Botsch / Puschner | Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis heute | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 158 Seiten

Botsch / Puschner Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis heute

1949 bis heute
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-534-71063-8
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

1949 bis heute

E-Book, Deutsch, 158 Seiten

ISBN: 978-3-534-71063-8
Verlag: wbg Academic in Herder
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Rechtsextremismus begleitet die Geschichte der Bundesrepublik seit ihrer Gründung. Gerade die Auseinandersetzungen mit den fundamentaloppositionellen Bewegungen des radikalen Nationalismus hat die junge deutsche Demokratie gestärkt. Die Darstellung verortet die politisch organisierte extreme Rechte in den Traditionen von Kaiserreich und Nationalsozialismus und analysiert ihre Strukturmerkmale und die Bedin-gungen der Neuformierung unter alliierter Besatzung. Die chronologischen Kapitel zeichnen die historische Entwicklung der ?Nationalen Opposition? von 1949 bis zur Bundestagswahl 2009 nach, für die Zeit nach 1990 für Gesamtdeutschland. Somit liegt die erste moderne Übersicht über Grundlagen und Entwicklungen rechtsextremer, antidemokratischer Bewegungen vor.

Gideon Botsch, Dr. phil., geb. 1970, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam im Forschungsschwerpunkt Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschung; langjährige Tätigkeit in der historisch-politischen Bildungsarbeit und Gedenkstättenpädagogik; Forschungsinteressen und Veröffentlichungen: Die extreme Rechte in Geschichte und Gegenwart; Rassismus und Antisemitismus; Jüdische Sozialgeschichte; Nationalsozialistische Herrschaft.

