E-Book, Deutsch, 100 Seiten
Fey Gelassenheit siegt!
17. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96186-244-3
Verlag: Walhalla und Praetoria
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Mit Fragen, Vorwürfen, Ärger und Angriffen souverän umgehen
E-Book, Deutsch, 100 Seiten
ISBN: 978-3-96186-244-3
Verlag: Walhalla und Praetoria
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
So bleiben Sie souverän!
Statt sich zu ärgern oder nach einer schlagfertigen Antwort zu suchen, ist es erfolgreicher, ganz bewusst Strategien einzusetzen, um Abstand und Zeit zu gewinnen. Frei nach dem Motto: »Keine Macht dem Ärger!«
Dr. Gudrun Fey zeigt, dass Sie auch in der (vermeintlich) schwächeren Position die Möglichkeit haben, sich zur Wehr zu setzen. Letztlich siegen nicht Schlagfertigkeit, sondern Gelassenheit und Souveränität.
In Bestseller Gelassenheit siegt! vermittelt sie, wie Sie
- sich bei provokanten Fragen, Vorwürfen und persönlichen Angriffen souverän selbst behaupten,
- in kritischen Situationen tatsächlich auch souverän reagieren, statt die Nerven zu verlieren oder »durchzudrehen«,
- künftig einen Konflikt entschärfen statt ihn zu verschärfen und
- mithilfe von »Anti-Ärger-Strategien« ruhig und gelassen bleiben.
Dr. Gudrun Fey gehört zu den erfahrensten und renommiertesten Trainerinnen für Rhetorik und Kommunikation in Deutschland. Als 'Grande Dame der Rhetorik', - wie sie in der Berliner Zeitung (18.01.2014) tituliert wurde - und Expertin für wertschätzende Rhetorik hat Dr. Gudrun Fey inzwischen über 50.000 Menschen das rhetorische Know-how vermittelt. Andere zu motivieren, ihre rednerischen und kommunikativen Fähigkeiten weiter auszubauen, ist ihr eine Herzensangelegenheit. Dank ihres lebendigen Vortragsstils wird jede Veranstaltung mit ihr zu einem spannenden und nachhaltigen Ereignis. Als Rede- und Mediencoach berät sie Führungskräfte, Geschäftsführer, Pressesprecher, Vorstände und Landesminister. Zu ihren Kunden gehören u. a. Automobilindustrie, Banken, Versicherungen, Universitäten, Arbeitgeberverbände und das Land Baden-Württemberg. Bis Ende 2017 war sie geschäftsführende Gesellschafterin der study & train, Gesellschaft für Weiterbildung mbH in Stuttgart.
Autoren/Hrsg.
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Wie Sie Ihr biologisches Alarmprogramm positiv nutzen
Wenn Sie unfair angegriffen werden oder sich ärgern, löst dies ein biologisches Alarmprogramm aus, das Menschen in der Urzeit das Überleben sicherte. Es war ursprünglich gedacht, um auf körperliche Bedrohungen angemessen zu reagieren: Wenn man sich dem Gegner überlegen fühlte, wurde das Angriffsverhalten ausgelöst, glaubte man sich hingegen ihm unterlegen, setzte das Fluchtverhalten ein. War keine dieser beiden Reaktionen möglich, bekamen auch die Menschen in der Urzeit ihren „Blackout“. Selbst das konnte damals das Überleben eines Menschen sichern. Denken Sie vergleichsweise an das beliebte Versteckspiel aus der Kindheit. Da war es manchmal sinnvoll, sich „totzustellen“, um nicht entdeckt zu werden.
Doch bei den Situationen, die hier behandelt werden, handelt es sich um verbale Angriffe auf Ihre Person und damit letztlich auf Ihre Menschenwürde. Eine Flucht ist keine souveräne Reaktion, ebenso wenig die Gegenwehr, selbst wenn sie nur mit unflätigen Worten erfolgt. Doch was tun, wenn keine dieser beiden Möglichkeiten passt? Dann kommt es auch hier wie in der Urzeit zu einer momentanen geistigen Lähmung, einem sogenannten Blackout. Während dieser kurzen Zeitspanne können Sie wegen einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Blockierung des Großhirns keinen vernünftigen Satz mehr bilden, sondern meistens nur noch Schimpfworte oder Flüche von sich geben.
