Brendel | Konvergente Konstruktionen | Buch | 978-3-593-50981-5 | sack.de

Buch, Deutsch, 519 Seiten, KART, Format (B × H): 141 mm x 213 mm, Gewicht: 648 g

Brendel

Konvergente Konstruktionen

Eine Globalgeschichte des Staudammbaus

Buch, Deutsch, 519 Seiten, KART, Format (B × H): 141 mm x 213 mm, Gewicht: 648 g

ISBN: 978-3-593-50981-5
Verlag: Campus Verlag GmbH


Im 20. Jahrhundert wurden weltweit etwa 50 000 Staudämme gebaut. Sie veränderten Landschaften grundlegend und irreversibel, sie regulierten das Leben von Millionen von Menschen. Benjamin Brendel arbeitet in seiner Globalgeschichte dieser riesigen Infrastrukturprojekte heraus, dass deren Erfolg und Sicherheit - heute gelten sie als Kraftwerke zur Gewinnung "grüner" oder "blauer" Energie - zusammen mit den Bauwerken selbst konstruiert wurden. Seine Fallbeispiele - der Grand-Coulee-Damm in den USA (1933 - 1941), der Damm von Mequinenza in Spanien (1955 - 1961) und der Assuan-Damm in Ägypten (1960 - 1971) - belegen darüber hinaus, dass Dämme unabhängig von politischen Systemen als Herrschaftsinstrumente fungierten.
Ausgewählt für die Shortlist des Opus Primum – Förderpreis der VolkswagenStiftung für die beste Nachwuchspublikation des Jahres 2019
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InhaltAufbau 7I. Eine ideelle Konstruktion1. Von der zirkulierenden Idee zum wirkmächtigen Wissen 452. Zündende Einfälle und weitreichende Innovationen: Ideen und Geltungsansprüche 523. Bedeutungsvolle Sichtbarkeit: Systematisierung, Medialisierung und Publizierung 954. Reisende und weisende Akteure: Ingenieure, Expertenkultur und die Praktiken des Austauschs 1315. Fazit: Die Ideenfindung für den Dammbau 186II. Eine nationale Konstruktion1. Vom ungebundenen Wissen zum nationalen Projekt 1912. Steine im Fluss: Die Vorstellung von drei Dämmen 2053. Inszenierungen der Macht: Einweihungszeremonien 2374. (Flächen-)Planungsfantasien: Wasser, Boden und Land 2575. Funkende Schlüsse: Elektrizität 2776. Vorstellungen von künftiger Vergangenheit: Nationale Identität 3017. Fazit: Die Verortung der Dämme 326III. Eine physische Konstruktion1. Vom nationalen Konzept zum lokalen Bauwerk 3312. Die Verhandlung eines Dammes? Repression, Assimilierung und Konflikt am Grand Coulee 3383. Zwischen zwei Zeitaltern? Kohledörfer und der Dammbau am Ebro 3684. Wem gehören Vergangenheit und Zukunft? Versetzung und Vertreibung in Nubien: Tempel und Menschen 4945. Fazit: Die Bauphase der Dämme 431Projektrevision 4351. Zusammenfassung 4352. Fazit 437Danksagung 455Abbildungen 457Abkürzungen 462Quellen und Literatur 464Register 507Personen, Institutionen und Akteursgruppen 509Orte, Flüsse und Staudämme 515


