Coben | Kein böser Traum | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Coben Kein böser Traum

Thriller - Jetzt auch als Netflix-Serie
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-641-08438-7
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller - Jetzt auch als Netflix-Serie

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

ISBN: 978-3-641-08438-7
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ab dem 5. März 2025 auch als Netflix-Serie.

Grace Lawson will nur die Schnappschüsse vom letzten Familienausflug durchsehen, als plötzlich ihr ganzes bisheriges Leben aus den Fugen gerät. Denn ein Foto passt nicht zu den übrigen, es scheint vor ungefähr 20 Jahren aufgenommen worden zu sein und zeigt lauter Unbekannte – bis auf eine Person: ihren Ehemann Jack. Dann verschwindet Jack, und alle Spuren führen Grace an einen Ort, den sie nur aus ihren bösen Träumen kennt …

Harlan Coben ist Nr.1- Spiegel- und Nr.1-New-York-Times-Bestsellerautor und einer der international erfolgreichsten Autoren. Seine Thriller wurden in 46 Sprachen übersetzt, erreichten in über einem Dutzend Länder Platz 1 der Bestsellerlisten und haben sich weltweit mehr als 90 Millionen Mal verkauft. Seine Myron-Bolitar-Reihe wurde mit den drei bedeutendsten Krimipreisen ausgezeichnet – dem Edgar Award, dem Shamus Award und dem Anthony Award. Coben ist zudem Urheber und Produzent zahlreicher TV-Serien, darunter der Nr.1-Netflix-Hits: Ich vermisse dich und In ewiger Schuld.
Coben Kein böser Traum jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Scott Duncan saß dem Killer Auge in Auge gegenüber.

In dem fensterlosen, gewitterwolkengrauen Raum lastete verlegene Stille, jenes gespannte Verharren unter Fremden, wenn keiner weiß, wie die Musik spielen wird und welcher Tanz beginnt. Scott eröffnete versuchsweise mit einem neutralen Nicken. Der Killer, ziemlich auffällig in orangeroter Anstaltskleidung, fixierte ihn ausdruckslos. Scott verschränkte die Hände und legte sie auf den Metalltisch. Der Killer – die Polizeiakte wies ihn als Monte Scanlon aus, wobei man sicher ausschließen konnte, dass dies sein richtiger Name war – hätte es ihm ohne Fußketten und Handschellen möglicherweise gleichgetan.

Warum, fragte sich Scott zum wiederholten Mal, bin ich eigentlich hier?

Als Staatsanwalt war er ausschließlich für Korruption in der Politik zuständig gewesen – eine florierende Schattenwirtschaft in seinem Heimatstaat New Jersey –, bis dann vor drei Stunden dieser Monte Scanlon, ein Henkersknecht wie kaum ein zweiter, unverhofft sein langes Schweigen gebrochen und als Erstes eine Bedingung gestellt hatte.

In der Tat: eine Bedingung.

Ein Vier-Augen-Gespräch mit dem stellvertretenden Staatsanwalt Scott Duncan.

Aus einer ganzen Reihe von Gründen ein ungewöhnlicher Vorgang. Erstens war ein Killer kaum in der Position, Bedingungen zu stellen. Zweitens war Scott ihm nie zuvor begegnet, noch hatte er von Monte Scanlon auch nur gehört.

Scott beendete das Schweigen. »Sie wollten mit mir reden?«

»Richtig.«

Scott nickte und wartete auf mehr. Es kam nichts. »Und? Was kann ich für Sie tun?«

Monte Scanlon starrte ihn weiter unverwandt an. »Wissen Sie, weshalb ich hier bin?«

Scott sah sich im Raum um. Abgesehen von Scanlon und seiner Person waren vier Leute anwesend. Linda Morgan, die Bundesstaatsanwältin, lehnte betont lässig an der Wand. Hinter dem Häftling standen zwei Muskelprotze, geklonte Schränke in Wärteruniform. Scott kannte die aufgeblasenen Typen, hatte die heitere Abgeklärtheit erlebt, mit der sie ihren Job erledigten. Heute allerdings, angesichts dieses mit Fußeisen und Handfesseln ruhig gestellten Häftlings, waren sogar sie nervös. Scanlons Anwalt, vom Typ »Wiesel«, der den Geruch billigen Eau de Colognes verströmte, vervollständigte den flotten Vierer. Alle Blicke ruhten auf Scott.

