Ecarius / Groppe / Malmede | Familie und öffentliche Erziehung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 306 Seiten, eBook

Ecarius / Groppe / Malmede Familie und öffentliche Erziehung

Theoretische Konzeptionen, historische und aktuelle Analysen

E-Book, Deutsch, 306 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-531-91814-3
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Im Zentrum der Beiträge des Sammelbandes steht die Familie als erste Erziehungs- und Sozialisationsinstanz und ihr Verhältnis zu öffentlicher Erziehung. Aufgegriffen und dargestellt werden unterschiedliche Theorieansätze aus der soziologischen und historischen Forschung und in ihrem Erkenntniswert für die Institution Familie und das Verhältnis von Familie und öffentlicher Erziehung analysiert. Mit historischen und aktuellen Untersuchungen zu Familienbildern in Institutionen und Diskursen und zur familialen Erziehung und Sozialisation im Kontext von Staat, Politik und Schule legen die Autorinnen und Autoren neue Analysen im Rahmen der erziehungswissenschaftlichen Familienforschung vor.


Dr. Jutta Ecarius ist Professorin für Erziehungswissenschaft am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Universität Gießen.
Dr. Carola Groppe ist Professorin für Erziehungswissenschaft, insbesondere Historische Bildungsforschung an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Dr. Hans Malmede ist Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Kultur und Medien der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
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Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;5
2;Einleitung der Herausgeber;7
3;Familie in historischer und gegenwärtiger Perspektive: Theoretische Konzeptionen und Diskussionen;10
3.1;Bildungsbedeutsamkeit von Familie und Schule. Familienhabitus, Bildungsstandards und soziale Reproduktion – Überlegungen im Anschluss an Pierre Bourdieu;11
3.2;‚Milieu‚ als Konzept der Historischen Familienforschung;32
3.3;Norbert Elias’ „Etablierte und Außenseiter“ – Anregungen für die Historische Familienforschung;54
3.4;Ansprüche an öffentliche Erziehung: Sind die Zuständigkeiten und Leistungen der Institutionen Familie und Schule austauschbar?;69
3.5;Theoretische und methodologische Voraussetzungen und Probleme einer bildungshistorischen Familienbiographie – Versuch einer Modellbildung;89
4;Staat – Familie – Schule;113
4.1;„A strategic position in American education”: Diskursive und politische Strategien für die Erweiterung der öffentlichen Kindergärten (1850-1950);114
4.2;Elternhaus und Schule – Kooperation und Opposition Zum Wechselverhältnis beider Sozialisationsinstanzen im 19. Jahrhundert;133
4.3;„Der aufmerksame Beobachter des modernen großstädtischen Lebens wird zugeben, dass die Familie heute leider nicht mehr den erziehlichen Wert früherer Tage besitzt.“;153
4.4;„Häusliches Elend“ und „Familienersatz“: Symbolische Konstruktionen in Legitimationsdiskursen von Ganztagsschulen in der Gegenwart;177
5;Familie, Politik und Beratung;195
5.1;Strukturelle Gefährdungen der Familie im Blick der Forschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts;196
5.2;„Lehret sie, dass sie nicht um ihrer selbst willen sind“ Frühkindliche Sozialisation im Nationalsozialismus;214
5.3;Der Erfolg des Scheiterns und das Scheitern des Erfolgs. Die Bedeutung der Familie für die politische Sozialisation: Potsdam 1957;238
5.4;Öffentliche Kleinkinderziehung in Deutschland im Fokus des Politischen. Von den Kindergärten 1848 zu den Kinderläden in der 68er Bewegung;259
5.5;Gesellschaftsbilder und Konzepte sozialer Steuerung über öffentliche Erziehung in der Familienpolitik und familienwissenschaftlichen Politikberatung Westdeutschlands, ca. 1950- 1980;282
6;Die Autorinnen und Autoren;304

der Herausgeber.- der Herausgeber.- Familie in historischer und gegenwärtiger Perspektive: Theoretische Konzeptionen und Diskussionen.- Bildungsbedeutsamkeit von Familie und Schule. Familienhabitus, Bildungsstandards und soziale Reproduktion — Überlegungen im Anschluss an Pierre Bourdieu.- ‚Milieu ‘als Konzept der Historischen Familienforschung.- Norbert Elias’ „Etablierte und Außenseiter“ — Anregungen für die Historische Familienforschung.- Ansprüche an öffentliche Erziehung: Sind die Zuständigkeiten und Leistungen der Institutionen Familie und Schule austauschbar?.- Theoretische und methodologische Voraussetzungen und Probleme einer bildungshistorischen Familienbiographie — Versuch einer Modellbildung.- Staat — Familie — Schule.- „A strategic position in American education“: Diskursive und politische Strategien für die Erweiterung der öffentlichen Kindergärten (1850–1950).- Elternhaus und Schule — Kooperation und Opposition Zum Wechselverhältnis beider Sozialisationsinstanzen im 19. Jahrhundert.- „Der aufmerksame Beobachter des modernen großstädtischen Lebens wird zugeben, dass die Familie heute leider nicht mehr den erziehlichen Wert früherer Tage besitzt.“.- „Häusliches Elend“ und „Familienersatz“: Symbolische Konstruktionen in Legitimationsdiskursen von Ganztagsschulen in der Gegenwart.- Familie, Politik und Beratung.- Strukturelle Gefährdungen der Familie im Blick der Forschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts.- „Lehret sie, dass sie nicht um ihrer selbst willen sind“ Frühkindliche Sozialisation im Nationalsozialismus.- Der Erfolg des Scheiterns und das Scheitern des Erfolgs. Die Bedeutung der Familie für die politische Sozialisation: Potsdam 1957.- Öffentliche Kleinkinderziehung in Deutschland im Fokusdes Politischen. Von den Kindergärten 1848 zu den Kinderläden in der 68er Bewegung.- Gesellschaftsbilder und Konzepte sozialer Steuerung über öffentliche Erziehung in der Familienpolitik und familienwissenschaftlichen Politikberatung Westdeutschlands, ca. 1950–1980.


