Braun / Döpfner | Therapieprogramm zur Steigerung von Organisationsfähigkeit, Konzentration und Impulskontrolle bei Kindern mit ADHS (THOKI-ADHS) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 179 Seiten

Reihe: Therapeutische Praxis

Braun / Döpfner Therapieprogramm zur Steigerung von Organisationsfähigkeit, Konzentration und Impulskontrolle bei Kindern mit ADHS (THOKI-ADHS)


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8444-2899-5
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 179 Seiten

Reihe: Therapeutische Praxis

ISBN: 978-3-8444-2899-5
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Organisationsfähigkeit, Konzentration und Impulskontrolle sind wesentliche Voraussetzungen für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Schwierigkeiten in diesen Bereichen lassen sich regelmäßig bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) feststellen. THOKI-ADHS ist das erste deutschsprachige Therapieprogramm, mit dem Defizite in den organisatorischen Fähigkeiten gezielt behandelt werden können.

Das Therapiemanual gibt zunächst einen Überblick über die Symptomatik, Pathogenese und den Verlauf von ADHS und referiert den aktuellen Stand zu wirksamen Behandlungsansätzen. Ausführlich wird anschließend das therapeutische Vorgehen in den 13 Modulen beschrieben. THOKI-ADHS ist für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren konzipiert und vor allem für den Einsatz im Einzelsetting gedacht. Ziel von THOKI-ADHS ist es, die konkreten Schwierigkeiten von Kindern hinsichtlich Organisationsfähigkeit, Konzentration und Impulskontrolle im Familienalltag, in der Schule und im Freizeitbereich zu identifizieren, anhand von simulierten Situationen im Rahmen der Therapiesitzungen zu modifizieren und danach den Transfer in den Alltag zu unterstützen. Neben den kindzentrierten Interventionen kommt auch der Integration von Eltern und anderen Bezugspersonen in die Behandlung eine wichtige Rolle zu. Zudem wird im Manual erläutert, wie eine mögliche Durchführung im Gruppensetting aufgebaut sein kann und wie ergänzend digitale Technologien zum Einsatz kommen können. Zahlreiche Arbeitsmaterialien für die Arbeit mit den Kindern sowie zwei Fragebögen zur Erfassung von Funktionseinschränkungen in relevanten Alltagssituationen können nach erfolgter Registrierung von der Hogrefe Website heruntergeladen werden.

Braun / Döpfner Therapieprogramm zur Steigerung von Organisationsfähigkeit, Konzentration und Impulskontrolle bei Kindern mit ADHS (THOKI-ADHS) jetzt bestellen!

Zielgruppe


Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut_innen, Kinder- und Jugendpsychiater_innen, Pädagogi_innen, Schulpsycholog_innen, Lerntherapeut_innen, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Weitere Infos & Material