»Sie haben Leute umgebracht«, antwortete Scott. »Und zwar ’ne ganze Menge.«

»Ich war, was man landläufig einen Auftragskiller nennt. Ich war« – Scanlon legte eine Kunstpause ein – »ein Mörder, den man mieten konnte.«

»In Fällen, mit denen ich nichts zu tun hatte.«

»Richtig.«

Scotts Vormittag hatte noch leidlich normal begonnen. Er hatte eine Zeugenvorladung für einen Müllabfuhr-Unternehmer aufgesetzt, der den Bürgermeister einer Kleinstadt schmierte. Reine Routinesache. Ein alltäglicher Vorgang im Gartenstaat New Jersey. Das war – wie lange her? Eine? Eineinhalb Stunden? Jetzt saß er an einem im Fußboden fest verankerten Tisch einem Mann gegenüber, der – nach Linda Morgans grober Schätzung – etwa einhundert Mitbürger kaltblütig ins Jenseits befördert hatte.

»Warum also ich?«

Scanlon wirkte wie ein alternder Playboy, jener Männertyp, der in den Fünfzigern problemlos als Galan von einer der Gabor-Schwestern durchgegangen wäre. Er war hager, fast schon ausgezehrt. Das ergraute Haar trug er glatt zurückgekämmt, die Zähne waren nikotingelb, die Haut ledern von zu viel Sonne und allzu langen Nächten in allzu vielen zwielichtigen Etablissements. Niemand im Raum kannte seine wahre Identität. Bei seiner Verhaftung trug er einen argentinischen Pass bei sich, der auf den Namen Monte Scanlon – Alter 51, ausgestellt war. Das Einzige, was daran stimmte, war vermutlich das Alter. Seine Fingerabdrücke waren in der Datenbank des National Crime Information Centers nicht erfasst. Bei der biometrischen Gesichtserkennung hatte der Computer eine dicke, fette Null ausgespuckt.

»Wir sollten uns allein unterhalten.«

»Sie gehören gar nicht in meinen Zuständigkeitsbereich«, beharrte Scott. »Das ist Sache der Frau Bundesstaatsanwältin.«

»Hier geht es um eine Sache, die sie nicht tangiert.«

»Aber mich? Inwiefern?«

Scanlon beugte sich vor. »Was ich Ihnen zu sagen habe, stellt Ihr Leben auf den Kopf.«

Scott versuchte, weder Spott noch Skepsis zu zeigen. Die Denkweise von Kriminellen hinter Gittern war ihm nur allzu vertraut – ihre trickreichen Manöver, ihr Verlangen nach Nervenkitzel, ihre Suche nach einem Ausweg, ihr aufgeblasenes Selbstbewusstsein. Linda Morgan schien seine Gedanken zu erraten, denn sie warf ihm einen warnenden Blick zu. Monte Scanlon, so hatte sie ihm unterbreitet, hatte über einen Zeitraum von gut dreißig Jahren für einige Mafia-Familien gearbeitet. Die Kollegen vom Dezernat für das organisierte Verbrechen waren mehr als scharf auf Scanlons Kooperation. Doch seit seiner Verhaftung hatte der Mann konsequent geschwiegen. Bis heute Morgen.

Was wiederum Scott auf den Plan gebracht hatte.

»Ihr Boss«, begann Scanlon und deutete mit dem Kinn auf Linda Morgan, »hofft inständig, dass ich mich kooperativ zeige.«

»Ihnen blüht die Giftspritze«, entgegnete Morgan, die weiterhin um Lässigkeit bemüht war. »Nichts, was Sie sagen oder tun, wird daran etwas ändern.«

Scanlon grinste. »Aber nicht doch. Ihr habt doch viel mehr Muffensausen, dass euch meine Informationen durch die Lappen gehen, als ich vor dem Tod.«

»Na wunderbar. Wieder mal einer von den Kandidaten, die keine Angst vor dem Tod haben.« Sie stieß sich von der Wand ab. »Wissen Sie was, Monte? Die ganz harten Jungs sind immer die ersten, die sich in die Hose machen, sobald wir sie auf die Trage schnallen.«

Scott versagte sich jeden Kommentar in Richtung seiner Vorgesetzten. Scanlon grinste unbeeindruckt weiter, ohne den Blick von Scott zu wenden. Scott gefiel nicht, was er in diesen Augen sah. Abgesehen von dem zu erwartenden schwarzen, kalten Glitzern war da – vielleicht bildete er es sich auch nur ein – etwas jenseits der routinierten Ausdruckslosigkeit. Eine Bitte? Scott konnte sich diesem Blick nicht entziehen. Vielleicht Bedauern?

Möglicherweise gar Reue?