Leider ist es manchmal bereits zu spät, um zu reagieren, wenn Sie sich wieder unter Kontrolle haben, vielleicht weil die andere Person schon den Raum verlassen oder den Hörer aufgelegt hat. Trotzdem kann es besser sein, Sie reagieren nicht, als dass Sie sich um Kopf und Kragen reden. Das biologische Alarmprogramm selbst können Sie nicht ändern. Doch Sie können lernen, damit souverän umzugehen, statt sich zu ärgern, dass Sie mal wieder in einer bestimmten Situation nicht schlagfertig waren.
Wie Sie sicher selbst schon feststellen konnten, wird das Alarmprogramm bei körperlichen und verbalen Bedrohungen blitzschnell ausgelöst und versetzt Sie in einen Erregungszustand. Angenommen, jemand schnauzt Sie an: „Ihr Gehalt ist rausgeschmissenes Geld!“ – dann werden Sie sicher nicht ruhig und gelassen bleiben, sondern spüren, wie Sie innerlich vor Wut kochen. Vielleicht bekommen Sie auch einen roten Kopf oder merken, wie Ihnen der Schweiß ausbricht. Es dauert erfahrungsgemäß einige Minuten, bis Sie sich von einem solchen Stresshormon-Kick erholt haben. Wie stark Sie auf einen solchen Angriff reagieren, ist eine Frage des persönlichen Aggressionspotenzials, des Selbstwertgefühls und der momentanen Stimmung, in der Sie sich gerade befinden.
In meinen Seminaren mache ich gern ein Experiment, um das zu demonstrieren. Es lässt sich auch zu Hause durchführen. Das Einzige, was Sie dazu benötigen, ist eine zweite Person.
Sie bitten diese Person, eine Hand hochzuhalten, die Handfläche zeigt zu Ihnen. Sie betonen jetzt noch einmal, dass diese Person die Hand in dieser Stellung lassen soll. Jetzt heben Sie Ihre Hand und drücken gegen die erhobene Hand der anderen Person. Was passiert? Obwohl Sie vorher ausdrücklich gesagt haben, die andere Person möge nichts anderes tun, als die Hand oben zu lassen, hält sie dem Druck nicht nur stand – nein, in 90 Prozent der Fälle wird auch kräftig zurückgedrückt. Was können Sie daraus schließen?
Druck erzeugt Gegendruck. Selbst wenn Sie ihn nicht spüren sollten, weil manche Personen ihn sich nicht anmerken lassen, gehen Sie davon aus, dass eine angegriffene Person immer das spontane Bedürfnis hat, zurückzuschlagen, es jedoch manche Menschen gelernt haben, aus taktischen Gründen eine andere Reaktion zu zeigen, beispielsweise nachzugeben und sich drücken zu lassen.
Irgendwo gibt es jedoch vermutlich für jeden Menschen eine kritische Grenze, bei deren Überschreitung er sich für kurze Zeit nicht mehr voll unter Kontrolle hat. Kommt es dann nicht nur zu einem verbalen Ausbruch, sondern zu einer Gewalttat, wird die Verteidigung vor Gericht von einem Zustand verminderter Zurechnungsfähigkeit oder der Unzurechnungsfähigkeit sprechen. In der Zeitung liest man dann Überschriften wie „Mann randaliert im Ausländeramt“. 2
Vera F. Birkenbihl bezeichnete diesen Ausnahmezustand, das „Ausrasten“, als hormonellen Nebel. In diesem Zustand ist ein Mensch weder in der Lage klar und differenziert zu denken, noch zuzuhören. Deshalb bringen Ermahnungen wie „Jetzt passen Sie mal auf!“ oder „Jetzt hören Sie doch mal zu!“ gar nichts. Hier ist Geduld angesagt, denn es braucht Zeit, bis die Stresshormone im Körper zu harmlosen Verbindungen abgebaut worden sind.