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Weitere Infos & Material


I. „Nationale Opposition“ in der Nachkriegsgesellschaft
1945/46 Neugründung nationalistischer Kleinparteien. 1949 Nationale Rechte und WAV-Fraktion im Bundestag (BT).
Gründung DG, SRP. 1950 DG in Landtag (LT) Bayern und Baden-Württemberg.
Gründung DRP; Reichsjugend (SRP); DKEG (Böhme). 1951 SRP in LT Niedersachsen, Bremer Bürgerschaft. 1952 Verbot SRP. Gründung WJ. 1953 „Naumann-Verschwörung“. 1954 Gründung KNJ. 1956 Gründung DSU (O. Strasser); BNS. 1960 „Hakenkreuz-Schmierwelle“. Verbot BNS. Gründung BHJ;GfP. 1962 Gründung UAP; DFP. 1964 Gründung NPD. 1965 Gründung AUD. 1966 NPD in LT Hessen, Bayern. 1967 NPD in Bremer Bürgerschaft und LT Niedersachsen,
Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein. 1968 NPD in LT Baden-Württemberg. 1969 BT-Wahlen: NPD 4,3 %. Gründung JN. 1945 brach die NSDAP mit samt ihren Gliederungen und angeschlossenen Verbänden, darunter der weltanschaulich stark belastete Funktionärskörper der Hitler-Jugend, faktisch in sich zusammen. Anders als die Alliierten befürchtet hatten, entstand weder eine illegale NSDAP, noch sahen sie sich mit dem Widerstand von Werwolf-Gruppen konfrontiert. E
Werwolf
Seit Herbst 1944 bereitete die SS kleine Zellen fanatisierter Hitlerjungen auf Sabotageakte hinter den alliierten Linien vor. Symbol der Verbände war die Rune Wolfsangel. Das Werwolf-Unternehmen war völlig unzureichend vorbereitet und blieb, von wenigen militärisch irrelevanten Aktionen abgesehen, inaktiv. Eine durch Joseph Goebbels (1897–1945) initiierte Werwolf-Propaganda sowie die Ermordung des Aachener Bürgermeisters durch ein SS-Sonderkommando im März 1945 verursachten einige Sorge unter den Alliierten und führten zur Inhaftierung zahlreicher Jugendlicher. In der gewaltbereiten Neonazi-Szene wurde besonders seit den 1990ern der Werwolf-Mythos erneut mobilisiert. In den ersten Besatzungsjahren waren die Deutschen weithin damit beschäftigt, ihr Leben zu organisieren. Die städtischen Ballungsräume waren Ruinenlandschaften, die Versorgungsnotstände und Hunger erdulden mussten. Etwa acht Millionen Menschen waren durch Flucht und Vertreibung heimatlos geworden, hinzu kamen die Bombengeschädigten. In vielen Familien fehlten erwachsene Männer: Väter und Brüder waren im Krieg „gefallen“ oder befanden sich noch in Kriegsgefangenschaft. Spätheimkehrer hatten besondere Probleme mit der Integration in die deutsche Gesellschaft. An eine wirtschaftliche Beruhigung war nicht zu denken, zumal auch die westlichen Besatzungszonen zunächst für Reparationen herangezogen wurden. Zu diesem beträchtlichen Potenzial sozialer Unzufriedenheit kamen die Funktionsträger des alten Regimes, die noch nicht die Entnazifizierung durchlaufen hatten und sich auch subjektiv durch den „Zusammenbruch“ von 1945 depraviert sahen. Aus diesen Bevölkerungsgruppen entstand ein weit über zehn Millionen Menschen umfassendes „Nachkriegsproletariat“. Militärisch war Deutschland geschlagen, politisch in vier Besatzungszonen und die besondere Einheit Berlin geteilt. Wenngleich sich die Alliierten auf den Aufbau eines neuen, demokratischen Deutschland verpflichtet hatten, kontrollierten sie doch während der unmittelbaren Besatzungsjahre das politische Leben. Periodische Druckerzeugnisse waren, ebenso wie politische Parteien, lizenzierungspflichtig, und die Alliierten bemühten sich, keine nationalsozialistisch belasteten Personen in verantwortliche Positionen gelangen zu lassen. Während der gesellschaftliche Wandel in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) weit umfassender und das Ausmaß der realen Entnazifizierung weit höher war, verabschiedeten sich die Sowjets vom Ziel einer konsequenten Demokratisierung. In diesen Prozessen zeigte sich schon der Beginn des Kalten Krieges. Die Westalliierten, allen voran die USA, reagierten mit einer Politik des wirtschaftlichen Aufbaus der Westzonen und des Werbens um die Deutschen als künftige Bündnispartner gegen den sowjetischen Machtblock. Der überkommene Antikommunismus wurde dabei aufgegriffen, sein antisemitischer Gehalt überlagert und das Programm der Demokratisierung der politischen Strukturen vorangetrieben – nicht zuletzt, um damit ein Gegenmodell gegen den „kommunistischen Totalitarismus“ zu etablieren. Zeitgleich wurde die Praxis der Entnazifizierung immer weiter aufgeweicht. Frühere Nationalsozialisten Die Formierung der radikalen Rechten hatte zwei Quellen. Erstens fanden sich noch in der Besatzungszeit, teils in den alliierten Internierungs- und Kriegsgefangenenlagern, Angehörige der bisherigen nationalsozialistischen Funktionseliten, und zwar überwiegend der mittleren Ebene, zusammen und bildeten Zirkel und Netzwerke der gegenseitigen materiellen und ideellen Unterstützung. Bewegten