E-Book, Deutsch, 268 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
French Nur ein Sommer mit dir
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-95576-629-0
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Liebesroman
E-Book, Deutsch, 268 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95576-629-0
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Alice ist wieder Single, doch wie soll sie es sich leisten ihr geliebtes Zuhause zu behalten? Da hat sie eine grandiose Idee: Sie wird Borne Manor über den Sommer vermieten und selbst in den kleinen Wohnwagen im Garten ziehen. Allerdings hat sie nicht mit sexy Country-Star Robinson als neuen Mieter gerechnet. Dabei will Alice gerade gar keine Beziehung. Zum Glück geht es Robinson ganz genauso, da kann eine harmlose Sommerromanze ja gar nicht kompliziert werden ... oder etwa doch?
'Kat French kombiniert Humor so frisch und spritzig wie Zitroneneis mit einer fantastischen Besetzung. Ich kann mir kein perfekteres Urlaubsbuch vorstellen.' Claudia Carrol
Kat French ist mitten im Black Country geboren und aufgewachsen. Diese Region hat sie nie losgelassen und so lebt sie auch heute noch gemeinsam mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in den englischen Midlands. Kat ist süchtig nach Romantik. Liebt es davon zu lesen, sie zu sehen und natürlich vor allem darüber zu schreiben.
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2. Kapitel
„Sind Sie sicher, dass es hier ist?“ Robinson Duff sah stirnrunzelnd aus dem Beifahrerfenster des Taxis, das vor Borne Manor zum Stehen gekommen war. Das Haus war von der Straße aus weit nach hinten gesetzt, am Ende einer großzügigen Auffahrt, und ganz anders, als seine Schwester ihm erzählt hatte. Sie hatte was von „modern“ und „letzter Schrei“ gesagt. Robinson erinnerte sich deutlich an das Telefongespräch, in dem sie von dem perfekten Haus geschwärmt hatte, das sie für ihn im Internet gefunden habe.
Modern war das Haus schon mal nicht. Sobald er ausgepackt hatte, würde er seine Schwester anrufen und ein paar ernste Worte mit ihr wechseln: „Was hast du dir dabei gedacht, mich für ein halbes Jahr in Mittelerde einzuquartieren? Für wen hältst du mich? Für einen verdammten Hobbit?!“
Wie sich das Haus im gleißenden Licht der tief stehenden Sonne in die Landschaft schmiegte, sah es ganz reizend aus. Reizend mit großem R. Solche Häuser sah man sonst nur auf der Webseite der Tourismusbehörde neben Landschaftsaufnahmen mit sanften Hügeln und Werbung für Shakespeare.
Schön und gut – aber „reizend“ war absolut nicht sein Ding. Himmelherrgott, das helle Gemäuer schimmerte geradezu rosa! Und war das Blauregen, der sich da um die alte Holztür herumrankte? Unwillkürlich musste Robinson an Märchen und die englische Tea Time denken. Keine üblichen oder auch nur ansatzweise willkommenen Gedanken für jemanden, der an rappelvolle Konzerthallen und Aufnahmestudios voller Technik gewöhnt war. Wer zum Geier mochte hier leben? Goldlöckchen vielleicht, aus dem Märchen mit den drei Bären?
„Ja, hier ist es“, bestätigte der Taxifahrer mit einem Blick auf das Navi seines iPhones, das am Armaturenbrett klemmte. „Soll ich Ihr Gepäck aus dem Kofferraum holen?“
Seufzend öffnete Robinson den Sicherheitsgurt. „Da hilft wohl nichts.“
Barfuß eilte Alice über die kalten Steinfliesen in dem großzügig geschnittenen Hausflur. Schon als sie zum ersten Mal einen Fuß auf diese Fliesen gesetzt hatte, hatte sie sich in Borne Manor verliebt. Im Geiste hatte sie im Winter das Feuer im alten Steinkamin lodern sehen und im Frühjahr den Strauß bunter Blumen auf der Anrichte. Die zufallenden Autotüren draußen ließen ihr Herz jetzt heftig gegen ihre Rippen schlagen. Das musste der neue Mieter sein. Sie wusste nicht, ob sie aus Freude oder vor lauter Panik so aufgeregt war.
