Azhar | Exponential | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 380 Seiten

Azhar Exponential

Wie wir mit der Geschwindigkeit technologischer Revolutionen Schritt halten können
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-86470-881-7
Verlag: Plassen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie wir mit der Geschwindigkeit technologischer Revolutionen Schritt halten können

E-Book, Deutsch, 380 Seiten

ISBN: 978-3-86470-881-7
Verlag: Plassen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Technologie schreitet einerseits so schnell voran, dass der menschliche Verstand mit dieser Geschwindigkeit kaum Schritt halten kann. Andererseits geraten unsere Unternehmen, Arbeitsplätze und letztlich auch unsere Demokratien in Gefahr - zwischen diesen beiden Welten entsteht eine exponentielle Kluft. Der international führende Technologe Azeem Azhar zeigt, wie diese exponentielle Kluft zu einer neuen Vernetzung von Wirtschaft und Gesellschaft führt. Azhar hat die Welt der Unternehmen, der Arbeit, und von Big Tech gründlich erforscht. Mit seinem Buch vermittelt er faszinierende Einblicke in eine Zeit schwindelerregend schneller Veränderungen - und weist den Weg, wie wir darauf reagieren sollten.

Azeem Azhar ist Gründer zahlreicher Technologieunternehmen und Start-up-Investor. Sein wöchentlicher Newsletter wird von 200.000 Menschen auf der ganzen Welt gelesen und in seinem renommierten Podcast waren unter anderem Yuval Noah Harari und Tony Blair zu Gast. Azhar hat das Weltwirtschaftsforum, McKinsey und Accenture beraten. Er schreibt unter anderem für die Financial Times und Wired.
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1


Der Vorbote


Bevor ich wusste, was Silicon Valley war, hatte ich einen Computer gesehen. Es war im Dezember 1979, und unser Nachbar hatte einen Computer-Bausatz mit nach Hause gebracht. Ich weiß noch, wie er das Gerät auf dem Wohnzimmerboden zusammenbaute und an einen Schwarz-Weiß-Fernseher anschloss. Nachdem mein Nachbar akribisch eine Reihe von Befehlen eingegeben hatte, verwandelte sich der Bildschirm in einen Wandteppich aus blockigen Pixeln.

Ich erfasste die Maschine mit dem ganzen Staunen eines Siebenjährigen. Bis dahin hatte ich Computer nur in Fernsehsendungen und Filmen gesehen. Hier war einer, den ich anfassen konnte. Aber noch bemerkenswerter finde ich heute, dass ein solches Gerät in den 1970er-Jahren sogar in einen kleinen Vorort von Lusaka in Sambia gelangt war. Die globale Lieferkette war noch ganz am Anfang, und Ferneinkaufen gab es so gut wie gar nicht – und doch waren die ersten Anzeichen der digitalen Revolution bereits sichtbar.

Der Bausatz zum Selbermachen weckte mein Interesse. Zwei Jahre später bekam ich meinen ersten eigenen Computer: einen Sinclair ZX81, den ich im Herbst 1981 kaufte, ein Jahr nachdem ich in eine kleine Stadt im Hinterland von London gezogen war. Der ZX81 steht immer noch in meinem Bücherregal zu Hause. Er hat die Grundfläche einer 7-Zoll-Schallplattenhülle und ist etwa so tief wie Zeige- und Mittelfinger. Im Vergleich zu den anderen elektronischen Geräten in den Wohnzimmern der frühen 1980er-Jahre – dem Röhrenfernseher oder dem großen Kassettendeck – war der ZX81 kompakt und leicht. Mit Daumen und Zeigefinger leicht zu bedienen. Die eingebaute Tastatur, schwergängig und straff, wenn man sie drückte, war nichts, worauf man schnell tippen konnte. Sie reagierte nur auf feste, nachdrückliche Pikse, wie man sie vielleicht gebraucht, um einen Freund zu ermahnen. Aber man konnte eine Menge aus diesem kleinen Kasten herausholen. Ich erinnere mich, wie ich darauf einfache Berechnungen programmierte, schlichte Formen zeichnete und primitive Spiele spielte.