sich solche Gruppierungen zumeist im vorpolitischen Raum, so bemühten sich Netzwerke wie die Bruderschaft um die Sammlung früherer Nationalsozialisten und versuchte über Organisationen wie die Deutsche Union (DU) zu neuem Einfluss zu gelangen. Deutschnationale Neugründungen: Britischer Sektor Zweitens traten solche Kräfte aus dem Spektrum des Weimarer Rechtsradikalismus erneut hervor, die in Konkurrenz zum Nationalsozialismus bzw. zu Hitler gestanden hatten und nun versuchten, ihre politischen Parteien und Organisationen neu zu beleben. In erster Linie handelte es sich um die Restbestände der Deutschnationalen, inklusive des 1922 aus der DNVP herausgebrochenen völkisch-fundamentaloppositionellen Flügels. Allerdings war es unmöglich, flächendeckend eine nationalkonservative Partei zu gründen, geschweige denn den Parteiapparat der DNVP wieder zu beleben. Neugründungsversuche gingen von einzelnen früheren Funktionären auf Kreisebene aus. Da in der amerikanischen und der französischen Besatzungszone Lizenzanträge nationalkonservativer Parteien zurückhaltend behandelt wurden, waren sie fast ausschließlich im Britischen Sektor erfolgreich, wo man derartigen Kräften mit etwas größerer Sympathie begegnete. Noch im Herbst 1945 wurde in Schleswig-Holstein die Deutsche Konservative Partei (DKP) ins Leben gerufen, wobei sich prominente deutschnationale Reichstagsabgeordnete wie der letzte Fraktionsvorsitzende Otto Schmidt-Hannover (1888–1971) und sein Stellvertreter Eldor Borck (1888–1951) zunächst eher im Hintergrund hielten. Etwa zeitgleich wurde durch Reinhold Wulle (1882–1950), Veteran des völkischen Antisemitismus und Führungsfigur der aus der DNVP hervorgegangenen DVFP, die Deutsche Aufbau Partei (DAP) gegründet. Wulle hatte sich als früherer Konkurrent und Gegner Hitlers in der Endphase der Republik den konservativen Kreisen um die Reichskanzler Kurt von Schleicher (1882–1934) und Franz von Papen (1879–1969) angenähert und die Harzburger Front abgelehnt, während der NS-Herrschaft die illegale Gesellschaft Deutsche Freiheit gegründet und jeweils zwei Jahre in Straf- bzw. KZ-Haft verbracht. Ihm zur Seite stand Joachim von Ostau (1902–1969), der auf eine ähnlich schwankende politische Biographie zurückblickte: Der frühere NS-Aktivist hatte sich noch 1932 gegen Hitler gestellt und ebenfalls dem Monarchismus angenähert. Die DAP schloss sich mit der niedersächsischen Deutschdemokratischen Aufbau-Partei des früheren DNVP-Justizministers und Hugenberg-Gegners Oskar Hergt (1869–1967), einer durch den Publizisten Franz Sontag (1883–1961, Pseudonym: Junius Alter) gegründeten Wiederaufbaupartei sowie der Deutschen Sammlung in Bremen zusammen. Im Frühjahr 1946 – als die Briten bereits ein politisches Betätigungsverbot gegen Wulle verhängt hatten – beschlossen DAP und DKP in Essen ihre Fusion. Die neue Partei erhielt den Namen Deutsche Konservative Partei-Deutsche Rechtspartei (DKP-DReP). Programmatisch war sie durch große Uneinheitlichkeit geprägt, konservativ ausgerichtet und auf Wiederherstellung traditioneller Gesellschaftsstrukturen, bis hin zur Monarchie, orientiert. Durch den nach und nach einsetzenden Zustrom von früheren Nationalsozialisten, die insbesondere in sozialpolitischer Hinsicht abweichende Tendenzen aufwiesen, wurde diese Heterogenität noch verstärkt. Schleswig-Holstein und Niedersachsen Schleswig-Holstein und Niedersachsen entwickelten sich zu den regionalen Hochburgen der parteipolitischen nationalen Opposition. Dies lag nicht nur an der britischen Bereitschaft zur Lizenzierung derartiger Parteien. Insbesondere im...


Botsch, Gideon
Gideon Botsch, Dr. phil., geb. 1970, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam im Forschungsschwerpunkt Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschung; langjährige Tätigkeit in der historisch-politischen Bildungsarbeit und Gedenkstättenpädagogik; Forschungsinteressen und Veröffentlichungen: Die extreme Rechte in Geschichte und Gegenwart; Rassismus und Antisemitismus; Jüdische Sozialgeschichte; Nationalsozialistische Herrschaft.

Puschner, Uwe
Uwe Puschner ist außerplanmäßiger Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin.

Gideon Botsch, Dr. phil., geb. 1970, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam im Forschungsschwerpunkt Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschung; langjährige Tätigkeit in der historisch-politischen Bildungsarbeit und Gedenkstättenpädagogik; Forschungsinteressen und Veröffentlichungen: Die extreme Rechte in Geschichte und Gegenwart; Rassismus und Antisemitismus; Jüdische Sozialgeschichte; Nationalsozialistische Herrschaft.Uwe Puschner ist außerplanmäßiger Profesor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin.



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