Berg Ready for Love - Warte nicht für immer
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7363-0106-1
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 320 Seiten
Reihe: Ready
ISBN: 978-3-7363-0106-1
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sie war noch nicht bereit, sie würde nie bereit sein... sich zu verabschieden
Clare Murray versucht immer noch den viel zu frühen Tod ihres Mannes zu verarbeiten und ihrer Tochter Maddy ein sorgloses Leben zu ermöglichen. Sie ist sich sicher, dass in ihrem Herzen nie Platz für einen anderen Mann sein wird. Bis sie auf Logan Matthews trifft, der gutaussehende und einfühlsame Arzt, der sie unbedingt vom Gegenteil überzeugen will und ihr dafür so lange Zeit geben will, wie sie braucht.
"Dies ist eine der am schönsten geschriebenen, gefühlvollsten Liebesgeschichten, die ich je gelesen habe. Sie handelt von Liebe, Trauer, Herzschmerz und zweiten Chancen." Staci Bailey
Band 1 der Ready-Reihe von USA-Today-Bestseller-Autorin J. L. Berg
Weitere Infos & Material
1
Clare
»Brauchen Sie einen Arzt, Miss?«, fragte die Frau in der Notaufnahme. Mein Blick schweifte über die vertrauten sterilen Wände, und ich dachte daran, wie ich das letzte Mal in genau diesem Raum gestanden hatte. Als sie mir sagten, dass er …
Bloß nicht darüber nachdenken. Denk nicht mal daran.
»Miss?«
Ich hatte keine Ahnung, weshalb sie mich das fragte. Weshalb sollte ich sonst hier stehen? Der Geruch nach Erbrochenem, der wilde Blick in meinen Augen und das weinende Kind in meinen Armen reichten wohl nicht aus, diese Frage zu beantworten?
»Ja, meine Tochter ist gestürzt … sie hat sich den ganzen Weg hierher übergeben. Ich … ich glaube, sie hat eine Gehirnerschütterung«, brachte ich heraus, während ich besagte Tochter auf einem Arm balancierte und mit der anderen Hand ihren Namen auf das Anmeldeformular auf der Theke schrieb. Nachdem ich damit fertig war, strich ich mir eine Strähne meines kastanienbraunen Haares zurück und atmete erschöpft aus.
Die Frau nickte. Sie war mittleren Alters, hatte sandbraunes Haar und ein Namensschild, auf dem »Tammy« stand. Sie nahm unsere Informationen auf, befestigte diese unangenehmen Krankenhausarmbänder an unseren Handgelenken und führte uns ins Wartezimmer; dabei versicherte sie mir, dass es nicht allzu lange dauern würde. Hoffentlich würden wir aufgerufen, bevor mich diese Wände erdrückten. Ich hasste diesen Ort.
Ich setzte mich mit meiner Tochter in die hintere Ecke, hielt reichlich Abstand von den anderen Patienten, die warteten, bis sie an die Reihe kamen. Niemand brauchte neben dem Häufchen Elend zu sitzen, das ich darstellte. Ich war völlig fertig mit den Nerven und zitterte immer noch wie Espenlaub von unserer grauenhaften Fahrt. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich auf der Herfahrt eine ganze Reihe Verkehrsregeln gebrochen hatte, aber wenn dein Kind auf dem Rücksitz sitzt und eine Szene aus Der Exorzist nachstellt, verlieren Ampeln ein wenig an Bedeutung. Im Grunde wusste ich, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine stinknormale Gehirnerschütterung handelte, die einfach nur untersucht werden musste. Ich hätte ruhiger bleiben sollen, doch sobald sie angefangen hatte, sich zu Hause auf der Couch zu übergeben, war ich ausgeflippt. Wahrscheinlich war das so ein Mom-Ding: Wir können einfach nichts dafür. Panik zu bekommen gehört zu unserem Job. Zumindest sagte ich mir das dauernd.