Unter dem Einfluss der Stresshormone, wie Adrenalin oder Cortisol, nimmt man die Wirklichkeit verzerrt wahr. Angenommen, Sie wachen eines Morgens auf und stellen fest, Sie haben verschlafen. Das erste, was Sie sagen oder denken, ist vermutlich: „Sch…e.“ – Da Sie einen wichtigen Termin haben, machen Sie nur Katzenwäsche, verbrühen sich dabei jedoch fast die Hand, weil Ihnen unter Stress das nötige Fingerspitzengefühl für die Einstellung des Wasserhahns fehlt. Beim Anziehen stellen Sie fest, dass Sie das Unterhemd falsch herum angezogen haben und denken: „So ein Mist.“ Beim Ausparken hätten Sie fast einen Laternenmast umgefahren, weil Sie die Entfernung nicht richtig eingeschätzt hatten. Als Sie dann bei der ersten roten Ampel warten müssen, kommt es Ihnen unheimlich lang vor, bis diese auf „Grün“ umschaltet; denn auch Ihr Zeitempfinden verändert sich unter dem Einfluss des Alarmprogramms, alles dauert auf einmal wahnsinnig lange. Und alle anderen Autofahrer um Sie herum trödeln fürchterlich und bleiben sogar bei „Gelb“ vor der Ampel stehen. Wenn Sie dann mit dem Fahrstuhl in den sechsten Stock zu Ihrem Büro fahren, hält der natürlich in jedem Stockwerk, und so kommen Sie schon entsprechend gestresst an. Ihre Kollegin wird sogleich von Ihnen angefaucht, weil sie die Gesprächsunterlagen nicht – wie vereinbart – bereitgelegt hat, was der bereits auf Sie wartende Besucher unglücklicherweise mithört. Wenn dann auch noch das Gespräch einen ärgerlichen Verlauf nimmt und der Besuch Sie anmeckert, weil er auf Sie warten musste, ist der Tag für Sie vermutlich gelaufen.
Es nützt nichts, sich darüber zu ärgern, dass wir bisweilen von einem Programm beherrscht werden, das in der Urzeit unser Überleben sicherte, uns heute aber oft unsere gute Laune oder – noch schlimmer – unser Verhältnis zu anderen Menschen trüben kann. Deshalb ist der erste Schritt, sich nicht auch noch über den eigenen Ärger zu ärgern.
Angenommen, Sie haben sich verführen lassen, schlagfertig auf den verbalen Angriff: „Sie sollten mal einen IQ-Test machen“ zu reagieren mit „Gern, wenn Sie mitmachen!“ zu reagieren. Was passiert dann? Die andere Person kann zurückschlagen mit: „Jetzt werden Sie mal nicht frech!“ Sie kann auch Humor zeigen und herzhaft lachen, schweigen oder eine passiv aggressive Reaktion zeigen. Welches Verhalten Ihr Gegenüber zeigt, haben Sie nicht in der Hand.
Deshalb ist nicht der Erwerb von Schlagfertigkeit bei unfairen, verbalen Attacken das Ziel, denn damit verschärft man einen Konflikt in der Regel noch, auch wenn die andere Person im Moment damit „mundtot“ gemacht wird. Kann sich die angegriffene Person nämlich nicht wehren, weil bei ihr das Alarmprogramm eine geistige Blockade auslöst, kann es sein, dass diese Person Rache schwört, weil Sie sie – vielleicht auch noch vor einer Gruppe – „besiegt“ haben. Und wenn sich jemand nicht offen wehren kann, müssen Sie mit einer passiv-aggressiven Reaktion rechnen.
Wie eine solche passiv-aggressive Reaktion aussehen kann, schildert eine vielleicht sogar wahre Geschichte:
Ein Containerschiff auf dem großen weiten Meer. Den Matrosen ist langweilig. Sie fangen an, den netten, freundlichen Schiffskoch zu ärgern. Sie spannen eine dünne Schnur, sodass er mit dem Teller in der Hand darüber stolpert, tauschen in der Salzdose das Salz gegen Zucker aus oder machen sich über ihn lustig. Der Schiffskoch erträgt alles geduldig, bleibt weiterhin freundlich und erfüllt seine Pflichten. Nach einer Woche plagt den Obermatrosen das schlechte Gewissen. Er vereinbart mit den anderen Matrosen, dass sie sich gemeinsam beim Schiffskoch entschuldigen und versprechen, sie würden ihn von nun an nicht mehr ärgern. Gesagt, getan. Der Schiffskoch guckt nach dieser Entschuldigung ganz glücklich und erwidert: „Dann mache ich auch nicht mehr Pipi in die Suppe.“
Dieses passiv-aggressive Verhalten können Sie manchmal im Berufsleben beobachten, wenn Mitarbeitende auf ihre Führungskraft wütend sind, etwa weil sie sich zu Unrecht angegriffen fühlen mit Äußerungen wie: „Ihr Gehalt ist rausgeschmissenes Geld!“ oder „Sie können ja nicht mal bis drei zählen!“ Doch aus Angst vor einer Auseinandersetzung entscheiden sie sich für eine andere Verhaltensweise, nämlich für Rache, nach dem Motto: „Nützen kann ich Ihnen nicht, doch schaden ungeheuer!“ Plötzlich verschwinden brisante Geschäftsunterlagen, wichtige E-Mails oder Dateien werden aus...




