E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Claydon Zärtlicher Trost in deinen Armen
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7515-0566-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-0566-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dr. Edward North ist der Traum aller Schwestern in der Hunter Clinic! Nur Charlotte verbietet sich jeden Gedanken an den attraktiven Chirurgen. Ihr Leben ist kompliziert genug. Bis sie eines Tages verzweifelt in seinem Büro steht - und Edward sie zärtlich in seine Arme zieht ...
Annie Claydon wurde mit einer großen Leidenschaft für das Lesen gesegnet, in ihrer Kindheit verbrachte sie viel Zeit hinter Buchdeckeln. Später machte sie ihren Abschluss in Englischer Literatur und gab sich danach vorerst vollständig ihrer Liebe zu romantischen Geschichten hin. Sie las nicht länger bloß, sondern verbrachte einen langen und heißen Sommer damit, ein eigenes Buch zu schreiben. Doch es wurde nicht veröffentlicht, und Annies Leben führte plötzlich in eine andere Richtung, sodass sie sich eines Tages in einem anderen Berufsfeld wiederfand: Sie hatte tatsächlich einen IT-Job! Glücklicherweise hörte das geschriebene Wort jedoch nie auf, sie zu reizen. Heute lebt sie in London und verfasst dort ihre erfolgreichen Arztromane. Sie bereut es nicht, den Weg zu ihrer wahren Leidenschaft zurückgefunden zu haben!
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1. KAPITEL
„Was, glaubst du, steckt dahinter?“
„Wie bitte?“ Charlotte King gab sich alle Mühe, Edward North nicht zu beachten, der seine Taschen gerade nach seinen Schlüsseln durchwühlte. Daher hatte sie die Gespräche auch nicht mitbekommen, die im Schwesternzimmer kursierten.
„Ein geheimes Liebesleben oder gar kein Liebesleben?“ Paula reckte den Hals, um mehr sehen zu können. „Vielleicht braucht er ja Hilfe.“
Charlotte unterdrückte nur mit Mühe ein Lachen. „Was? Weißt du denn, wo er die Schlüssel verloren hat?“
„Nein. Aber ich bin wirklich gut darin, Dinge zu finden.“ Paulas Lächeln ließ keinen Zweifel offen, dass sie eine gründliche Untersuchung plante, vielleicht sogar eine Leibesvisitation.
„Zu spät. Er hat sie.“ Alli grinste Paula an. „Ich wette mit dir, dass er eine heimliche Geliebte hat.“
„Aber wann sieht er sie denn? Der Mann arbeitet ja praktisch rund um die Uhr. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Zeit für irgendetwas anderes hat.“
„Immerhin hat er Zeit genug, um schwimmen zu gehen.“ Allie lächelte spitzbübisch.
„Wirklich?“ Paula sah sie interessiert an.
„Ja, ich hatte letzte Woche meine Sportschuhe im Studio gelassen und sie mir nach der Arbeit geholt. Da habe ich ihn im Pool gesehen, wo er ein paar Runden gedreht hat.“
„Verstehe. Na ja, vielleicht kaufe ich mir demnächst einen neuen Bikini. Gemeinsame Interessen sind für eine Beziehung sehr wichtig.“
„Aha, du hast anscheinend schon darüber nachgedacht.“ Charlotte hätte sich gewünscht, dass Paula und Allie etwas leiser sprechen würden. Allerdings war es nicht sehr wahrscheinlich, dass Edward sie gehört hatte. Es war ziemlich schwierig, seine Aufmerksamkeit zu erregen, selbst wenn er vorgab, seinem Gegenüber zuzuhören. Trotzdem hatte sie ein unbehagliches Gefühl. Es war irgendwie falsch, so über ihn zu reden.
„Wer nicht? Ich glaube, er braucht eine gute Frau. Ich würde mich auf jeden Fall für diese Position bewerben, wenn sonst niemand Interesse zeigt.“
Allie lachte. „Reiß dich zusammen, Paula. Es stehen schließlich noch andere in der Schlange. Ich zum Beispiel und auch Charlotte, oder?“
Charlotte dachte ernsthaft über die Vorstellung nach. „Na gut, aber nur, um euch Gesellschaft zu leisten. Eigentlich habe ich keine Zeit, mich mit jemandem zu treffen.“
Und auch kein Geld. Oder auch nur den Wunsch dazu, jedenfalls meistens. Allerdings war Edward einmal … sie sah hinüber in sein Büro, durch die Glaswand hindurch. Er saß jetzt hinter seinem Schreibtisch und war tief in Gedanken versunken. Vor ihm türmte sich ein großer Stapel Bücher und Papiere auf.
