Brüske / Iso / Wespe | Szenen von Widerspenstigkeit | Buch | 978-3-593-39451-0 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 48, 308 Seiten, Format (B × H): 142 mm x 214 mm, Gewicht: 430 g

Reihe: Politik der Geschlechterverhältnisse

Brüske / Iso / Wespe

Szenen von Widerspenstigkeit

Geschlecht zwischen Affirmation, Subversion und Verweigerung
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-593-39451-0
Verlag: Campus

Geschlecht zwischen Affirmation, Subversion und Verweigerung

Buch, Deutsch, Band 48, 308 Seiten, Format (B × H): 142 mm x 214 mm, Gewicht: 430 g

Reihe: Politik der Geschlechterverhältnisse

ISBN: 978-3-593-39451-0
Verlag: Campus


Widerspenstigkeit galt lange Zeit als spezifisch weibliche Untugend und auch heute noch kann Widerstand gegenüber sozialen und kulturellen Ausformungen von Geschlecht Irritation und Unbehagen auslösen. Der Band erörtert Widerspenstigkeit dagegen als eine Form des kreativen Umgangs mit gängigen Geschlechterrollen. Er beleuchtet Geschlechtszuschreibungen in verschiedenen historischen Situationen und kulturellen Räumen und leistet damit einen Beitrag über Geschlechternormen und deren mögliche Transformation.

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Inhalt

Dank 9

Einleitung
Szenen von Widerspenstigkeit: Geschlecht zwischen Affirmation, Subversion und Verweigerung 13
Anne Brüske, Isabel Miko Iso, Aglaia Wespe, Kathrin Zehnder, Andrea Zimmermann

I. Reflexion der Begrifflichkeiten
Performativität

'Lass mal hier die richtigen Bitches ran!' Möglichkeiten und Grenzen performativer Widerspenstigkeit 31
Melanie Plößer

Mimesis
Kritische Mimesis: Widerspenstige Inszenierungen queerer Fem(me)ininität 51
Sabine Fuchs

Mimikry
Umdeutungen antiker Widerspenstigkeit in der Neuzeit:Der Fall der Antigone 73
Ingrid Simson

II. Im Spannungsfeld von Affirmation, Subversion und Verweigerung
Von affirmativen Anthropologien zur Subversion von Geschlecht

Widerspenstige Utopien in Michel Houellebecqs Les Particules élémentaires: Von der Apokalypse der heterosexuellen Matrix zur Ungeschlechtlichkeit? 99
Anne Brüske

›Ursprungsnarrationen‹ zwischen Affirmation und Subversion: Judith Butler und Joseph Ratzinger 119
Ruth Heß

Widerspenstigkeit ›auf Reaktionär‹: Michel Houellebecq und Joseph Ratzinger 141
Anne Brüske und Ruth Heß

Von der Verweigerung der heteronormativen Ordnung
Die eigensinnige Vagina: Zum Doppelgesicht des Schmerzes beim Koitus als Anpassung und Widerstand 147
Julia Riegler

'Eine ganz normale Familie': Nordwärts von Lorenz Langenegger treibt das Spiel der Mimesis mit der symbolischen Ordnung 167
Andrea Zimmermann

Vom Potenzial der Irritation 189
Julia Riegler und Andrea Zimmermann

Zur Normierung von Geschlecht
'Ich wünschte, ich hätte Testo bei mir': Körperliche Manipulation Intersexueller zwischen Unterwerfung und Selbstermächtigung 195
Kathrin Zehnder

Ein (post)moderner Raum zwischen Subversion und Affirmation: Performativität von Körper-, Geschlechts- und Sexualitätsdiskursen in der Dauerausstellung des Deutschen Hygiene-Museums Dresden 215
Katrin M. Kämpf und Matthias Mergl

Hermaphroditos als Darstellung widerspenstiger Ganzheitlichkeit 235
Kathrin Zehnder, Katrin M. Kämpf und Matthias Mergl

Widerspenstige Mimikry: Körper und Geschlecht im kolonialen Kontext 239
Isabel Miko Iso

Von idealisierten, marginalisierten und subalternen Körpern 257
Isabel Miko Iso, Katrin M. Kämpf und Matthias Mergl

Widerspenstigkeit und Macht
Gleichzeitigkeit als Widerspenstigkeit? Das Beispiel postsowjetischer gleichgeschlechtlich liebender Migrantinnen und Migranten in Berlin 263
Ilka Borchardt

Erschöpfte Heldin der Arbeit und teilnahmsloser Hausmann: Geschlechterrollen in einem sowjetischen Dokumentarfilm 281
Aglaia Wespe

