Andrews | Verborgene Magie | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 252 Seiten

Reihe: Kate-Daniels-Reihe

Andrews Verborgene Magie


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7363-0902-9
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 252 Seiten

Reihe: Kate-Daniels-Reihe

ISBN: 978-3-7363-0902-9
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die magische Anthologie bietet fünf bisher unveröffentlichte Geschichten zur Stadt-der-Finsternis-Reihe von Ilona Andrews.

Ein fragwürdiger Klient
Der Auftakt zur Stadt-der-Finsternis-Reihe erzählt von dem ersten Treffen zwischen Kate Daniels und dem zwielichtigen Saiman, bei dem Kate, Saiman vor einigen sehr gefährlichen russischen Zauberern schützen muss ...

Die Vergeltungsklausel
Die magischen Versicherungsvertreter Adam und Siroun haben den Auftrag, die Vergeltungsklausel einer Klientin zu vollstrecken: Die Person zu töten, die für den Tod ihrer Klientin verantwortlich ist ...

Von Schweinen und von Rosen
Nie hätte Alena Kornov gedacht, dass sie je auf ein Date mit Chad Thurman gehen muss. Als ihre Familie sie jedoch unter Druck setzt, hat sie keine andere Wahl, als der Verabredung zuzustimmen. Aber was dann geschieht, hätte sich Alena in ihren wildesten Träumen nicht ausmalen können.

Grace und die kleinen Zaubereien
Grace wusste immer, dass ihr das Zaubern im Blut liegt. Doch als sie sich den Anführer des Dreoch Clans trifft, findet sie sich plötzlich mitten in einem Krieg der magischen Klans wieder ...

Magische Prüfungen
Kate Daniels beauftragt Julie, ihre Schutzbefohlene, eine vermisste Studentin zu finden, die sich irgendwo auf dem Campus versteckt halten soll ...

'Ilona Andrews ist ein Garant für fesselnde Lesestunden!' Patricia Briggs
Anthologie zur Stadt-der-Finsternis-Reihe

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Weitere Infos & Material


Magische Prüfungen


Manchmal hat man es als Kind wirklich nicht leicht. Die Erwachsenen sollten uns versorgen und beschützen, aber dafür erwarten sie, dass wir die Welt aus ihrer Sicht wahrnehmen und nicht aus unserer eigenen. Sie ermutigen uns zu einer Meinung, und wenn wir sie kundtun, hören sie es sich zwar an, aber sie hören nicht auf uns. Und wenn sie uns vor eine Entscheidung stellen, geben sie uns immer nur eine Auswahl handverlesener Optionen, die sie bereits gefiltert haben. Egal, wofür wir uns entscheiden, die Hauptauswahl ist bereits getroffen, und wir waren nicht mit einbezogen.

So landeten Kate und ich schließlich im Büro des Direktors der Seven Stars Academy. Ich hatte ihr gesagt, dass ich nicht zur Schule gehen wollte. Sie hatte mir eine Liste mit zehn Schulen gegeben, von denen ich mir eine aussuchen sollte. Ich hatte die Namen der Schulen auf kleine Zettel geschrieben, sie ans Korkbrett gepinnt und eine Weile mein Messer darauf geworfen. Nach einer halben Stunde war Seven Stars der einzige Name, den ich noch lesen konnte. Die Entscheidung war getroffen.

Jetzt saßen wir auf gepolsterten Stühlen in einem hübschen Büro und warteten auf den Schuldirektor, während Kate ihre Willensstärke einsetzte. Bevor ich Kate begegnet war, hatte ich davon gehört, wusste aber nicht genau, was es bedeutete. Jetzt wusste ich es. Kate war die Partnerin des Herrn der Bestien. Somit hatten Curran und sie das Kommando über das riesige Gestaltwandlerrudel von Atlanta. Es war so groß, dass man es gemeinhin als »Das Rudel« bezeichnete. Gestaltwandler waren wie wandelnde Bomben: Ein kleiner Funke genügte, und sie explodierten mit brachialer Gewalt. Um nicht zu explodieren, stellten sie komplizierte Verhaltensregeln auf, und Kate musste häufig ihre Willensstärke einsetzen.

