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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 14, 416 Seiten

Reihe: Elemental Assassin

Estep Spinnenrache

Elemental Assassin 14
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-492-99602-0
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Elemental Assassin 14

E-Book, Deutsch, Band 14, 416 Seiten

Reihe: Elemental Assassin

ISBN: 978-3-492-99602-0
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Gin Blanco lässt sich von nichts so leicht aus der Ruhe bringen. Seit sie zu Ashlands Königin der Unterwelt geworden ist, muss sie sich täglich mit Dieben, Betrügern und anderen Kriminellen herumschlagen. Doch als eine tot geglaubte Verwandte ihres Ziehbruders Finn in die Stadt zurückkehrt, wird Gins Leben endgültig auf den Kopf gestellt. Was wird mit Gins Familie passieren, wenn Finn sich der mächtigen Eismagierin Deirdre zuwendet? Er war bisher Gins rechte Hand, aber plötzlich fühlt sie sich ausgeschlossen. Obwohl sie sich gerne für Finn freuen würde, beschleicht »die Spinne« Gin das ungute Gefühl, dass hinter der Verwandtschaftszusammenführung eine finstere Absicht steckt ...

Jennifer Estep ist SPIEGEL- und internationale Bestsellerautorin und immer auf der Suche nach ihrer nächsten Fantasy-Romanidee. In ihrer Freizeit trifft sie sich gerne mit Freunden und Familie, macht Yoga und liest Fantasy- und Liebesromane. Außerdem sieht sie viel zu viel fern und liebt alles, was mit Superhelden zu tun hat. Sie hat bereits mehr als vierzig Bücher sowie zahlreiche Novellen und Kurzgeschichten veröffentlicht. Bei Piper erscheinen ihre Young-Adult-Serien um die »Mythos Academy«, »Mythos Academy Colorado«, »Black Blade«, »Die Splitterkrone« und »Gargoyle Queen« sowie die Urban-Fantasy-Reihen »Elemental Assassin«, »Bigtime« und »Section 47«.
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1


Ein Grab zu öffnen, war eine schwere, dreckige Arbeit.

Nur gut, dass schwere, dreckige Arbeit zu meinen Spezialitäten gehörte. Auch wenn das hier ein wenig aus dem Rahmen fiel. Als die Spinne, von Beruf Profikillerin, bringe ich Leute gewöhnlich eher unter die Erde, statt sie wieder herauszuholen.

Doch hier war ich nun, auf dem Blue-Ridge-Friedhof, um kurz nach zehn Uhr in dieser kalten Novembernacht. Winzige Schneeflocken trudelten aus den dunklen Wolken am Himmel und tanzten in der böigen Brise wie zerbrechliche Kristall-Elfen. Hin und wieder frischte der Wind auf, beschoss mich mit Wolken aus Schnee und presste mir eisige Flocken an die ausgekühlten Wangen.

Ich ignorierte den neuesten Ansturm von Schneeflocken auf mein Gesicht und grub weiter, so wie ich es schon seit einer Stunde tat. Die Schaufel in die gefrorene Erde zu bohren und sie dann auf einen Haufen zu kippen, hatte nur ein Gutes: Die wiederholte Bewegung hielt mich warm und gelenkig. Sonst wäre ich genauso kalt und steif geworden wie die Grabsteine um mich herum.

Trotz des Schnees gab es genug Licht, dank der altmodischen Straßenlaternen entlang der Hauptwege des Friedhofes. Eine der Lampen stand nur ungefähr fünf Meter von der Stelle entfernt, an der ich grub. Ihr goldenes Licht beschien den aufragenden Stein vor mir, sodass der eingemeißelte Name auf dem grauen Stein so dunkel hervortrat wie Blut.

Deirdre Shaw.

Die Mutter meines Ziehbruders, Finnegan Lane. Eine Eismagierin. Und eine potenziell gefährliche Feindin.

Vor einer Woche hatte ich eine Akte gefunden, die Fletcher Lane – Finns Vater und mein Profikiller-Mentor – in seinem Büro versteckt hatte. Und in der erklärt wurde, dass Deirdre mächtig, hinterlistig und verräterisch war – und bei Weitem nicht so tot, wie alle glaubten. Also war ich heute Abend hierhergekommen, um herauszufinden, ob sie sich wirklich die Radieschen von unten ansah. Ich hoffte, dass sie tot war und in ihrem Grab verrottete. Darauf gewettet hätte ich aber nicht.

