Dark | John Sinclair - Folge 0213 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 213, 64 Seiten

Reihe: John Sinclair

Dark John Sinclair - Folge 0213

Colette und ihr Fallbeil
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8387-2972-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Colette und ihr Fallbeil

E-Book, Deutsch, Band 213, 64 Seiten

Reihe: John Sinclair

ISBN: 978-3-8387-2972-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989!

Colette und ihr Fallbeil.

Ein Trommelwirbel ertönte - zuerst leise nur, dann immer lauter. Zum Schluss übertönte er alle Geräusche und schwang wie ein gewaltiges Stakkato zum Himmel, der mit schweren grauen Wolken bedeckt war, als wollte er die grausame Tat unten auf der Erde nicht sehen.

Jemand wurde geköpft. Ein Mensch - eine Frau.

Jung, schön, mit prächtigem Blondhaar und einem Gesicht, das alle Sünden und Lockungen der Welt verhieß. In den nächsten Minuten sollte für immer alles Leben aus dem Gesicht der Frau verschwinden ...

John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Colette und ihr Fallbeil


Trommelwirbel!

Zuerst leise nur, dann immer lauter. Zum Schluss übertönte er alle Geräusche und schwang wie ein gewaltiges Stakkato zum Himmel, der mit schweren grauen Wolken bedeckt war, als wollte er die grausame Tat unten auf der Erde nicht sehen.

Jemand wurde geköpft.

Ein Mensch – eine Frau.

Jung, schön, mit prächtigem Blondhaar und einem Gesicht, das alle Sünden und Lockungen der Welt verhieß. In den nächsten Minuten sollte für immer alles Leben aus dem Gesicht der Frau verschwinden.

Sie kam bereits.

Das heißt, man hatte sie in den Schandkarren gesperrt, ein fahrendes Gefängnis, dieser Gitterwagen, auf dessen Ladefläche die schöne Manon Descartes hockte und von den alten Weibern angeschrien und angespuckt wurde. Sie wollten sie auch schlagen, doch die einzelnen Stäbe saßen zu eng, die Hände kamen nicht durch.

»Mit glühenden Zangen sollte man dich foltern, verfluchte Hure!«, brüllte ein besonders hässliches Weib, und ihre Augen wurden dabei groß und rund vor Wut.

Da wandte Manon den Kopf. Für den Bruchteil einer Sekunde schaute sie die Schreierin an, die mit ihrer Keiferei sofort aufhörte, denn sie glaubte, hinter der schönen Larve der blonden Frau die Fratze des Gehörnten zu sehen.

Sie wurde still.

Der Wagen rumpelte weiter. Rechts und links des ungepflasterten Wegs stand die Menge. Auch Kinder waren mitgekommen. Für sie bedeutete diese Hinrichtung ein Volksfest mit Musik und Tanz, denn Händler waren gekommen und hatten ihre Zelte aufgebaut.

Gezogen wurde der Wagen von einem alten Pferd. Es trottete dahin und wiegte bei jedem zweiten Schritt seinen Kopf mit der langen Mähne, als würde es selbst Trauer über den baldigen Tod dieser schönen Frau empfinden.

Der Wagen rumpelte auch durch tiefe Schlaglöcher. Vom letzten Regen stand das Wasser darin. Wenn die mit Eisenreifen beschlagenen Räder hindurchfuhren, spritzten die Fontänen hoch und klatschten gegen die Kleidung der Neugierigen.

Noch hundert Meter bis zum Schafott! Auch Blutgerüst genannt von zahlreichen Menschen. Hier sollte sie sterben. Die Schneide würde ihr den Kopf vom Rumpf abtrennen.

Der Trommelwirbel begleitete sie auf den letzten Metern. Soldaten, bewaffnet mit Degen und langläufigen Gewehren, schritten vor und hinter dem Wagen her. Sie räumten die Menschen zur Seite, und manchmal blitzten die aufgepflanzten Bajonette, wenn sie die Gewehre gegen allzu Neugierige vorstießen.