Aufbau1. ProjektentwurfStaudämme gelten ihren Befürwortern als paradigmatische Projekte technischen Erfolges; zugleich werden die Konstruktionen von ihren Gegnern verteufelt und als gewaltsamer Eingriff in die Umwelt und in die Gesellschaft wahrgenommen. Diesem Konflikt zum Trotz werden gegenwärtig Staudämme in verstärktem Maß gebaut, in einer Dimension, die bisherige Projekte weit in den Schatten stellt. "Tadschikistan. Präsident baut Riesen-Staudamm", berichtete der Spiegel Ende Oktober 2016. Mit "Tajikistan's Rogun: Building the world's tallest dam" steigerte BBC online die Projektbeschreibungen weiter. Zentralasien stehe möglicherweise vor einem regionalen und dammbedingten Wasserkonflikt, dagegen hofften die Initiatoren des Dammes darauf, über Ländergrenzen hinweg zum regionalen Stromversorger aufzusteigen. Zeitgleich war zu lesen, dass auch Afrika mit dem Renaissance-Damm in Äthiopien ein neues Energieprojekt erhalte, dieses Kraftwerk weit über das Land auf den Kontinent ausstrahlen würde und gar der "Konflikt um Nilwasser" die Anrainer zur Zusammenarbeit 'verdamme' . Historisch sind solche Meldungen keineswegs neu und vorbildlos, sie durchziehen genauso wie die hydrotechnischen Konstruktionen, von denen sie berichten, das 20. Jahrhundert als ein prägendes Element gesellschaftlichen Wandels, denn auch jenseits des politischen Rahmens, auf lokaler Ebene, sind Staudämme konfliktgeladene Bauwerke. Für viele Menschen in unmittelbarer Umgebung zu den Bauwerken und noch weit von ihnen entfernt veränderten Staudämme alltägliche Gegebenheiten, sie formten Lebensweisen grundlegend neu.Als Projekte, die große Investitionen nötig machten, wurden und werden Staudämme in aller Regel staatlich finanziert und vor allem von den staatstragenden Eliten befürwortet und vorangetrieben. Die Attraktivität für staatliche Akteure lag darin begründet, dass die Bauwerke als Erfolgsprojekte galten. Sie sollten Elektrizität generieren, um die Gesellschaft zu 'modernisieren' oder durch Bewässerung das Land und das Leben der darauf siedelnden Menschen umzugestalten. Tiefgreifende Veränderungen waren in den Augen der staatstragenden Elite insbesondere dann wichtig, wenn Krisen sie unter Handlungsdruck setzten. Staudämme boten diesbezüglich ein vielversprechendes Mittel der Agitation.Dabei hatten Staudämme ein ständiges Legitimationsproblem, das sich in drei Ebenen einteilen lässt. Mit den neuen Dimensionen der Projekte, welche die Nutzungsmöglichkeit von Stahlbeton zum Ende der 1920er-Jahre boten, wurde mit jedem Größenrekord wie der höchsten oder längsten Staumauer Unbekanntes erschaffen, von dessen Funktionsfähigkeit die technischen Experten die staatlichen Führungseliten überzeugen mussten. War ein solches Projekt auf die politische Agenda gesetzt, galt es, über den Weg einer medialen Inszenierung der Bauwerke die Unterstützung der Öffentlichkeit zu gewinnen. Schließlich entbrannten lokale Konflikte an dem Ort der Konstruktion. Auch dort musste das Projekt durchgesetzt werden, notfalls durch Gewalt. Das Legitimationsproblem des Dammes traf in Krisenzeiten das der Regierung. Dabei bedingten sich die Rhetorik zur Sinnstiftung des Dammes und der politischen Herrschaft gegenseitig. Die eingangs zitierten Zeitungsmeldungen, die sich auf Informationen staatlicher Pressemitteilungen stützen, sind Teil dieser Strategie der Befürworter der Staudämme, die Konstruktionen und die politische Herrschaft ihrer Erbauer zu legitimieren.Da staudammgetragene Veränderungspläne der gewohnten Lebensweise der örtlichen Bevölkerung zuwiderliefen und sie somit letztlich gegen den Willen vieler Menschen durchgesetzt werden mussten, entspannen sich Diskurse um die Projekte. Staatliche wie nichtstaatliche Protagonisten, die die Bauwerke befürworteten, bedienten sich dabei einer machtvollen Metaphorik, um auch von anderen Gesellschaftsgruppen Unterstützung für die Projekte zu erhalten. Die Idee der Experten, Staudämme zu bauen, und die politische Agenda, die m


Benjamin Brendel ist wiss. Mitarbeiter am International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) und am Historischen Institutder Universität Gießen.


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