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E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: Allgemeine Reihe

Billig Der Plan Gottes


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-309-4
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: Allgemeine Reihe

ISBN: 978-3-95719-309-4
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Köln. Der Mathematiker Johannes Berger wird ermordet in seiner Wohnung aufgefunden. Hauptkommissar Sander von der Kölner Mordkommission nimmt die Ermittlungen auf und stößt auf merkwürdige Hinweise. Steht der Tod des Mathematikers in Zusammenhang mit den größten Geheimnissen vergangener Jahrtausende?

GUIDO BILLIG, geboren 1972 in Köln, studierte Bauingenieurwesen und lebt mit seiner Frau in Kerpen. DER PLAN GOTTES ist sein erster veröffentlichter Roman.

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-2-
  Der Geruch von nassem Teer strömte durch das offene Fenster von Sanders Wagen. Er hielt auf dem Parkplatz des Präsidiums, stieg aus und schritt auf den Haupteingang des Gebäudes zu. Die fast subtropische Schwüle, die sich bereits in den frühen Morgenstunden über die Stadt gelegt hatte, setzte ihm ordentlich zu, und der Gedanke, schwitzend an seinem Schreibtisch zu sitzen und den lästigen Papierkram erledigen zu müssen, der mit dem neuen Fall auf ihn wartete, bereitete ihm Unbehagen. Schließlich betrat er sein Büro und steuerte die Kaffeemaschine an. „Morgen, Chef“, grüßte Fries und gähnte. Sein äußeres Erscheinungsbild schien seiner körperlichen Verfassung zu entsprechen. Sander ergriff die dunkelblaue Tasse, die er von seiner Tochter Lea zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, als sie gerade zehn Jahre alt gewesen war. Das Netz aus feinen dunklen Haarrissen, das sich mit der Zeit in ihrem Inneren gebildet hatte, versank nun in den Fluten des heißen Kaffees, den der Hauptkommissar hineingoss. Er inhalierte den aromatischen Duft und erwiderte schließlich den Gruß. „Was gibt’s Neues?“ Fries streckte seinen Rücken durch und begann, aus seinen handschriftlichen Notizen vorzulesen. „Also … Johannes Berger, geschieden, keine Kinder. Vor drei Jahren verlor er seinen Job bei einer großen Versicherung hier in Köln. Kurze Zeit später ließ sich seine Frau von ihm scheiden. Seitdem arbeitete er in einem Supermarkt als Aushilfskraft.“ „Wie bitte? Doktor der Mathematik … und dann Regalauffüller im Supermarkt?“ Sander war irritiert und nippte an seiner Tasse. „Anscheinend hat er das Pferd von hinten aufgezäumt“, antwortete Fries mit einem Grinsen. Sander hingegen blieb ernst. „Wie meinen Sie das?“ „Na ja, Sie kennen doch den Spruch vom Tellerwäscher zum Millionär …“ Der Hauptkommissar verdrehte die Augen. „Sparen Sie sich Ihre eigenartigen Scherze für zu Hause auf und konzentrieren Sie sich auf den Fall!“ Das spöttische Lächeln verschwand aus Fries’ Gesicht. Sander nahm eine Akte zur Hand und begann darin zu blättern. „Was haben Sie sonst noch über das Opfer herausgefunden?