E-Book, Deutsch, 176 Seiten
Reihe: Whitebooks
Dahm Die 7 Pfade zu guten Entscheidungen
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-96740-428-9
Verlag: GABAL
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Praxisbuch für mehr Klarheit in einer komplexen Welt | (Mit digitalen Zusatzinhalten zum Buch)
E-Book, Deutsch, 176 Seiten
Reihe: Whitebooks
ISBN: 978-3-96740-428-9
Verlag: GABAL
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dr. Johanna Dahm studierte 1995-1999 Kultur-, Kommunikationswissenschaften und Wirtschaftsphilosophie in Heidelberg, Florenz und Köln und promovierte dann 2002 mit Unterstützung eines Stipendiums der Studienstiftung an der Universität zu Köln, wo sie zeitgleich eine Assistentinnenstelle besetzte. Mit der Gründung des universitären Institutes für moderne Forschung und noch vor ihrem Abschluss gründete sie bereits 2001 dank Venture Capital von Henkel KGaA ihr erstes Unternehmen, die Unternehmensberatung Skylight GmbH. Sie galt damit als eine der Vorreiterinnen für webbasierte Personal-Auswahl und -Entwicklung. Für den Prototypen einer ihrer Entwicklungen gewann sie einen EU-Award. 2006 verkaufte sie das StartUp an ihre Mitarbeitenden, wechselte zur Managementberatung Accenture und weitere 24 Monate später ins Top-Management des Pharma- und Health Care Unternehmen Novartis AG. Berufsbegleitend absolvierte sie ihren MBA und die Business Coaching Ausbildung in St. Gallen. Nach Auslandsaufenthalten in der Schweiz, USA, Indien, Skandinavien und mehreren Wechseln innerhalb der Organisation kehrte sie aus familiären Gründen nach Deutschland zurück und gründete 2015 die Dahm International Consulting. Seitdem widmet sich die Management-Beraterin Entscheidungsprozessen von der Geschäftsentwicklung über (Aus-) Gründung bis StartUp und Fusion in Konzern und Mittelstand. Seit frühestem Karrierebeginn verantwortet sie international Führung, Budget und Personal und implementierte auch neue Leadership-, Organisations- und Lernstrukturen. Heute arbeitet Johanna Dahm mit führenden Kommunikations- und Technologie-Konzernen und Hidden Champions zusammen und gibt ihre Expertise in LinkedIn Learning Kursen weiter. Die Einnahmen ihrer Buch- und Herausgeber-Projekte kommen der Umwelt NGO 'TheOceanCleanUp-Projekt' zur Befreiung der Flüsse und Meere von Plastikmüll zugute. Johanna wurde für ihre bisherige Arbeit mit dem Global Leader Award 2015, dem International Female Professional Award 2020, dem Golden Business Award 2022/23 und dem Top Experten Award 2020-2024 ausgezeichnet. Ihr Purpose ist es, Menschen und Organisationen zu mehr Entschlusskraft in der VUKA-Welt zu verhelfen.