Nein, Edward war kein Mann, den man mit anderen teilen konnte. Er verdiente es, von einer Frau geliebt und verwöhnt, nicht aber wie ein hübsch verpacktes Geschenk herumgereicht zu werden. Plötzlich sah er auf, als ob er ihre Gedanken gespürt hätte. Ihre Blicke trafen sich.
Charlotte merkte, dass sie errötete. Ja, vielleicht war Edward der Mann für eine einzige Frau. Aber diese Frau war sie nicht.
Sie drehte sich schnell um und gab vor, nicht bemerkt zu haben, dass er sie beim Starren erwischt hatte. „Stellt ihr beide euch nur hübsch an. Ich muss noch eine Runde auf der Station machen. Außerdem wird meine Freundin Lucy bald Isaac bringen.“
„Ach, wirklich?“ Paula liebte Isaac, Charlottes Sohn, über alles. „Welchem Umstand verdanken wir diese Ehre?“
„Na ja, heute fällt die Schule aus, und Lucy hat sich bis jetzt um ihn gekümmert. Aber später hat sie ein Date, deshalb liefert sie ihn vorher bei mir ab. Wenn ihr die beiden seht, könnt ihr ihnen dann sagen, dass sie auf mich warten sollen?“
Paula nickte. „Natürlich. Lass dir ruhig Zeit.“
Edward North war gerade zum interessantesten Teil der morgigen Operation gekommen. Mikrochirurgie war an sich schon sehr komplex, aber dieser Fall stellte für ihn eine besondere Herausforderung dar. Er liebte es, sich gedanklich darauf vorzubereiten, und das gelang ihm am besten im Pool, der sich im Keller der Hunter Clinic befand. Durch körperliche Anstrengungen bekam er seinen Kopf am besten frei. Doch leider konnte er nicht damit rechnen, heute im Pool allein zu sein, daher hatte er sich für sein Büro entschieden.
„Nein. Nein, nicht so …“ Frustriert schüttelte er den Kopf. Er würde noch einmal von vorn anfangen müssen. Oder wenigstens vom letzten Satz der mikroskopischen Nähte aus. Er holte tief Luft und versuchte, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Aber ihm kam ein ungebetenes Bild dazwischen. Das Bild einer Frau mit dunkelblonden Haaren, die hinten fest zusammengebunden waren. Sie hatte hellbraune Augen. Aus der Ferne konnte er die kleinen Goldfleckchen darin nicht erkennen. Doch er wusste, dass es sie gab. Irgendwann war Charlotte ihm aufgefallen, obwohl er sich von keiner anderen Schwester den Namen merken konnte.
Er hatte hochgeschaut und sie angesehen. Sie war errötet und hatte weggeguckt.
Die genaue Funktionsweise dieser speziellen Art der Gefäßerweiterung zu analysieren, war für Edward ein Kinderspiel, auch wenn der Fall recht kompliziert war. Er schloss die Augen, fokussierte sich erneut und kehrte zur Arbeit zurück.
Lucy stand bereits vor der Tür zum Schwesternzimmer, als Charlotte von der Stationsrunde zurückkehrte.
„Hey, Lucy, du siehst toll aus. Warte bitte kurz, ich muss nur meinen Mantel holen.“ Sie sah sich suchend um. „Wo ist Isaac?“
„Oh, er wollte dir entgegengehen. Ich habe ihm nachgerufen, konnte ihn aber nicht mehr aufhalten.“
Charlotte sah ihre Freundin entsetzt an. Eiskalte Furcht packte sie, und sie wusste, dass sie sofort handeln musste.
„Bitte, geh nach unten und sieh nach, ob er das Gebäude nicht verlassen hat. Ich werde ihn hier suchen, auf diesem Stockwerk.“
Isaac wusste, dass er nicht in die Behandlungszimmer gehen durfte. Das hatte Charlotte ihm strengstens verboten. Trotzdem sah sie dort nach und versuchte, nicht in Panik zu geraten. Weder Allie noch Paula hatten ihn gesehen, und ihre Furcht wurde immer größer. Schließlich kam Lucy von unten zurück.
