E-Book, Deutsch, Band 4, 496 Seiten
Reihe: Die Dirty Air-Reihe
Asher Redeemed
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-32859-7
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman - Spicy Formel-1-Romance der SPIEGEL-Bestsellerautorin
E-Book, Deutsch, Band 4, 496 Seiten
Reihe: Die Dirty Air-Reihe
ISBN: 978-3-641-32859-7
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nach einem Geburtstag mit viel Alkohol und erschütternden Familiengeheimnissen reist Chloe Carter nach Italien, um ihren lange verschollenen Vater zu finden. Dabei landet sie unversehens im Haus von Santiago Alatorre, den ein Fehler seine Formel-1-Karriere gekostet hat. In dem unerwarteten Besuch sieht er eine Lösung für sein Imageproblem: Er schlägt Chloe vor, eine Scheinbeziehung mit ihm einzugehen. Dass er dabei echte Gefühle entwickelt, war nie Teil seines Plans. Aber es gibt jemanden, der Santiago davon abhält, Chloe sein Herz vollkommen zu öffnen: er selbst. Hat er seinen Kampfgeist mit dem Ende seiner Rennfahrerkarriere endgültig verloren, oder kann Chloe ihn neu entfachen? Denn wenn er sie für sich gewinnen will, muss Santiago Gas geben ...
Lauren Asher hat eine überbordende Fantasie und verbringt ihre Freizeit mit Lesen und Schreiben. Ihr Traum ist es, an all die Orte zu reisen, über die sie schreibt. Sie genießt es, Figuren mit Ecken und Kanten zu erschaffen, die man einfach lieben muss. Wenn sie nicht gerade schreibt, durchforstet Lauren YouTube, schaut alte Episoden von »Parks & Recreation« und sucht nach neuen Restaurants auf Yelp. Sie arbeitet am liebsten direkt nach ihrem Morgenkaffee und würde nie ein Nickerchen verweigern.
Weitere Infos & Material
PROLOG
Santiago
DREI JAHRE ZUVOR
Die tosende Zuschauermenge in der Ferne facht das Adrenalin an, das sich in mir aufbaut. Das Ampellicht beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone spiegelt sich auf der Karosserie meines roten Bandini-Rennwagens, und die Hitze des surrenden Motors hinter mir treibt mir Schweiß über den Rücken.
Ich atme tief ein und halte die Luft an, bis die fünf Lichter gleichzeitig erlöschen.
Ich gebe Vollgas. Quietschend rast mein Wagen die erste Gerade entlang. Noah, mein Schwager und der weltbeste Formel-1-Fahrer, fährt an der Spitze. Seine hintere Stoßstange ist zum Greifen nah, als ich direkt hinter ihm um die erste Kurve biege.
Von dem Regen vorhin ist die Luft noch feucht, und mit jeder Runde beschlägt das Visier an meinem Helm stärker. Die rutschige Strecke treibt mich und meine Reifen bis zum Äußersten. Ich schiebe das Visier ein paar Zentimeter nach oben und lasse meinen heißen Atem durch die Lücke im Helm entweichen.
Mit jedem schweren Atemzug zieht sich meine Lunge weiter zusammen. Ich bezwinge meine Erschöpfung und versuche, Noah zu überholen, doch er hält sich in der Mitte der Strecke, sodass es mir unmöglich ist, ihn vom ersten Platz zu verdrängen.
»Krieg deinen Wagen in der vierten Runde besser unter Kontrolle. Wegen der ganzen Nässe fährst du total schlampig«, erklingt die Stimme von James Mitchell, dem Teamchef von Bandini, in meinem Headset.
»Verstanden.« Ich halte das Lenkrad fester und konzentriere mich auf die Fahrbahn.
Runde für Runde fahre ich genauso schnell wie Noah. Auch wenn er zur Familie gehört und mein Teamkollege ist, wollen wir einander so oft wie möglich übertrumpfen. Aber zusammen sind wir eine unaufhaltsame Bandini-Gewalt, die alle anderen in die Knie zwingt.
Noah braucht neue Reifen und fährt in die Boxengasse, sodass ich mich an die Spitze setzen kann. Das ist meine Chance.
Jetzt geht es um alles. Jeden Atemzug, jede Reifenumdrehung, jede einzelne verdammte Sekunde.