|9|Kapitel 1
Theoretischer Hintergrund
1.1  Störung der Organisationsfähigkeit
Vielfach treten bei Kindern und Jugendlichen Schwierigkeiten mit organisatorischen Anforderungen auf. Es gilt, Materialien, Handlungen und Zeit zu organisieren. Insbesondere Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) weisen vermehrt Defizite in diesen organisatorischen Fähigkeiten auf (Abikoff & Gallagher, 2009; Döpfner, Frölich & Lehmkuhl, 2013). Wahrscheinlich tragen die Kernsymptome der ADHS zur Ausprägung solcher Organisationsdefizite bei. Jedoch sind auch Kinder und Jugendliche ohne ADHS oder Kinder mit subklinischen Ausprägungen von ADHS betroffen (Gallagher, Abikoff & Spira, 2014). Auch die Verbindung zu Defiziten der allgemeinen exekutiven Funktionen, wie der strategischen Handlungsplanung, der Entscheidung für Prioritäten, dem Koordinieren und Sequenzieren von Handlungen und dem Arbeitsgedächtnis, werden gezogen (Reck, Hund & Landau, 2010; Sonuga-Barke, Bitsakou & Thompson, 2010). Organisatorische Fähigkeiten umfassen Zeitmanagement, Organisation und Planung. Diese Fähigkeiten werden unter anderem benötigt, um schulische Anforderungen und damit verbundene Aufgaben, die zu Hause erledigt werden müssen, zu erfüllen (Gallagher et al., 2014). Aber auch Freizeitaktivitäten und der Familienalltag stellen Anforderungen an organisatorische Fähigkeiten. Somit kann nicht nur das schulische, sondern auch das soziale Funktionsniveau durch Defizite der organisatorischen Fähigkeiten stark beeinträchtigt werden (Boyer, Geurts, Prins & Van der Oord, 2015). Beispiele für schulische Organisationsschwierigkeiten sind: Verlegen, Vergessen, Verlieren von Schulmaterialien, unordentliche/unübersichtliche Schultasche und Schulmaterialien, fehlendes Aufschreiben und Nichtwissen von Hausaufgaben, Abgabeterminen und Klassenarbeitsterminen, verspätete Abgabe von Aufgaben und Projekten und die damit verbundene Fehlplanung von Lern- und Arbeitszeiten. Beispiele für allgemeine und häusliche Organisationsschwierigkeiten sind: Vergessen von gemeinsamen Terminen, Schwierigkeiten bei der Koordination von Freizeitverabredungen, fehlender Wochenüberblick für häusliche Aufgaben und Freizeitmöglichkeiten. Vielfach haben Studien gezeigt, dass Kinder mit ADHS schlechtere Schulnoten und eine höhere Schulabbrecherquote als ihre Klassenkamerad*innen aufweisen (DuPaul & Stoner, 2014; Frazier, Youngstrom, Glutting & Watkins, 2007). Da es vermehrt Hinweise gibt, dass die schlechteren Schulleistungen eng im Zusammenhang mit mangelnden Organisationsfähigkeiten stehen, führte dies zur gezielten Entwicklung von Trainings organisatorischer Fähigkeiten (Langberg, Epstein et al., 2011). Außerdem entwickeln Kinder mit ADHS und Organisationsdefiziten eine negative Leistungserwartung sowie mangelndes Schulengagement und ihnen droht infolge Schulversagen (Barkley, Fischer, Smallish & Fletcher, 2006; Bernardi et al., 2012). Zudem konnte gezeigt werden, dass Organisationsprobleme auch Auswirkungen auf die Leistungen von gut begabten Schüler*innen mit ADHS haben, da beispielsweise Aufgaben verlegt werden oder Arbeitsmaterialien im Unterricht erst verspätet hervorgeholt werden und dadurch wertvolle Arbeitszeit verlorengeht (Assouline & Whiteman, 2011; Clemons, 2008). Im häuslichen Umfeld führen Organisationsdefizite nicht nur bei der Bearbeitung der Hausaufgaben zu vermehrten Konflikten innerhalb |10|der Familie (Abikoff & Gallagher, 2009; DuPaul, 2006). Auch Boyer et al. (2015) betonen, dass Kinder- und Jugendliche mit ADHS Planungsschwierigkeiten haben, die nicht nur ihr schulisches, sondern auch ihr soziales Funktionsniveau stark beeinträchtigen. Auch wenn die Organisationsdefizite wahrscheinlich mit der Kernsymptomatik der ADHS zusammenhängen, konnte gezeigt werden, dass eine Normalisierung dieser Defizite unter einer medikamentösen Therapie der ADHS nicht erreicht werden kann. Zudem persistieren schlechtere Schulleistungen auch unter ADHS-Medikation (Abikoff et al., 2009; Langberg, Molina et al., 2011). Organisationsdefizite tendieren