Baberowski / Feest / Gumb | Imperiale Herrschaft in der Provinz | Buch | 978-3-593-38721-5 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 11, 408 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 213 mm, Gewicht: 564 g

Reihe: Eigene und fremde Welten

Baberowski / Feest / Gumb

Imperiale Herrschaft in der Provinz

Repräsentationen politischer Macht im späten Zarenreich

Buch, Deutsch, Band 11, 408 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 213 mm, Gewicht: 564 g

Reihe: Eigene und fremde Welten

ISBN: 978-3-593-38721-5
Verlag: Campus Verlag


Am Beispiel des zaristischen Russlands untersuchen die Autoren die Möglichkeiten und Grenzen von Herrschaft. Im Vielvölkerreich begegneten sich Bauern und Adlige, Zentrum und Peripherie, Russen und Nichtrussen unter verschiedenen Umständen auf verschiedene Weise. Die Ordnungen waren fragil, wurden in Frage gestellt und mussten gegen konkurrierende Ansprüche verteidigt werden. Der Band beleuchtet, wie unter diesen Umständen politische Herrschaft dargestellt, ausgeübt und vermittelt wurde.
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Imperiale Herrschaft: Repräsentationen politischer Macht im späten ZarenreichJörg BaberowskiAutokratie und InszenierungVertrauen durch Anwesenheit: Vormoderne Herrschaft im späten ZarenreichJörg BaberowskiRepräsentationen der russischen Monarchie und die Szenarien der MachtRichard S. WortmanDie Verwaltung in der ProvinzOrdnung als Repräsentation von Staatsgewalt: Das Zarenreich in der litauischweißrussischen Provinz (1772-1832)Jörg GanzenmüllerWeder Despot noch Bürokrat: Der russische Gouverneur in der VorreformzeitSusanne SchattenbergIn Amt und Würden? Die Beleidigung dörflicher Amtsleute und die Repräsentation des Staates im ausgehenden ZarenreichDavid FeestHerrschaft an der PeripherieRepräsentationen russischer Herrschaft in Vil'na: Rhetorik, Denkmäler und städtischer Wandel in einer Provinzhauptstadt(1864-1914)Theodore R. WeeksDer Zar an der Weichsel: Repräsentationen von Herrschaft und Imperium im fin de siècleMalte RolfWie der Revaler Domberg zum Moskauer Kreml wurde: Zur lokalen Repräsentation imperialer Herrschaft im späten ZarenreichKarsten BrüggemannDer Eisenbahnbau und die "Entdeckung" der russischen Provinz (1850-1920)Walter SperlingAus der Perspektive des Schlachtfeldes: Krieg, soziale Ordnung und Imperium in Japan und RusslandChristoph Gumb und Daniel HedingerHerrschaft in der KriseDie Festung: Repräsentationen von Herrschaft und die Präsenz der Gewalt, Warschau (1904-1906)Christoph GumbDie "disziplinierte Polizei": zum Wandel von Repräsentationen staatlicher Herrschaft im Moskau des ausgehenden ZarenreichesFelix SchnellFeste der übertriebenen Loyalität und Unterwerfung: Symbole und Rituale der Schwarzhundertschaft im Uralgebiet 1905-1914Igor V. NarskijHerrschaft in der Krise: der "Demagoge in der Soutane" fordert die "Galizischen Allerheiligen"Tim BuchenExkurs: Die Stadt als ProvinzDer Schmutz, der Gestank und die Stadt: Repräsentationen städtischer Gesellschaft in Moskau, 1770-1880Alexander M. MartinAbbildungsverzeichnisAutorinnen und Autoren


