Clancy | Der Schattenkrieg | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 736 Seiten

Reihe: Jack Ryan

Clancy Der Schattenkrieg

Thriller
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-641-08990-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 6, 736 Seiten

Reihe: Jack Ryan

ISBN: 978-3-641-08990-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als kolumbianische Drogenbosse drei hochrangige US-Amerikaner töten, ist für den Geheimdienstmann Jack Ryan der Punkt erreicht, an dem er zurückschlagen muss. Er stellt eine Truppe kampferprobter Männer zusammen und führt sie in einen Schattenkrieg, in dem die üblichen Regeln nicht gelten.

Tom Clancy, der Meister des Technothrillers, stand seit seinem Erstling Jagd auf Roter Oktober mit all seinen Romanen an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er starb im Oktober 2013.
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PROLOG


Die Lage


Noch war das Arbeitszimmer des Präsidenten leer. Das Oval Office im Westflügel des Weißen Hauses ist durch drei Türen zu erreichen: vom Vorzimmer der Sekretärin, aus einer kleinen Küche, die an das Privatzimmer des Präsidenten angrenzt, und aus dem Korridor. Für das Büro eines Top-Managers hat der Raum bescheidene Ausmaße; Besucher finden ihn unweigerlich kleiner als erwartet. Der Schreibtisch des Präsidenten vor den dicken Fenstern aus kugelsicherem Polykarbonat, das den Rasen vorm Weißen Haus nur verzerrt sichtbar werden läßt, besteht aus dem Holz vom HMS Resolute, einem britischen Polarforschungsschiff, das 1854 im Eis aufgegeben und im folgenden Jahr von Amerikanern geborgen wurde. Zum Dank ließ Königin Viktoria aus den Eichenbalken des Schiffes einen Schreibtisch fertigen und dem US-Präsidenten zum Geschenk machen. Das Möbelstück aus einer Zeit, in der die Menschen kleiner waren als heute, wurde während Reagans Präsidentschaft etwas erhöht. Nun war es beladen mit Akten und Positionspapieren, einem Computerausdruck des präsidialen Terminkalenders, einer Sprechanlage, einem konventionellen Tastentelefon für mehrere Leitungen und einem ganz gewöhnlich aussehenden, aber hochkomplizierten Apparat für abhörsichere Gespräche.

Der Sessel des Präsidenten war eine Sonderanfertigung, deren hohe Rückenlehne zum zusätzlichen Schutz gegen Kugeln, die ein Irrer durch die schweren Fenster feuern mochte, mit dem modernen Werkstoff Kevlar – leichter und fester als Stahl – gepanzert war. Natürlich taten um diese Tageszeit in diesem Teil des Gebäudes rund ein Dutzend Agenten des Secret Service Dienst. Um hier hereinzukommen, mußte jeder einen Metalldetektor passieren und sich der strengen Kontrolle der Secret-Service-Wache unterziehen. Bei diesen Männern, die man an ihren fleischfarbenen Ohrhörern erkannte, trat die Höflichkeit gegenüber der Hauptaufgabe, den Präsidenten zu schützen, in den Hintergrund. Alle trugen unter den Jacketts schwere Faustfeuerwaffen, und jedem war bei der Ausbildung eingeschärft worden, in jedermann und allem eine Bedrohung für WRANGLER, derzeitiger Codename für den Präsidenten, zu sehen.