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Die Entscheidungsangst überwinden
Das erwartet Sie in Kapitel 2:
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Entscheiden im Alltag
Auch wenn ich in meiner Einleitung zu diesem Buch sagte, dass das Leben von Entscheidungen geprägt ist – Entscheidungen zu treffen gehört nach wie vor zu den stressauslösenden Faktoren. Im wahrsten Sinne des Wortes ist das ganze Leben an sich „angespannt“: Aus physiologischer Sicht bilden Körperspannung, Muskeltonus und so weiter eine permanente Spannung, ohne die Überleben nicht möglich wäre. Landläufig fühlen und sprechen wir von Stress allerdings dann, wenn wir uns „unter Druck“ fühlen – und möglichst gute Entscheidungen zu treffen, erhöht Druck und Erwartung noch einmal mehr. Sie müssen kein drittes Auge haben, um zu beobachten, dass es bei vielen Menschen ein sofortiges Unwohlsein auslöst, wenn sie vor einer Entscheidung stehen – ganz egal, ob es sich um eine Privatperson handelt oder um Teams, ganze Unternehmen, Organisationen … Alle tun sich offenbar immer schwerer damit, Entscheidungen zu treffen. Wir haben uns in einer der letzten Studien auch intensiv mit den Folgekosten verzögerter, aufgeschobener und nicht getroffener Entscheidungen beschäftigt und waren bass erstaunt: Nicht nur in Firmen und im Projektgeschäft belaufen sich die Summen auf Milliarden, auch im Privatbereich verzichten Menschen eher auf das ihnen zustehende Geld, als etwa bei der Wahl einer Versicherung, dem Ziehen einer Aktienoption oder der Reinvestition von Erspartem einen möglichen Fehler zu machen. Hier bestätigt sich wieder einmal das Sprichwort: „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.“
Aber ist es nicht so, dass nur diejenigen optimale Entscheidungen treffen können, die auch alle Handlungsalternativen kennen? Denn das definiert Entscheidungen, die Auswahl aus mindestens zwei oder mehr Wahlmöglichkeiten mit unklarem Ausgang. Sie kennen das ebenso aus dem Supermarkt wie von Ihren Dienstleistern – alle werben mit einer Fülle an Optionen und suggerieren durch die Vielfalt des Angebots Kompetenz und Kundenglück. Die Folge jedoch ist häufig das genaue Gegenteil – wir sind durch den Überfluss und die Vergleichbarkeit überfordert.
BEISPIEL. Nehmen wir ein triviales Beispiel: Die Auswahl einer Packung Nudeln ist – bei einem Angebot von 25 verschiedenen Sorten im Regal – von unserem Gehirn bereits eine Meisterleistung. Nach welchen Kriterien entscheiden wir, welches die richtige Sorte Nudeln ist? Nach dem Preis? Der Herkunft? Der Herstellungsart? Dem Packungsdesign oder dem Nutriscore? Oder vertrauen wir einfach auf unsere Erfahrung und kaufen die Sorte, die wir seit jeher kaufen? Und wenn wir an der Kasse die Wahl zwischen Bedienung und Self-Checkout haben, sind wir ebenso hin- und hergerissen: Zeitvorteil oder die Möglichkeit der Barzahlung? Was, wenn ich einen Fehler mache? Und ob ich der Maschine trauen kann?
Allein dieser kleine Ausflug in den eigenen Einkaufswagen zeigt, wie kompliziert und vielschichtig der Entscheidungsvorgang im Alltag sein kann. Wir treffen 20.000 bis 30.000 Entscheidungen am Tag – die meisten davon gänzlich unbewusst. In komplexeren Situationen reicht das eigene Instinkt- und Erfahrungswissen nicht aus. Dazu kommt der entsprechende Zeit- und Erwartungsdruck von außen, und unser Gehirn läuft einen Marathon nach dem anderen.
REFLEXION. Egal, ob Sie einem Familienhaushalt vorstehen oder EinkäuferIn eines Konzerns sind:
- ? Wie viel Zeit des Tages verbringen Sie mit Produkt-/Vertragsvergleichen?
- ? Wie oft vergleichen Sie nach definierten Kriterien?
- ? Wie oft weichen Sie von diesen Kriterien ab?
- ? Wie oft reichen diese Kriterien aus/nicht aus?
- ? Wie oft müssen Sie Ihre Entscheidung mit anderen rückbesprechen?
- ? Wie oft sind Sie zufrieden mit Ihren Entscheidungen? Zu wie viel Prozent?