Mein Herz schlägt schneller, als ich erneut an einer verschwommenen Zuschauertribüne voll jubelnder Fans vorbeirase. Von diesem Energieschub geht ein Wummern durch meinen Körper. Nichts kommt an dieses Gefühl heran. Zwar war ich noch nie high, aber ich vermute, man fühlt sich dabei so ähnlich – lebendig, unverwundbar. Ich grinse unter meinem Helm und schieße an den Massen vorbei.
Mit voller Wucht kommt Noah von hinten angefahren und überholt mich auf der letzten Geraden. In der Kurve bremst er mit quietschenden Reifen ab.
Heftig drücke ich auf einen Knopf und wechsle den Gang. »Dieser Wichser! Ständig stiehlt er mir die Show.«
»Laut unseren Computern ist ein leichter Schauer im Anmarsch. Verdammte Scheiße, pass auf die Pfützen auf und krach nicht in Noah rein!« James’ Stimme hallt in meinen Ohren wider.
»Dürfen wir gleich auf Regenreifen wechseln?«
»Sollte jeden Moment durchgesagt werden. Halt durch.« James stellt sich stumm.
Noahs Reifen wirbeln einen Sprühnebel auf. Immer mehr Wasser spritzt gegen meinen Helm, und ich sehe zunehmend schlechter. Mit dem Handschuh wische ich mir die Feuchtigkeit vom Visier.
Jetzt, da ich wieder klare Sicht habe, packe ich mit beiden Händen das Lenkrad. Die Luft bleibt mir im Hals stecken, als ich über ein rutschiges Streckenstück fahre.
Ein Atemzug. Eine Umdrehung der Reifen. Eine Sekunde, in der ich alles verliere.
Mir entgleitet komplett die Kontrolle. Mein Wagen rast an der Kurve vorbei, an der ich hätte einlenken müssen, und während ich das nutzlose Lenkrad umklammere, bricht die Hölle über mich herein.
»Shit. Shit. Shit!« Ich trete die Bremse durch, aber es hilft nichts, mein Wagen wird nicht rechtzeitig langsamer.
»Santiago, fuck! Pass auf!« James brüllt noch etwas, doch mir rauscht das Blut so laut in den Ohren, dass ich ihn nicht verstehe.
Alles verschwimmt vor meinen Augen, und ich schieße mit mehr als dreihundertzwanzig Sachen über den Schotter. Ungebremst kracht mein Wagen gegen die Schutzbarriere. Der Frontflügel donnert gegen die Reifenstapel vor einer Betonblockade. In alle Richtungen fliegt Gummi, das den heftigen Aufprall nicht dämpfen kann.
Meine Kiefer krachen aufeinander, mein Körper wird herumgeschleudert. Stechend heißer Schmerz schießt mein rechtes Bein hoch. Mein Herz schlägt wie wild, und kurze, abgehackte Atemzüge entweichen mir. Mein ganzer Körper schmerzt. Ich blinzle die Tränen weg und halte zitternd das Lenkrad fest.
»Santiago, alles okay? Das Sicherheitsteam ist unterwegs!«, ruft James. Ich höre die Angst in seiner bebenden Stimme.
Fuck! Die Welt dreht sich um ihre eigene Achse, während das Ausmaß des Schadens zu mir durchdringt. Meine vordere Stoßstange ist nur noch eine völlig zerdrückte Metallkugel, die rechte Seite wurde am stärksten in Mitleidenschaft gezogen. Hinter mir quillt Rauch hervor und vernebelt mir die Sicht.
Ich will aufstehen, doch durch meinen Körper schießt ein so brennender Schmerz, dass ich mir auf die Zunge beißen muss. »Ich brauche einen Sanitäter, sofort!« Mehr als ein Stöhnen bringe ich nicht hervor.
James flucht in sein Mikro. »Schaffst du es allein raus?«
Ich versuche, meinen Sicherheitsgurt zu öffnen, doch wieder durchströmt mich der Schmerz, und ich stöhne auf. »Nein. Fuck! Ich kann nicht aussteigen.« Ich will die Zehen bewegen, spüre am rechten Fuß aber nichts. »Ich komme hier nicht raus! Fuck, fuck, fuck!«
Eine Befürchtung jagt die nächste und facht die wachsende Panik in mir nur noch weiter an.