“ „Berger verfügte offenbar über einen herausragenden Intellekt, der es ihm ermöglichte, seine Schulzeit um Jahre zu verkürzen“, fuhr Fries fort. „Das Studium der Mathematik schloss er dann auf der Überholspur weit vor seinen Kommilitonen mit Traumnoten und Auszeichnung ab. Gleich nach der Uni erhielt er eine lukrative Anstellung bei einer Versicherung. Dann hat er geheiratet. Nach zwölf Jahren kam die Trennung. Seit der Scheidung lebte er sehr zurückgezogen in einer Zweizimmerwohnung in der Goltsteinstraße. Seine Vermieterin kann sich nur vage daran erinnern, dass Berger in dieser Zeit überhaupt Besuch hatte, und wenn, dann höchstens drei- oder viermal, wobei sie betonte, dass sie von Natur aus nicht neugierig sei. Die Substanz eines Altbaus sei ja bekanntermaßen sehr geräuschdurchlässig.“ Wieder grinste Fries abfällig. „Haben Sie irgendwas über seine Krankheitsgeschichte?“, hakte Sander nach. „Noch nicht, aber wir arbeiten daran.“ „Dann will ich Sie nicht davon abhalten.“ Die Tür des Büros öffnete sich einen Spaltbreit, und Lea streckte ihren Kopf herein. „Störe ich?“, flüsterte sie ihrem Vater zu. Sanders Stimmung hellte sich sofort auf. „Kleine, du störst nie! Komm rein.“ Er trat hinter seinem Schreibtisch hervor und zog den Besucherstuhl heran. Lea schaute zu Fries hinüber und begrüßte ihn mit einem Lächeln. „Setz dich.“ Sander kehrte an seinen Platz zurück. „Was hast du auf dem Herzen?“ Seine Tochter wirkte erschöpft. Die dunklen Ringe unter ihren Augen zeugten von den Anstrengungen der letzten Wochen. „Nichts weiter. Ich musste einfach mal abschalten, mal etwas anderes sehen, aber wenn du keine Zeit hast, dann …“ Ihr unsicherer Blick pendelte zwischen den beiden Beamten hin und her. „Natürlich habe ich Zeit für dich. Erzähl erst mal, wie läuft’s denn?“ Lea ließ sich auf den Stuhl fallen und verzog das Gesicht. „In ein paar Tagen ist die Prüfung, und ich muss noch so viel lernen … aber ich kriege einfach nichts mehr in meinen Schädel.“ Sie hämmerte mit der Faust gegen ihre Stirn. „Ich bin komplett ausgelaugt.“ Sander ahnte, unter welchem Druck Lea stehen musste, doch er wusste, dass sie dem gewachsen war. Auch ihm waren die Prüfungen seinerzeit nicht leichtgefallen und er hatte einige schlaflose Nächte durchstehen müssen. Letztendlich jedoch hatte ihm sein Ehrgeiz über die schwierige Zeit hinweggeholfen. Möglicherweise war dies der einzige positive Charakterzug, den er an seine Tochter weitergegeben hatte. Für den Rest war allein ihre Mutter verantwortlich gewesen. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Lieb von dir, aber ich glaube nicht.“ Sie winkte ab. „Schließlich ist deine Prüfung schon über zwanzig Jahre her.“ Fries hatte das Gespräch der beiden mitverfolgt und meldete sich zu Wort. „Vielleicht kann ich ja helfen. Meine Prüfung ist erst zwei Jahre her, und das ein oder andere wird sich bei mir wohl noch festgesetzt haben.“ Leas Augen begannen zu strahlen, doch bevor sie die Gelegenheit wahrnehmen konnte, das Angebot anzunehmen, kam Sander, dem Fries’ Interesse an seiner Tochter nicht entgangen war, ihr zuvor. „Oh, der Herr Dozent möchte sein enormes kriminalistisches Wissen teilen …“ Lea legte ihre Hand auf seine. Er ignorierte sie. „Dann geben Sie uns doch mal eine Kostprobe, Herr Kommissar. Nehmen wir als Beispiel unseren Fall. Vorab von mir eine kurze Beschreibung des Tatorts. Ein Mann sitzt tot auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch in seiner Wohnung. An seinem Hinterkopf klafft eine Platzwunde, die ihm wahrscheinlich mit einem stumpfen Gegenstand zugefügt wurde. Im selben Zimmer ist die Scheibe der Balkontür eingeschlagen. Die Scherben befinden sich im Innenraum. Was schließen Sie daraus?