Ein Gespräch über Szenen von Macht und Widerspenstigkeit 301
Ilka Borchardt und Aglaia Wespe

Autor_innen 305


Szenen von Widerspenstigkeit: Geschlecht zwischen Affirmation, Subversion und Verweigerung
Anne Brüske, Isabel Miko Iso, Aglaia Wespe, Kathrin Zehnder, Andrea Zimmermann

Die William Shakespeare zugeschriebene Komödie Der Widerspenstigen Zähmung (The Taming of the Shrew, 1632) ist heute – zumindest dem Titel nach – allseits bekannt. Sie inszeniert die Geschichte einer sich dem Schicksal ihres Geschlechtes verweigernden, 'widerspenstigen' Jungfrau, die ›gezähmt‹ auf den Pfad von weiblicher Subordination und Selbstverleugnung zurückgezwungen wird. Uns interessieren im Folgenden nicht Vorgänge der Zähmung, sondern die Momente der Widerspenstigkeit, die durch solche Disziplinierungsmechanismen ausgelöst werden: Wie lassen sich Widerspenstigkeit und Irritationsmomente, die die Figur der Kate sowohl innerhalb der Fiktion als auch bei zeitgenössischen Leser_innen hervorruft, wissenschaftlich fassen? Und was kann der Begriff der Widerspenstigkeit in Bezug auf Geschlecht und die Geschlechterforschung leisten?
Widerspenstigkeit, so Ute Vorkoeper (2000), lässt sich als das beschreiben, 'was sich nicht fügt, was sich nicht glätten läßt. Eine dumme Haarsträhne oder eine Falte, die sich unerwünscht aufgeworfen hat und nur mit besonderen Mitteln, mit technischem Aufwand oder mit Desinteresse zu bewältigen ist. Oder aber mit Humor.' Interdisziplinäre Analysen gegenwärtiger Prozesse in den Geschlechterverhältnissen konstatieren als besonderes Kennzeichen eine paradoxe Gleichzeitigkeit von Persistenz und Wandel (vgl. Maihofer 2007: 282 ff.). Auch die jeweiligen Aktualisierungen von Geschlecht, durch die sich die Geschlechterordnung herstellt, finden in einer vielschichtigen Dynamik von intendierter oder erzwungener Affirmation, Irritation und Subversion der hegemonialen Geschlechternormen statt. Diese werden somit als '(un-)geschriebene Gesetze überliefert, fortgeführt und neu geschrieben' (Binswanger/Bridges/Schnegg/Wastl-Walter 2009: 11). Widerspenstigkeit eignet sich als zentraler Begriff, da er es erlaubt, sowohl diese paradoxe Gleichzeitigkeit gegenläufiger Prozesse (vgl. Engel 2009: 118) als auch deren Dialektik, das Umschlagen ein und derselben Bewegung in ihr Gegenteil (vgl. Maihofer 2007: 301), in den Blick zu nehmen.
Widerspenstig erscheint bisweilen auch die Geschlechterforschung selbst, wenn es um ihre Etablierung in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen oder als eigenständiges transversales Fach geht, das sich nicht ohne weiteres in den etablierten Fächerkanon einfügen lassen kann oder mag. In der Schweiz werden Geschlechterstudien besonders seit Beginn der 2000er Jahre auf Bundesebene durch die Einrichtung von Forschungszentren institutionalisiert. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, dem im Rahmen des Netzwerks der Graduiertenkollegien Gender Studies Schweiz ein interuniversitäres und interdisziplinäres Ausbildungsprogramm zur Verfügung steht. Der vorliegende Sammelband ist aus dem zweiten Basler Graduiertenkolleg 'Gender in Motion. Wandel und Persistenz in den Geschlechterverhältnissen' (2005–2008) hervorgegangen. Damit knüpft er an Erträge früherer oder gleichzeitig laufender Graduiertenkollegien an, wie zum Beispiel an die Sammelbände Gender in Motion: Die Konstruktion von Geschlecht in Raum und Erzählung (2007) oder Gender Scripts. Widerspenstige Aneignungen von Geschlechternormen (2009).


A. Brüske, Dr. phil., leitet ein Forschungsprojekt der Transkulturellen Studien an der Universität Heidelberg, I. M. Iso promoviert zu Gender und Eugenik an der Universität Zürich, A. Zimmermann arbeitet als wiss. Assistentin am Zentrum Gender Studies der Universität Basel, A. Wespe und K. Zehnder, Dr. phil., sind wiss. Mitarbeiterinnen in Forschungsprojekten des Schweizerischen Nationalfonds.



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