Buch, Deutsch, 323 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 144 mm x 214 mm, Gewicht: 405 g
Neue Wege der Forschung
Buch, Deutsch, 323 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 144 mm x 214 mm, Gewicht: 405 g
ISBN: 978-3-593-39903-4
Verlag: Campus Verlag GmbH
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
InhaltVorwortTeil: IEinleitungKapitel 1: Wohlfahrtspolitik im 21. JahrhundertTeil II: Stand und Lücken der Forschung zur SozialpolitikKapitel 2: Akteure und national ReforprozesseKapitel 3: Europäische und internationale PolitikKapitel 4: Internationaler VergleichKapitel 5: Zentrale PolitikfelderKapitel 6: MikrofundierungenKapitel 7: FinanzierungTeil III: Perspektiven der SozialpolitikforschungKapitel 8: Globale PerspektivenKapitel 9: Horizontale und vertikale Interdependenzen im internationalen VergleichKapitel 10: Verbindungen zwischen Mikro-und MakroebeneKapitel 11: Vermarktlichung und PrivatisierungKapitel 12: Präventive Sozialpolitik: Investitionen in HumankapitalKapitel 13: Wohlfahrtsstaat und MigrationKapitel 14: Neue soziale Fragmentierungen durch SozialpolitikKapitel 15: Wohlfahrtsstaatlicher Wandel und demokratische LegitimationLiteraturVerzeichnis der mitbeteiligten Autorinnen und Autoren
Herausforderungen für die wohlfahrtsstaatliche Politik des 21. Jahrhunderts Der Sozialstaat steht vor umfassenden sozio-demographischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die nicht nur Folge gesellschaftlicher (endogener) Ursachen, sondern auch globaler (exogener) Prozesse sind (Kaufmann 1997; Pierson 2001a, b; Alber 2002). Auch wenn diese Herausforderungen zum Teil bereits seit längerer Zeit bestehen, so haben verspätete und zögerliche politische Anpassungsreaktionen den Handlungsdruck weiter verstärkt. Die politische Bearbeitung sozialpolitischer Problemlagen und Herausforderungen ist vor allem in zweierlei Hinsicht auf massive Restriktionen gestoßen: Zum einen können viele von außen an den Wohlfahrtsstaat herangetragene Herausforderungen nicht mehr von einzelnen Nationalstaaten, sondern nur in internationaler Kooperation bearbeitet werden, für die sich aber im überkommenen internationalen und europäischen Recht in mancher Hinsicht keine vorgeprägten Regelungsformen finden. Vor allem sind auch beträchtliche politische Einigungshürden zu überwinden. Die internationale Harmonisierung oder Koordinierung von Sozial- und Fiskalpolitik droht am Veto mächtiger Staaten zu scheitern oder führt zu suboptimalen Lösungen im Sinne einer Politik des geringsten gemeinsamen Nenners. Zudem werden die endogenen Herausforderungen - also die durch gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturwandel geschaffenen sozialen Bedarfslagen und Anpassungserfordernisse - an Staaten gestellt, deren fiskalischer und politischer Handlungsspielraum durch Europäisierung, Globalisierung und die derzeitige Schuldenkrise erheblich abgenommen hat.Zum anderen müssen innenpolitische Reformhindernisse überwunden werden. Zumindest in den Wohlfahrtsstaaten der OECD-Welt bestreitet ein beachtlicher Teil der Wählerschaft seinen Lebensunterhalt teilweise oder vollständig aus sozialpolitischen Transferleistungen. Ferner ist der Wohlfahrtsstaat selbst ein bedeutender Arbeitgeber. All das erhöht die Popularität des Sozialstaates. Deshalb muss bei jedem Umbau mit Widerständen seitens der Wählerschaft sowie gut organisierter Interessengruppen gerechnet werden (Pierson 1994).Die wirtschaftliche Globalisierung und Europäisierung setzen nationale Wohlfahrtsstaaten unter Handlungsdruck, schränken jedoch auch ihre Handlungsfähigkeit ein. Zweifellos existierte die wirtschaftliche Internationalisierung bereits zu Zeiten der Entstehung und des Ausbaus des Wohlfahrtsstaates. Durch die politisch gewollte Deregulierung der Finanzmärkte und die Abschaffung von Handelsbarrieren nahm der wirtschaftliche Standortwettbewerb in den vergangenen Jahrzehnten jedoch deutlich zu. Wesentliche Stellgrößen für das Bestehen in diesem Wettbewerb sind die Steuer- und Abgabenpolitik, die Regelungsdichte des Arbeitsmarktes und die Haushaltspolitik. Regierungen müssen dabei heute verstärkt in ihrem Handeln nicht nur die Politiken anderer Staaten, sondern auch die Reaktionen der Finanzmärkte berücksichtigen. Innerhalb der Europäischen Union veränderte die Schaffung des europäischen Binnenmarktes und der Währungsunion die wirtschaftlichen, finanzpolitischen und sozialpolitischen Rahmenbedingungen des Wohlfahrtsstaates erheblich und schränkte den politischen Handlungsspielraum der Mitgliedstaaten beträchtlich ein. Aufgrund der heterogenen Interessen der Mitgliedstaaten, des durch die Südosterweiterung größer gewordenen ökonomischen Gefälles innerhalb der Union sowie der hohen politischen Konsensschwellen kam gleichzeitig eine europäische Politikregulierung, insbesondere im Bereich der umverteilenden Sozialpolitik, nur langsam voran (Pierson/Leibfried 1995; Scharpf 1999). Zu den exogen auf den nationalen Wohlfahrtsstaat einwirkenden Faktoren kommen endogene Herausforderungen hinzu, so zunächst vor allem sozio-demographische Veränderungen, insbesondere die Alterung der Gesellschaft, sinkende Fertilitätsraten und die Pluralisierung von Familienstrukturen. Diese Prozesse erhöh