Bukow | Urbanes Zusammenleben | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 261 Seiten, eBook

Reihe: Interkulturelle Studien

Bukow Urbanes Zusammenleben

Zum Umgang mit Migration und Mobilität in europäischen Stadtgesellschaften
2010
ISBN: 978-3-531-91913-3
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Zum Umgang mit Migration und Mobilität in europäischen Stadtgesellschaften

E-Book, Deutsch, 261 Seiten, eBook

Reihe: Interkulturelle Studien

ISBN: 978-3-531-91913-3
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Das urbane Zusammenleben beschäftigt die Menschen, seitdem sich Städte e- wickelt haben. Aber es beschäftigt sie trotz aller gesellschaftlicher Veränder- gen offensichtlich weniger in der Alltagspraxis als vielmehr in der Öffentlichkeit und in politischen Debatten. In der Alltagspraxis herrscht trotz eines zunehm- den gesellschaftlichen Wandels eine relativ große Gelassenheit. In der Politik werden dagegen ständig neue Erkenntnisse und Positionen formuliert. Die poli- schen Deutungen weisen mitunter ein recht knappes Verfallsdatum auf. Man bekommt dabei den Eindruck, dass die Bevölkerung letzten Endes den Hera- forderungen oft eher gewachsen ist als zum Beispiel die Politiker. Um das zu erkennen braucht man nur einen Blick auf die einschlägigen Begrifflichkeiten zu werfen. Nimmt man den Begriff „Ausländer“, so wird das Problem schnell deutlich. Nachdem vor allem durch den Mauerbau 1961 die Ost-Westmobilität gestoppt wurde, hat man ganz massiv Menschen aus dem Mittelmeerraum angeworben. Da sie aber nur als zeitweiliger Ersatz für die „Flüchtlinge aus der damaligen DDR“ betrachtet wurden, benötigte man für sie einen spezifischen Begriff, der genau dies zum Ausdruck bringen sollte. Und da der historisch vertraute Begriff des „Fremdarbeiters“ durch den Nationalsozialismus diskreditiert war, schien zunächst der Begriff „Gastarbeiter“ optimal. Er stellte ein dem Nachkriegsze- geist geschuldetes politisch korrektes funktionales Äquivalent dar. Und als dann die „Gastarbeiter“ blieben, wurde daraus der Begriff „Ausländer“, der sich - nächst in der Öffentlichkeit, dann aber auch im Alltag durchsetzte. Der „Gast- beiter“ war ja jetzt nicht mehr automatisch Arbeiter, sondern zunehmend häufig auch Arbeitsloser.

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1;Inhalt;6
2;Vorbemerkung;9
3;1 Warum es schwierig ist, einen angemessenen Zugang zur Thematik zu finden;14
3.1;1.1 Der wissenschaftliche Umgang mit Mobilität bzw. migrationsspezifischer Mobilität muss überdacht werden;15
3.2;1.2 Eine Neupositionierung der gesellschaftspolitischen Diskussion ist überfällig;35
4;2 Welche Bedeutung Mobilität im Übergang zur Postmoderne gewinnt;57
4.1;2.1 Wie man sich in der Stadtgesellschaft mit Mobilität arrangiert;58
4.2;2.2 Auf dem Weg von informeller zu struktureller Akkommodation: Zwei Beispiele;99
4.3;2.3 Welche Bedeutung Mobilität im globalen Kontext gewinnt;114
5;3 Von der Beharrlichkeit nationaler Erzählungen;148
5.1;3.1 Wenn das urbanen Zusammenleben in die Diskussion gerät;149
5.2;3.2 Gebetsstätte oder Islamischer Brückenkopf? Das Moscheeprojekt in Köln- Ehrenfeld;154
5.3;3.3 „Ethnic Theme Park“ oder „Parallelgesellschaft“? Noch einmal zur Keupstraße;172
5.4;3.4 Rassistische Kontextualisierungen und kein Ende;194
6;4 Zusammenfassende Überlegungen;219
6.1;4.1 Zusammenleben ist eine Frage wohlverstandener Routine;220
6.2;4.2 Warum kritische Debatten zur Sicherung des urbanen Zusammenlebens immer wichtiger werden;230
7;Literaturverzeichnis;241

Warum es schwierig ist, einen angemessenen Zugang zur Thematik zu finden.- Welche Bedeutung Mobilität im Übergang zur Postmoderne gewinnt.- Von der Beharrlichkeit nationaler Erzählungen.- Zusammenfassende Überlegungen.