Ich sah auf meine Maddie hinunter, mein vier Jahre altes Monster, das momentan komplett in Rosa gekleidet und von oben bis unten mit angetrockneter Kotze bedeckt war. Sie krallte gerade ihre Faust in mein Oberteil, ihr kleiner Kopf ruhte an meiner Brust. Sie schniefte noch immer, auch wenn die Tränen längst versiegt waren. Ihr hübsches lockiges rötlich-blondes Haar, das sie von mir geerbt hatte, war ein verfilztes Durcheinander und stand in alle Richtungen ab. Sie hatte sich den linken Daumen in den Mund gesteckt – ihre bevorzugte Methode, sich wieder zu beruhigen, wenn sie durch den Wind war. Ich versuchte verzweifelt, nicht darüber nachzudenken, womit dieser Daumen heute schon in Kontakt gekommen war. Eklig. »Also wirklich, Kleines … deinetwegen bekomme ich noch einen Herzinfarkt, bevor ich dreißig bin«, sagte ich, während ich ihr abwesend durch das zerzauste Haar strich und in ihre braunen Augen sah, die mich so sehr an den Mann erinnerten, den ich geliebt hatte. Meine Augen waren von einem tiefen Grün, doch die von Maddie hatten die Farbe der ihres Vaters – ein dunkles Kastanienbraun.
Die letzten beiden Stunden lagen wie in einem Nebel, und ich bemühte mich immer noch, mich davon zu erholen. Kinder zu haben war eine lebenslange, ermüdende Aufgabe. Umso mehr, wenn man alleinerziehend war.
Ich hatte nicht vorgehabt, alleinerziehend zu werden.
Ethan, bitte verlass mich nicht!
Die Erinnerung an diese Nacht brach über mich herein. Ich wusste noch, wie ich ihn gefunden hatte, bewusstlos und kaum noch atmend, erinnerte mich an den Krankenwagen und die Hysterie, als sie ihn hineinschoben. Wie ich in diesem Wartezimmer gestanden hatte, als der Arzt herauskam und … nein. Das ging nicht, nicht jetzt. Im Wartezimmer einer Notaufnahme brauchte sich niemand einen hysterischen Zusammenbruch mitanzusehen. Nicht noch einmal.
»Was ist ein Herzinfarkt?«, murmelte Maddie schwach an meiner Brust.
»Es ist, als müsste man sich übergeben, nur viiiiiiel schlimmer«, sagte ich scherzhaft, in dem Versuch, sie aufzuheitern. Und mich vielleicht auch.
»Oh«, flüsterte sie zurück. Ich sah, wie sich ein schüchternes Lächeln Bahn brach und rasch wieder verschwand. Mission erfüllt. Wenigstens fand sie mich immer noch witzig.
Der Tag hatte wie jeder andere begonnen. Maddie war heute Morgen in der Vorschule gewesen, und als wir nach Hause kamen, erzählte sie mir von den Abenteuern, die sie dort erlebt hatte. Ich hörte zu und sagte an den richtigen Stellen »Oooh« und »Wow!«, um ihr das Gefühl zu geben, dass sie der wichtigste Mensch auf der Welt war, denn das war sie. Zumindest in meiner Welt. Später war sie nach oben gegangen, um mit einem ihrer vielen Ballerinakleider Verkleiden zu spielen. Sie wirbelte herum, eine Vision in Rosa, und erzählte mir, dass sie die beste Ballerina aller Zeiten werden wollte.
»Schatz, du bist bereits die beste Ballerina, die ich kenne!«
»Was du nicht sagst, Mami!«, erwiderte sie. So ein Frechdachs. Ich hatte keine Ahnung, von wem sie das hatte. Absolut keine. Das musste sie wohl von ihrem Vater geerbt haben. Ganz bestimmt nicht von mir. Nein. Ich ließ sie in ihrem Zimmer zurück, wo sie weiterhin die meisterhafte Ballerina spielte, und rannte im Haus herum, um das sagenhafte Durcheinander aufzusammeln, das ein kleines Kind veranstalten konnte, und da hörte ich es … dieses herzzerreißende Geräusch, das Mütter und Väter auf keinen Fall hören wollten. Ich rannte nach oben, als ich gehört hatte, wie sie zu Boden fiel. Als Mutter lernt man rasch, dass es umso schlimmer ist, je später der Schrei kommt. Es ist, als müsse das Kind zuerst den Schock verarbeiten und sich seinen Weg bis zu diesem Schrei bahnen. Es fühlte sich wie eine geschlagene Stunde an, bis ich diesen markerschütternden Schrei hörte. Ich war schon an ihrer Zimmertür.
