Liebe Besucherinnen und Besucher,
heute ab 15 Uhr feiern wir unser Sommerfest und sind daher nicht erreichbar. Ab morgen sind wir wieder wie gewohnt für Sie da. Wir bitten um Ihr Verständnis – Ihr Team von Sack Fachmedien
E-Book, Deutsch, Band 15, 262 Seiten
Reihe: Zombie Zone Germany
Bayer / Todd / Kissel Zombie Zone Germany: Was einmal war
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-95869-444-6
Verlag: Amrun Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 15, 262 Seiten
Reihe: Zombie Zone Germany
ISBN: 978-3-95869-444-6
Verlag: Amrun Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Was hält uns am Leben, wenn wir alles verloren haben? Was einmal war, ist nicht mehr. Deutschland hat sich verändert. Tod und Verwesung haben die Straßen erobert, der Kampf ums Überleben ist erbarmungslos.
Mai 2020 markiert den Zeitpunkt, an dem es begann–die Toten erhoben sich, getrieben von unstillbarem Hunger nach lebendigem Fleisch. Die Epidemie überrollte das Land wie eine allesverschlingende Flut, bis im Frühjahr 2021 die letzte Grenze gezogen wurde: Deutschland unter Quarantäne.
Zwölf Geschichten erzählen von Menschen, die sich gegen die Leere stemmen. Was hält sie am Leben, wenn die Welt um sie zerfällt? Ein Funken Liebe, die Erinnerung an ein Lachen des eigenen Kindes, die Aussicht auf einen weiteren Sonnenaufgang? Oder ist das, wofür man kämpft, nur noch eine Illusion?
Mit Geschichten von: Christian Günther, Janika Rehak, Marie Erikson, Claudia Rapp, Carolin Gmyrek, Antonia Dorah, Monika Loerchner, Marko Richter-Höfer, Emily Tara Todd, Melanie Kissel, Oliver Bayer und Thomas Williams.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Familie Bollmann richtet sich ein
Christian Günther
Es war schon später Nachmittag, als Jürgen endlich die Haustür aufbekommen hatte.
»Ich muss das gleich wiederherrichten«, sagte er mit Blick auf die Bruchstücke des Schlosses am Boden, »doch kommt erst mal rein. Wir wollen unser neues Haus begutachten.«
Sie hatten es wegen der guten Lage ausgewählt. Und weil es einiges an Wohnkomfort versprach. Leicht abseits von den anderen Häusern gelegen, thronte es auf einer Anhöhe in der Nähe des Waldes. Es bot einen Blick über die zwei Dutzend Neubauten hinweg bis zur Hauptstraße. Die Gärten der Doppelhäuser am Fuß des Hügels lagen größtenteils jungfräulich da. Improvisierte Stege aus Brettern führten zwischen Sandhaufen hindurch, Plastikbassins für Gartenteiche lehnten an Hauswänden. Überall Werkzeug, Gartengeräte, Betonmischer. Die Straßen waren unter einer Schicht aus Sand und Schmutz kaum zu erkennen.
Alles wartete darauf, hergerichtet zu werden, und doch war niemand zu sehen.
Natürlich nicht.
Sylke und Klara folgten Jürgen in das Haus. Drinnen war es kühl und schattig, vom langen Flur aus konnten sie direkt bis in das Wohnzimmer sehen. Auf den großen Glasfronten lag eine dicke Staubschicht. Dahinter fiel eine Rasenfläche zum Wald hin ab. Das Schilf, das früher am Rand des großzügigen Teiches gewachsen war, hatte sich im gesamten Garten breitgemacht, so dass ein hüfthohes Dickicht hinter den Scheiben wucherte.