„Nein, die Dame am Empfang hat ihn auch nicht gesehen. Er muss noch in der Klinik sein.“
Nun, das war ein kleiner Trost. Aber ein Fünfjähriger konnte schnell in Schwierigkeiten geraten. Der Pool … plötzlich musste Charlotte an den Pool im Keller denken, und ihr wurde ganz schlecht.
„Ich werde den Sicherheitsdienst rufen.“ Sie griff nach dem Telefonhörer, ließ ihn dann aber sinken. Entweder hörte sie jetzt schon Stimmen, oder …
Aber nein, das war eindeutig das Lachen ihres Sohnes gewesen und keine Halluzination.
Lucy hatte es auch gehört. „Wo kann er nur sein?“
Ein erneutes Lachen, aber diesmal von einem Erwachsenen. Vielleicht von Edward? Charlotte konnte sich nicht erinnern, ihn jemals lachen gehört zu haben. Wortlos marschierte sie auf sein Büro zu und riss die Tür auf, ohne anzuklopfen.
Sie war so erleichtert darüber, Isaac zu sehen, dass sie die Szene gar nicht richtig wahrnahm. Doch dann sah sie, dass Isaacs Lieblingsspielzeug, das blaue Häschen, das er überall mit sich herumschleppte, auf Edwards schwarzem Ledersessel thronte und dass Edward auf dem Boden kniete.
„Isaac!“, sagte sie entsetzt. „Was machst du denn da?“
Ihr Sohn sah sie an. Aus seinen unschuldigen blauen Augen und mit jenem Lächeln, das all ihren Ärger und ihre Angst zum Schmelzen brachte.
„Hi, Mum. Ich mache Wasser.“ Er griff nach einem kleinen roten Ball aus einer Kiste, die vor ihm stand. „Schau mal, hier, dieser Ball. Das ist …“
„Sauerstoff“, sagte Edward und stand schnell auf. Er sah Charlotte beschämt an. „Sie sind seine Mutter?“
„Ja.“ Jetzt hatte sie nur noch Augen für Isaac. „Bitte, komm her.“
„Aber Mum, ich hab’s dir ja noch gar nicht gezeigt. Sieh mal …“
„Wir dürfen Mr North nicht länger bei der Arbeit stören. Wo hast du das her?“ Verblüfft betrachtete sie den Modellsatz von Molekülen vor ihm auf dem Boden. Er sah wie ein großartiges Spielzeug aus. Sie wünschte, sie könnte es sich leisten, ihrem Sohn so etwas zu schenken, auch wenn er im Moment noch ein bisschen zu klein dafür war.
„Das gehört Edward“, erklärte Isaac und wandte sich seinem neuen Freund zu, der inzwischen wieder im Sessel saß – allerdings nicht ohne vorher schnell das blaue Häschen wegzunehmen.
Es war eine lange Woche gewesen, und Charlotte merkte plötzlich, wie erschöpft sie war.
„Bitte, leg jetzt alles wieder in die Kiste zurück und verabschiede dich von Edward. Wir müssen nach Hause fahren.“
Isaac warf ihr einen gekränkten Blick zu, aber dann nickte er schließlich.
Charlotte wandte sich an Edward. „Bitte entschuldigen Sie, dass er Sie gestört hat. Es wird nicht wieder vorkommen.“
Er sah sie eindringlich an. „Haben Sie ihn gesucht?“
„Ja, allerdings.“
„Ich hätte Ihnen Bescheid sagen müssen.“
„Das ist schon in Ordnung. Schließlich habe ich ihn gefunden.“ Sie war entsetzlich müde und den Tränen nahe. Jetzt wollte sie nur noch nach Hause. „Isaac, bitte gib Edward die Kiste zurück.“
Isaac gehorchte ihr, hob die Kiste hoch und setzte sie vorsichtig auf Edwards Schreibtisch ab. „Vielen Dank noch mal.“
„Gern geschehen.“ Edward schenkte Isaac ein verhaltenes Lächeln, das der Junge...