BEISPIEL. Ich begleitete einmal ein Unternehmen durch die Leadership Transformation. Zeitgleich arbeitete ein anderer externer Consultant an den Verträgen mit Dienstleistern. Seine Aufgabe war es, Einsparungen einzuholen und sich aus diesen Assets zu refinanzieren. Er war bei den Telefonkosten angekommen und schwitzte seit Wochen über den Angeboten, die so aussahen:
Sind Sie auch von Zahlenwerk schnell erschlagen, zum Beispiel, wenn Sie einen neuen Telefon-Vertragspartner suchen, gar eine Gewerbeimmobilie kaufen oder zwischen zwei Fusionspartnern wählen müssen? Die Zauberformel hier lautet: „Transparenz hinsichtlich klar vereinbarter Kriterien“. So hat die Bundesnetzagentur 2021 eine sogenannte Transparenzordnung ins Leben gerufen, nach der Folgendes ausreicht, um eine fundierte Entscheidung zu treffen:
„Die Produktinformationsblätter müssen folgende Informationen enthalten:
- ? Name des Produkts und der darin enthaltene Zugangsdienst,
- ? verfügbare Datenübertragungsraten,
- ? Vertragslaufzeiten,
- ? Voraussetzungen für die Verlängerung und Beendigung des Vertrages,
- ? monatliche Kosten,
- ? Angaben über Dienste, die Teil eines vertraglich vereinbarten Datenvolumens sind,
- ? bei Verträgen mit beschränktem Datenvolumen: Informationen über Datenvolumenbeschränkung.“6
Sie fragen sich, was mit dem Consultant mittlerweile geschehen ist? Es war abzusehen: Als er seine Entscheidung getroffen hatte, waren die Angebote bereits veraltet, woraufhin die Arbeit von Neuem begann. Im Übrigen ist eine Komponente bei Verträgen in Kalkulationen stets mit einzuberechnen, die tabellarisch schlecht abzubilden ist: die Vertrauenskomponente bewährter Partnerschaften. In einer globalisierten Welt wiegt manche persönliche Bekanntschaft die eine oder andere Einsparung mannigfaltig auf, denn sobald ein Kredit, ein Discount oder ein Zahlungsaufschub gewährt werden soll, regelt das der vermeintlich günstigere Onlinevertragspartner nicht mehr ganz so geschmeidig auf Kulanz und Basis langjähriger guter Geschäfte.
Als Erwachsene und Geschäftsleute kennen wir diesen Druck bereits aus unserer Kindheit:
EXKURS. Deep Dive – Entscheidungsdruck bereits in der Kindheit
Bereits als Kind werden wir mit Entscheidungssituationen konfrontiert. Was leider nicht bedeutet, dass wir sie als Erwachsenen zwangsläufig souveräner meistern. Im Gegenteil: Der als Kind empfundene Entscheidungsdruck kann verschiedene Auswirkungen auf die Entscheidungskompetenz im Erwachsenenalter haben. Dabei ist der Entscheidungsdruck im Kindesalter individuell empfunden und hängt von vielen Faktoren ab, er ist Untersuchungsgegenstand der Neurowissenschaft und Psychologie. Die Ausdrucksformen seien hier der Vollständigkeit halber erwähnt und sind ebenso nicht Gegenstand des Buches:
1. Stressreaktion: Hoher Druck kann generell bei Entscheidungen zu erhöhtem Stress führen. In stressigen Situationen kann das Gehirn in den „Fight-or-Flight“-Modus wechseln, was die kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Dies kann zu impulsiven oder unüberlegten Entscheidungen oder zu einer absoluten Verweigerung führen.
2. Angst und Unsicherheit: Entscheidungsdruck kann Angst und Unsicherheit hervorrufen, insbesondere wenn die Konsequenzen der Entscheidungen als belastend, chaotisch oder unübersehbar empfunden werden. Dies kann zu generellem Vermeidungsverhalten oder dazu führen, dass Entscheidungen aufgeschoben werden (Prokrastination).
3. Entscheidungsdiffusion: Wenn Kinder frühzeitig mit vielen Entscheidungen konfrontiert werden, kann dies bis ins Erwachsenenalter zu Entscheidungsdiffusion führen. Sie können Schwierigkeiten haben, klare Entscheidungen zu treffen, da sie überwältigt oder unsicher sind. Dies kann zu einer geringeren Entscheidungskompetenz führen, die lebenslang anhält.
4. Mangelnde Erfahrung bzw. Überforderung: Kinder, die frühzeitig mit großen Entscheidungen konfrontiert werden, haben möglicherweise nicht genügend Erfahrung oder Reife, um...