»Der Rasen muss dringend abgemäht werden. Man sieht ja gar nichts mehr.«
»Mach ich. Gleich morgen früh. Ich glaube aber, der Garten ist versumpft.«
»Trockenlegen?«
»Erstmal nicht. Weiß nicht, ob das lohnt. Jetzt hole ich erstmal unsere Sachen rein und wir essen und richten uns ein. War eine lange Fahrt.« Jürgen nahm seine rote Ferrari-Baseballkappe vom Kopf und wischte sich mit der Hand über die verschwitzte Stirn. »Seht euch doch schon mal um, ich lade den Wagen aus.«
Sylke nickte und suchte gemeinsam mit Klara die Küche, während Jürgen sich wieder auf den Weg nach draußen machte. Natürlich war auch er neugierig, wie es in den übrigen Räumen aussah. Aber was sein musste, musste sein, sagte er sich und begann, die Kisten und Kartons aus dem Wagen in den Hausflur zu schleppen. Jedes Mal, wenn er am Laderaum des Geländewagens ankam, ließ er seinen Blick einmal über die Siedlung schweifen. Alles ruhig. Sehr übersichtlich. Er könnte sich mit diesem Ort anfreunden. Da hatten sie schon in beachtlich schlechteren Gegenden gewohnt.
»Es gibt sogar eine Tischtennisplatte. Im Keller!«, rief Klara begeistert.
Jürgen ließ sich bereitwillig hinunterführen, er wollte ohnehin das Untergeschoss begutachten. »Du hättest auf mich warten sollen, bis du in den Keller gehst. Weißt du doch«, murrte er, mehr aus Gewohnheit als aus Sorge.
»Ja ja, nun komm.« Klara zog ihn weiter. »Siehst du, hier.«
Jürgen sah: Eine nagelneue Tischtennisplatte füllte den halben Raum aus. Doch noch viel mehr begeisterten ihn die Regale, die die Wände bedeckten – Wein, Konserven, Lebensmittelkartons. Ein Glückstreffer.
»Bleiben wir hier?«, fragte Klara vorsichtig, während Jürgen seine Brille hervorholte und die Vorräte in Augenschein nahm.
»Ja, Liebes.«
»Ich meine – länger als beim letzten Mal?«
»Ja, ich glaube, hier werden wir uns erst einmal einrichten. Hol mir doch bitte eine von den Plastikkisten aus der Küche, ich will ein paar von den Sachen hier nach oben bringen.«
Klara nickte und rannte los. Jürgen traf seine Auswahl, während seine Tochter weg war, und stapelte Müsli-Packungen, H-Milch-Kartons, Konservendosen, Gläser mit eingelegten Gurken und ein Paket Erdbeertortenmischung auf die Tischtennisplatte. In einer Ecke des Raumes stand sogar ein leicht verstaubter Kasten Bier, daneben ein Träger aus Korbgeflecht für sechs Flaschen. Jürgen war begeistert. Klara kehrte zurück und brachte ihm die Kiste, die sie gemeinsam mit Vorräten füllten.
Von oben dröhnte das beständige Rumpeln des Dieselaggregats, das er auf der Terrasse aufgebaut hatte, in der Küche klapperte seine Frau mit Geschirr. Sylke war offenbar schon bei den Essensvorbereitungen. Höchste Zeit, die restlichen Arbeiten zu erledigen. Er nahm die Vorratskiste und stieg die Kellertreppe hoch, während Klara in Kartons mit Spielsachen wühlte. Das Licht im Kellerraum wurde immer trüber, die Sonne ging bald unter.
»Komm, Schatz, dazu ist morgen noch Zeit. Du musst mir beim Aufbau helfen.«
Murrend folgte Klara ihm. Er grinste.
Das Abendessen war ein Fest. Sie hatten sich an den schweren Eichenholztisch im Esszimmer gesetzt, Sylke hatte das Festtagsgeschirr aus dem Schrank gekramt und Kerzen angezündet. Es gab Königsberger Klopse mit Kartoffeln und Sülze.
Klara stocherte lustlos in dem eingelegten Fleisch herum, während Jürgen seine zweite Flasche Bier aus dem Tragekorb nahm und sie öffnete.
»Herrlich, nicht wahr?«
Sylke lächelte. »Ja, so nett haben wir schon lange nicht mehr beieinander gesessen. Nach dem eiligen Aufbruch gestern ...«
»Laß uns nicht mehr darüber reden«. Jürgen schnitt ihr das Wort ab. »Noch Soße, mein Engel?«
»Ja, gern.«
»Was ist das hier?«, fragte Klara und deutete auf ihren Teller.
