E-Book, Deutsch, 476 Seiten
Reihe: Mystery Hunters
Foster Mystery Hunters
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-3889-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kämpfer der Nacht
E-Book, Deutsch, 476 Seiten
Reihe: Mystery Hunters
ISBN: 978-3-7597-3889-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Auf dem Heimweg wird die Krankenschwester Billiana von unheimlichen Männern angegriffen. Verzweifelt kämpft sie um ihr Leben. Plötzlich eilt ihr aus der Dunkelheit der gutaussehende Vampir Patrick Winchester zur Hilfe. Als er nach dem Kampf schwer verwundet zu Boden geht, kann nur Billiana mit ihren magischen Heilkünsten ihn retten. Ein verhängnisvoller Biss verbindet ihre beiden Schicksale fortan miteinander. Billiana und Patrick ahnen nicht, dass das erst der Anfang war ... Wer steckt hinter den Angriffen auf Billiana? Unterstützt von den Mystery Hunters, Patricks Einsatztruppe aus unterschiedlichen Fantasywesen, versuchen sie, das Rätsel zu lösen. Eine dramatische Verfolgung auf Leben und Tod nimmt ihren Lauf ...
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KAPITEL 1 Die Buchstaben der Patientenakte verschwammen vor Billianas Augen. Sie versuchte, weiterhin konzentriert zu bleiben. Aber ihre Lider wollten ihr einfach nicht gehorchen. Ihr schwerer Kopf sank auf den Arbeitstisch, an dem sie saß. Als plötzlich eine Tür quietschend geöffnet wurde, schrak sie zusammen. Sofort saß sie kerzengerade auf ihrem Stuhl. Sie sah über ihre Schulter. Nadine, Billianas Stationsschwester und Vorgesetzte, eilte mit flotten Schritten auf sie zu. Sie war etwas kleiner als Billiana und kompakt gebaut. Die Fältchen in ihrem Gesicht ließen erahnen, dass sie bereits etwas über fünfzig Jahre hinter sich hatte. Sie trug die übliche Krankenhauskleidung, ein blaues Shirt und eine farblich passende Hose. Ihr Heranstürmen verriet nichts Gutes. Irgendetwas war passiert. Ein Gefühl der Unruhe ließ Billianas Adern zu Eis gefrieren und sie stieß überstürzt ihren Stuhl um, als sie aufstand. „Nadine! Was ist passiert?“ „Es ist Ben. Dein Krebspatient in Zimmer 106.“ Nach Atem ringend fasste Nadine sich an die Brust. „In dem Augenblick, als ich an seiner Tür vorbeikam, führte Grace eine Herzdruckmassage durch. Ben hat Herzrhythmusstörungen.“ „Oh Gott! Wie geht es ihm? Ist er wohl auf?“ „Ich kann dir bisher keine Details sagen. Zuallerst musste ich die Ärzte benachrichtigen.“ „Ich muss sofort zu ihm. Er braucht mich.“ Billiana rannte an ihrer Stationsschwester vorbei. Sie war schon halb auf dem Flur, als Nadine ihr nachrief: „Billiana, er wird bereits behandelt. Du kannst nicht mehr tun, als die Ärzte ohnehin schon unternehmen.“ „Doch. Das kann ich. Ich bin vielleicht in der Lage, ihn zu retten.“ Im Augenwinkel erfasste sie noch Nadines verwirrtes Gesicht, bevor sie um die Ecke bog und den Flur hinaufrannte. Billiana konnte es ihrer Kollegin nicht verdenken. Keiner hier im Krankenhaus wusste, dass sie eine besondere Gabe besaß. In den vergangenen Monaten war Ben ihr sehr ans Herz gewachsen. Er war zu ihr wie ein Großvater. Er hatte für sie immer ein offenes Ohr. Selbst nach einer kräftezehrenden Chemotherapie lächelte er übers ganze Gesicht, sobald Billiana den Raum betrat. Seine Anekdoten aus seiner Kindheit brachten sie beide immer zum Lachen. Er strahlte eine