Endlich sollte Manon Descartes sterben. Sie hatte genug Unheil angerichtet, sagten die einen. Vor allen Dingen die Frauen, denn ihnen war die Schönheit der blondhaarigen Manon ein Dorn im Auge. Die Männer dachten da anders. So mancher, der hier am Wege stand, hatte sie schon besucht und schöne Stunden bei ihr verlebt, aber davon wollte jetzt keiner etwas wissen.

Einmal schaubte das Pferd unwillig, als es von einer schwieligen Hand berührt wurde. Dann aber trottete es weiter. Das Tier kannte den Weg zum Schafott genau, es wusste, dass dort ein Sack Heu und ein Eimer mit frischem Wasser warteten.

Das Schafott stand vor der alten Herberge, einem grauen Haus, dessen Wirt sich über jede Hinrichtung freute, denn anschließend wurde bis spät in die Nacht hinein getrunken. Auch für den heutigen Tag hatte er sein Lager gefüllt. Der Rote schwappte in den Fässern, ein Rind und ein Schwein drehten sich auf den Spießen, und es würde wieder ein Kopf zu seiner Sammlung kommen, denn der Wirt hatte die Angewohnheit, die Masken der abgeschlagenen Köpfe zu sammeln und sie an seinem Haus zu befestigen. Deshalb nannte man seine Wirtschaft auch Haus der hundert Köpfe.

Jetzt stand er in der Tür und sah, wie zwei junge Burschen den Korb herbeitrugen, um ihn vor die Guillotine zu stellen. Wenn das Fallbeil nach unten raste, dann fiel der Kopf in den mit Sägemehl gefüllten Korb.

Ein Schauspiel, das alle Anwesenden mitbekommen wollten.

Noch ein paar Meter, dann würde das Pferd anhalten. Die letzten Schritte. Noch einmal steigerten die neben dem Gerüst stehenden fünf Trommler ihren Rhythmus, der allerdings abrupt verstummte, als der alte Gaul anhielt.

Stille …

Selbst die Zuschauer wagten nichts mehr zu sagen. Sie kannten das schaurige Ritual und hielten jetzt schon den Atem an.

Der Scharfrichter erschien.

Ein Mann im schwarzen Gehrock, ungesunder Gesichtsfarbe und einer roten Säufernase, die aus dem schmalen Gesicht mit den tückischen Schweinsäuglein stach.

Neben ihm ging der Pfarrer. Ein Mönch in brauner Kutte. Er hielt das Gebetbuch aufgeschlagen und blieb stehen, um zuzusehen, wie Soldaten die Verurteilte aus dem Schandkarren zerrten.

Manche hatten sich gewehrt. Bis zum Schluss hatten sie um Gnade gefleht, gebettelt oder gebeten. Andere hatten getobt, den Henkern und Zuschauern die Pest an den Hals gewünscht und sich noch so lange gewehrt, bis ihr Kopf von kräftigen Händen in die kleine Mulde gedrückt wurde.

Manon Descartes tat gar nichts.

Ihre Hände waren mit Seilen gefesselt. Sie hielt sie den Soldaten sogar hin, damit die Männer weniger Mühe hatten, sie aus dem Schandkarren zu ziehen.

Die Menge schwieg. Zahlreiche Augenpaare starrten auf die blonde Frau, die zwischen den Soldaten herging. Die Stiefelabsätze knallten auf das Kopfsteinpflaster, mit dem die Hinrichtungsstätte hergerichtet war. Ein kühler Wind fiel von den Bergen ins Tal und trieb auch die düsteren Wolken weiter.

Das war der Augenblick des Pfarrers. Er trennte sich von dem Scharfrichter, der zum Blutgerüst schritt und die Schneide noch einmal überprüfte, denn der Kopf sollte und musste mit einem Schlag des Fallbeils im Korb landen.

Während sich der Pfarrer mit schlurfenden Schritten der Verurteilten näherte, murmelte er die ersten Gebete, doch die Frau wollte ihn nicht hören. Sie maß ihn mit so einem verachtungsvollen Blick, dass der Mönch zurückzuckte, hastig ein Kreuzzeichen schlug und sich nicht mehr blicken ließ. Zeugen behaupteten später gehört zu haben, dass er immer vom Teufel geredet hätte.

