Ess | Die 101 wichtigsten Fragen - China | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 7012, 177 Seiten

Reihe: Beck Paperback

Ess Die 101 wichtigsten Fragen - China

E-Book, Deutsch, Band 7012, 177 Seiten

Reihe: Beck Paperback

ISBN: 978-3-406-75469-2
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Durch wieviele Länder führt die 'Neue Seidenstraße'? Warum hat die chinesische Führung Angst vor den Uiguren? Ist China immer noch kommunistisch? Und warum kommen aus China immer wieder Krankheiten? Knapp, kenntnisreich und für jeden verständlich beantwortet Hans van Ess die wichtigsten Fragen zum Reich der Mitte. Die erfolgreiche Einführung wurde für die 3. Auflage aktualisiert und überarbeitet.
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Geschichte
1. Wie alt ist China?  Wer nach China kommt, wird schnell mit der Aussage von der fünftausendjährigen Geschichte Chinas konfrontiert. Diese Zahl mag dem Historiker ein wenig willkürlich erscheinen. Wie soll man den Beginn der «Geschichte» überhaupt bestimmen? Belege für eine frühe Besiedelung Chinas durch den Homo Erectus lieferten zu Anfang des 20. Jahrhunderts in der Nähe von Peking Knochenfunde, die auf ein Alter von 300.000 bis 700.000 Jahren geschätzt werden. Auf der Grundlage dieser und anderer Funde lehnt eine Reihe chinesischer Wissenschaftler die sogenannte «Out of Africa»-These ab, derzufolge der Mensch sich von Afrika aus auf der ganzen Welt verbreitete. Ihrer Meinung nach hat sich der Mensch an verschiedenen Stellen der Welt, unter anderem in China, unabhängig entwickelt. Zu den ersten bedeutenden Kulturen, die Archäologen in China ausmachen konnten, gehören die Yangshao- (5000–3000 v. Chr.) und die Longshan-Kultur (3000–2000 v. Chr.). Eine ganze Siedlung, die auf die Zeit um 4000 v. Chr. datiert, wurde in Banpo, einem Dorf bei Xi’an in der westchinesischen Provinz Shaanxi, gefunden. Weil sich in einigen Frauengräbern mehr Tongefäße als in Männergräbern befanden, wird dem Besucher unter Verweis auf Friedrich Engels nahegelegt, in Banpo habe das «Matriarchat» geherrscht. Jedoch sind die Belege zu dünn, als dass dieser Theorie gefolgt werden könnte. Die Vorstellung von der fünftausendjährigen Geschichte geht demgegenüber auf die Angaben der traditionellen chinesischen Historiographie zurück. Als sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in China eine kritische Bewegung daran machte, überkommene Vorstellungen zu hinterfragen, fiel bald auf, dass die chinesische Geschichte paradoxerweise umso weiter zurückreichte, je weiter sie voranschritt: In den frühesten Texten ist immer wieder von den drei Kaisern Yao, Shun und Yu die Rede, die alle im dritten Jahrtausend v. Chr. gelebt haben sollen. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wird die Geschichte um weitere Herrscher ergänzt, vor allen Dingen den Gelben Kaiser, der einige Generationen vor Yao China regiert haben soll, und Shennong, den «Göttlichen Landmann», der auch als «Flammenkaiser» bekannt ist. Als Weltenschöpfer ist in manchen Texten des 2. Jahrhunderts Pangu angegeben, in anderen das Paar Fuxi und Nüwa, das in der Ikonographie gerne in Form zweier verschlungener Drachen dargestellt wird. Um das Jahr 0 westlicher Zeitrechnung finden sich erste Versuche, diese Kaiser in eine zeitliche Abfolge zu bringen und auszurechnen, wann sie gelebt haben. Erst im 11. Jahrhundert ist dieser Prozess der Errechnung einer mythischen Chronologie ganz abgeschlossen. Fuxi soll danach im Jahr 2852 v. Chr. die Herrschaft angetreten haben, der Flammenkaiser 2737 und der Gelbe Kaiser 2697 v. Chr. Zu Ende des letzten Jahrhunderts hörte man in China immer häufiger die Bezeichnung «Enkel des Gelben Kaisers und des Flammenkaisers» für das chinesische Volk, und an mehreren Stätten wurden Statuen dieser Gründerahnen aufgestellt. Dies geschah in Anlehnung an den chinesischen Bauernkalender, der seine Jahreszählung mit dem Gelben Kaiser beginnt. Doch ist sich die Wissenschaft in China und andernorts weitgehend einig, dass dieser ebenso wie Yao und Shun ins Reich der Mythologie zu verweisen ist. Keine Einigkeit besteht allerdings hinsichtlich der Person des Yu, dem traditionell die Bändigung der überbordenden Fluten und die Einteilung Chinas in neun Regionen zugeschrieben wurde. Er ist nämlich der Begründer der Xia-Dynastie, die bis zum Machtantritt der Könige der Shang-Dynastie im 18. Jahrhundert v. Chr. für mehr als 400 Jahre über China geherrscht haben soll. Von der überwiegenden Mehrzahl der westlichen Sinologen werden auch die Xia als mythisch angesehen, weil es keinerlei archäologische Zeugnisse gibt, die ihre Historizität belegen könnten. Einige chinesische Wissenschaftler