entspannte Ruhe aus, die sofort auf Billiana überschwappte, wenn sie ihn nach einem arbeitsreichen Tag besuchte. Sie war in seiner Gegenwart stets glücklich. Es brach ihr das Herz, wenn er den Kampf gegen den Krebs verlor. Ihre Augen brannten und die Tränen benetzten ihre kühlen Wangen. Die Kehle wurde Billiana zu eng. Das Atmen fiel ihr schwerer, und das nicht nur wegen dem Sprint. Sie hechtete die Treppe herauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Auf dem richtigen Stockwerk angekommen, wo ihr Patient lag, preschte sie ins Zimmer. Dort sah sie, dass zwei Internisten und eine weitere Krankenschwester um das Bett standen. Der eine Arzt führte eine Herzdruckmassage durch. Sein Kollege bereitete den Defibrillator vor. Ben trug über Mund und Nase eine Atemmaske. Billiana beobachtete, wie die Schwester eine Flüssigkeit in die Kanüle an Bens Hand spritzte. Der Ton vom EKG-Monitor gab genau das wieder, was sie auf dem Bildschirm sah. Eine gerade Linie. In zwischen war der Defi startklar. Alle entfernten sich vom Bett. Kurz darauf schien Bens magere Gestalt durch die Stromstöße für eine Sekunde regelrecht über dem Laken zu schweben. Wie gespannt starrten alle auf den Bildschirm. Billianas eigener Puls raste in die Höhe. Ein Schimmer der Hoffnung durchflutete sie, als das Elektrokardiogramm unerwartet Aktivitäten ankündigte. Sie verlor keine Zeit und rannte zum Bett. Die Proteste von den beiden Ärzten sowie der Schwester überhörte sie wissentlich. Ben sah sehr mitgenommen aus. Die ständigen Chemos hatten ihn sichtlich strapaziert. Die Haare waren ihm bereits ausgefallen und die graue Haut wirkte schlaff. Billiana legte ihre Hand auf seinen Arm. Sofort erwärmte sich die Stelle und sie schloss die Augen. Sie lenkte ihre eigene Lebensenergie durch jede verfügbare Zelle. Dabei registrierte sie die gestreuten Metastasen. Sie flutete seinen Körper mit ihren letzten Kraftreserven. Aber wie beim letzten Mal halfen ihre Heilerfähigkeiten nicht, den Krebs aufzuhalten. Die Anstrengungen laugten Billiana aus und sie war gezwungen, den Kontakt abzubrechen. Auf dem Monitor erlosch die Lebenskurve. Sie hatte Ben nur ein paar Sekunden Zeit verschafft. Völlig erschöpft und niedergeschlagen sank sie auf den nächstbesten Stuhl. Ein Strauß frischer Blumen stand auf dem Tisch. Ben schien vor Kurzem noch Besuch empfangen zu haben. Die Krankenschwester verkündete die Todeszeit. Billiana zuckte ein wenig zusammen. Ihren Freund jetzt so zu sehen, zerriss sie innerlich. Natürlich der Tod gehörte zum Leben dazu. Als Angestellte in einem Krankenhaus hatte man öfter mit schwer kranken Menschen zu tun, die nicht immer gesund das Gebäude verließen. Jedoch war es für Billiana besonders hart, weil sie immer hoffte, mit ihren Kräften etwas bewirken zu können. Entsprechend weh tat es ihr, wenn sie einen Punkt erreichte, an dem ihre Gabe nichts mehr ausrichtete. Die Fähigkeit hatte sie in ihrer frühen Kindheit entdeckt, als eine Blaumeise gegen das Zimmerfenster flog und zuckend auf dem Sims liegen blieb. Billiana war erschrocken aufgesprungen und zum geschlossenen Fenster geeilt, um es zu öffnen. Sie war so traurig, dass die Meise bald sterben würde. Zur Beruhigung strich sie dem Vogel sanft über die blauen Federn und flüsterte ihm besänftigende Worte zu. Da passierte etwas sehr