E-Book, Deutsch, 248 Seiten
Eckmann Schneewittchen
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7583-7888-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein romantischer Thriller voller Dunkelheit, Liebe und Gefahr
E-Book, Deutsch, 248 Seiten
ISBN: 978-3-7583-7888-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In Pinneberg wurde Peter Eckmann im Jahr 1947 geboren, in Hamburg, in der Nähe der Reeperbahn, wuchs er auf. Er erlernte den Beruf des Chemielaboranten und schloss 1972 sein Studium zum Chemie-Ingenieur ab. Bis 1975 arbeitete er noch in Hamburg, ehe es ihn zum Unternehmen Dow nach Stade zog. An seinem 59. Geburtstag bot sich Peter Eckmann die Gelegenheit, in den Vorruhestand zu wechseln. 'Ich bin viel mit dem Fahrrad unterwegs und kümmere mich gerne um meinen Garten', nennt Peter Eckmann seine Hobbys. 'Ansonsten schreibe ich nur noch', fügt er hinzu. Mit seiner Frau Eva Maria ist er seit 1974 verheiratet.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Die Gefangenschaft
Victoria von Bosbach und ihre Stieftochter leben in der Villa, die ihr der Vater, beziehungsweise der Ehemann, hinterlassen hat. Das Grundstück erstreckt sich von der Straße »Elbinsel Krautsand« bis an den Deich der Elbe. Das Anwesen wirkt wie ein kleines Schloss. Konstantin von Bosbach war keinen finanziellen Zwängen unterworfen, als er den Bau in Auftrag gab. Die Grundfläche beträgt 250 Quadratmeter, es gibt ein Obergeschoss und einen runden Turm, einem Bergfried mit Absicht nicht unähnlich. Vom Obergeschoss und vom Turm aus hat man eine weite Sicht über den Deich auf die Elbe und die Elbinsel Rhinplate.
Die Tochter des Hauses ist den Turm hinaufgestiegen. Auf den rauen Stein der Brüstung hat sie ein Kissen gelegt, um ihre Unterarme darauf abstützen zu können. Sie beobachtet die gemächlichen Bewegungen der Schiffe auf der Elbe. Sie versinkt in Grübeleien, sie denkt an den geliebten Vater, den sie so sehr vermisst. Sie hadert mit ihrem Schicksal, das sie dazu verurteilte, mit einer herzlosen, selbstsüchtigen Frau als Stiefmutter ihr Leben zu verbringen. Maja kann bis heute nicht verstehen, warum ihr Vater diese gefühllose Frau geheiratet hat. An ihre Mutter hat sie nur vage Erinnerungen, die zu ihrem Kummer immer schwächer werden. Aus Erzählungen von Martina Tiedemann, die schon zu Lebzeiten ihrer Mutter im Haus angestellt war, weiß Maja, dass sie liebevoll und empathisch gewesen war.
Martina kümmert sich um alles, was im Haushalt anfällt, einschließlich des Kochens. Darüber ist Maja froh, denn Victoria kann und will nicht kochen. Die Hausherrin schikaniert Martina oft und behandelt sie wie eine Dienstmagd.
Maja besucht das Gymnasium der Elbmarschenschule in Drochtersen, ihr Abschluss wird vor diesem Sommer sein. Seit einer Woche sind Sommerferien, im nächsten Monat wird sie 18 Jahre alt. Noch dieses Jahr sollte sie das Abitur in der Tasche haben. Anschließend möchte sie zur Hotelfachschule. Der Gedanke, später vielleicht einmal in einem anderen Land ein Hotel zu führen, gefällt ihr.
Vorerst wird ihr Geburtstag stattfinden, es wird in vier Wochen sein, am 13. August. Sie wird wahrscheinlich ein Auto bekommen, sie besucht seit ein paar Wochen eine Fahrschule in Drochtersen, noch ein paar Fahrstunden und sie kann die praktische Prüfung ablegen.
Unten auf dem Parkplatz hält ein dunkelblauer Sportwagen mit offenem Klappdach. Es ist Günter Boll, der Freund ihrer Stiefmutter. Maja hört die Autotür zuschlagen, dann betritt der große, gut aussehende Mann das Haus. Er besitzt einen Schlüssel, um seine Geliebte - ihre Stiefmutter - jederzeit besuchen zu können. Die ist ganz verschossen in ihren Günter, Maja dagegen findet ihn arrogant und geht ihm möglichst aus dem Weg. Er ist der Sohn eines Arztes aus Drochtersen, er arbeitet als Rechtsanwalt in einer Kanzlei in Stade.
Ein weiterer Wagen fährt vor. Es ist ein Volkswagen Golf, sie kennt die Fahrerin. Es ist eine Freundin Victorias, Claudia Kirchberg. Die Frau ist ihr noch unangenehmer als Günter Boll.
Sie hört Schritte auf der Treppe, es ist Martina Tiedemann. „Hallo, Schätzchen!“, begrüßt diese die junge Frau. Sie mag die oft traurig wirkende Maja gern und versucht, sie die herzlose Stiefmutter vergessen zu lassen. „Es ist noch Kuchen übrig, soll ich dir etwas bringen?“
„Ist es der Krokant-Kuchen, den du immer so toll zubereitest?“ Ein Lächeln huscht über das Gesicht des schwarzhaarigen Mädchens.