Dieses Gerät, das in Tageszeitungen im ganzen Vereinigten Königreich beworben wurde, war ein Durchbruch. Für 69 Pfund erhielten wir einen voll funktionsfähigen Computer. Mit seiner einfachen Programmiersprache war er im Prinzip in der Lage, jedes noch so komplizierte Computerproblem zu lösen (auch wenn es vielleicht lange gedauert hat).1 Aber der ZX81 war nicht lange auf dem Markt. Innerhalb weniger Jahre war mein Computer mit seiner blockigen Schwarz-Weiß-Grafik, der klobigen Tastatur und der langsamen Verarbeitung nahezu veraltet. Nach sechs Jahren war meine Familie auf ein moderneres Gerät der britischen Firma Acorn Computers umgestiegen. Der Acorn BBC Master war ein beeindruckendes Gerät mit einer Tastatur in voller Größe und einem numerischen Tastenfeld. Seine Reihe orangefarbener Sonderfunktionstasten hätte auf einer Requisite in einer Weltraumoper der 1980er-Jahre nicht fehl am Platz gewirkt.

Wenn das Äußere schon anders aussah als beim ZX81, so hatte sich das Innere jedoch komplett verändert. Der BBC Master lief um ein Vielfaches schneller. Er hatte 128-mal so viel Speicherplatz. Er konnte bis zu 16 verschiedene Farben darstellen, obwohl er nur acht gleichzeitig anzeigen konnte. Sein winziger Lautsprecher konnte bis zu vier verschiedene Töne ausgeben, gerade genug für einfache Musikwiedergaben – ich erinnere mich, dass er sich durch Bachs Toccata und Fuge in d-Moll piepste. Die relative Ausgereiftheit des BBC Master ermöglichte leistungsfähige Anwendungen, darunter Tabellenkalkulationen (die ich nie benutzt habe) und Spiele (die ich gespielt habe).

Weitere sechs Jahre später, in den frühen 1990er-Jahren, rüstete ich erneut auf. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Computerindustrie eine Phase brutaler Konsolidierung hinter sich. Geräte wie der TRS-80, der Amiga 500, der Atari ST, der Osborne 1 und der Sharp MZ-80 kämpften um Marktanteile. Einige kleine Unternehmen hatten kurzzeitig Erfolg, mussten sich aber einer Handvoll aufstrebender neuer Technologiefirmen geschlagen geben.

Es waren Microsoft und Intel, die aus dem evolutionären Todeskampf der 1980er-Jahre als die Stärksten ihrer jeweiligen Spezies hervorgingen: das Betriebssystem und die zentrale Recheneinheit. Die nächsten Jahrzehnte verbrachten sie in einer symbiotischen Beziehung, wobei Intel mehr Rechenleistung lieferte und Microsoft diese Leistung nutzte, um bessere Software zu liefern. Jede Softwaregeneration forderte die Computer ein wenig mehr, sodass Intel gezwungen war, seinen nachfolgenden Prozessor zu verbessern. „Andy hat’s gegeben, Bill hat’s genommen“, hieß es in der Branche (Andy Grove war der CEO von Intel, Bill Gates ist der Gründer von Microsoft).

Im Alter von 19 Jahren hatte ich keine Ahnung von der Dynamik dieser Branche. Alles, was ich wusste, war, dass Computer immer schneller und besser wurden, und ich wollte einen ergattern. Studenten neigten dazu, sogenannte PC-Klone zu kaufen – billige Kisten, halbe Markenartikel, die den namengebenden IBM Personal Computer kopierten. Es handelte sich um Computer, die auf verschiedenen Komponenten basierten und dem PC-Standard entsprachen, das heißt, sie waren mit dem neuesten Betriebssystem von Microsoft ausgestattet – der Software, die es den Benutzern (und Programmierern) ermöglichte, die Hardware zu steuern.

Mein Klon, ein hässlicher Quader, verfügte über den neuesten Intel-Prozessor, einen 80486. Dieser Prozessor konnte elf Millionen Befehle pro Sekunde verarbeiten, wohl vier- bis fünfmal mehr als mein vorheriger Computer. Eine Taste auf dem Gehäuse mit der Aufschrift „Turbo“ konnte den Prozessor zwingen, etwa 20 Prozent schneller zu laufen. Wie bei einem Auto, bei dem der Fahrer seinen Fuß nicht vom Gaspedal nimmt, hatte die zusätzliche Geschwindigkeit jedoch einen Preis: häufige Abstürze.

