Brun | Stirb für Damals | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 344 Seiten

Reihe: Nathan Weiß ermittelt.

Brun Stirb für Damals


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-95669-223-9
Verlag: Bookspot Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 1, 344 Seiten

Reihe: Nathan Weiß ermittelt.

ISBN: 978-3-95669-223-9
Verlag: Bookspot Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nathan Weiß, der pensionierte Mordermittler, hat ein seltsames Manuskript erhalten. Unter dem Pseudonym Karl Denke fordert der Autor Nathan zu einer grausamen Schnitzeljagd auf. Ein erster Anschlag auf einen Obdachlosen kann gerade noch verhindert werden, ein zweiter Angriff hat jedoch Erfolg. Während die Polizei vor einem Rätsel steht und einen Unschuldigen verdächtigt, treibt Nathan die Ermittlungen auf eigene Faust voran. Stellt der Mörder Situationen aus dem mysteriösen Krimi nach? Bald wird klar, auf wen es Karl Denke wirklich abgesehen hat: auf Nathan selbst. Und das bedeutet, nicht nur er ist in Gefahr, sondern auch seine Lebensgefährtin Gudrun. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Georg Brun (* 10. Januar 1958) wuchs in München auf. Von 1979 bis 1983 war er Kriminalbeamter im Bayerischen Landeskriminalamt. Nach dem Abitur am Abendgymnasium im Jahr 1983 studierte er an der Universität München Jura. Er promovierte 1990, war Assistent am Institut für Bayerische Rechtsgeschichte und Rechtsreferendar in Landshut. Knapp 30 Jahre arbeitete er im Bayerischen Wissenschaftsministerium. Er gehörte der Autorenvereinigung 'Die Kogge' an und war im Vorstand der Deutschen Schillerstiftung von 1859. 1989 erhielt er den Bayerischen Literaturförderpreis, 1997 ein Aufenthaltsstipendium der Casa Baldi. Er ist Mitglied in der Autorenvereinigung SYNDIKAT. Mit der jungen Rechtsanwältin Olga Swatschuk rief er eine München-Krimi-Reihe ins Leben, die mit dem neuesten Roman 'Venusgold' bereits vier Bände aufweist. Der pensionierte Mordermittler Nathan Weiß ermittelt nach 'Spüre meinen Zorn' und 'Liebe meine Farben' nun in seinem 3. Fall. Beide Reihen erscheinen im bookspot-Verlag. Mehr über den Autor unter www.georgbrun.de ?oder auf Instagram unter: @brungeorg