Vizeadmiral James Cutter von der US Navy war schon seit 6 Uhr 15 in seinem Büro in der Nordwestecke des Westflügels. Der Job des Sicherheitsberaters des Präsidenten verlangte einen Frühaufsteher. Kurz vor acht trank er seine zweite Tasse Kaffee, schob die Papiere für die Lagebesprechung in eine Ledermappe, schritt durch das leere Zimmer seines Stellvertreters, der gerade in Urlaub war, wandte sich im Korridor nach rechts, passierte das ebenfalls verwaiste Büro des Vizepräsidenten, der sich in Seoul aufhielt, und bog hinter der Tür des Stabschefs nach links ab. Cutter gehörte zu den wenigen Insidern – der Vizepräsident zählte nicht zu ihnen –, die ohne die Genehmigung des Stabschefs das Oval Office betreten durften, wann immer sie es für notwendig erachteten. Allerdings meldete er sich meist telefonisch an, um den Sekretärinnen eine Vorwarnung zu geben. Dem Stabschef mißfielen solche Privilegien zwar, aber das hatte nur zur Folge, daß Cutter seinen unbeschränkten Zugang noch mehr genoß. Auf dem Weg nickten ihm vier Leute von der Sicherheit einen guten Morgen zu, und der Admiral nahm die Grüße hoheitsvoll zur Kenntnis. Cutters offizieller Codename war LUMBERJACK. Er wußte zwar, daß man ihm beim Secret Service intern einen anderen, weniger schmeichelhaften Spitznamen verpaßt hatte, aber was diese kleinen Fische von ihm hielten, war dem Admiral gleichgültig. Das Vorzimmer lief schon auf vollen Touren; drei Sekretärinnen und ein Agent des Secret Service saßen auf ihren Plätzen.

»Ist der Chef pünktlich?« fragte er.

»WRANGLER kommt gerade runter, Sir«, erwiderte Special Agent Connor. Er war vierzig, Abteilungschef der Wache des Präsidenten, und völlig uninteressiert an Cutters Meinung über ihn. Präsidenten und ihre Berater kamen und gingen, manche geliebt, andere verhaßt, aber die Profis vom Secret Service bedienten und schützten sie alle. Sein geübter Blick glitt über die Ledermappe und Cutters Anzug. Heute keine Waffe. Connor war nicht krankhaft argwöhnisch – immerhin war der König von Saudi-Arabien von einem Familienmitglied ermordet und Aldo Moro von seiner eigenen Tochter an die Entführer verraten worden, die ihn dann umbrachten. Sorgen machten ihm nicht nur die Geistesgestörten; jedermann konnte eine Bedrohung für den Präsidenten darstellen. Zu seinem Glück brauchte sich Connor nur um die körperliche Unversehrtheit seines Schutzbefohlenen zu kümmern. Es gab noch andere Sicherheitsaspekte, die anderen, weniger professionellen Leuten oblagen.

Alles erhob sich, als der Präsident erschien, gefolgt von seiner Leibwächterin, einer gelenkigen Frau in den Dreißigern, deren dunkle Locken elegant über die Tatsache hinwegtäuschten, daß sie zu den besten Pistolenschützen im Dienst der Regierung gehörte. ›Daga‹ – so nannten sie ihre Kollegen – lächelte Connor zu. Ihnen stand ein leichter Tag bevor. Der Präsident wollte das Haus nicht verlassen. Sein Terminkalender war gründlich überprüft worden – die Sozialversicherungsnummern aller nicht regelmäßigen Besucher liefen durch den Fahndungscomputer des FBI –, und die Gäste selbst wurden natürlich so gründlich durchsucht, wie es der Verzicht auf eine Leibesvisitation zuläßt. Der Präsident winkte Admiral Cutter mit hinein. Die beiden Agenten sahen sich noch einmal den Terminkalender an. Das war reine Routinesache, und es störte Connor auch nicht, daß nun eine Frau einen Männerjob tat. Daga hatte sich den Posten auf der Straße verdient, und jeder potentielle Attentäter, der sie als Vorzimmermaus abtat, würde sein blaues Wunder erleben. Während Cutters Aufenthalt im Chefzimmer lugte einer der beiden Agenten alle paar Minuten durch einen Spion in der weißen Tür, um sich zu vergewissern, daß kein Unheil geschah. Der Präsident war nun seit über drei Jahren im Amt und hatte sich an die permanente Observierung gewöhnt. Den Agenten kam kaum je der Gedanke, daß ein normaler Mensch das bedrückend finden könnte. Es war ihre Aufgabe, über alles, was der Präsident tat, Bescheid zu wissen, und dazu gehörte auch die Häufigkeit seiner Gänge zur Toilette und die Wahl seiner Bettpartner. Ihre Vorgänger hatten alle möglichen Techtelmechtel gedeckt und vertuscht. Selbst die Gattin des Präsidenten hatte nicht das Recht gehabt zu erfahren, was er so Stunde für Stunde am Tag trieb – zumindest einige Präsidenten hatten diese Anweisung gegeben –, nur die Leute vom Secret Service wußten immer Bescheid.