dazu, bis ins Jugendalter zu persistieren (Barkley & Fischer, 2011). Auch die Arbeitsproduktivität von Erwachsenen sowie deren Partnerschaften scheinen sie zu beeinflussen (Doshi et al., 2012; Solanto et al., 2010). Aufgrund der Vielfältigkeit, dem Hang zur Chronizität und der fehlenden Normalisierung unter bekannten Behandlungsmethoden bei ADHS scheinen die Erforschung und der Einsatz von gezielten Trainings organisatorischer Fähigkeiten sehr bedeutsam. Interventionen zur Verbesserung der Organisation werden meist in Kombination mit anderen Interventionen durchgeführt und erforscht. In diesen multimodalen Programmen konnten bereits Hinweise auf eine Verbesserung der organisatorischen Fähigkeiten und den allgemeinen Schulleistungen gefunden werden (Abikoff et al., 2013; Evans, Langberg, Raggi, Allen & Buvinger, 2005). Das hier vorliegende Therapieprogramm zur Steigerung von Organisationsfähigkeit, Konzentration und Impulskontrolle bei Kindern mit ADHS (THOKI-ADHS) stellt das erste deutschsprachige Therapieprogramm da, welches die organisatorischen Fähigkeiten fokussiert und das auf seine Wirksamkeit hin untersucht wurde (Braun, 2018; vgl. Kap. 4). 1.2  Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen
1.2.1  Symptomatik Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) oder Hyperkinetische Störungen (HKS) beschreiben ein breites Spektrum an hyperaktiven, impulsiven und unaufmerksamen Verhaltensweisen, die häufig gemeinsam auftreten. Hyperaktivität ist durch eine nicht altersgerechte, desorganisierte, mangelhaft regulierte und überschießende motorische Aktivität oder ausgeprägte Ruhelosigkeit charakterisiert, die besonders in Situationen auftritt, die relative Ruhe und Ausdauer verlangen (z.?B. Unterricht). Impulsivität zeigt sich in plötzlichem und unbedachtem Handeln oder auch in der vermeintlichen Unfähigkeit, abzuwarten und Bedürfnisse aufzuschieben. Der Begriff der kognitiven Impulsivität beschreibt die Tendenz, ersten Handlungsimpulsen zu folgen und eine Tätigkeit zu beginnen, bevor sie hinreichend durchdacht worden ist. Unaufmerksamkeit tritt vor allem bei Beschäftigungen auf, die eine geistige Anstrengung erfordern oder als besonders langweilig und ermüdend erlebt werden. Meist sind diese Störungen bei fremdbestimmten Tätigkeiten (z.?B. Hausaufgaben) stärker ausgeprägt als bei selbstbestimmten Beschäftigungen (z.?B. Spiel). In der Regel sind sowohl die selektive Aufmerksamkeit, d.?h. die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf aufgabenrelevante Reize zu fokussieren und irrelevante Reize zu ignorieren, als auch die Daueraufmerksamkeit beeinträchtigt (vgl. Döpfner & Banaschewski, 2022; Döpfner, Frölich & Lehmkuhl, 2013). Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit können in den verschiedenen Lebensbereichen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Die Symptome treten typischerweise stärker in solchen Situationen auf, in denen von den Kindern oder Jugendlichen eine längere Aufmerksamkeitsspanne und Ausdauer verlangt wird, wie im Unterricht, bei den Hausaufgaben oder auch beim Essen. Wenn sich das Kind oder der*die Jugendliche in einer neuen Umgebung befindet, wenn es nur mit einem Gegenüber konfrontiert ist oder wenn es sich einer Lieblingsaktivität widmet, dann können Anzeichen der Symptomatik in sehr geringem Maße oder gar nicht auftreten, selbst dann, wenn diese Tätigkeit in vermehrtem Maße Aufmerksamkeit erfordert (z.?B. beim Computerspiel; Döpfner, Frölich & Lehmkuhl, 2013). Für eine Diagnose müssen sich Beeinträchtigungen durch diese Symptome in zwei oder mehreren Lebensbereichen (z.?B. Schule, Familie) manifestieren, und es müssen deutliche Hinweise auf klinisch bedeutsame Beeinträchtigungen in sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsbereichen vorhanden sein. Die ICD-10 (World Health Organization, 2015, 2016) unterscheidet im Wesentlichen zwischen einer Störung von Aktivität und Aufmerksamkeit (F90.0), bei der Hyperaktivität, Impulsivität und...



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