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1
Markus löste eine Eintrittskarte für das Nordbad. Mit seiner handlichen Sporttasche schlenderte er in die Umkleide. An diesem Morgen war das Bad beinahe leer. In der Herrenumkleide war er allein. Das kam ihm gerade recht. Er bevorzugte stets Zeiten geringen Besucherandrangs, um sich in Ruhe seiner Körperpflege widmen zu können. Er tat dies dreimal wöchentlich. In den Ferien mochte er die Stunde nach halb neun. An Schultagen betrat er mit anderen Earlybirds das Bad bereits um halb acht; Schulkindern ging Markus gern aus dem Weg. Seit seinem Malheur bevorzugte er das Nordbad. In diesem Schwabinger Hallenbad bestand eine geringe Wahrscheinlichkeit, auf ein bekanntes Gesicht zu stoßen. Sein eigenes Outfit war inzwischen so verändert, dass ihn Fremde nicht mehr als den erkannten, der bis vor drei Jahren ein Liebling der Klatschspalten der Lokalpresse gewesen war. Tempi passati. Die Zeit vergeht, sinnierte Markus. Und das hat auch sein Gutes; immerhin verschwinde ich allmählich aus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Das war ihm mehr als recht, schließlich hatte nicht nur sein krachender Konkurs für Aufsehen gesorgt, sondern auch sein ausufernder Drogenkonsum. Welchem Schutzengel er es verdankte, lediglich zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden zu sein, wusste er nicht. Eigentlich glaubte er nicht an Schutzengel. Obwohl Markus mit dem katholischen Pfarrer Adalbert Ascher befreundet war. Dieser spielte im realen Leben seinen Beschützer. Als Markus, mittellos geworden, seine Beiträge für die Honorarier nicht mehr zahlen konnte, hatte ihn diese ehrenwerte Gesellschaft hinauskomplimentieren wollen, aber Adalbert hatte das verhindert. Adalbert hat mich durchschaut und erkannt, dass ich pleite bin, aber Adalbert wird mich niemals verraten, glaubte Markus, während er sich langsam auszog. Er legte großen Wert darauf, dass außer seinem engsten Freund und Vertrauten Fridolin und Adalbert niemand von seiner Obdachlosigkeit erfuhr. Solange er mit dem Leben im Campingbus in seinem Bekanntenkreis den Eindruck eines geregelten Lebens aufrechterhalten konnte, würde er nicht vollends abstürzen. Hoffte er zumindest. Nun stellte er sich unter die Dusche und regelte die Temperatur zu einem milden Lauwarm. Er schloss die Augen und seifte sich mit einem Stück Kernseife ein. Die Brause versiegte, als er die Oberschenkel erreichte. Mit geschlossenen Augen arbeitete er sich bis zu den Fußsohlen vor. Die Körperpflege war ihm ein ernsthaftes Anliegen, dem er sich mit aller Sorgfalt widmete. Nur ein gepflegtes Äußeres ließ ihn weiter am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Er durfte sich nicht gehen lassen. Als er sich komplett eingeseift hatte, drückte er den Knopf und genoss den Schauer. Andächtig wusch er sich die Seife von der Haut. »Da schau her, der Gleißenthaler«, röhrte ein ordinärer Bass. Markus zuckte vor Schreck zusammen und riss die Augen auf. Neben ihm stand Max Zuböck, ein Stammtischbruder aus dem Hofbräuhaus. »Was treibt denn dich ins Nordbad?«, fragte Zuböck und schaltete die Dusche neben Markus ein. »Frühsport«, antwortete Markus gedankenschnell. »Sauber. Dann können wir ja ein paar Bahnen gemeinsam ziehen«, sagte der Stammtischbruder und musterte unverhohlen Markus’ Unterkörper. Markus drückte erneut den Duschknopf, konnte die Brause aber nicht mehr genießen. Er hatte keine Badehose. Wenn er mit der Unterhose ins Becken ging, fiel das sofort auf. Verdammt, wie peinlich, ärgerte sich Markus und überlegte fieberhaft, wie er aus der Nummer herauskam. Vielleicht täusche ich einen Anruf vor und sage dann, dass ich weg muss. »Hab’ gar net g’wusst, dass du schwimmst«, versuchte Zuböck die Unterhaltung am Laufen zu halten. »Noch dazu in Schwabing, wo du doch in Bogenhausen daheim bist.« Täuschte sich Markus oder zeigte sich ein spöttischer Zug um Zuböcks Mundwinkel? Was um alles in der Welt treibt eigentlich dich ins Nordbad?, rätselte er, denn seines Wissens wohnte Zuböck in Giesing. Da lag das Nordbad ebenso wenig in der Nachbarschaft. »Hier ist es in der Früh angenehm«, sagte Markus und verließ die Dusche. Gemächlich trottete er in die hinterste Ecke der Umkleide und trocknete sich ab. Hoffentlich lässt er mich jetzt in Ruhe, wünschte sich Markus. Trotzdem zog er nicht die frische, sondern die getragene Unterhose an. Mit ihrem Streifenmuster konnte man sie vielleicht für Badekleidung halten. Er sortierte seine Sachen und sperrte die Tasche in den Spind. Da kam Zuböck ums Eck. Er trug eine modische Badehose und winkte Markus zu sich. »Auf geht’s, pack’ ma’s!