"„Lehret sie, dass sie nicht um ihrer selbst willen sind"" Frühkindliche Sozialisation im Nationalsozialismus (S. 221-222)

Miriam Gebhardt

1 Einleitung

Die Stellung der Familie im Nationalsozialismus vermag immer noch Illusionen zu erzeugen, wie jüngst die umstrittenen Äußerungen einer Nachrichtensprecherin gezeigt haben.1 Man darf das zwar nicht ungestraft sagen, aber insgeheim gedacht wird es doch: Die Haltung zur Familie und besonders die zur Mutterschaft im 3. Reich gehört auf die vermeintliche Habenseite, ähnlich wie der Kampf gegen Arbeitslosigkeit, der Autobahnbau oder die Solidarität in der Volksgemeinschaft. Robert G. Moellers Eindruck scheint immer noch zuzutreffen, wonach „nicht zuletzt aufgrund der familienförderlichen Maßnahmen wie Ehestandsdarlehen, Familienunterstützungen und Steuervorteile für kinderreiche Familien"" (Moeller 1997: 34) die NS-Ideologie der 1930er Jahre einer gewissen Verklärung unterliege.

Auf diese Weise werden nicht nur die Schicksale der Verfolgten ausgeblendet, sowie die von Deutschland zu verantwortenden Folgen des Krieges für Familien und Kinder zahlreicher Völker – sondern es entsteht der Eindruck, das Geschehen in den deutschen Familien sei eine von Gesellschaft und Politik losgelöste Veranstaltung gewesen. Dieser der bürgerlichen Familienideologie zugrunde liegenden These einer kategorialen Trennung von Familie und öffentlichem Raum sitzt nicht nur der öffentliche Diskurs auf, schon frühzeitig haben auch Wissenschaftler die Familie und besonders die Mütter von einer Verstrickung in den Nationalsozialismus exkulpiert, und auch heute noch findet sich in Einzelstudien die These, wonach die Familie im Nationalsozialismus (lediglich) in eine „strukturelle Krise"" geraten sei, womit nichts anderes gemeint ist, als dass die Gefährdungen und Verwundungen dieses ansonsten gesunden Mikrosystems von außen kamen, durch ein Eindringen des Staates bzw. durch existentielle Risiken wie Krieg, Vertreibung und Mangel.

Die buchstäblich hausgemachten Probleme in der Familie entziehen sich auf diese Weise jedem Zugriff. Insbesondere die Familiensozialisation in der NS-Zeit ist, von einigen wenigen alltagsgeschichtlichen Mosaiksteinchen abgesehen, ein blinder Fleck im Gesamtbild der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts geblieben. Im Folgenden wird der Versuch unternommen, den Vorhang ein Stück weiter zu öffnen und die Aufmerksamkeit auf gewisse ideologische Grundkomponenten der familialen Sozialisation in der NS-Zeit zu lenken.

Zum einen auf die zeittypischen grundlegenden Vorstellungen vom Kind, der Anthropologie, und darauf, was sich für die Erziehungspraxis daraus ableitete, zum anderen, schon aufgrund der anhaltenden Diskussion einer vermeintlichen Privilegierung von Mütterlichkeit im Nationalsozialismus, auf Fragen der Beziehungsgestaltung zwischen Eltern und Kind. Dabei die frühkindliche Sozialisation die Hauptrolle spielen zu lassen, hat verschiedene Vorteile: Grundsätzlich ist die Frühsozialisation der Ort, an dem die basalen Selbstbilder wirken und Werthaltungen eingeübt werden (vgl. Trommsdorf 1989, Keller 2003), seit dem späten 19. Jahrhundert hat man darüber hinaus der ersten Lebenszeit eine immer zentralere Rolle beigemessen (vgl. Gestrich 1999, Cunningham 2006, Wong 2004, Schulz 2003), im Übergang zur Elternschaft wurde (und wird) ein Moment der erzieherischen Verhaltensunsicherheit vermutet, weshalb Interventionen besonders gerne frühzeitig ansetzen, schließlich sind die Vorstellungen zur frühkindlichen Sozialisation ein Barometer für Wandel, denn gerade hier stoßen festere Strukturen, über die intergenerationelle Transmission in der Familie verfestigt, mit gegenwärtigen Interessenlagen und Erfahrungen zusammen."


Dr. Jutta Ecarius ist Professorin für Erziehungswissenschaft am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Universität Gießen.

Dr. Carola Groppe ist Professorin für Erziehungswissenschaft, insbesondere Historische Bildungsforschung an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.

Dr. Hans Malmede ist Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Kultur und Medien der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.


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