Scott sah zu Linda auf und nickte. Sie runzelte die Stirn. Scanlon hatte die erste Runde gewonnen. Linda berührte einen der Muskelmänner leicht an der Schulter und bedeutete den beiden, den Raum zu verlassen. Scanlons Anwalt erhob sich und brach zum ersten Mal sein Schweigen. »Alles, was er jetzt sagt, kann nicht gegen ihn verwendet werden.«

»Weichen Sie den Herrschaften nicht von der Seite«, befahl Scanlon ihm. »Möchte sicher sein, dass sie nicht mithören.«

Der Rechtsverdreher griff nach seinem Aktenkoffer und folgte Linda Morgan zur Tür. Kurz darauf waren Scott und Scanlon allein. Im Film gehört alle Macht den Killern. Im wirklichen Leben gestaltet sich das etwas differenzierter. Da sind sie keine Entfesselungskünstler, die sich mitten in einem Hochsicherheitstrakt ihrer Ketten entledigen. Außerdem wusste Scott, dass die beiden Fleischberge von Wärtern hinter der verspiegelten Glasscheibe standen und jede Bewegung verfolgten. Die Sprechanlage allerdings blieb auf Scanlons ausdrücklichen Wunsch abgeschaltet.

Scott deutete seinem Gegenüber mit einem Schulterzucken ein fragendes Also? an.

»Ich bin kein gewöhnlicher Auftragskiller.«

»Was Sie nicht sagen.«

»Ich habe meine Prinzipien.«

Scott schwieg abwartend.

»Ich töte nur Männer.«

»Donnerwetter!«, bemerkte Scott. »Bin tief beeindruckt.«

Scanlon ignorierte den Sarkasmus. »Das ist Regel Nummer eins. Ich bringe nur Männer um. Keine Frauen.«

»Hm, ich hab’s schon beim ersten Mal begriffen. Verraten Sie mir eines – Ihre Regel Nummer zwei, lautet die vielleicht, dass Sie Frauen erst nach dem dritten Rendezvous abservieren?«

»Halten Sie mich für ein Monster?«

Scott zuckte die Schultern, als läge die Antwort auf der Hand.

»Sie halten nichts von meinen Regeln?«

»Was für Regeln? Sie bringen Leute um. Sie erfinden diese so genannten Regeln doch nur, um sich einen Anschein von Menschlichkeit zu geben.«

Scanlon schien zu überlegen. »Möglich«, räumte er ein. »Meine männlichen Opfer waren Abschaum. Abschaum hat mich angeheuert, Abschaum zu vernichten. Ich bin nichts weiter als ein todbringendes Werkzeug, eine Waffe.«

»Eine Waffe?«, wiederholte Scott.

»Richtig.«

»Einer Waffe ist es piepegal, wer durch sie stirbt, Monte. Männer, Frauen, Omas, kleine Kinder. Eine Waffe macht da keine Unterschiede.«

Scanlon lächelte. »Touché.«

Scott strich mit den Handflächen über seine Hosenbeine. »Sie haben mich doch nicht herbestellt, um mir einen Vortrag über Ethik zu halten, oder? Also, was wollen Sie?«

»Sie sind ein geschiedener Mann, Scott.«

Er sagte nichts.

»Keine Kinder, Trennung in beiderseitigem Einvernehmen, der Ex noch immer freundschaftlich verbunden.«

»Was soll das?«

»Ich versuche, Ihnen etwas begreiflich zu machen.«

»Was denn bitte?«

Monte senkte den Blick. Aber nur für einen Moment. »Was ich Ihnen angetan habe.«

»Ich kenne Sie nicht mal.«

»Aber ich Sie. Schon ziemlich lange.«

Scott nahm es schweigend hin. Er starrte auf die verspiegelte Glasscheibe. Linda Morgan stand mit Sicherheit dahinter und versuchte zu erraten, worüber sie sich unterhielten. Sie brauchte Informationen. Er überlegte, ob sie möglicherweise den Raum verwanzt hatten. Vermutlich. In jedem Fall lohnte es sich, Scanlon bei der Stange zu halten.

»Sie sind Scott Duncan....


Coben, Harlan
Harlan Coben ist Nr.1- Spiegel- und Nr.1-New-York-Times-Bestsellerautor und einer der international erfolgreichsten Autoren. Seine Thriller wurden in 46 Sprachen übersetzt, erreichten in über einem Dutzend Länder Platz 1 der Bestsellerlisten und haben sich weltweit mehr als 90 Millionen Mal verkauft. Seine Myron-Bolitar-Reihe wurde mit den drei bedeutendsten Krimipreisen ausgezeichnet – dem Edgar Award, dem Shamus Award und dem Anthony Award. Coben ist zudem Urheber und Produzent zahlreicher TV-Serien, darunter der Nr.1-Netflix-Hits: Ich vermisse dich und In ewiger Schuld.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.