« Markus folgte der Aufforderung. Seine Laune sank. Bei Zuböcks nächster Bemerkung sackte seine Laune in den Keller. »Kannst dir koa Bad’hos’n leisten?« Zuböck kicherte und deutete auf Markus’ gestreiften Slip. »Host koa Angst, dass ’s dir de Hos’n obaziagt, wann’s d’ ins Wasser hupfst?« Warum eigentlich bin ich damals an den Hofbräuhaus-Stammtisch gegangen?, fragte sich Markus und wehrte sich gegen den aufkommenden Ekel, den Zuböcks derbes Bayerisch in ihm auslöste. Zuböck trat nah an Markus heran und flüsterte: »Dich hat’s derbröselt, gell?« Markus wich einen Schritt zurück. Zuböck schloss sofort auf. »Du bist a moderner Penner«, behauptete er und drückte Markus den Zeigefinger auf den Solarplexus. »A Obdachloser bist, gib’s zu. Mit der Unterhos’n brauchst net ins Wasser, da schmeißt di’ der Bademeister ’naus. Aber du wirst mit mir ins G’schäft kumma; host mi?« Markus schüttelte irritiert den Kopf. »Du b’sorgst mir künftig, was ich will, sonst erzähl’ ich am Stammtisch und bei ein paar ander’n, wia du lebst.« »Willst du mich erpressen? Was soll das?«, wehrte Markus ab, doch in seiner Stimme lag wenig Nachdruck. »Wennst meinst«, erwiderte Zuböck grinsend, »dann nennst es halt so. Jetzt gib mir dei’ Handynummer.« Markus zögerte. »Mach koane Pflanz!«, drohte Zuböck. Markus resignierte und diktierte seine Nummer. Zuböck zog ein Smartphone aus seinem Handtuch, tippte die Nummer ein und nickte zum Spind. »Hol’s raus, ich ruf dich an.« Markus öffnete die Schranktür, griff in die Tasche und fischte sein Smartphone hervor. Gleich darauf erschien eine unbekannte Nummer auf dem Display. Zuböck registrierte das wohlwollend. »Gut«, sagte er. »Immer, wenn ich anruf’, gehst du ans Telefon und nimmst meine Ansage entgegen. Fürs erste g’langt’s, wenn d’ mir bis übermorgen 100 Gramm Koks b’sorgst.« »Das geht nicht«, weigerte sich Markus. »Ich bin längst raus aus den Drogen, kenne niemand mehr und –« »Halts Maul und erledig’ dei’ G’schäft«, erwiderte Zuböck, drehte sich um und ging Richtung Schwimmhalle. Am letzten Spind blieb er stehen und sagte: »Ich meld’ mich zwengs dem Abholen.« Dann verschwand er um die Ecke. Nachdenklich kleidete sich Markus an. Die gebrauchte Wäsche legte er sorgfältig zusammen und unten in die Tasche. Alles musste seine Ordnung haben, nur so funktionierte sein Leben im Campingbus. Markus wusste, er durfte nicht verwahrlosen. Wenn sein gesellschaftliches Umfeld feststellen sollte, dass aus ihm ein Obdachloser geworden war – alle würden ihn fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Wenn Zuböck seine Drohung wahr macht, erschrak Markus, bin ich geliefert. Etwas zog kribbelnd in seinen Nacken. Er kannte dieses betäubende Gefühl von Angst nur allzu gut aus der Zeit seiner Insolvenz. Eigentlich wollte ich das nie wieder erleben. Ich muss etwas unternehmen! Markus verließ das Nordbad, schlenderte an einem steinernen Auge und einem öffentlichen Bücherschrank vorbei, in dem er ein wenig stöberte. Nach einigen Minuten wurde er fündig und steckte einen Fantasyroman in seine Tasche. Dann bog er in den Schatten einer Allee ab und erreichte nach fünf Minuten seinen Campingbus. »Immerhin hast du ein komfortables Zuhause«, ertönte Zuböcks ärgerlich vertraute Stimme mit sarkastischem Unterton. »Vergiss dein’ Auftrag net – ich find’ dich überall, wenn d’ kneifst.« Markus fror vor Angst und kochte vor Ärger. Er ließ die Tasche fallen und sprang auf Zuböck zu. • • • Nach einem ausgiebigen Frühstück, weil Gudrun heute Spätschicht hatte, radelte Nathan Weiß in die Buchhandlung Lesertraum, deren Teilhaber er seit mehr als einem Jahr war. Heinrich Koller saß in seinem altmodischen Ohrenbackensessel und blickte Nathan neugierig entgegen. »Wie weit bist du mit dem Rätselraten um Karl Denke?«, fragte der Buchhändler den pensionierten Kommissar. Nathan winkte ab. In letzter Zeit hatte er keine Minute auf das Rätsel eines vermutlich verrückten Möchtegern-Autors verschwendet. Das Wetter war freundlich gewesen und Gudrun hatte drei freie Tage bekommen. Das hatte er ausgenutzt, war mit seiner Freundin an den Schliersee gefahren. Ihre beschaulichen Herbstwanderungen hatten sie zu verschiedenen Gasthöfen geführt, bei Käsebroten und Buttermilch hatten sie die Sonne genossen. Da hätte jeder Gedanke an diesen eigenartigen Kauz gestört, der ihm vor mehr als einem Jahr ein Manuskript mit dem Titel FUROR überreicht hatte. Damals hatte für einige Wochen ein Katz-und-Maus-Spiel stattgefunden, ob Nathan herausfände, wer hinter dem Pseudonym Karl Denke steckt. Nathan hatte sich sehr halbherzig darauf eingelassen und schließlich war das Spiel wechselseitiger E-Mails eingeschlafen. Beinahe hätte Nathan die Sache...



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