Bittner | Bauhausstadt Dessau | Buch | 978-3-593-39314-8 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 8, 269 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 140 mm x 213 mm, Gewicht: 370 g

Reihe: Interdisziplinäre Stadtforschung

Bittner

Bauhausstadt Dessau

Identitätssuche auf den Spuren der Moderne. Dissertationsschrift

Buch, Deutsch, Band 8, 269 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 140 mm x 213 mm, Gewicht: 370 g

Reihe: Interdisziplinäre Stadtforschung

ISBN: 978-3-593-39314-8
Verlag: Campus Verlag


In Dessau steht das international renommierte Bauhaus. Aber ist die Stadt deshalb eine Bauhausstadt? Vielfach zerstört und wieder aufgebaut kämpft Dessau heute mit den Folgen des Zusammenbruchs der Industrie und dem damit verbundenen Bevölkerungsverlust. Zwischen der schrumpfenden Stadt und dem UNESCO-Welterbe der Moderne existiert eine Kluft. Zugleich kann eine Profilierung der Stadt nach innen wie nach außen nur mit dem Bauhaus gelingen. Die Autorin beleuchtet die innerstädtische Auseinandersetzung um eine legitime Sicht auf Dessau als Bauhausstadt. Damit liefert sie Einsichten in das komplexe Zusammenspiel zwischen Image und Imaginärem einer ostdeutschen Stadt, die um ein neues Selbstverständnis ringt.
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InhaltVorwort... 7Einführung ... 101. Theoretischer Rahmen: Städtisches Wissen und urbane Bildproduktion... 172. Schwierige Ortsbezüge: Sich Einrichten in Ostdeutschland... 333. Contested Heritage Bauhaus: Zwischen Welterbe, nationalem Leuchtturm und kulturellem Ort... 564. Städtischer Wandel als Programm: Stadtumbau, Geschichtspolitik und Imageproduktion... 1025. »Hier weht schon der Geist des Fortschritts«: Figuren und Topoi der Stadterzählungen ... 1746. Dessaus Erben: Wir machen Bauhausstadt... 199Fazit ... 243Literatur ... 258


2. Schwierige Ortsbezüge: Sich Einrichten in OstdeutschlandDie Neuverortung Dessaus nach 1990 fand vor dem Hintergrund des doppeltenStrukturbruchs statt, den Dessau als ehemaliges Zentrum der DDR-Chemieund des Maschinenbaus erlebt hat. Erstens: Wie viele ostdeutsche Industriestandortesah die Stadt sich plötzlich mit den Konditionen globaler wirtschaftlicherArbeitsteilung konfrontiert - diesen Sprung ins kalte Wasserhaben nur wenige Betriebe überlebt. Deindustrialisierung und hohe Arbeitslosigkeitsind insbesondere in monostrukturell aufgestellten Regionen, zudenen Dessau gehört, die Folge. Zweitens: Mit dem Fall der Mauer 1989wurde ein gesellschaftlicher Systemwandel eingeleitet, der bis heute auf ganzunterschiedliche Weise die Städte und Regionen Ostdeutschlands prägt.Während die politische, institutionelle und wirtschaftliche Zusammenführungrelativ schnell vonstatten ging, scheint die Frage nach der kulturellen Integrationauch 20 Jahre danach immer noch aktuell. Die Persistenzen in den Normenund Deutungsmustern haben mittlerweile zu der Einsicht geführt, dassmit »Ostdeutschland« nicht nur die gemeinsam geteilte Vergangenheit vor1989 angesprochen ist, sondern auch »Eigensinnigkeiten« reklamiert werden,die die Erfahrungen der Transformation als Ressource und Potenzial interpretieren.In diesem Kapitel wird es darum gehen, Dessaus Ringen um ein neuesstädtisches Selbstverständnis in den Kontext ostdeutscher Transformationeinzubetten. Dabei steht im Zentrum der Ausführungen die Frage nach denspezifischen Modi der Verortung in Ostdeutschland, anders gesprochen: Inwelchem Verhältnis stehen nationale, regionale und lokale Bezüge zueinander,stellt man die Irritationen auf der räumlichen und zeitliche Ebene in Rechnung,die mit dem gesellschaftlichen Systemwandel einhergehen. Das GesichtDessaus, das berichten Reiseführer heute nicht ohne Stolz, hat sich noch nieso schnell verändert wie in den letzten 15 Jahren. Von Straßennamen, überNachbarschaften, Wohnviertel bis hin zu Betrieben und ganzen Landschaften,die Orientierung in der Stadt verlangt ein ständig neues Navigieren im Stadtraum. Die alten Karten und mental maps leisten keine Orientierungshilfe.Aber auch auf der zeitlichen Ebene herrscht Konfusion: Ostdeutsche Lebenslaufmustervon der »Wiege bis zur Bahre« wurden abgelöst durch junge flexibleKleinunternehmer, die auch nach der zehnten Pleite immer noch den Mutzum Neuanfang haben, während der zahlenmäßig größte Teil der pensioniertenEinwohner der Stadt in Vereinen »alte« Zeiten neu entdeckt. Die städtischenJugendlichen hoffen an den wenigen Orten globaler Konsumkulturdieser »bleiernen Zeit« zu entkommen.Überlegungen zum Begriff der Transformation stehen am Anfang derAusführungen. Für diese Arbeit wird, in Anlehnung an die im ersten Kapitelgeführte Diskussion zum Habitus der Stadt, der Begriff der »Pfadabhängigkeit«aufgegriffen. Seit Ende der neunziger Jahre setzte sich auch in der soziologischenTransformationsforschung die Einsicht durch, dass lokale und regionaleEigenheiten für den jeweiligen Wandlungsprozess dieser Räume entscheidendsind. Wie also Städte und Regionen auf die Herausforderungen desStrukturwandels reagieren, hat viel mit ihrer jeweiligen Geschichte, Kulturund Tradition zu tun. Im Gegensatz zu der stark an einer festgelegten Zielgrößeausgerichteten Transformationsperspektive - im Sinne eines klar definiertenWeges vom Sozialismus zum Kapitalismus westlicher Prägung - wird hierder Begriff des »Umbruchs« (Michael Thomas) favorisiert, der die jeweilsbesonderen Gestaltungs- und Innovationsprozesse von Städten und Regionenin den Blick nehmen kann.Mit dem »Sonderfall Ostdeutschland« werden die spezifischen Transformationspfadeder ostdeutschen Gesellschaft nach 1990 diskutiert. Damitsind besondere Konstellationen entstanden, die für die Art und Weise, wiesich Ostdeutsche zur wiedervereinten Nation, zur Region oder zu ihrer Stadtins Verhältnis setzten, ausschlaggebend ware


Regina Bittner ist Leiterin des internationalen Bauhaus Kollegs der Stiftung Bauhaus Dessau.


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