Dieser Computer verfügte über vier Megabyte Speicher (oder RAM), eine 4.000-fache Verbesserung gegenüber dem ZX81. Die Grafik war atemberaubend, wenn auch nicht auf dem neuesten Stand der Technik. Ich konnte 32.768 Farben auf den Bildschirm werfen, indem ich einen nicht ganz so modernen Grafikadapter verwendete, den ich an den Rechner anschloss. Diese Regenbogenpalette war beeindruckend, aber nicht naturgetreu – vor allem Blautöne wurden schlecht dargestellt. Wenn mein Budget 50 Pfund mehr betragen hätte, hätte ich vielleicht eine Grafikkarte gekauft, die 16 Millionen Farben darstellen konnte, so viele, dass das menschliche Auge einige der Farbtöne kaum unterscheiden konnte.

Die zehnjährige Reise vom ZX81 zum PC-Klon spiegelte eine Zeit des exponentiellen technologischen Wandels wider. Der Prozessor des PC-Klons war tausend Mal leistungsfähiger als der des ZX81, und der Computer von 1991 war millionenfach leistungsfähiger als der von 1981. Dieser Wandel war das Ergebnis des raschen Fortschritts in der aufstrebenden Computerindustrie, der in etwa einer Verdoppelung der Computergeschwindigkeit alle paar Jahre entsprach.

Um diesen Wandel zu verstehen, müssen wir untersuchen, wie Computer funktionieren. Im 19. Jahrhundert machte sich der englische Mathematiker und Philosoph George Boole daran, die Logik als eine Reihe von Binärzahlen darzustellen. Diese binären Ziffern – bekannt als „Bits“ – können durch alles Mögliche dargestellt werden. Man könnte sie mechanisch durch die Positionen eines Hebels darstellen, eine nach oben und eine nach unten. Theoretisch könnte man Bits mit M&Ms darstellen – einige blau, einige rot. (Das ist sicherlich lecker, aber nicht praktisch.) Die Wissenschaftler einigten sich schließlich auf eins und null als die besten Binärzahlen, die man verwenden kann.

In den Anfängen der Informatik war es schwierig und umständlich, eine Maschine dazu zu bringen, boolesche Logik anzuwenden. So benötigte ein Computer – im Grunde jedes Gerät, das Operationen mit boolescher Logik ausführen konnte – Dutzende von klobigen mechanischen Teilen. Ein entscheidender Durchbruch gelang jedoch 1938, als Claude Shannon, damals Masterstudent am Massachusetts Institute of Technology, erkannte, dass elektronische Schaltkreise so gebaut werden konnten, dass sie die boolesche Logik nutzten – wobei „an“ und „aus“ für „eins“ und „null“ stehen. Das war eine bahnbrechende Entdeckung, die den Weg für Computer ebnete, die aus elektronischen Komponenten bestanden. Der erste programmierbare, elektronische Digitalcomputer wurde während des Zweiten Weltkriegs von einem Team alliierter Codeknacker, darunter Alan Turing, eingesetzt.

Zwei Jahre nach Kriegsende entwickelten Wissenschaftler in den Bell Labs den Transistor – eine Art Halbleiter, ein Material, das teilweise Strom leitet und teilweise nicht. Man konnte nützliche Schalter aus Halbleitern bauen. Diese wiederum konnten zum Bau von „Logikgattern“ verwendet werden – Geräte, die elementare logische Berechnungen durchführen konnten. Viele dieser Logikgatter konnten zu einem brauchbaren Computer zusammengebaut werden.

Das mag technisch klingen, aber die...


Azeem Azhar ist Gründer zahlreicher Technologieunternehmen und Start-up-Investor. Sein wöchentlicher Newsletter wird von 200.000 Menschen auf der ganzen Welt gelesen und in seinem renommierten Podcast waren unter anderem Yuval Noah Harari und Tony Blair zu Gast. Azhar hat das Weltwirtschaftsforum, McKinsey und Accenture beraten. Er schreibt unter anderem für die Financial Times und Wired.



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