Das Schafott wartete, und auch der Henker!

Die Soldaten hatten die Frau an beiden Armen gepackt. Ihre schwieligen Hände waren wie Eisenklammern, allein konnte sich die Delinquentin nie aus den Griffen befreien.

Noch immer sah sie schön aus.

Wenn das lange weiße Kleid mit dem golddurchwebten Stoffgürtel auch verschmutzt war wie das Haar, so zeigten das Gesicht und der tiefe Ausschnitt doch etwas von der Schönheit dieser Frau, die von irgendwoher gekommen war und sich Manon Descartes nannte.

Ein Stirnband hielt ihre Haare fest, und ihre Füße steckten in schmalen Schuhen.

Der Beamte der Stadt kam herbei und verlas noch einmal das Urteil. Als er die Papierrolle auseinanderzog da knisterte es, und selbst die hinten stehenden Neugierigen hörten das Geräusch.

Unbewegt blieb das Gesicht der schönen Manon, als sie die Worte vernahm. Sie kannte sie längst, und sie machten ihr nichts aus. Es vergingen zwei Minuten, bis der Beamte die Rolle sinkenließ und den Soldaten ein Zeichen gab.

Die Männer führten Manon Descartes dicht an das Schafott heran. Sie wollten sie in die Knie drücken, doch die Frau beugte sich von allein. Sie streckte auch den Kopf so vor, dass ihr schlanker Hals in die kleine Mulde passte, vor der der Korb stand. Sie konnte auf das Sägemehl schauen.

Atemlose Stille senkte sich über die Hinrichtungsstätte. Die Zuschauer in den hinteren Reihen stellten sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. Andere hatten kleine Stühle oder Fußbänke mitgebracht, und die Hand des Henkers lag bereits auf dem kleinen Hebel, den er nur zu kippen brauchte, um das Fallbeil in Bewegung zu setzen.

Obwohl der Henker eine lächerliche Gestalt war, hatten alle Angst vor ihm. Frauen und Kinder machten einen Bogen, wenn sie ihn sahen, und oft hörten die Menschen ihn mit sich selbst sprechen.

Er war ein Geächteter, aber man brauchte ihn. Wer übernahm schon so eine Arbeit?

Der Vertreter der Behörde nickte.

Für den Henker das Zeichen.

Plötzlich spaltete ein hässliches Grinsen sein Gesicht. Noch einmal schaute er in die Menge, sah die bleichen, angespannten Gesichter, die fast hungrig zu nennenden Blicke und sah den Schweiß auf manchen Stirnen. Sie schauten ihn und die Frau an. Jetzt war er der Mittelpunkt.

Dann legte er den Hebel um.

Ein kurzer Ruck am Fallbeil, die schräge Schneide blitzte für einen Moment auf, dann raste sie mit tödlicher Wucht nach unten auf den Hals des Opfers zu.

Ein Schlag.

Gleichzeitig der Schrei der Menge. Erlösung von der nahezu unheimlichen Spannung.

Jetzt musste der Kopf fallen …

Jetzt!

Aber er fiel nicht. Das Geräusch, mit dem die scharfe Schneide auf den Nacken der Frau getroffen war, hatte wohl nur der Henker gehört. Dumpf und metallisch zur gleichen Zeit, als hätte die Schneide einen Stein getroffen.

Der Henker stöhnte vor Grauen. Er starrte auf das Fallbeil, dann auf die Frau, die regungslos vor ihm kniete, und danach in den leeren Korb. Das Schafott hatte versagt.

Oder …?

Sekunden später kam es zur Panik. Plötzlich waren die Gaffer entsetzt. Sie rannten weg, sie wollten nichts mehr mit diesem Höllenspuk zu tun haben. Das war ein Werk des Teufels. Er hatte sich seiner Dienerin erbarmt, und auch den Henker hielt nichts mehr auf seinem Platz. Er floh wie die anderen.

Nur der Wirt blieb stehen.

Er allein starrte auf die im Schafott kniende Frau und dann auf die Wand des Hauses, wo die zahlreichen Köpfe hingen. Bei einigen glaubte er, ein Grinsen auf den...



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