Auf jede meiner Regungen folgt ein weiterer stechender Schmerz. Meine Sicht verschwimmt, und Magensäure steigt mir in die Kehle.
»Santi, das Sicherheitsteam ist gleich bei dir!« Die Stimme meiner Schwester dröhnt in meinen Ohren, während sie zu der zerstörten Blockade läuft. Der Metallzaun darauf trennt uns voneinander. Ihr Blick ist wirr, als sie mich mit ihren braunen Augen anschaut und sich verkrampft an den Zaun klammert.
versuche ich sie zu beruhigen, reiße das Lenkrad vom Armaturenbrett und werfe es zum Frontflügel. Diese Bewegung lässt mich erneut erbeben, ein vernichtender Schmerz zieht sich durch meine rechte Körperhälfte.
»Sie holen dich da raus! Bleib ganz ruhig, beweg dich nicht!« In alle Richtungen schreit Maya nach dem nächstbesten Sicherheitsteam.
»Ich könnte nicht mal aussteigen, wenn ich wollte.« Hitze durchströmt meinen Körper, Schweiß rinnt mir über das Gesicht. Alles um mich herum verlangsamt sich, und ich versuche, die Schmerzen in meinem Bein zu verstehen. Fühlt sich so ein Schock an?
Das Adrenalin rauscht aus mir heraus wie Luft aus einem Ballon. Langsam wird mir schwarz vor Augen, aber ich gebe mir Mühe, bei Sinnen zu bleiben. Maya rauft sich ihre braunen Haare und versucht, meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch ich reagiere nicht. Es kostet mich Kraft, ihre Worte zu begreifen, mein Körper will nicht mehr.
Das Sicherheitsteam hetzt zu mir und bombardiert mich mit Fragen, was meine wachsende Unruhe nicht gerade lindert. Mit Mühe versuche ich zu erklären, was passiert ist, und sie schneiden mich frei.
Maya läuft zu mir und greift nach meiner Hand. »Es wird alles wieder gut. Der Krankenwagen ist schon unterwegs.« Tränen dringen aus ihren Augen.
»Es tut so scheiße weh. Ich glaube, ich falle in Ohnmacht.«
Während die Sanitäter mich aus dem Wagen ziehen, steigt die unkontrollierte Panik in mir immer weiter an.
»Maya«, krächze ich.
Jemand zwingt sie, meine Hand loszulassen, und ich werde auf ein Spineboard gehoben.
»Es wird alles wieder gut. Die kümmern sich um dich!«, schreit sie über das Brüllen der Mannschaft und die schrillen Sirenen hinweg.
Um mich herum blinkt das Blaulicht des Krankenwagens. Ich will nicht, dass die Dunkelheit mich überwältigt, doch der betäubende Schmerz in meinem Bein hat andere Pläne. Er raubt mir das Bewusstsein und damit auch meinen Traum, noch mal Weltmeister zu werden.
* * *
Als Erstes dringt der Geruch von Desinfektionsmittel zu mir durch. Von dieser Mischung aus Alkohol und Kiefernnadeln zuckt meine Nase, und meine Augen brennen, als ich das grelle Deckenlicht deutlicher sehe.
Ich brauche einen Moment, um meine Umgebung richtig wahrzunehmen. Maschinen piepen im Rhythmus meines Herzschlags. In meiner Hand steckt eine Injektionsnadel, die mit Beuteln voller Flüssigkeit verbunden ist.
Ich blinzle, bis ich endlich scharf sehe. Mein benebeltes Gehirn will nicht verstehen, wieso ich in einem Krankenhausbett liege.
Meine Mutter steht von einem Stuhl auf und nimmt meine Hand in ihre. Ihr braunes Haar hat sie zu einem halbherzigen Knoten gebunden, und ihr Gesicht liegt in so tiefen Falten wie ihre knittrige Kleidung.
Maya und mein Vater stellen sich an die andere Seite meines Betts. Noah steht hinter meiner Schwester und hat die Arme um ihren Körper geschlungen.
» Was macht ihr hier?«, krächze ich.
Mein Vater fährt sich durch sein graues Haar, bis es in alle Richtungen absteht. In seinen braunen Augen liegt die gleiche Sorge wie bei den anderen.
Die braunen...




