Carlsen | Chefarzt Dr. Holl 1972 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1972, 64 Seiten

Reihe: Dr. Holl

Carlsen Chefarzt Dr. Holl 1972

Pflücken verboten!
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7517-5123-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Pflücken verboten!

E-Book, Deutsch, Band 1972, 64 Seiten

Reihe: Dr. Holl

ISBN: 978-3-7517-5123-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Saskia und Andreas Scheerbaum stecken in einer Ehekrise. Andreas will endlich wieder als Notfallsanitäter arbeiten, doch seine Frau ist strikt dagegen - aus Angst, der stressige Alltag im Rettungsdienst könnte bei ihm einen Herzinfarkt auslösen, wie damals vor fünf Jahren ...
Der Streit schaukelt sich hoch. Tochter Lena soll von alldem nichts mitbekommen, doch das gelingt dem Ehepaar nicht. Also heckt die Fünfjährige einen Plan aus: Wenn sie krank werden würde, würden ihre Eltern den Streit doch hoffentlich vergessen.
Erst vor Kurzem hat ihr Vater ihr im Wald gezeigt, welche Beeren man pflücken darf und welche auf keinen Fall. Letzteres gilt etwa für die Tollkirsche, die einen ganz schön krank machen kann. Da wird der Plan des Mädchens konkreter ...

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Pflücken verboten!

Nach einem Ausflug in den Wald kämpft Lena ums Überleben

Von Lotta Carlsen

Saskia und Andreas Scheerbaum stecken in einer Ehekrise. Andreas will endlich wieder als Notfallsanitäter arbeiten, doch seine Frau ist strikt dagegen – aus Angst, der stressige Alltag im Rettungsdienst könnte bei ihm einen Herzinfarkt auslösen, wie damals vor fünf Jahren ...

Der Streit schaukelt sich hoch. Tochter Lena soll von alldem nichts mitbekommen, doch das gelingt dem Ehepaar nicht. Also heckt die Fünfjährige einen Plan aus: Wenn sie krank werden würde, würden ihre Eltern den Streit doch hoffentlich vergessen.

Erst vor Kurzem hat ihr Vater ihr im Wald gezeigt, welche Beeren man pflücken darf und welche auf keinen Fall. Letzteres gilt etwa für die Tollkirsche, die einen ganz schön krank machen kann. Da wird der Plan des Mädchens konkreter ...

»Herr Doktor Holl? Wie schön, dass ich Sie hier treffe!«

Stefan Holl, der mit seinem Einkaufswagen in der Schlange an der Supermarktkasse gewartet und darüber nachgedacht hatte, ob er sich und seinem Sohn Chris zum Abendessen Pizza oder Hamburger mit Pommes zubereiten sollte, zuckte zusammen und drehte sich um.

»Frau Scheerbaum!«, rief er erfreut, als er die aparte, sympathische Frau mit dem glatten, beinahe weißblonden Haar hinter sich erkannte. »Das ist wirklich ein netter Zufall. Wie geht es Ihnen denn? Und Ihrem Mann?«

Es kam nicht selten vor, dass Dr. Stefan Holl in seinem Alltag ehemaligen Patienten begegnete. Als Leiter der renommierten Berling-Klinik, die sein Schwiegervater aufgebaut hatte, war er an der Behandlung unzähliger Menschen beteiligt gewesen. Freunde wollten von ihm des Öfteren wissen, ob er all die Namen und Schicksale nicht in kürzester Zeit vergaß. Eine Frage, die Stefan guten Gewissens verneinen konnte.

All diese Menschen und ihre Geschichten hatten sich in sein Gedächtnis ebenso wie in sein Herz eingegraben. Dennoch konnte er nicht leugnen, dass er an manche häufiger zurückdachte als an andere. Saskia Scheerbaum war eine, die in seiner Erinnerung noch sehr präsent war. Dabei musste es inzwischen fünf Jahre her sein, dass er in seiner Klinik ihre Bekanntschaft gemacht hatte, und seine Patientin war sie streng genommen gar nicht gewesen.