indes haben geglaubt, die Chronologie der Xia-Dynastie einigermaßen exakt bestimmen zu können. Sicheren Boden betritt die Wissenschaft erst mit der Dynastie Shang, aus deren Zeit schon eine recht genaue Herrscherfolge überliefert war. Diese ist Ende des 19. Jahrhunderts durch den Fund von zu Orakelzwecken verwendeten Knochen, in die Namen der Shang-Herrscher eingeritzt waren, eindrucksvoll bestätigt worden. Die Rede von 5000 Jahren ist also eindeutig ahistorisch. Sie hat aber für das sonst sehr historisch denkende China den Vorteil, die eigene Geschichte an den Beginn der alten Hochkulturen des Vorderen Orients heranzuführen, der etwa auf 3000 v. Chr. anzusetzen ist. 2. Woher kommt der europäische Name Chinas?  Eine Antwort auf diese Frage fällt viel schwerer, als manches Einführungswerk glauben machen möchte. Allgemein wird angenommen, dass sich die Bezeichnung China vom Namen der Dynastie Qin (sprich: Tchin, mittelchinesisch «Ts’ien») herleitet, die im Jahr 221 v. Chr. das chinesische Reich einte. Indessen sprechen die meisten römischen Quellen, unter denen Plinius der Ältere und Strabo hervorzuheben sind, von einem Land der Serer, also der Seidenhersteller, wenn von den östlichsten Gegenden der Welt die Rede ist. Hinter diesem Wort steckt allerdings keine echte Kenntnis Chinas, so dass auch ein anderes Volk gemeint sein könnte. Nach landläufiger Auffassung schon im 1. Jahrhundert n. Chr. verfasst worden ist der Heidelberger Periplus Maris Erythraei, der ein im äußersten Norden gelegenes Land This und dessen mit Seide handelnde Stadt Thinae erwähnt, die manche gerne mit China und Qin gleichsetzen wollen. Andererseits siedelt Ptolemaios die Stadt Thinae im äußersten Süden von «Sinai» an, das aber von manchen Fachleuten nicht unbedingt als China identifiziert wird, sondern eher Südostasien bezeichnen könnte. In chinesischen Quellen ab dem 4. Jahrhundert findet ein See mit Namen «Qin-Meer» Erwähnung, der heute in der Wüste Taklamakan lokalisiert wird. Dies könnte dafür sprechen, dass «Sina» auf ein China vorgelagertes zentralasiatisches Land zurückgehen könnte. Aussagekräftige Belege gibt es erst aus dem 6. Jahrhundert, in dem der byzantinische Historiker Prokopios den Schmuggel von Seidenraupen aus Serinda beschreibt und der Indienfahrer Kosmas vom Seidenland «Tzinista» berichtet. Indes hat es zu dieser Zeit zusätzlich eine Jin-Dynastie und drei weitere, von nomadischen Fremdvölkern gebildete «Qin-Dynastien» gegeben (in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts), auf die der Name «China» ebenfalls zurückgehen könnte. Schon im 1. Jahrhundert heißt es aber in chinesischen Quellen, dass Nachbarvölker die Chinesen als «Männer von Qin» bezeichneten, obwohl mittlerweile die Dynastie Han (207 v. Chr.–220 n. Chr.) an der Macht war. Der russische Name für China lautet «Khitai», und die Abwandlungen «Catay» oder «Cathay» finden sich überdies in der westeuropäischen Literatur. Wie «China» geht auch diese Bezeichnung auf eine Dynastie zurück, nämlich auf die Liao-Dynastie, die zu Beginn des 10. Jahrhunderts in Nord- und Nordwestchina von dem möglicherweise mongolischen Volk der Khitan gegründet wurde. Lange hielt sich übrigens in Europa der Glaube, dass es sich bei Sina und Khitai um zwei verschiedene Länder handele. Ein weiteres Detail erstaunt den Betrachter: In der zu Beginn des 5. Jahrhunderts verfassten Geschichte der Späteren Han-Dynastie (25–220 n. Chr.) ist die Rede von einem Land namens «Großes Qin», das sich «westlich des Meeres» und westlich von Indien befinde. Die Identifizierung des «Großen Qin» mit «Rom» ist mittlerweile allgemein anerkannt. Zur Begründung, warum man in China diesen Namen verwende, sagt der Text lediglich, die Bevölkerung sei groß, ausgeglichen und gerecht, genau wie in China selbst. Daher habe man das Land «Großes Qin» genannt. So könnte es sein, dass der Name «China» eine Spiegelung einer Bezeichnung ist, die chinesische Händler den Römern gaben. 3. Wie bezeichnen die Chinesen ihr Land und sich selbst?  China heißt im modernen Chinesischen Zhongguo. Dieser Begriff bezeichnete ursprünglich die Ökumene aus mehreren Staaten, mit denen die Gründer der Zhou-Dynastie, nachdem sie um 1050 v. Chr. die Shang-Dynastie abgelöst hatten, Familienmitglieder und enge Gefolgsleute belehnten. Der Name bedeutet korrekt übersetzt «Die Mittellande», nicht etwa, wie dies oft zu lesen ist, «Reich der Mitte». Daneben gab es damals in Gemengelage mit den Mittellanden einzelne Staaten, die...


Hans van Ess ist Professor für Sinologie, Vizepräsident der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Präsident der Max Weber Stiftung.


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