“ Sander formte seine Lippen zu einem schmalen Grinsen. Er würde seiner Tochter die mangelnde Erfahrung seines Kollegen demonstrieren und ihr deutlich machen, dass sie nichts, wirklich gar nichts von ihm lernen konnte. Lea allerdings beachtete ihren Vater nicht und warf stattdessen Fries einen beschwichtigenden Blick zu. Sander hatte seinen Kollegen herausgefordert. Fries ahnte wohl eine Falle, doch er durfte sich mit einer Antwort nicht allzu viel Zeit lassen. Sein Chef konnte schnell ungeduldig werden. „Ein Einbrecher hat sich über die Balkontür Zugang zu der Wohnung verschafft. Dabei ist er von dem Opfer überrascht worden und …“ „Nehmen wir einmal an“, fiel Sander ihm sogleich ins Wort, „dieser Einbrecher besitzt die außergewöhnliche Fähigkeit, wie eine Spinne Fassaden hinaufzuklettern. Sie meinen also, dass er dort eingedrungen ist, während sich das Opfer in der Wohnung befand?“ Ohne Fries die Gelegenheit zu geben, sich zu korrigieren, fuhr er fort: „Und wie erklären Sie sich, dass das Opfer bei der Tatortbesichtigung mit dem Rücken zur Balkontür saß? Wenn wir davon ausgehen, dass unser toter Freund nicht taub gewesen ist, hätte er das Zerspringen der Glasscheibe wahrnehmen und seinen Platz verlassen müssen. Zudem waren an der Leiche keinerlei Abwehrverletzungen erkennbar. Ich weiß ja nicht, wie Sie reagieren würden, wenn Ihnen jemand den Schädel einschlagen will, aber ich hätte entschieden etwas dagegen.“ „Dann war der Einbrecher schon da“, versuchte Fries sich herauszuwinden, „bevor das Opfer die Wohnung betreten hat.“ Der Hauptkommissar schüttelte herablassend den Kopf. „Das Opfer hätte die Glassplitter sehen müssen. Zudem hat die Vermieterin ausgesagt, dass sie das Klirren des zerbrechenden Glases aus Bergers Wohnung gehört hat, kurz bevor jemand die Treppe hinuntergestürmt ist. Ihre Theorie eines Einbruchs ist nicht haltbar.“ Er hätte es dabei belassen können, doch er entschied sich dagegen und holte in ruhigem, fast dozierendem Ton erneut aus. „Sie waren zwar nah dran, aber immer noch zu weit von der Lösung entfernt.“ Sander erhob sich von seinem Stuhl und schritt gemächlich durchs Büro. „Der Täter war, genau, wie Sie sagten, bereits in der Wohnung, allerdings mit dem Unterschied, dass Berger davon Kenntnis gehabt haben muss. Er selbst muss ihn reingelassen haben. Berger kannte also seinen Mörder, doch er ahnte nicht, dass von seinem Besuch eine Gefahr ausgehen würde. Daher setzte er sich an seinen Schreibtisch und wandte ihm den Rücken zu. Der Täter erschlug ihn, und um von der Tat abzulenken, legte er eine falsche Spur. Er fingierte einen Einbruch, indem er die Balkontür von außen einschlug. Er musste davon ausgehen, dass jemand den Lärm wahrnehmen würde. Daher stürmte er direkt im Anschluss aus der Wohnung und flüchtete.“ Der Hauptkommissar machte eine bedächtige Pause, nahm wieder Platz und verschränkte die Arme vor seiner Brust, um dann triumphierend zu schließen. „Und Sie wollen meiner Tochter helfen? Sie besitzen ja noch nicht einmal die Fähigkeit, die einfachsten Zusammenhänge zu rekonstruieren.“ Fries sah hinüber zu Lea, die sich bereits von ihrem Vater abgewandt hatte. Sander hatte ihn vor ihr bloßgestellt, ihn zutiefst gedemütigt. Fries schien erst jetzt Leas Blick zu verstehen, den sie ihm...



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