Sie tat es auch jetzt. Äußerlich wirkte sie völlig ruhig und gelassen, aber ich konnte es an ihrer Sitzhaltung erkennen. Wenn Kate entspannt war, zappelte sie herum. Sie rutschte auf dem Stuhl herum, warf ein Bein über das andere, neigte sich zur Seite und wieder zurück. Jetzt saß sie völlig regungslos da, die Beine in den Jeans standen nebeneinander, und sie hielt Slayer, ihr magisches Schwert, auf dem Schoß mit der einen Hand am Griff und der anderen an der Scheide fest. Ihr Gesicht war entspannt und beinahe abgeklärt. Ich konnte mir förmlich vorstellen, wie sie vom Stuhl direkt auf den Tisch sprang und dem Schuldirektor mit dem Schwert den Kopf abschlug.

Kate klärte Probleme gewöhnlich mit Reden, aber wenn das nichts half, zerhackte sie Hindernisse in kleine Stücke und brutzelte sie mit Magie, damit sie nie mehr zurückkehrten. Das Schwert war ihr Talisman, denn sie glaubte daran. Sie hielt es so, wie andere ein Kreuz oder den Stern mit Halbmond hielten. Ihre Philosophie war, dass alles, was einen Puls hatte, getötet werden konnte. Ich hatte eigentlich keine Philosophie, aber ich konnte vorhersehen, wie schwer ihr das Gespräch mit dem Schuldirektor fallen würde. Wenn er etwas sagte, was ihr nicht gefiel, würde es mir wohl kaum auf die Schule verhelfen, wenn sie ihn in kleine Stücke hackte.

»Was hältst du davon?«, fragte ich. »Wenn der Schuldirektor hereinkommt, ziehe ich meine Unterwäsche aus, lege sie mir auf den Kopf und tanze herum. Würde das was bringen?«

Kate sah mich an. Es war ihr knallharter Blick. Kate konnte einem wirklich Angst einflößen.

»Das wirkt bei mir nicht«, sagte ich zu ihr. »Ich weiß, dass du mir nichts antun wirst.«

»Wenn du mit deiner Unterhose auf dem Kopf herumhüpfen willst, werde ich dich nicht aufhalten«, sagte sie. »Es gehört zu deinen Grundrechten, dich zum Affen machen zu dürfen.«

»Ich will nicht zur Schule gehen.« Meine ganze Zeit an einem Ort zu verbringen, wo ich als arme Ratte, die von einer Söldnerin und einem Gestaltwandler adoptiert worden war, von den verwöhnten reichen Mädchen im Vorbeigehen verspottet wurde und wo mich hochnäsige Lehrer in Förderkurse stecken wollten? Nein, danke.

Kate setzte wieder ihre Willensstärke ein. »Du brauchst eine Ausbildung, Julie.«

»Du kannst mich unterrichten.«

»Das tue ich schon, und ich werde damit weitermachen. Aber du solltest noch etwas anderes lernen, abgesehen von dem, was ich dir beibringen kann. Du brauchst eine umfassende Bildung.«

»Bildung interessiert mich nicht. Ich arbeite gern im Büro. Ich will so arbeiten wie du und Andrea.«

Kate und Andrea leiteten Cutting Edge, eine kleine Agentur, die anderen bei der Entsorgung von magischen Gefahren half. Es war eine gefährliche Arbeit, aber ich mochte sie. Außerdem war ich bereits leicht verdorben. Ein normales Leben wie zur Schule zu gehen und eine regelmäßige Arbeit zu haben fand ich überhaupt nicht interessant. Ich konnte es mir nicht einmal vorstellen.

»Andrea ging sechs Jahre lang auf die Ordensakademie, und ich habe trainiert, seit ich gehen konnte.«

»Ich bin bereit zu trainieren.«

Mein Körper straffte sich, als hätte eine unsichtbare Hand meine Eingeweide zu einem Klumpen zusammengedrückt. Ich hielt den Atem an …

Die Magie überflutete die Welt mit einer unsichtbaren Woge. Die Geisterhand ließ mich los, und die Welt schimmerte in allen Farbschattierungen, als sich meine sensatorische Vision einstellte. Die Magie kam und ging, wie es ihr gefiel. Einige ältere Menschen erinnerten sich noch an die Zeit, als die Technik alles beherrscht und es keine Magie gegeben hatte. Aber das war lange her. Jetzt wechselten Magie und Technik sich ab wie zwei Kinder, die »Reise nach Jerusalem« spielten. Manchmal regierte die Magie, sodass Autos und Schusswaffen nicht funktionierten. Manchmal übernahm die Technik, und jeder Zauberbann verpuffte. Ich bevorzugte die Magie, denn im Gegensatz zu neunundneunzig Komma neun neun neun Prozent aller Leute konnte ich sie sehen.