»Sülze.«
»Das mag ich nicht. Sieht eklig aus.«
»Aber Schatz, deine Mutter hat sich solche Mühe gegeben. Bitte, tue ihr den Gefallen und probier es wenigstens.«
»Hast du dir eigentlich die Hände gewaschen?«
Klara zeigte die schwarzen Finger. »Nö.«
Schuldbewusst wischte auch Jürgen die öligen Hände am Bezug des Stuhls ab. »Hoppla, da hat uns der Duft des Essens wohl die Sinne verwirrt.« Jürgen lachte. »Ich muss nochmal nach den Magazinen sehen.« Er machte Anstalten sich zu erheben.
»Aber Jürgen.« Ein vorwurfsvoller Blick von Sylke. »Wir essen gerade. Du musst doch nicht jetzt schon wieder weglaufen. Das hat doch auch Zeit bis gleich. Ich habe schließlich noch Nachtisch vorbereitet.«
Jürgen sank auf seinen Stuhl zurück. »Na gut.«
Klaras Augen hellten sich auf. »Nachtisch? Was denn?«
Sylke lächelte nachsichtig. »Gibt‘s erst, wenn du deinen Teller leer gegessen hast.«
»Lass gut sein«, warf Jürgen fröhlich ein und schnappte sich Klaras Teller.
Sylke ging derweil in die Küche und kehrte mit einer gläsernen Schüssel zurück, die mit einer rosafarbenen Masse gefüllt war.
»Erdbeertorte. Leider hatte ich keinen Tortenboden, da habe ich einen Pudding daraus gemacht.«
Jürgen nahm nur eine kleine Portion, er hatte nicht viel für Süßes übrig, Klara machte ihre Schüssel randvoll und löffelte darauf los.
»Lecker, Mama!«
Sylke strahlte. »Schmeckt tatsächlich. Ich war mir nicht ganz sicher.«
Jürgen schlang den für seinen Geschmack viel zu süßen Brei herunter und freute sich über die Begeisterung seiner Tochter. »Jetzt muss ich aber wirklich.« Er stand auf und ging zu den Stativen hinüber, die er am Rande der Terrasse aufgestellt hatte. Nach einigen Minuten kehrte er zurück. »Alles bestens, wir haben nichts zu befürchten.« Strahlend öffnete er ein weiteres Bier, bemerkte, dass er das vorherige noch gar nicht ganz geleert hatte, trank den Rest in einem Zug aus, ignorierte Sylkes tadelnden Blick und griff sich die neue Flasche. »Man muss es trinken, solange es noch frisch ist.« Er deutete auf das Etikett. »Läuft nächste Woche ab.«
Sylke schüttelte den Kopf und räumte den Tisch ab. »Du warst noch nie um eine Ausrede verlegen.«
Nachdem der Tisch abgeräumt war, ging die Familie zu Bett. Jürgen rauchte eine Zigarette auf der Terrasse und machte einen letzten Kontrollgang um das Haus herum, bevor er sich zu seiner Frau legte. Der Schlafsack wärmte ihn und er schlief fast augenblicklich ein.
In der Nacht schreckte Jürgen hoch, als er gedämpftes Maschinengewehrfeuer hörte, gefolgt von gurgelnden Schreien. Danach Stille. Auch Sylke war hochgeschreckt.
»Alles in Ordnung, Liebes, schlaf nur weiter.«
»Gehst du nachsehen? Bitte.«
Jürgen seufzte. »In Ordnung. Bin gleich zurück.«
Er zog sich an, stieg die Treppe hinunter, lief kurz in die falsche Richtung – diese ständigen Umzüge und dauernd wechselnden Häuser ließen ihn nachts oft desorientiert umhertappen – fand dann den Weg zum Wohnzimmer und sah hinaus.
Die hoch bewachsene Wiese war hell erleuchtet von den Scheinwerfern, die er aufgestellt hatte. Das Dieselaggregat brummte, und die Läufe der Maschinengewehre dampften im leichten Nieselregen. Im Garten war eine Schneise zu erkennen, jemand lag regungslos zwischen den Halmen. Jürgen stapfte hinaus, zog die Kapuze fest und machte sich daran, den Körper des erlegten Zombies zu beseitigen.
Wenige Minuten später hatte er sich den widerlichen...