Merkwürdiges. Ihre Finger kribbelten und wurden wärmer. Sie spürte, wie wieder Leben in das kleine Wesen kroch und es rettete. Mit großen Augen verfolgte Billiana dieses Schauspiel. Schließlich entließ sie den Vogel wieder aus ihren Händen. Für einen Moment schauten sie einander noch in die Augen, bevor er die schönen Flügel ausstreckte und davonflog. Billiana konnte nicht glauben, was ihr da gelungen war, geschweige denn begreifen, wie sie dies hatte vollbringen können. Mit der Zeit wuchsen ihre Kräfte und sie entdeckte, dass sie nicht nur bei Tieren ihre heilende Gabe einsetzen konnte. Nachdem sie zu einer Pflegefamilie umgezogen war, hatte sie bei ihrer Freundin Paige eine blutende Wunde geheilt. Billiana und Paige waren im Kinderzimmer wild auf dem Bett herumgehüpft. Paige verlor das Gleichgewicht und stieß mit dem Kopf an die Ecke der Kommode. Billiana geriet in Panik. Schon öfters hatte man sie und Paige ermahnt, es beim Spielen nicht zu übertreiben. Nun lag ihre Freundin bewusstlos auf dem Boden. Die Wunde blutete stark und tropfte auf den hellblauen Teppich. Billiana holte tief Luft und ließ es auf einen Versuch ankommen. Sie kroch zu ihrer Freundin und legte ihre Hände wie bei dem Vogel behutsam auf die Verletzung. Und tatsächlich: Die Wunde begann sich zu schließen. Nachdem Paige wieder ihr Bewusstsein erlangt hatte und die Stelle begutachten wollte, spürte sie nicht einmal eine Narbe auf der Haut. Billiana erzählte ihr von der Gabe und bat sie, Stillschweigen zu bewahren. Paige war so überglücklich, dass sie herumsprang und sich dabei fast erneut ein Knie anschlug. Sie offenbarte ihrer Freundin, dass auch sie besondere Kräfte besaß. Als Beweis vollführte sie schnelle Kreise mit der rechten Hand und sogleich entstand ein kleiner Wirbelsturm in der Luft. Er war nicht größer als etwa dreißig Zentimeter. Doch es reichte aus, die Hausaufgaben samt Stifte und Bücher vom Schreibtisch zu fegen. Paige meinte, dass das noch gar nichts war. Aber weil das Zimmer zu klein war und sie nicht die Einrichtung demolieren wollte, beließ sie es vorerst dabei. Billiana war so begeistert, dass sie ihrer Freundin um den Hals fiel. Als sie sich wieder voneinander lösten, schlossen sie einen Pakt, dass sie niemals das Geheimnis der anderen verraten würden, und besiegelten dies mit einem Handschlag. Billianas Schulter wurde sanft geschüttelt. Die Berührung holte sie aus ihrer Erinnerung. Nadines besorgtes Gesicht tauchte vor ihr auf. Die Falten auf ihrer Stirn machten einem Krater deutlich Konkurrenz. „Billiana, du bist überarbeitet.“ Billiana wollte protestieren. Aber Nadine ließ ihr keine Chance dazu. „Streite es nicht ab! Ich sehe es an deinen geröteten Augen. Wie ich dich kenne, ackerst du noch die Akten durch, obwohl der Schichtwechsel bereits vorüber ist. Ab morgen beginnt sowieso dein zweiwöchiger Jahresurlaub. Also, ab nach Hause! Die Patientenakten kann auch Grace übernehmen.“ Billiana nickte ihrer Stationsschwester zu, rieb über ihre müden Augen, erhob sich träge von ihrem Stuhl und torkelte Richtung Tür. Keine fünfzehn Minuten später trat sie ihren verdienten Feierabend an. Die geschulterte Handtasche wog wie Blei. Entweder hatte sie, ohne es zu wissen, Ziegelsteine gesammelt oder sie war erschöpfter, als sie dachte. Zur Bestätigung knurrte ihr der Magen. Billiana...