Ich blickte zu Kate und setzte nur einen winzigen Tropfen meiner Gabe ein. Es war wie das Anspannen eines Muskels, die bewusste Anstrengung, sich etwas genau anzusehen. Eben noch saß Kate ganz normal da – oder so normal, wie Kate sein konnte –, und im nächsten Moment war sie von durchsichtigen Strahlen umhüllt. Bei den meisten Wesen glühte die Magie in einer bestimmten Farbe. Menschen strahlten blau, Gestaltwandler grün, Vampire rot-violett … Kates Magie wechselte die Farbe. Sie war mal blau und dunkelviolett, dann von einem perlmuttartigen Gold, das von roten Rauchfähnchen durchzogen wurde. Es war das Merkwürdigste, was ich je gesehen hatte. Als ich es zum ersten Mal wahrnahm, hatte ich mich total erschrocken.

»Du musst weiter zur Schule gehen«, sagte die freakige Kate.

Ich lehnte mich zurück und ließ den Kopf über die Rückenlehne des Stuhls hängen. »Warum?«

»Weil ich dir nicht alles beibringen kann und weil Gestaltwandler nicht deine einzige Bildungsquelle sein sollten. Du willst vielleicht nicht für immer bei den Gestaltwandlern bleiben. Später willst du sicher einmal deine eigenen Entscheidungen treffen.«

Ich stieß mit den Füßen gegen den Boden, sodass mein Stuhl ein wenig schaukelte.

»Ich versuche ja, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, aber du lässt mich nicht.«

»So ist es«, sagte Kate. »Ich bin älter, weiser und weiß es besser. Komm damit klar!«

Erziehung im tollen Kate-Daniels-Stil. Tu, was ich dir sage. Es folgte nicht einmal ein sonst. Sonst existierte nicht.

Ich schaukelte noch ein wenig hin und her. »Hältst du mich für deine Strafe Gottes?«

»Nein. Ich stelle mir Gott, falls es ihn gibt, lieber als gütig, nicht als rachsüchtig vor.«

Die Bürotür öffnete sich, und ein Mann kam herein. Er war älter als Kate, kahl, mit asiatischen Gesichtszügen, dunklen Augen und einem breiten Lächeln. »Ich teile diese Ansicht.«

Ich setzte mich aufrecht hin. Kate stand auf und reichte ihm die Hand. »Mr Dargye?«

Der Mann nahm ihre Hand an. »Nennen Sie mich bitte Gendun. Das ist mir lieber.«

Sie schüttelten die Hände und setzten sich. Die Rituale der Erwachsenen. Mein Geschichtslehrer in der alten Schule hatte uns einmal erzählt, dass Händeschütteln eine Geste des Friedens war – damit zeigte man, dass man keine Waffe hatte. Seit der Rückkehr der Magie war Händeschütteln eher ein Vertrauensvorschuss. Sollte ich dem Spinner die Hand geben und das Risiko eingehen, dass ich mich mit einer magischen Seuche infizierte, dass er Blitze in meine Haut schoss, oder sollte ich mich zurückhalten und unhöflich sein? Hm. Vielleicht kam Händeschütteln in Zukunft aus der Mode.

Gendun sah mich an. Er hatte Knopfaugen. Damals, als ich auf der Straße lebte, bedrängten wir Typen wie ihn, weil sie nett und weichherzig waren und man immer mit einem Almosen rechnen konnte. Dabei waren sie keineswegs naiv – sie wussten genau, dass ihnen, während wir weinend ihren Bauch umklammerten, unsere Freunde die Brieftasche klauten, aber sie gaben uns trotzdem zu essen. Das war einfach ihre Haltung gegenüber dem Leben.

Ich blinzelte, um die Farbe seiner Magie deutlicher zu sehen. Blassblau, fast silbern. Aus dem Glauben geborene göttliche Magie. Herr Gendun musste eine Art Priester sein.

»An welchen Gott glauben Sie?«, fragte ich. Als Kind konnte man sich solche direkten Fragen noch erlauben.

»Ich bin Buddhist.« Gendun lächelte. »Ich glaube an das menschliche Potenzial für Verständnis und Mitgefühl. Die Existenz eines allmächtigen Gottes ist möglich, aber bisher habe ich dafür keine Beweise gefunden. An welchen Gott glauben Sie?«

»An keinen.« Ich war einmal einer...



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