Franz | Blutmain | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 327 Seiten

Reihe: Privatermittlerin Karla Senkrecht

Franz Blutmain

Kriminalroman
2024
ISBN: 978-3-8392-6588-8
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 1, 327 Seiten

Reihe: Privatermittlerin Karla Senkrecht

ISBN: 978-3-8392-6588-8
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die junge Melinda erwacht verletzt auf einer Motorjacht mitten auf dem Frankfurter Main. Sie ist orientierungslos und ohne Erinnerung an die letzten Stunden. Tage später wird die Leiche einer brutal ermordeten Frau an der Offenbacher Schleuse gefunden. Hat Melinda mit ihrem Tod zu tun, oder will ihr jemand den Mord anhängen? Denn die Jacht, auf der Melinda sich befand, gehörte dem Mordopfer. Ein Fall für Kommissar Kai Herbracht und die Privatermittlerin Karla Senkrecht, die sich mit besonderer Vorliebe in die Polizeiarbeit einmischt.

Franziska Franz, geboren in Detmold, lebt in Frankfurt am Main. Dank ihrer Schauspielausbildung und Fernseherfahrung hält sie lebendige Lesungen und hat keinerlei Scheu, auf einer Bühne zu stehen. Sie ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Töchter. Ihre Leidenschaft fürs Schreiben entdeckte sie mit Abenteuergeschichten für Kinder im didaktischen Bereich. Später veröffentlichte sie Kurzkrimis in Anthologien und parallel dazu Thriller und Kriminalromane. Seitdem fühlt sie sich im Krimi-Genre beheimatet. Sie ist Mitglied im Syndikat und bei den Mörderischen Schwestern und bietet Lesecoachings für Autoren an.
Franz Blutmain jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


2


5. August 2018, Karla Senkrecht, Beate Pauli

»Da wollte ich heute ausnahmsweise mal die Beine hochlegen«, sagte Karla Senkrecht, die mürrisch auf dem Beifahrersitz saß und gähnte. »Zur Belohnung werde ich jetzt ein Zigarillo rauchen.«

»Nur über meine Leiche«, antwortete Beate Pauli. »Oder willst du, dass ich einen Unfall baue? Bei dem Qualm sieht man doch nix.«

Karla knurrte. »Möchte mal wissen, wer die Kleine da in die Scheiße geritten hat. Wusstest du überhaupt, dass sie nicht zu Hause ist?«

Beate schüttelte den Kopf. »Bin doch nicht ihre Mutter. Muss sie sich etwa jedes Mal bei uns abmelden, wenn sie was vorhat? Das würde dir wohl so passen, was? Lass sie doch, sie ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen.«

Karla stieß einen zischenden Laut aus. Insgeheim war sie traurig darüber, dass Melinda sie beide nicht informiert hatte.

Wer die kauzige Privatdetektivin nicht genau kannte, der hielt sie für eine unfreundliche dicke, nicht zu Scherzen aufgelegte Person mit verkniffenem Gesicht, der man besser aus dem Wege ging. Ein echtes Mannsweib. Ihre kurzen Haare, die wegen widerborstiger Wirbel nicht recht zu bändigen waren, verstärkten dazu den Eindruck eines chaotischen Charakters. Dass Karla das Herz auf dem rechten Fleck trug, das wussten außer ihrer Lebensgefährtin Beate und natürlich Melinda die wenigsten Menschen. Und auch nicht, dass ihre eigentümlichen Ermittlungen auf eine Menge Kreativität und einen wachen Verstand hinwiesen. Um ihre junge Nachbarin Melinda Brandt kümmerten sich die beiden Frauen beinahe rührend. »Einer muss ja auf das Kind aufpassen«, war Karlas Leitspruch, wenngleich das Kind beinah 30 war. Karla und Beate hatten keine leiblichen Kinder, heimlich hofften aber beide, dass Melinda noch lange in der Nachbarwohnung leben möge, denn sie liebten die junge Frau, als ob sie ihr eigenes Kind wäre. Sie sorgten sich um ihr Wohlergehen, hatten sogar schon mit Erfolg einen Freund von Melinda in die Flucht geschlagen. Beate Pauli, die von Beruf Rechtsanwältin war, war die weiblichere der beiden Frauen und eine durchaus elegante Erscheinung. Auch sie trug die dunkelblonden Haare kurz, war stets dezent geschminkt, trug wegen einer massiven Kurzsichtigkeit eine Hornbrille mit starken Gläsern, die ihr jedoch gut stand. Sie pflegte hauptsächlich Kostüme zu tragen, zumindest in ihrer Kanzlei, die sich in der noblen Myliusstraße befand. Als vor einer Viertelstunde der Anruf von Melinda aus dem Polizeipräsidium kam, waren die beiden Frauen nicht nur beinah aus dem Bett gefallen, sondern aus allen Wolken.