Vielmehr hatte sich die junge Frau in einer eisigen, von Schneestürmen durchtosten Winternacht mit ihrem Kleinwagen durch Münchens Innenstadt gekämpft, um ihren Mann ins Krankenhaus zu bringen.

»Bitte helfen Sie!«, hatte sie in wilder Panik ausgerufen, kaum dass sie vor dem Portal der Klinik aus dem Auto gesprungen war. »Mein Mann Andreas – er stirbt! Ich glaube, er hatte einen Herzinfarkt.«

Stefan war in gerade diesem Moment durch die Tür getreten, um sich nach einem langen Arbeitstag auf den Heimweg zu machen. Saskia Scheerbaum war ihm regelrecht in die Arme gefallen.

»Bitte, Herr Doktor – Sie müssen uns helfen. Andreas darf nicht sterben. Wir lieben uns so sehr.«

Vielleicht war es dieser kleine Satz gewesen, der sich ihm für alle Zeiten eingeprägt hatte. Natürlich erlebte er es oft, dass verzweifelte Frauen oder Männer um das Leben ihres geliebten Partners bangten, aber wenig hatte ihn je so berührt wie diese offene, verzweifelte Liebeserklärung der jungen Frau.

Wie er später erfuhr, waren sie und ihr Mann gerade erst in ihr kleines Eigenheim am Stadtrand gezogen. Das Telefon war noch nicht angeschlossen gewesen, und durch den Sturm war der Handy-Empfang gestört gewesen. Andreas Scheerbaum hatte über bleierne Müdigkeit geklagt, was Saskia auf seinen anstrengenden Beruf und die zusätzlichen Mühen des Umzugs geschoben hatte.

Also waren sie früh zu Bett gegangen. Saskia Scheerbaum war gerade eingeschlafen, als ein furchtbares Stöhnen sie wieder aus dem Schlaf riss. Ihr Mann lag neben ihr im Bett – totenbleich, ohne Bewusstsein und leblos.

Andreas Scheerbaum konnte wahrhaftig vor Glück sagen: Der leichte Schlaf seiner Frau, das unbewusste Gespür für seinen Zustand und ihr geistesgegenwärtiges, schnelles Handeln hatten ihm das Leben gerettet. Saskia hatte nicht lange gefackelt: Es war Stefan ein Rätsel, wie die zierliche Frau es geschafft hatte, ihren großen, kräftigen Mann hinunter in ihr Auto zu schleppen, aber sie hatte das Kunststück zustande gebracht und war auf der Stelle losgefahren.

Mit einer Intensität, als wären die Scheerbaums persönliche Freunde von ihm, hatte Stefan sich in dieser Nacht gewünscht, der junge Mann möge den Infarkt überleben. Nicht nur um seiner selbst und seiner sympathischen Frau willen, sondern auch für den dritten Menschen, der bereits zu der kleinen Familie gehörte.

Die tapfere Saskia Scheerbaum, die so beherzt und umsichtig gehandelt hatte, wie kein Arzt es besser gekonnt hätte, war im neunten Monat schwanger.

Die Scheerbaums hatten Glück: Mit allen Mitteln, die ihnen medizinisch zur Verfügung standen, kämpften die Herzspezialisten der Berling-Klinik in dieser Nacht um das Leben des werdenden Vaters und gewannen: Andreas Scheerbaum erholte sich und wurde wieder gesund.

Tränenüberströmt dankte seine Frau Stefan am folgenden Morgen und gestand ihm, was ihr auf der Seele lag.

»Ich habe solche Angst, dass es noch einmal passiert, Herr Doktor«, presste sie heraus. »Andreas ist einfach nicht bereit, sich zu schonen, er geht mit seiner Gesundheit um, als hätte er noch eine zweite in der Tasche. Er ist Rettungssanitäter, müssen Sie wissen. Und er liebt seinen Beruf über alles.«

»Über alles?« Stefan horchte auf.