Wir vertrauen einander. Täglich üben wir uns im Vertrauen. Wir könnten in der modernen Welt überhaupt nicht überleben, wenn wir einander nicht Vertrauen schenkten. Wenn wir ins Krankenhaus kommen, haben wir die Gewissheit, dass wir dort nicht von Ärzten um unser Leben gebracht werden. Vor Gericht, als Kläger, als Beklagte oder Angeklagte, vertrauen wir darauf, dass die Juristen, deren Rede wir nicht verstehen, Recht und Gesetz dienen. Denn kaum einer versteht, wie das Recht interpretiert und angewandt werden muss, aber jeder weiß, dass es unser Leben regelt und dass wir deshalb vor Überraschungen sicher sein können. Professoren bekommen Gehälter und Pensionen, und sie bekommen sie auch dann weiter ausgezahlt, wenn Universitätsleitungen oder Landesregierungen ausgewechselt werden. Wenn Politiker abgewählt werden oder zurücktreten, empfinden wir das nur selten als Schicksalsschlag oder Unterbrechung der täglichen Routine; alles bleibt, wie es ist, weil nur das Amt zählt, nicht die Person, die es bekleidet. Das erhoffen wir nicht nur, das wissen wir auch. Und darin besteht unser Vertrauen, - nicht zu den Personen, sondern zu den Professionen und Institutionen, in deren Namen diese Personen auftreten. Wir bewegen uns dabei so sehr im Selbstverständlichen, dass wir uns allem Unverstandenen bedenkenlos ausliefern. "Ohne jegliches Vertrauen", sagt Niklas Luhmann, könnten Menschen nicht einmal ohne Angst ihr Bett verlassen. Eine "unvermittelte Konfrontation mit der äußersten Komplexität der Welt hält kein Mensch aus." Nur die Gewalt und die Ankündigung des eigenen Todes sind in der modernen, komplexen Gesellschaft noch eine lebensbedrohliche Überraschung. Deshalb ist es unter allen Umständen sinnvoll, Vertrauen zu haben. Es stabilisiert die sozialen Beziehungen in einer unübersichtlichen Welt.Was aber geschieht, wenn das staatliche Gewaltmonopol zerfällt, wenn Armut und Hunger in das Leben zurückkehren? Wenn die Verschiedenen, die in einer Gesellschaft leben, miteinander um knappe Ressourcen konkurrieren und sie niemanden anrufen können, der ihre Konflikte schlichtet oder beendet? Dann werden die Menschen einander misstrauen, sie werden Schutz suchen bei jenen, die im Ruf stehen, stark zu sein und sie werden sich Verwandten, Freunden und Bekannten zuwenden. Niemand wird unter solchen Umständen abstrakten Rechtsvorschriften und Institutionen vertrauen, nicht einmal jene Menschen, die in diesen Institutionen arbeiten. Denn wenn es keine Macht gibt, die das Recht unter allen Umständen durchsetzen und seine Beachtung erzwingen kann, wird es auch niemand beachten.Stattdessen werden wir unser Vertrauen nur noch Personen schenken, die wir kennen, und von denen wir wissen, dass sie auch uns vertrauen. Aber die Vertrautheit, die in der Risiko-Gesellschaft die Voraussetzung für das Vertrauen ist, stellt sich nur ein, wenn Freunde und Bekannte einander begegnen, wenn sie sich vergewissern können, ob sie einander noch trauen dürfen. Sozialität, sagt Hobbes, heißt, mit dem Schlimmsten rechnen zu müssen. Das ist der Grund, warum Despoten in vormodernen Herrschaftssystemen Gefolgsleute in ihrer Nähe haben, ihnen in die Augen schauen und ihre Gesichter und Gesten kontrollieren wollen, um Unvorhergesehenes abzuwenden. So gesehen legt sich das künstliche Netz des Vertrauens über die Lücke, die die Gewalt und die Vernunft nicht schließen kann. Man könnte auch sagen, dass die Stabilität einer Anwesenheitsgesellschaft darin besteht, dass ihre Mitglieder misstrauisch sind, dass sie einander kontrollieren und beobachten und Fremden den Zutritt zu ihr verwehren. Jeder weiß, dass der Vertrauende sich durch eine Vertrauenshandlung verletzlich macht. Denn der Tod oder der Sturz eines Patrons, der Verrat eines Klienten oder die Bedrohung durch Fremde können das kunstvoll geknüpfte Netz persönlicher Beziehungen wieder zerstören. Aus diesen Gründen unterwerfen sich Menschen in Anwesenheitsgesellschaften gewöhnlich einer strengen Sozialdisziplin, um dem Unvorhe


Jörg Baberowski ist Professor für Geschichte Osteuropas an der Humboldt Universität zu Berlin. David Feest und Christoph Gumb sind wissenschaftliche Mitarbeiter am SFB 640.


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