»Zum Glück will sie dich als Anwältin, das erleichtert einiges«, knurrte Karla und sah gedankenverloren aus dem Fenster.

»Ja, wen denn auch sonst, oder meinst du, das Mädchen kennt sich mit Anwälten aus?«

»Meinst du, sie hat ihren Eltern Bescheid gegeben?«

»Vermutlich nicht. Sie haben sich all die Jahre nicht gekümmert und Melinda ist darüber enttäuscht, wie du weißt. Ich danke dem Herrgott, dass wir zu Hause waren, als der Anruf kam.«

»Sag mal, kannst du nicht schneller fahren?«

»Wie denn, soll ich die anderen Verkehrsteilnehmer aus dem Weg hupen?«

»Ich hätte mich für eine Polizistin entscheiden sollen«, brummte Karla. »Dann wären wir schon da.«

Beate schüttelte den Kopf. »Sehr witzig. Bei den paar Straßen werden wir doch einer Beziehungskrise aus dem Weg gehen können, oder?«

Der Pförtner des Polizeipräsidiums telefonierte kurz, als die Frauen eingetroffen waren und Beate ihr Ansinnen erklärte. Hubner, der Verkehrspolizist, holte sie an der Pforte ab und brachte sie zum Verhörraum im dritten Stock.

Melinda war überglücklich, als sie die beiden Frauen sah, sprang von ihrem Stuhl auf, umarmte beide und begann heftig zu weinen.

Besorgt sah Beate in ihr verletztes Gesicht. Das hübsche Mädchen mit den feinen Gesichtszügen, den glänzenden schwarzen Haaren und den leuchtend blauen Augen war kaum wiederzuerkennen. Eine große Beule war mit einem riesigen Pflaster abgedeckt. »Was hast du denn da für eine schreckliche Wunde am Kopf, Kind?«

»Das ist eine lange Geschichte, Beate«, sagte Melinda traurig.

Mit Gefühlsduseleien konnte Karla schlecht umgehen. Besser gesagt konnte sie nicht über ihren Schatten springen, auch wenn sie sichtlich erschüttert war. Insgeheim hätte sie das Mädchen gern getröstet, stattdessen klopfte sie ihr unbeholfen auf die Schulter und knurrte: »Wird schon wieder.«

»Hallo, Frau Pauli, Frau Senkrecht, lange nicht gesehen«, sagte der Beamte, der Karla und Beate wohlbekannt war und sich erhoben hatte.

»Welche Überraschung«, knurrte Karla, »Tag Herr Kommissar.« Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.

»Hauptkommissar, Senkrecht, mittlerweile Hauptkommissar.«

»Na ja, ehrgeizig waren Sie ja schon immer.« Sie reichten sich die Hände. Insgeheim mochte Karla denn smarten Kommissar, denn der 43-jährige Kai Herbracht mit dem schütteren braunen Haar und den Geheimratsecken gehörte in Frankfurt zu den fähigsten Männern der Mordkommission. Natürlich wusste Karla längst, dass er befördert worden war, ärgerte ihn aber gerne ein bisschen. Karla und Beate kannten ihn schon seit Jahren. Er führte kaum ein Privatleben, war mehr oder weniger mit seinem Beruf verheiratet, seit seine Ehe vor Jahren in die Brüche gegangen war. Karla hielt ihn für einen der besten Ermittler, wenngleich sie es niemals zugeben würde. Laut äußerte sie stattdessen oft, dass er völlig verschult sei und nicht über seinen Tellerrand schauen könne. In Wahrheit freute sie sich aber, dass er sie in der Vergangenheit so manches Mal zu Fällen hinzugezogen hatte. Ihr war klar, hier musste etwas Schwerwiegendes vorgefallen sein, wenn Herbracht ins Spiel kam. Das wiederum gefiel ihr ganz und gar nicht, denn ihre Melinda war darin verstrickt.

»Darf ich Ihnen meinen Kollegen vorstellen, Volker Lorenz«, sagte Herbracht.

Auch Lorenz erhob sich. Karla musterte ihn, den großen athletischen Mann, etwa Mitte 30, mit dunkelblondem Haar, wachen Augen und einem Backenbart.

»Ich gratuliere, wenn Sie in Kommissar Herbrachts, Pardon, Hauptkommissar Herbrachts Abteilung sind, können sicher noch so einiges lernen«, knurrte Karla.