»Ja«, murmelte Saskia leise. »Manchmal habe ich tatsächlich das Gefühl, er liebt seine Arbeit sogar noch mehr als mich und unser ungeborenes Kind.«

»Ganz bestimmt nicht«, erwiderte Stefan, der bereits den Eindruck gewonnen hatte, dass Andreas Scheerbaum seine Frau mit genau der gleichen Kraft liebte, wie Saskia ihn. »In medizinischen Berufen neigen Menschen häufig dazu, sich zu überfordern und alles um sich herum zu vergessen, weil es dabei eben darum geht, Menschenleben zu retten. Meine eigene Frau kann ebenfalls ein trauriges Lied davon singen. Aber sie schafft es immer wieder, mich daran zu erinnern, dass sie selbst und unsere Kinder mir alles bedeuten. Und dass sie ein Recht auf mich haben. Also auch ein Recht darauf, dass ich auf meine Gesundheit achte.«

»Ihre Frau muss unglaublich klug sein«, war Saskia Scheerbaum herausgeplatzt. »Ich weiß einfach nicht, wie ich Andreas das klarmachen soll.«

»Ja, Julia ist unglaublich klug«, hatte Stefan ihr zugestimmt, »aber Sie sind es auch, und ich bin sicher, dass Sie gemeinsam einen Weg finden werden. Versichern kann ich Ihnen, dass Ihr Mann dank Ihnen großes Glück gehabt hat und wieder vollständig gesund werden wird. Oft erweist sich ein solcher Warnschuss vor den Bug als Segen, und Ihr Mann wird in Zukunft mehr auf seine Gesundheit achten. Zumal er ja bald auch noch die Verantwortung für einen neuen kleinen Menschen trägt.«

Auf Saskia Scheerbaums angespanntes Gesicht war ein weiches Lächeln getreten. Um ganz sicherzugehen, hatte Stefan sie kurz zuvor gründlich untersucht und ihr bestätigt, dass ihr Kind durch die Aufregung und die nächtliche Rettungsaktion keinen Schaden erlitten hatte, und nun zeigte sich in ihren Zügen die überwältigende Liebe zu ihrem Kind.

Eine Woche nach Andreas Scheerbaums Entlassung aus der Klinik war die kleine Lena gesund zur Welt gekommen. Stefan hatte eine Geburtsanzeige erhalten, die ihn zu Tränen gerührt hatte: Ihm zu Ehren hatten die jungen Eltern den Zweitnamen Stefanie für ihre Tochter gewählt.

Er hatte einen freundlich lächelnden Plüsch-Eisbären als Geburtsgeschenk geschickt und der kleinen Familie von ganzem Herzen alles Gute gewünscht.

Wie sich nach umfangreichen Untersuchungen herausgestellt hatte, war eine verschleppte Influenza-Infektion der Auslöser für den Infarkt gewesen, den Andreas Scheerbaum in so jungem Alter erlitten hatte. Gemeinsam mit seinem besten Freund Michael bildete Andreas seit Jahren ein eingespieltes Team auf dem Rettungswagen. Er hatte sich elend und krank gefühlt, dennoch hatte er den Freund und all die Menschen in Not nicht im Stich lassen wollen.

Stefan verstand ihn nur zu gut. Dennoch redete er ihm eindringlich ins Gewissen und forderte ihn auf, künftig auf seine Gesundheit zu achten. »Sie wollen Ihren Beruf doch noch viele Jahre ausüben, Herr Scheerbaum«, hatte er gesagt. »Und Sie wollen noch viele Jahre für Ihre Familie da sein. Vergessen Sie das nicht.«

Andreas Scheerbaum hatte es ihm versprochen. Und da alle Nachuntersuchungen beste Ergebnisse gezeigt und der Patient nie wieder mit Beschwerden in der Klinik vorgesprochen hatte, hoffte Stefan, dass er sein Versprechen gehalten hatte.

Und jetzt stand seine Frau vor ihm und schob einen Einkaufswagen vor sich her, in dem sich eindeutig die Vorräte einer Familie befanden: Neben einem frischen Bio-Huhn und jeder Menge Obst und Gemüse entdeckte Stefan eine Schachtel mit dem Müsli, das auch seine jüngste Tochter noch immer mit Begeisterung zum Frühstück aß, mehrere Becher von Kindern...



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