(S. 59-60)

Vergegenwärtigt man sich die einzelnen Elemente jener wissenschaftlichen „Grundmelodie“ bzw. – wenn es richtig ist, dass hier Wissenschaft und Öffentlichkeit oft konform gehen – jenes Kulturprogramms an nationalen Erzählungen und bedenkt man die jeweiligen Implikationen, so wird schnell klar, wie wichtig es ist, in Umkehrung der Perspektive Migration und migrationsspezifische Mobilität nicht länger im Sinn eines zu vermeidenden Sonderfalles, sondern umgekehrt im Sinne eines substantiellen, basalen Geschehens zu betrachten.

Von daher ist es systematisch zu reinterpretieren und im Kontext der Stadtgesellschaft zurechtzurücken. Genau genommen ist hier freilich die europäische Stadt, bzw. die metropolitane Stadt gemeint. Das ist oben ja auch schon stillschweigend so vorausgesetzt worden.28 Es ist wichtig, das in Erinnerung zu behalten, da sich nicht alle Stadtgesellschaften gleich entwickelt haben. Es gibt auch Stadtgesellschaften, die ein völlig anderes Bild bieten.

Hier ist vor allem an die hoch segmentierte und extrem gestreute amerikanische Stadt zu denken. Während nämlich die europäische Stadt trotz aller Veränderungen in den letzten hundert Jahren (Feldkeller 2001) bis heute eine verdichtete, binnendifferenzierte und zentripedale Struktur mit Zentrumsstrukturen aufweist und durch einen schnellen Wechsel von öffentlichem und privatem Raum geprägt ist, breitet sich die typische amerikanische Stadt29 extrem segmentiert, extrem entmischt, zentrifugal und ohne wirkliches Zentrum uferlos in die Fläche aus und verzichtet zudem weitgehend auf öffentliche Räume, so dass sich urbanes Zusammenleben auf funktional begrenzte rechtlich gesehen private Zonen (Arbeitsplatz, Shopping Mall, Fastfood-Restaurants, Schulen, Kirchen) beschränkt.

Die europäische Stadt hat dagegen eine metropolitane Funktion übernommen, das umgebende Land mit geprägt, gewissermaßen von sich abhängig gemacht und insofern eine Schrittmacherfunktion übernommen. Die typische amerikanische Stadt hat solche metropolitanen Funktionen kaum und wenn dann nur rudimentär entwickelt. Es gibt dort freilich auch einige wenige metropolitan funktionierende Städte wie New York oder San Francisco. Sie sind jedoch die Ausnahme. Man kann sich vorstellen, dass sich der Umgang mit mobilitätsgenerierter Vielfalt völlig unterschiedlich Hier geht es also um die europäische Stadt.

Dabei soll schrittweise verfahren und zunächst die gesamte Thematik aus der Perspektive jenes Kulturprogramms heraus gelöst werden. Dabei werden die Migration und die migrationsrelevante Mobilität im Kontext de Postmoderne, genauer im Kontext des Übergangs zur Postmoderne bzw. der sich entwickelnden transmodernen Weltgesellschaft eingeordnet und genauer differenziert. Damit sollten ausreichende Grundlagen für die Diskussion dieser beiden Prozesse im urbanen Zusammenleben zur Verfügung stehen. darstellt.


Dr. Wolf-Dietrich Bukow ist Professor für Erziehungs- und Kultursoziologie und Geschäftsführender Direktor der Forschungsstelle für interkulturelle Studien (FiSt) an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln.



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