunter das skandalumwitterte Drama Zaudetas tiesibas. 1894 lernte sie den Juristen und Schriftsteller Janis Pliekšans („Rainis“) kennen, der durch ihre Ermutigung zum renommierten Nationaldichter Lettlands avancierte. Während seiner politisch motivierten Haft (1897–1898) übersetzten sie gemeinsam Goethes Faust ins Lettische. Nach ihrer Heirat 1897 folgte sie Rainis in die Verbannung nach Slobodskoj und unterstützte ihn finanziell durch Übersetzungsarbeit. Während des Exils in der Schweiz (1905– 1920) entstanden zentrale Werke wie die Gedichtbände Saulains sturits (1910) und Ziedu klepis (1911), die auf ihre „Lyrische Biographie“ einwirkten. Nach der Rückkehr in das unabhängige Lettland engagierte sie sich bis zu ihrem Tod 1943 politisch, u.a. in der Verfassunggebenden Versammlung, und setzte ihr literarisches Schaffen mit gesellschaftskritischen Dramen fort.
Noailles, Anna de
Anna de Noailles, geboren als Anna Elisabeth Bassaraba de Brancovan am 15. November 1876 in Paris, entstammte einer wohlhabenden Familie. Ihr Vater, Grégoire Bibesco, war ein rumänischer Adliger, ihre Mutter Ralouka Musurus eine griechischstämmige Pianistin. Aufgewachsen in einer multikulturellen Umgebung, erhielt sie eine umfassende sprachliche und künstlerische Ausbildung. 1897 heiratete sie Mathieu de Noailles, mit dem sie einen Sohn, Anne Jules, hatte. Als zentrale Figur des Pariser Kulturlebens führte sie einen literarischen Salon, der Größen wie Marcel Proust, Colette und André Gide anzog. Ihre lyrischen Werke, darunter Le Cœur innombrable (1901) und Les Éblouissements (1907), thematisierten Natur, Liebe und Vergänglichkeit. 1904 initiierte sie den Prix Vie Heureuse (später Prix Femina), um literarische Werke unabhängig vom Geschlecht zu würdigen. Als erste Frau wurde sie 1931 zum Komtur der Ehrenlegion ernannt und war Mitglied der Académie royale de langue et de littérature françaises de Belgique. Sie starb am 30. April 1933 in Paris. Ihr Werk beeinflusste die französische Literatur des 20. Jahrhunderts.
Schwarzenbach, Annemarie
Annemarie Schwarzenbach, geboren am 23. Mai 1908 in Zürich, kam aus einer einflussreichen Schweizer Industriellenfamilie. Bereits während ihrer akademischen Laufbahn veröffentlichte sie literarische Werke und journalistische Texte. In den 1930er Jahren stellte sie sich eindeutig gegen den Nationalsozialismus, pflegte enge Freundschaften mit Exilanten wie Klaus und Erika Mann und unterstützte antifaschistische Projekte wie die Exilzeitschrift Die Sammlung. Als vielreisende Journalistin und Fotografin erkundete sie 1933 bis 1934 Spanien, Persien und die Sowjetunion. 1935 reiste Annemarie Schwarzenbach erneut nach Persien und heiratete dort – trotz ihrer lesbischen Orientierung – den ebenfalls homosexuellen französischen Diplomaten Claude-Achille Clarac. Morphiumabhängigkeit und Depressionen überschatteten ihre Schaffensphasen; dennoch entstanden Werke wie Das glückliche Tal (1940) und Reportagen aus Afghanistan, das sie 1939 gemeinsam mit Ella Maillart auf einer abenteuerlichen Autoreise verfasste. Nach turbulenten Jahren in den USA, bestimmt von gescheiterten Entzugsversuchen und der Begegnung mit Carson McCullers, kehrte sie 1942 in die Schweiz zurück. Ein Fahrradunfall im Engadin am 7. September 1942 hatte eine schwere Kopfverletzung zur Folge, die aufgrund medizinischer Fehleinschätzung am 15. November 1942 zu ihrem Tod führte.
Ambrosius, Johanna
Johanna Ambrosius, geboren am 3. August 1854 im ostpreußischen Lengwethen, kam aus bescheidenen Verhältnissen und erhielt als Tochter eines Kleinbauern nur eine rudimentäre Schulbildung. 1875 heiratete sie den Landwirt Friedrich Wilhelm Voigt, mit dem sie zwei Kinder hatte, und bewirtschaftete zeitlebens einen Hof. Ihre literarische Begabung zeigte sich früh, doch erst 1894 gewann sie anonym einen Lyrikwettbewerb der Zeitschrift Von Haus zu Haus, der ihr zum literarischen Durchbruch verhalf. Ihre in der Folge veröffentlichten Gedichtbände fanden breiten Anklang, insbesondere im Bürgertum, und wurden über 50.000-mal verkauft. Ambrosius’ Werk, oft volksnah und emotional mit Naturmotiven, Heimatverbundenheit und religiöser Innigkeit ausgestattet, wurde von der zeitgenössischen Literaturkritik zwar als „naiv“ abgetan, doch ihre authentische Sprache und bodenständige Thematik sicherten ihr eine treue Leserschaft. Trotz späterer gesundheitlicher Schwierigkeiten blieb sie schriftstellerisch aktiv. Sie starb am 27. Februar 1939 in Königsberg.