Lorenz lächelte. »Danke, Frau Senkrecht, habe auch so einiges von Ihnen gehört.«

»So? Ich hoffe, nur Gutes. Sieht ja aus, als haben wir es hier mit einer brandgefährlichen Angelegenheit zu tun. Was hat denn unsere junge Nachbarin damit zu schaffen?«

»Nehmen Sie doch Platz«, sagte Herbracht, deutete auf die gegenüberliegende Seite des Tisches im Verhörraum, an dem mehrere Stühle standen. Karla und Beate setzten sich rechts und links neben Melinda, die Polizisten nahmen ebenfalls wieder Platz.

»Dann fangen Sie mal an, Herr Kommissar, ich würde es gern kurz machen, ich denke, Melinda sollte dringend zum Arzt«, bat Beate und sah den Kommissar aufmerksam an.

Herbracht räusperte sich. »Der Kollege Hubner«, er wies mit dem Kopf in dessen Richtung, »hat Frau Brandt wegen Verkehrsbehinderung aus dem Verkehr gezogen.«

Beate zog die Stirn in Falten. »Verkehrsbehinderung?«

»Hm, auch zu langsames Fahren behindert«, wandte Hubner ein. »Und siehe da, sie ist weder im Besitz eines Ausweises noch eines Führerscheins noch eines Porsches, den sie aber fuhr.«

Karla stöhnte und schüttelte den Kopf. »Wie kommst du denn an einen Porsche?«

Melinda zog geräuschvoll die Nase hoch. »Ich …«

»Sie kommen später zu Wort, lassen Sie uns zuerst einmal die Fakten klären. Wir haben einen Bluttest bei Frau Brandt durchgeführt«, Herbracht richtete seinen Blick auf Beate Pauli. »Wie Sie wissen, ist das bei einem berechtigten Verdacht auf Alkohol- oder Drogenmissbrauch unser Recht, auch ohne richterlichen Beschluss.«

Beate nickte. »Ich weiß, Paragraf 81a StPO.«

»Die gute Nachricht, Frau Brandt war nüchtern. Bei den Drogen allerdings sind wir leider fündig geworden, Frau Brandt.« Er warf ihr einen bedauernden Blick zu.

»Was?«, entfuhr es Karla.

Melinda riss den Mund auf. »Ich habe mein Leben lang noch keine Drogen genommen! Das würde ich niemals tun, ehrlich!« Sie kämpfte erneut mit den Tränen.

»Dann war das sozusagen die Premiere. Das genaue Ergebnis liegt allerdings noch nicht vor.«

»Ich …«

»Ich möchte, dass du schweigst«, fuhr ihr Beate über den Mund.

»Wir werden das in Kürze näher besprechen«, sagte Herbracht.

»Nun gut, wir haben über das Einwohnermeldeamt klären können, dass sie einen festen Wohnsitz hat.«

Beate nickte. »Das kann ich bestätigen, sie ist, wie bereits von Frau Senkrecht erwähnt, unsere Nachbarin.«

»Glück muss man haben«, murmelte Hubner.

»Na, sagen wir so, Glück wird sie brauchen«, ergänzte Lorenz.

»Frau Brandt behauptet, dass das Auto ihrem Freund gehört, bei dem sie sich übers Wochenende aufgehalten hat. Von dem hatte sie nämlich tatsächlich den Ausweis bei sich. Nun haben wir allerdings festgestellt, dass der Ausweis gefälscht ist. Einen Francesco Lione, so nennt er sich, gibt es nicht. Wir überprüfen noch die Adresse, die auf dem Ausweis steht. Frau Brandt, haben Sie ihn dort einmal besucht, ich meine«, er nahm den Ausweis, der vor ihm auf dem Tisch lag, und schaute darauf, »in der Wittelsbacherallee 107?«

Melinda sah Beate an, die nickte. »Nein, mir hat er erzählt, er habe früher im Westend gelebt, wo, das hat er nicht gesagt.«

Herbracht räusperte...


Franz, Franziska
Franziska Franz, geboren in Detmold, lebt in Frankfurt am Main. Dank ihrer Schauspielausbildung und Fernseherfahrung hält sie lebendige Lesungen und hat keinerlei Scheu, auf einer Bühne zu stehen. Sie ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Töchter. Ihre Leidenschaft fürs Schreiben entdeckte sie mit Abenteuergeschichten für Kinder im didaktischen Bereich. Später veröffentlichte sie Kurzkrimis in Anthologien und parallel dazu Thriller und Kriminalromane. Seitdem fühlt sie sich im Krimi-Genre beheimatet. Sie ist Mitglied im Syndikat und bei den Mörderischen Schwestern und bietet Lesecoachings für Autoren an.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.