Zu viele Dinge aus meiner eigenen Vergangenheit waren wieder aufgetaucht, um mich zu verfolgen, als dass ich etwas so Wichtiges dem Zufall überlassen hätte.

Plonk.

Meine Schaufel traf auf etwas Hartes, es klang wie Metall. Ich unterbrach meine Bewegungen und atmete tief durch, weil ich hoffte, den Geruch von Verfall wahrzunehmen. Doch ich roch nur den kalten, frischen Duft des Schnees, gepaart mit dem angenehmen Aroma reichhaltiger Erde. Weder Verwesung noch Tod und – wahrscheinlich – auch keine Leiche.

Eilig kratzte ich den Rest der Erde vom Sarg. Eine Rune war in den Deckel gestanzt – gezackte Eisscherben, die so zusammengefügt worden waren, dass sie ein Herz bildeten. Mein Magen verkrampfte sich vor Anspannung. Fletcher hatte dieselbe Rune auf den Deckel von Deirdre Shaws Akte gezeichnet. Das war definitiv das richtige Grab.

Ich stand bereits in der Grube, die ich gegraben hatte. Jetzt kratzte ich noch ein paar Erdbrocken weg, damit ich neben dem Kopfteil des Sarges in die Hocke gehen konnte. Der Metalldeckel war verschlossen, doch er durfte einfach zu lösen sein. Ich legte meine Schaufel zur Seite, zog meine schwarzen Handschuhe aus, hob die Hände und rief meine Eismagie. Die identischen Narben in meinen Handflächen – ein kleiner Kreis umgeben von acht dünnen Strichen – begannen im kalten, silbernen Licht meiner Macht zu glühen. Meine Spinnenrune – das Symbol für Geduld.

Als ich genug Magie hielt, senkte ich die Hände, legte meine Finger um die Schlösser am Sargdeckel und beschoss sie mit meiner Eismacht. Ich überzog die Schlösser mit einer ungefähr fünf Zentimeter dicken Eisschicht, dann schickte ich einen weiteren Magiestoß aus, um die kalten Kristalle zum Bersten zu bringen. Gleichzeitig verhärtete ich meine Haut mit meiner Steinmagie. Die Schlösser zerbrachen unter dem magischen Angriff und meine verhärtete Haut verhinderte, dass die scharfen Splitter mich verletzten. Ich schlug mir die Reste der Schlösser und des elementaren Eises von den Händen, vergrub meine Füße in der Erde, griff nach dem Deckelrand und zerrte daran.

Der Deckel war schwerer, als ich erwartet hatte. Das Metall wollte einfach nicht aufgehen, nicht nach all den friedlichen Jahren im Boden. Der Sarg knirschte und quietschte protestierend, doch ich schaffte es, den Deckel ein paar Zentimeter nach oben zu stemmen. Eilig schnappte ich mir meine Schaufel und schob das Blatt in den Spalt, um mein Werkzeug als Hebel einzusetzen.

Erde prasselte um mich herum zu Boden und vermischte sich mit den Schneeflocken. Ich musste die Nase rümpfen, um ein Niesen zu unterdrücken. Ich schob die gesamte Länge der Schaufel zwischen Deckel und Rand des Sarges, damit die Kiste offen blieb. Dann wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, stemmte die Hände auf die Knie, schöpfte Atem und sah nach unten.

Genau wie ich es erwartet hatte, war der Sarg mit schneeweißer Seide ausgekleidet, mit einem kleinen, eckigen Kissen ganz oben, wo der Kopf einer Person ruhen sollte. Doch direkt unter dem Kissen, genau in der Mitte des feinen Stoffbezuges, entdeckte ich etwas, mit dem ich wirklich nicht gerechnet hatte.

Ein Kästchen.

Es hatte ungefähr die Größe eines Handkoffers und bestand aus Steinsilber – einem widerstandsfähigen Metall, das zusätzlich die einzigartige Eigenschaft besaß, Magie aufzunehmen und zu speichern. Die graue Oberfläche des Kästchens glänzte wie eine frisch geprägte Münze, sodass es ebenso sauber und unberührt wirkte wie der weiße Seidenbezug.

Ich runzelte die Stirn. Ich hatte damit gerechnet, den Sarg vollkommen leer vorzufinden. Oder mit einer verwesenden Leiche. Wenn ich viel Glück gehabt hätte, hätte tatsächlich die tote Deirdre Shaw darin gelegen.

Wieso also befand sich dort ein Kästchen? Und wer hatte es in den Sarg getan?