»Schatz, ist alles in Ordnung?« Ich hob sie auf und nahm sie in meine Arme. Später wurde mir klar, dass das wahrscheinlich nicht das Allerklügste gewesen war. Sollte man sie nicht in Ruhe lassen, falls das Rückenmark beschädigt war oder so? Keine Ahnung … mein Mutterinstinkt sagte mir, dass ich sie hochheben solle, deshalb tat ich genau das. Sie weinte, und ich tröstete sie. So ging das ein paar Minuten lang, und schließlich beruhigte sie sich ein wenig, sodass wir uns unterhalten konnten.
»Was ist passiert, Maddie? Wie bist du gefallen?«, fragte ich, während ich zu ihrer Ballettstange hinübersah, die sich direkt neben ihrem Bett befand, und eins und eins zusammenzählte, als sie zu mir aufblickte.
»Ich weiß es nicht, Mami, ich bin einfach gefallen«, log sie mit zusammengebissenen Zähnen.
»Hmm, nun … das hat wohl nicht rein zufällig etwas mit dieser Ballettstange zu tun, oder?«
»Ähm, nein?« Ich sah, wie es in ihrem Gehirn arbeitete, als sie sich überlegte, wie sie da wieder herauskommen könnte … aber nein, ihr vier Jahre altes Gehirn war nicht schnell genug, deshalb griff sie auf ein bewährtes Mittel zurück: das klägliche Schmollen. Das zog bei jedem, nur nicht bei mir. Ich war eine Mami, deshalb war ich immun dagegen.
»Okay, ich sage dir jetzt, was ich glaube, und du kannst mir dann sagen, ob ich nah dran bin oder nicht, okay?« Sie nickte zustimmend. »Ich glaube, irgendjemand – möglicherweise du – dachte, es wäre lustig, auf die Ballettstange zu klettern und darauf zu sitzen wie auf dem Klettergerüst auf dem Spielplatz.«
Ihre Augen weiteten sich. Bingo.
»Da dies nicht gerade ungefährlich ist für so ein kleines Mädchen, glaube ich, dass es für die Ballettstange an der Zeit ist, irgendwo Urlaub zu machen, bis wir etwas Ungefährlicheres gefunden haben, woran du üben kannst.« Ich wusste, ich hätte diese gebrauchte Plastikballettstange von einer Freundin meiner Mom gar nicht annehmen sollen, aber sie hatte darauf bestanden. Mir war nicht klar, warum, aber alle hatten dieses überwältigende Bedürfnis, der Witwe Spielzeug und Kleider zu schenken. Wenn ich irgendjemandem von ihnen meinen monatlichen Kontoauszug zeigen würde, wären sie wahrscheinlich anderer Ansicht. Ethan war vorausschauend gewesen und hatte sichergestellt, dass wir versorgt waren, egal, was passierte. Ich könnte beschließen, keinen Tag meines Lebens mehr zu arbeiten, und wir würden trotzdem auskommen. Aber als junge Witwe galt ich noch immer als der absolute Sozialfall. Es war jetzt fast drei Jahre her, und ich hatte wahrscheinlich noch immer genug Aufläufe in meiner Gefriertruhe, um eine Apokalypse zu überstehen.
Maddie war traurig, aber einverstanden, deshalb stellten wir die Ballettstange woanders hin. Sie war ziemlich deprimiert darüber, sie zu verlieren, das merkte ich. Aber sie ging damit um wie ein Profi.
»Mami, wenn mein Daddy hier wäre … könnte er mir dann eine Ballettstange bauen?« Ich nickte, unfähig, Worte zu bilden, und starrte diese dummen Krankenhauswände an, die mich an all das erinnerten, was ich verloren hatte. Genau das hatte Ethan irgendwann vorgehabt, aber Pläne waren völlig unberechenbar und wurden dauernd durchkreuzt.
»Madilyn Murray?«, rief die...