Einer der Vorteile an der Ehe mit Brad war die exzellente Rechtsberatung, die ihr zuteilwurde. Die war ihr in der letzten Woche bei der Vermietung von Borne Manor zugutegekommen. Brad war es egal. Solange er nicht den Kredit bedienen musste, war er mit allem, was Alice mit dem Haus machte, einverstanden. So zumindest verstand sie seinen Anwalt, der ihr geholfen hatte, die Vermietung des Hauses in die Wege zu leiten. So hatte sie sich nicht mit den rechtlichen Einzelheiten befassen müssen, sondern ihre Habseligkeiten ausräumen und das Haus für den neuen Bewohner vorbereiten können.
Alles war erstaunlich schnell vonstattengegangen, nachdem der Ball erst mal ins Rollen gekommen war. Innerhalb weniger Tage hieß es bei dem Makler erst „zu vermieten“, dann „für sechs Monate vermietet“.
Alice wunderte sich ein wenig darüber, dass die neuen Bewohner das Haus nicht hatten besichtigen wollen, bevor sie den Mietvertrag unterschrieben. Aber letztlich war sie einfach nur erleichtert, Borne Manor de facto immer noch zu besitzen, auch wenn sie selber leider nicht mehr in dem Haus würde wohnen können, zumindest nicht in den kommenden Monaten.
Der Klopfer fiel dreimal gegen die Tür. Es war Zeit, den neuen glücklichen Bewohnern Hallo zu sagen. Glücklich, weil sie Borne Manor nun ihr Zuhause nennen durften. Und es wurde auch Zeit für Alice, ihr neues Zuhause zu beziehen. Sie atmete tief ein und aus, setzte ein Lächeln auf und griff nach der Türklinke.
Robinson blickte dem davonfahrenden Taxi hinterher, pochte dann mit dem schweren, schwarzen Klopfer dreimal gegen die Tür und wartete. Es war merkwürdig, dass die Besitzer ihn unbedingt persönlich hier treffen wollten, statt eine unpersönliche Schlüsselübergabe zu vereinbaren.
Um ehrlich zu sein, konnte er gut auf den Tee und die Kekse und die gemeinsame Besichtigung des Hauses verzichten. Allerdings war er jetzt in England – der Heimat des Tees, der Kekse und der Besichtigungstouren. Also stählte er sich innerlich und nahm sich vor, das alles so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
Seine Vorstellung eines märchenhaften Goldlöckchens schob er beiseite und wettete insgeheim, dass ihm ein älterer Mann in Tweedhosen oder eine genauso alte Frau in wollenem Zweiteiler und mit Perlenohrsteckern die Tür öffnen würde. Oder ein Butler. Er hatte zig Filme gesehen, in denen große englische Häuser wie dieses vorkamen. Es war durchaus möglich, dass es in diesem Haus Bedienstete gab.
Und vielleicht wäre das gar nicht mal so schlecht. Wenn er hier schon eine Weile wohnen musste, dann gäbe es wenigstens jemanden, der für ausreichend kaltes Bier im Kühlschrank sorgte. Und vielleicht hätte er sogar richtig Glück und der Butler spielte auch noch Billard … Robinson riss sich aus seinen Tagträumen, als die Klinke von innen heruntergedrückt wurde und im nächsten Augenblick die Tür aufschwang.
Donnerwetter! Vielleicht hatte er mit dem Märchen doch nicht so falschgelegen. Dieses Haus schien tatsächlich einem wunderschön gezeichneten Kinderbuch entsprungen zu sein. Und was noch seltsamer war: Sogar Goldlöckchen höchstpersönlich lebte hier.
Gut, sie trug statt eines Trägerkleidchens zerrissene Jeans und einen weiten Pulli, der ihr über die linke Schulter rutschte. Aber ihr Haar war exakt wie aus dem Märchen. Es fiel ihr in goldenen Wellen bis über die Ellenbogen. Ihre lebhaften, intensiv blauen Augen sahen direkt in seine, und ihre Lippen verzogen sich zu einem zaghaften Lächeln.