Während ich den kleinen Koffer anstarrte, verkrampfte sich mein Magen zu immer mehr kleinen Knoten. Vor Kurzem hatte ich mich Raymond Pike entgegengestellt, einem Metallelementar, der gerne Bomben gelegt hatte, bevor ich dabei geholfen hatte, ihn im botanischen Garten unter die Erde zu bringen. Raymond hatte einen Brief erhalten, auf dem Deirdre Shaws Rune geprangt hatte. Und er hatte damit angegeben, dass die beiden Geschäftspartner waren – und dass sie die kaltherzigste Person war, der er je begegnet war. Ich fragte mich, ob er ihr den Gefallen getan hatte, das Kästchen in ihrem Sarg zu verkabeln, damit sie jeden in die Luft sprengen konnte, der nachschaute, ob sie wirklich tot war.

Also setzte ich meine Steinmagie ein, um auf die Steine in der Umgebung des Sarges zu lauschen. Doch das Element murmelte nur über die Kälte, den Schnee und die Ruhestörung durch mich. Ich konnte keine anderen emotionalen Resonanzen von den Steinen auffangen … was bedeutete, dass sich diesem Sarg seit Jahren niemand genähert hatte.

Ich ging in die Hocke und strich die Erde zur Seite, die beim Öffnen des Sarges auf den kleinen Koffer gefallen war. Von der Steinsilber-Kiste strahlte keine Magie aus, obwohl auf ihrem Deckel ebenfalls eine Rune prangte – derselbe kleine Kreis umgeben von acht dünnen Strahlen, der auch in meine Handflächen eingebrannt war.

Meine Spinnenrune.

»Fletcher«, flüsterte ich. Mein Atem bildete eine Wolke vor meinem Gesicht.

Der alte Mann hatte das Kästchen hier versteckt, damit ich es fand. Daran zweifelte ich keinen Moment. Fletcher war scheinbar der Einzige, der gewusst hatte, dass Deirdre Shaw nicht tot war. Und noch wichtiger, er hatte mich gekannt. Ihm war bewusst gewesen, dass ich – sollte Deirdre jemals wieder in Ashland und in Finns Leben auftauchen – die Akte über sie finden und hierherkommen würde, um nachzusehen, ob sie tot und beerdigt war.

Wieder einmal hatte der alte Mann mir über seinen Tod hinaus Hinweise hinterlassen, von jenseits seines Grabes, das nur etwa hundert Meter entfernt lag. Aus irgendeinem Grund waren er und Deirdre nicht nebeneinander beerdigt worden. Eine Tatsache, über die ich bis heute nicht groß nachgedacht hatte. Ich fragte mich, wieso Fletcher die angeblich tote Mutter seines Sohnes nicht in seinem Grab hatte beerdigen lassen. Irgendetwas musste zwischen ihm und Deirdre vorgefallen sein – etwas Schlimmes.

Ich ließ meine Finger auch über die Seide in der unteren Hälfte des Sarges gleiten, für den Fall, dass dort noch etwas anderes versteckt worden war. Doch ich fand nichts mehr. Also schob ich die Hände unter das Kästchen und hob es aus seinem seidigen Kokon. Es war überraschend schwer, als hätte Fletcher die Kiste bis zum Rand mit Informationen gefüllt. Das Gewicht machte mich noch neugieriger auf das, was sich darin befand …

»Hast du auch etwas gehört, Don?«

Ich erstarrte und hoffte inständig, dass ich mir die hohe Frauenstimme nur eingebildet hatte.

»Jepp, habe ich, Ethel«, antwortete eine tiefere, männliche Stimme.

So viel Glück hatte ich nicht.

Das Kästchen immer noch in den Armen, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und spähte über den Rand des Grabes. Ein Mann und eine Frau standen ungefähr zehn Meter entfernt von mir. Ihrem muskulösen Körperbau und ihrer Größe von kaum einem Meter fünfzig nach waren sie beide Zwerge. Ich hatte nicht gehört, dass ein Auto auf den Friedhof gerollt wäre, also mussten die beiden in der Nähe geparkt haben und zu Fuß aufs Gelände gekommen sein, genau wie ich. Sie trugen warme Winterkleidung ganz in Schwarz und hatten keine Taschenlampen dabei, was bedeutete, dass sie nicht entdeckt werden wollten. Außerdem hatten sie Schaufeln geschultert, deren Metallteile im silbernen Licht der Laternen glänzten. Es gab nur...



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