Hinter der geschlossenen Tür nahm der Präsident Platz. Durch die Seitentür brachte der Messesteward, ein Filipino, ein Tablett mit Kaffee und Croissants herein und stand stramm, ehe er sich wieder entfernte. Damit waren die Präliminarien der morgendlichen Routine erledigt, und Cutter begann mit seinem Lagebericht. Die Unterlagen waren ihm von der CIA vor Tagesanbruch in sein Haus in Fort Myer, Virginia, gebracht worden; so bekam der Admiral Gelegenheit, die Informationen des Nachrichtendienstes in eigene Worte zu fassen. Sein Bericht war kurz. Es war Spätfrühling, und auf der Welt herrschte relativer Friede. Kriege, die in Afrika und anderswo wüteten, tangierten amerikanische Interessen kaum, und der Nahe Osten war so ruhig, wie er eben sein konnte. So blieb Zeit für andere Themen.

»Was macht SHOWBOAT?« fragte der Präsident und strich Butter auf sein Croissant.

»Das Unternehmen läuft, Sir. Ritters Leute sind bereits an der Arbeit, Sir«, erwiderte Cutter.

»Die Sicherheit der Operation macht mir noch immer Kummer.«

»Mr. President, die Angelegenheit ist so geheim, wie angesichts der Umstände zu erwarten ist. Gewiß, es gibt Risiken, aber wir beschränken die Zahl der Beteiligten auf das absolute Minimum, und wer informiert ist, wurde sorgfältig ausgewählt.«

Das trug dem Sicherheitsberater ein Grunzen ein. Der Präsident saß in einer Falle, in die er sich mit seinen eigenen Worten manövriert hatte, mit Versprechungen und Erklärungen; die Bürger hatten die unangenehme Angewohnheit, sich so etwas zu merken. Und selbst wenn sie solche Dinge vergaßen, gab es immer Journalisten und politische Rivalen, die keine Gelegenheit zu einer Mahnung verstreichen ließen. Bei vielem hatte er in seiner Amtszeit eine glückliche Hand gehabt, aber viele dieser Erfolge mußten geheim bleiben – zu Cutters Verdruß. Andererseits war in der politischen Arena kein Geheimnis sakrosankt – am allerwenigsten in einem Wahljahr. Eigentlich sollte sich Cutter um diese Aspekte überhaupt nicht kümmern. Als Marineoffizier wurde von ihm erwartet, daß er ein unpolitisches Auge auf die Aspekte der nationalen Sicherheit warf, aber diese Richtlinie mußte wohl von einem Mönch formuliert worden sein. Mitglieder der Exekutive legen gemeinhin keine Armuts- und Keuschheitsgelübde ab, und auch mit dem Gehorsam nahmen sie es manchmal nicht so genau.

»Ich habe dem amerikanischen Volk versprochen, dieses Problem anzugehen«, bemerkte der Präsident übellaunig. »Und was ist bisher rausgekommen? Kein Furz.«

»Sir, einer Bedrohung der nationalen Sicherheit kann nicht mit polizeilichen Mitteln begegnet werden.« Cutter war seit Jahren auf diesem Thema herumgeritten und hatte nun endlich ein offenes Ohr gefunden.

Ein neues Grunzen. »Klar, hab’ ich ja auch gesagt.«

»Jawohl, Mr. President. Zeit, daß die mal lernen, wie in der Oberliga gespielt wird.«

»Gut, James, Sie sind am Ball. Vergessen Sie aber nicht, daß wir Ergebnisse brauchen.«

»Die werden Sie bekommen, Sir. Darauf können Sie sich verlassen.«

»Es ist Zeit, daß diesem...


Clancy, Tom
Tom Clancy, der Meister des Technothrillers, stand seit seinem Erstling Jagd auf Roter Oktober mit all seinen Romanen an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er starb im Oktober 2013.



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