„Mr. Duff? Ich bin Alice McBride.“
Sie reichte ihm die Hand, und Robinson ließ sein Gepäck auf die breiten Stufen fallen, damit er sie ergreifen konnte. Er warf einen Blick über ihre Schulter, um zu sehen, ob die drei Bären womöglich irgendwo hinter ihr auftauchten, dann schüttelte er ihre Hand.
Sie warf ihrerseits einen Blick über seine Schulter, wobei sie es schaffte, gleichzeitig die Stirn zu runzeln und zu lächeln.
Für eine so zierliche Frau war ihr Händedruck erstaunlich kräftig.
„Kommen Sie rein“, sagte sie und ließ seine Hand los. Dabei trat sie einen Schritt zurück, sodass er eintreten konnte. Das Märchen ging weiter: Der Flur war so geräumig, dass er als eigenes Zimmer gelten konnte. Das prasselnde Feuer im Kamin nahm der Luft die Kälte. Seine Gastgeberin warf unterdessen einen kurzen Blick auf die leere Auffahrt, schloss dann die Haustür und wandte sich ihm zu.
„Kommt Ihre Familie später nach?“
„Meine Familie?“ Entgeistert runzelte er die Stirn.
Alice stutzte.
„Entschuldigen Sie, ich nahm an … Da das Haus sehr groß ist und …“ Ihre Worte blieben in der Luft hängen, und ihre Wangen färbten sich rosenrot. Mit der Wärme des Kaminfeuers hatte das allerdings nichts zu tun.
„Vielleicht später. Im Moment bin nur ich hier.“
Robinson ging nicht weiter darauf ein. Ihre Vermutung irritierte ihn. Sein Leben mit anderen zu teilen war das Letzte, was er wollte. Er war hierhergekommen, um den Schnüfflern und neugierigen Nachbarn zu entkommen, und nicht, um schnurstracks Gegenstand von Klatsch und Tratsch zu werden.
Alice gewann die Fassung zurück und lächelte ihn wieder an.
„Soll ich Ihnen das Haus zeigen? Oder möchten Sie lieber erst eine Tasse Tee? Sie müssen erschöpft sein nach der Reise.“
Das war so typisch englisch. Offensichtlich wollte sie besonders freundlich sein. Aber Robinson wollte nur allein gelassen werden, um einen klaren Kopf zu kriegen.
„Sie haben recht. Ich bin erschöpft. Morgen bekäme ich doch sicherlich auch ein Ticket für die Museumsführung. Und einen Platz zum Schlafen finde ich selber.“
Er bemerkte, dass Alice einige Sekunden brauchte, um seine Antwort zu verstehen, so höflich er sie auch formuliert hatte.
„Selbstverständlich. Natürlich.“
Sie stockte, ihr Lächeln war noch da, erreichte aber nicht mehr ihre Augen. Sie schien einen Moment lang verloren und rieb ihre Handflächen an ihrer Jeans, als wisse sie nicht recht, wohin sie gehen sollte. Er sah auf ihre nackten Füße und hoffte, dass sie nicht barfuß nach draußen gehen wollte.
„Gut, dann lasse ich Sie mal allein“, sagte sie schließlich und fügte dann verlegen hinzu: „Hier geht’s lang.“ Sie wandte sich ab und ging durch eine der großen Türen, die vom Hausflur abgingen.
Neugierig folgte er ihr, in Richtung Küche, wie er schnell erkannte.
„Dies ist die Küche“, sagte sie überflüssigerweise. Er beobachtete, wie sie im Vorübergehen mit ihren Fingern über die Kochinsel fuhr, eine beinahe zärtliche Berührung. „Der Herd ist ein wenig eigensinnig. Aber ich zeige Ihnen, wie man ihn anstellt, wenn Sie wollen.“
„Ich bin kein großer Koch“, brummte er. Ein Understatement. Er hatte je kaum mehr als Speck und Eier in seinem Leben gebraten.
„Okay.“
Sie ging zur Hintertür und hielt dann mit der Hand auf dem Türgriff inne.
„Ich gehe dann mal“, sagte sie und ließ ihren Blick über ihn und die Küche schweifen.
Machten die Engländer das so? Dass sie das Haus durch die Hintertür verließen?...