„Danke für das Lob, ja, es ist der Krokant-Kuchen. Außerdem sind noch zwei Stücke Schwarzwälder Kirsch zu haben.“
„Klasse Martina, davon nehme ich gerne. Ich komme runter zu dir in die Küche, du bist schließlich nicht unser Dienstmädchen, auch wenn Victoria das zu denken scheint. Wir trinken einen Cappuccino, ja?“ Sie läuft hinter Martina Tiedemann die Treppe hinunter. „Weißt du, warum sich die Herrschaften treffen?“
Die zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich hab’ ein paar Mal deinen Namen gehört, ich fürchte, das bedeutet nichts Gutes.“
„Meine Stiefmutter wird nicht zögern, mir das Ergebnis beizeiten unter die Nase zu reiben.“
„Davon gehe ich auch aus.“
Maja setzt sich an den kleinen Tisch in der Küche, vor sich ein hohes Glas mit dem duftenden Getränk. Martina Tiedemann stellt eine Platte mit Kuchenstücken auf den Tisch.
„Setz dich doch zu mir, dann können wir ein bisschen klönen. Soll ich dir einen Kaffee bereiten?“, fordert Martina die junge Frau auf.
„Das mache ich gerne, darum brauchst du dich nicht zu bemühen, das bekomme ich gerade noch selbst hin.“
Martina sitzt am Tisch, nippt an einer Tasse mit Cappuccino und sieht Maja zu, wie sie sich den Krokant-Kuchen mit Genuss einverleibt. Sie ist eine etwas pummelige Frau mit einer blonden Kurzhaarfrisur, die 40 Jahre hat sie vor zwei Jahren überschritten.
„Sag mal, wie lange bist du eigentlich schon bei uns?“, möchte das junge Mädchen wissen.
„Beinahe von Anfang an. Ich habe damals gehört, dass dein Vater, der Freiherr von Bosbach, eine Hilfe für seine Frau benötigte. Du warst gerade auf die Welt gekommen – du warst so ein hübsches Baby!“, ruft sie entzückt aus.
„Danke, ich kann nichts dafür. Jetzt bin ich nicht mehr hübsch?“, erwidert Maja amüsiert.
„Doch, doch. Du weißt schon, wie ich das meine.“
Sie lachen beide.
„Wie war meine Mutter denn? Ich kann mich kaum an sie erinnern.“
„Deine Mutter war eine wunderbare Frau. Sie war vier Jahre älter als ich, sie hat mich wie eine jüngere Freundin behandelt und hat mich Standesunterschiede nicht spüren lassen. Als sie starb, ist für deinen Vater eine Welt zusammengebrochen.“
„Das kann ich mir vorstellen, so früh schon die Frau zu verlieren.“
„Ja, das ist nun leider vorbei. Als dein Vater dann Victoria Bergmann kennenlernte, war es um ihn geschehen. Sie sah seiner verstorbenen Frau sehr ähnlich, das hat für ihn den Ausschlag gegeben. Dass er eine herzlose Frau ehelichte, die nur auf sein Geld und seinen gesellschaftlichen Stand sah, hat er in seiner Verblendung nicht bemerkt.“
„Du magst meine Stiefmutter nicht besonders, nicht?“
„Sie ist eine schreckliche Person, immer nur auf ihren Vorteil bedacht.“ Sie lächelt. „Habe ich dir erzählt, dass deine Stiefmutter neulich von einer Wespe gestochen worden ist?“
„Nein. Du hast dich sicher heimlich darüber gefreut?“
„Soweit kam es nicht, die Wespe fiel tot zu Boden.“
Die beiden Frauen lachen entspannt, sie freuen sich, dass sie so oft einer Meinung sind.
„Hast du bemerkt, dass sich deine Stiefmutter fast täglich in ihrem Spiegel bewundert? Sie hat ein seltsames Verhältnis mit dem, mitunter spricht sie mit ihm.“
„Mit einem Spiegel?“, fragt Maja überrascht.
„Ja, sie hat schon einen Vogel. Sie hält sich für die hübscheste Frau in der ganzen Gegend.“
„Na, ja. Sie ist schon sehr hübsch.“
„Du bist tausendmal schöner als sie. Der entscheidende Unterschied ist der, dass du – genauso wie deine Mutter – eine innere Schönheit hast. Du hast ein Herz aus Gold und ein offenes, ehrliches Wesen. Das hat deine Stiefmutter nicht, darum kann sie nie so schön sein, wie du.“
„Das war jetzt ein bisschen sehr oft schön.“
„Ist doch wahr. Wie kann man nur so viel Aufhebens um Äußerlichkeiten machen, das ist eben typisch Victoria von Bosbach.“
„Ich denke, ich werde das schöne Werter nutzen und mich im Pool amüsieren. Wir sollten unser Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortsetzen, hat mir sehr gefallen. Später werde ich mir auf der Terrasse noch einen Kaffee genehmigen.“
„Mach das. Ich an deiner Stelle würde es auch so machen. Pass auf die Sonne auf, creme dich ein und bleibe immer im Schatten. So blass, wie du bist, holst du dir noch einen Sonnenbrand.“
„Vielen Dank für deine Fürsorge. „Komm doch mit - wer hindert dich?“
Martina Tiedemann verzieht das Gesicht. „Ich höre schon deine Stiefmutter: ,Der Swimming-Pool ist nicht für das Personal gedacht. Die sollen arbeiten und nicht unverdient an unserem Wohlstand teilhaben’. Danke, darauf kann ich verzichten.“
„Das wird wohl so stattfinden, ich kann dich verstehen. Obwohl – sie selbst hat nichts zu dem Wohlstand beigetragen“, entgegnet die langbeinige Schönheit. „Wir trinken doch zusammen Kaffee, oder? Du bist der einzige Lichtblick in diesem Haus...“ ein paar Minuten später ist sie zurück, sie hat sich ihren blauen Bikini angezogen.
„Pass auf, dass du nicht verbrennst!“, ruft ihr Martina nach, „du weißt, wie empfindlich deine Haut ist!“ Maja winkt und stürzt sich in das kühle Wasser.
Victoria von Bosbach,...




